Urban Mimics
Urban Mimics (Komposition aus engl. 'to mimic' = nachahmen, mimen, und dem Suffix '-s') ist ein neuzeitliches Kunstphänomen, das durch eine Kontextverschiebung des Mimikry auf den städtischen Raum entstand. Dabei kommt es zu einer optischen Übereinkunft eines Subjekts mit seiner Umwelt durch Verschmelzung und/oder kontextuelle Erweiterung.
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[Verbergen]Urban Mimics in der Bildenden Kunst[Bearbeiten]
Der chinesische Künstler Liu Bolin lässt sich in das Phänomen Urban Mimics einordnen, indem er die Kleidung seines menschliches Motivs bemalt und es optisch in der Umgebung verschwinden lässt. Auf diese Weise schafft er eine fast schon surreale Verschmelzung mit der Umgebung, die er photografisch festhält. Der Künstler betreibt in hoher Perfektion das, was der Urban Mimics Philosophie zu Grunde liegt: Die Verschmelzung mit urbanen Landschaften steht im Mittelpunkt seiner Arbeit.
Weitere Künstler, die man Urban Mimics zuordnen kann, sind:
- Der Künstler Jürgen Weber und der Fotograf Jochen Rolfes arbeiten seit 2010 als Kunstduo im Bereich Body Art und Paint Photos zusammen. Bei ihren Projekten lassen sie die Models mit deren Hintergrund verschmelzen.
- Laurent La Gamba, ein französischer Künstler, der vor Supermarktregalen oder in der freien Umgebung seine Kunst praktiziert, indem er einen Ghillie-Anzug so realistisch bemalt, dass der Träger optisch mit der Umgebung eine Symbiose eingeht. Typisch bei seinen Inszenierungen ist es, dass der Kopf des Modells immer ungeschminkt ist.
- Desiree Palmen, ein niederländischer Künstler, die so realistisch Baumwoll-Overalls anmalt, dass der Träger mit seiner Umgebung verschmilzt und ist fast unsichtbar wird.
- Emma Hack, eine Bodypainter, inszeniert ihre Kunst auf der nackten Haut ihrer Modelle. Indem sie ihr Modell vor einer Fototapete in Szene setzt und detailgetreu die grafischen Elemente auf der Haut realistisch ergänzt.
Urban Mimics im Film[Bearbeiten]
In Filmen werden Urban Mimics vor allem für narrative Überraschungsmomente eingesetzt. So bewegt sich der Akteur nichts ahnend durch eine Landschaft und plötzlich erscheint ein Feind, der diesen erschreckt. Das Urban Mimics als Gestaltungselement dient hier bei vor allem dazu, den Zuschauer während der Rezeption unvorhergesehen zu überraschen. Beispiele hierfür finden sich unter anderem bei Die Mumie kehrt zurück, wo die Protagonisten kurz vor der Erreichung ihrer Ziels von mumifizierten Pygmäen angegriffen werden.[1] Aber auch bei Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 findet sich ein Urban Mimics: Als William Turner (Orlando Bloom) Kaptain Jack Sparrow (Johnny Depp) auf einer Inseln sucht und dort überraschend von einem Kannibalenstamm überwältigt wird.[2] Aber auch im Film Garden State wird das Urban Mimics als Gestaltungselement verwendet.[3]
Urban Mimics in der Werbung[Bearbeiten]
Urban Mimics wird in der Werbung als gestalterisches Mittel eingesetzt, um Aufmerksamkeit beim Rezipienten zu erzeugen. Durch die vornehmlich coloristische wie auch monochrome Farbgestaltung in der Bildkomposition, bleibt das beworbene Produkt im Gedächtnis des Betrachters länger verankert und übernimmt dadurch auch eine unterhaltende Funktion:
- Ebay - „Genau was ich will“ (TV-Spot, Deutschland, 2006)
- Deutsche Amphibolin-Werke für Alpinaweiß - "WWF“ (TV-Spot, Deutschland, 2009)
- Tiger Beer - "Know The Not Known" (Making Off, England, 2011)
Spezifizierungen des Urban Mimics: Urban Camouflage[Bearbeiten]
Urban Camouflage begann als Studentenprojekt an der Konstfack Stockholm, das von dem Künstler Juan-Pedro Fabra betreut wurde. Ziel des Projektes war, eine Tarnung zu entwickeln, die im öffentlichen Raum realisiert werden kann. Hierfür orientierten sich Studentinnen an den Scharfschützentarnanzügen, den Ghillie Suits, die sie in den kommerziellen Raum des Alltags leiteten. Sie entwickelten für das schwedische Möbelhaus Ikea sowie für dessen Lager eine spezielle Tarnmethode. Diese spezielle Form der Tarnung passt sich nicht nur farblich, sondern auch dreidimensional an die Umgebung an. Bei Urban Camouflage wird nicht nur die Identität des Trägers verborgen, sondern lässt auch aus dem Gedächtnis entfallen, dass sich darunter überhaupt ein Mensch verbirgt.
Urban Mimics als urbanes Trendphänomen[Bearbeiten]
Urban Mimics ist ein Kunstphänomen, das sich wie Cultural Jamming und Cultural Hacking zum Ziel gesetzt hat, die Umwelt, um das Subjekt herum, künstlerisch zu verändern. Vermehrt findet es auch Anhänger abseits der Bildenden Kunst, die sich den städtischen Raum aneigenen um die Philosophie des Urban Mimics zu realisieren. Hier für greifen die Urban Mimics-Performer vor allem soziale Netzwerke wie Facebook, Flickr, Twitter und YouTube auf, um ihre Absicht zu kommunizieren.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Filmausschnitt, Die Mumie kehrt zurück mit einem Urban Mimics.
- Hochspringen ↑ Filmausschnitt, Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2 mit einem Urban Mimics.
- Hochspringen ↑ Filmausschnitt, Garden State mit einem Urban Mimics.
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Weblinks[Bearbeiten]
- Informationen im Artnet über Liu Bolin
- Homepage von Jochen Rolfes und Jürgen Weber
- Homepage von Laurent La Gamba
- Homepage von Desiree Palmen
- Homepage von Emma Hack
- Interview mit den Macherinnen von Urban Camouflage auf Kavantgarde – Kunst und Kultur aus Karlsruhe
- Homepage der Künstlergruppe Urban Camouflage
- Die Zeit: Artikel zu Urban Mimics
- The Gap: Artikel zu Urban Mimics
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