Grenzpolizei-Kommissariat Przemysl

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Das Grenzpolizei-Kommissariat Przemysl (GPK Przemysl) war an der Jahreswende 1939/1940 eine Grenzpolizeidienststelle an der damaligen Demarkationslinie[1] zwischen dem Generalgouvernement und der Sowjetunion im Grenzbereich zwischen Polen und der Slowakei[2]. Die Außenstelle der Sicherheitspolizei behielt die Bezeichnung GPK Przemysl auch nach dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 bis zur Auflösung im Juli 1944[3].

Inhaltsverzeichnis

Befehlsstrang des GPK Przemysl[Bearbeiten]

Der ordentliche oder sogenannte fachliche Befehlsweg ging vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) über die Staatspolizeileitstellen zu den Staatspolizeistellen bzw. zu den Grenzpoliei-Kommissariaten (GPK). Die GPK lagen an den Grenzen des Befehlsbreichs des NS-Regimes bzw. an den Außengrenzen der besetzten Gebiete.

Im Generalgouvernement (GG) als Teil des besetzten polnischen Staatsgebietes gab es einen Befehlshaber der Sicherheitspolizei (BdS) mit Sitz in Krakau. Für jeden Distrikt im GG gab es einen Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS). Dem KdS unterstanden die GPK. Der ordentliche Befehlsweg für die GPK im GG lief damit vom RSHA über den KdS zu den GPK.

Weiterhin hatte Heinrich Himmler als Chef der deutschen Polizei im GG die Instution eines Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) eingerichtet, der dem BdS im GG Befehle erteilen konnte. Weiterhin gab es für jeden Distrikt im GG einen SS- und Polizeiführer (SSPF), der die unmittelbare Befahlsgewalt über die GPK hatte. Damit gab es neben dem ordentlichen Befehlsweg den außerordentlichen Befehlsweg vom HSSPF über den SSPF zu den GPK.[4]

Leiter des GPK Przemysl[Bearbeiten]

Die Leiter der Dienststelle des GPK Prezemysl waren:

  • Kriminalsekretär Friedrich Preuss von 1939 bis Mai 1941
  • Kriminalkommissar Lux für wenige Wochen ab Mai 1941
  • SS-Untersturmführer Adolf Benthin bis Herbst 1942
  • SS-Sturmscharführer Rudolf Heinrich Bennewitz bis Anfang 1944
  • Hauptsturmführer Herbert Weichelt als letzter Leiter bis zur Auflösung der Dienststelle im Juli 1944[5]

Aufbau des GPK Przemysl[Bearbeiten]

Przemysl wurde durch die Wehrmacht im September 1939 erobert. Der Fluss San trennte die Stadt in einen östlichen und westlichen Teil. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Polen fiel der östliche Teil unter sowjetische Verwaltung, der westliche Stadtteil Zasanie unter deutsche Verwaltung.

Die Dienststelle der GPK Przemysl wurde um die Jahreswende 1939/1940 eingerichtet. Die Mannschaftsstärke betrug anfangs 10 bis 15 Leute der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Weiterhin hatte die GPK noch Schreibkräfte und Fahrer. Als Übersetzer kamen noch zwei bis vier Dolmetscher hinzu. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 bezog die Dienststelle ein mehrstöckiges Haus am westlichen Ufer des San. Im Erdgeschoss wurde die Wache der Dienststelle und die allgemeine Abteilung eingerichtet.

Im 1. Stockwerk waren die anderen beiden Abteilungen (Referate) und das Dienstzimmer des Dienststellenleiters vorhanden. Im obersten Stockwerk hatte der Dienststellenleiter seine Wohnung. Bis Mitte 1941 wohnten auch die anderen Angehörigen mit Dienstgraden der Polizei des GPK in diesem Gebäude. Dann erfolgte für diese Angehörigen ein Umzug in die Pierackiego 4 in der Altstadt von Przemysl, die im östlichenTeil der Stadt lag.

Im Keller des Dienstgebüdes waren zwei Räume als Haftzellen eingerichtet worden. Sie wurden als sogenanntes "Hausgefängnis " bezeichnet. Darin konnten 15 bis 20 Gefangene gehalten werden.

Organisation des GPK Przemysl[Bearbeiten]

Das GPK Przemsyl war in drei Referaten unterteilt:

  • das allgemeine oder politische Referat III A
  • das Referat Widerstandsbekämpfung III B
  • das Referat Spionageabwehr III C

Das Referat III A bestand aus fünf bis sechs Gestapoleuten und bearbeitete anfangs alle mit der jüdischen Bevölkerung anfallenden Angelegenheiten. Deshalb wurde dieses Referat auch als "Judenreferat" bezeichnet. Die anderen beiden Referate III B und III C waren mit drei bis vier Gestapoleuten besetzt. Es gab bei dem GPK allerdings keine festen Aufgaben und Angelegenheiten. Der Dienststellenleiter teilte nach seinen Vorstellungen die Aufgaben und die dazu abkommandierten Leute ein[6].

Die Angehörigen des GPK Przemsyl waren an den Deportationen und Massenhinrichtungen der jüdischen Bevölkerung aktiv beteiligt, die u.a. in das Vernichtungslager des KZ Belzec[7] führten.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. die Demarkationslinie bezeichnete 1939 die Grenzlinie, die die von der deutschen Wehrmacht und der Sowjetunion besetzten Gebiete Polens trennte
  2. Przemyśl in der deutschen Wikipdia
  3. Przemysl. Holocaust Education & Archive Research Team, 2007, abgerufen am 10. Mai 2014 (englisch).
  4. C.F. Rüter, Justiz und NS-Verbrechen, Band XXXI, Lfd. Nr. 699, München 2004, S. 523ff
  5. Trials. In: Association of Jewish Refugees (Hrsg.): AJR Information. Vol. XVIII, Nr. 2, Februar 1963, S. 2, Sp. 2 (PDF-Datei; 5,7 MB [abgerufen am 10. Mai 2014]).
  6. C.F. Rüter, Justiz und NS-Verbarchen, Band XXXI. ebenda, S. 543
  7. Vernichtungslager Belzec
  8. C.F. Rüter, Justiz und NS-Verbrechen, Band XLIV, Lfd. Nr. 872a, Amsterdam 2011, S. 597f
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