Sallet "all antika"" in Form eines Löwenkopfes
Der Sallet "all antika"" in Form eines Löwenkopfes ist ein italienischer Helm aus dem Jahre 1475–1480. In der Konstruktion gleicht er den italienischen Salets (Sturmhaube) des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Hersteller des Helms sind unbekannt, da keine Beschlagmarken zu finden sind, aber nach Expertenmeinung handelte es sich Aufgrund der handwerklichen Ausführung und Gestaltung um einen sehr talentierten und erfahrenen Meister seines Faches, der Aufgrund der Herstellungsmerkmale aus Italien stammte und der Löwenkopf in perfekter Weise auf das Salet passt. Die Arbeit wurde von zwei Meistern hergestellt wobei der eine ein Plattner und der andere wohl Goldschmied war.
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[Verbergen]Beschreibung[Bearbeiten]
Der Sallet "all antika"" in Form eines Löwenkopfes besteht aus zwei Teilen. Der Helm, der sich unter der Löwenkopfdarstellung befindet, ist aus Eisen und in seiner Formgebung ein typische italienische Sturmhaube aus dem Bereich Venedigs, die aus vier einzelnen Panzerplatten zusammengesetzt ist. Die Platten sind so zusammengefügt, dass sie am vorderen Helm eine T-förmige Öffnung für Augen und Gesicht bilden, die Stirn und Wangenpartie bis hinunter zu dem Unterkiefer schützt. Am Hinterkopf ist der Helm so gearbeitet, dass er mit zwei einzelnen, zusammengenieteten Platten, die am Ende leicht spitz zusammenlaufen, das Genick des Trägers schüzt. Die unteren Ränder sind umgeschlagen und glatt gearbeitet, die Oberfläche ist nicht poliert, so dass die Hammerschläge von den letzten Arbeitsgängen der Fertigung noch zu sehen sind. Die schwarze, natürliche Farbe des Schmiedevorganges ist noch im Original erhalten, ebenso wie das Lederfütter in der Helminnenseite.
Auf diese Sturmhaube ist der Löwenkopf aufgenietet, der aus Kupferblechplatten getrieben ist, die miteinander verlötet sind. Die Nähte werden durch die Oberfläche verborgen. Die Darstellung des Löwenkopfes ist sorgfältig erstellt und bedeckt fast die gesamte Oberfläche des Helmes. Die Treib- und Punzarbeiten sind so ausgeführt das viele feine Linien parallel nebeneinander liegen, die das Fell des Löwen imitieren. Gesicht, Nase und Ohren sind sorgfältig durch runde Punzeneinschläge gestaltet, die eine feine Oberfläche bilden. Die Augen sind ursprünglich mit dunklen, polierten Steinen eingesetzt, von denen nur noch das linke Auge im Original erhalten ist. Das rechte Auge wurde durch einen Einsatz aus dunkelgrünem, Blasen enthaltendem Glas ersetzt, das nicht ganz die korrekten Abmessungen des linken Auges hat, zu welchem Zeitpunkt ist nicht bekannt.
Der Helm ist der einzige noch existierende Paradehelm des 14. Jahrhunderts, der im Stil "all antica" entworfen und hergestellt wurde. Er unterscheidet sich in Konstruktion und Machart wesentlich von den im 16. Jahrhundert hergestellten Paradehelmen der berühmten Plattner und Dekorateure wie den Negrolis, Lucio Piccinino, Pompeo della Cesa, Etienne Delaunè, Eliseus Libaerts, Anton Pfeffenhauser, Wolfgang Großschedel, Kunz Lochner, Jörg Sorg, den Helmschmids und anderer, die ihre Helme aus einer einzigen Panzerplatte herstellten. Der Herstellungsprozess für diese Prunkrüstungen schädigte die innere Struktur des Stahls und bot durch die getriebenen Oberflächen eher eine Angriffs- statt eine Abwehrfläche, da die Waffen der Gegner an den Verzierungen einen Halt fanden, dort wo der Helm eigentlich eine Abprallfläche vorfinden sollte. Dies ist einer der Gründ dafür, dass die meisten der bekannten Prunk- und Paraderüstungen bis auf Ausnahmen ausschließlich für Paradezwecke, aber nicht für den Kampfeinsatz geeignet waren. Bei dem Sallet "all antika"" in Form eines Löwenkopfes im Metropolitan Museum sieht man also einen typischen Vertreter der Paradehelme des 15. Jahrhunderts, dessen kupferne Prunkdekorationen über einem kampffähigen Helm angebracht, die Kampffähigkeit dessen nicht beeinträchtigten.[1][2].
Die Löwendarstellung war ein in der Renaissance beliebtes Element zur Rüstungsdekoration, die sich auch heute noch auf vielen erhaltenen Rüstungen findet. Zum einen diente der Löwe als königliches Symbol, des weiteren als Symbol für Kraft und er schuf gleichzeitig eine Brücke zu dem in der Antike und der Renaissance beliebten Helden Herkules, der ebenfalls mit dem Fell des nemäischen Löwen bekleidet war und bei dem der Kopf des Löwen ebenfalls als Herkules Kopfbedeckung diente, so das der Träger in gewisser Weise auf Paraden als „neuer“ Herkules erscheinen konnte. Ebenfalls besteht eine Brücke zu der Zeit des römischen Imperiums, in dem die Standartenträger der römischen Legionen, die Signifer auch ein Löwenfell als Körper- und Kopfbedeckung trugen. Beispiele dafür finden sich unter anderem auf dem Triumphbogen des Kaisers Konstantin des Großen und der Trajanssäule.
Ein Helm fast gleicher Art konnte auf den Darstellungen des Triumphbogens am Castel Nuovo in Neapel gefunden werden (siehe Bild rechts), der 1457 fertiggestellt wurde. Das Relief zeigt König Alfonso I. von Neapel und seinen Sohn Ferrante, umringt von Soldaten, wovon einer einen Löwenhelm trägt. Die sehr genaue Darstellung der Rüstteile der Figuren lässt vermuten, das existierende Vorbilder für Helme und Rüstungen verwendet wurden, um diese Reliefs zu schaffen, wobei es sich aber nicht um den hier beschriebenen handelt, da sie Unterschiede aufweisen und die Konstruktion etwa zehn- oder zwanzig Jahre Differenz in der Herstellungszeit aufweist.[3]
Literatur[Bearbeiten]
- Philippe De Montebello, Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.): The Metropolitan Museum of Art Guide. Metropolitan Museum of Art, 1994, ISBN 978-0-87099-710-5, S. 63.
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Helm (23.141) auf der Website des Metropolitan Museum of Art, New York
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Stuart W Pyhrr: Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries. Metropolitan Museum of Art, 1998, ISBN 978-0-87099-872-0, S. 92–94 (dt., engl., franz.).
- Hochspringen ↑ Der Helm auf der Website des Metropolitan Museum New York, (engl., eingesehen am 03. Januar 2014)
- Hochspringen ↑ Stuart W Pyhrr: Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries. Metropolitan Museum of Art, 1998, ISBN 978-0-87099-872-0, S. 93–94 (dt., engl., franz.).
