Rüstung des Fürsten Nikolaus Radziwill

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Rüstung des Fürsten Nikolaus Radziwill

Die Rüstung des Fürsten Nikolaus Radziwill ist eine sogenannte "halbe Rüstung" deutscher Herkunft, die von dem Plattner Kunz Lochner (ca.*1510–† 19. August 1567) aus Augsburg um 1555 für Nikolaus Radziwill auch genannt "der Schwarze", (* 4. Februar 1515 in Nieśwież; † 28. Mai 1565 in Vilnius), Herzog von Nieswiez und Olyka, Reichsfürst, Großkanzler und Marschall von Litauen, Woiwode von Wilna, hergestellt wurde. Da Radziwill als mächtigster Magnat Polens extrem Reich war, war es für ihn möglich eine Rüstung zu bestellen, die mit der seines Königs noch in Konkurenz treten konnte, zumal Sigismund II. Rüstung nur aus Ross- und Reiterharnisch bestand, die seine aber eine Rüstungsgarnitur war.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung[Bearbeiten]

Die Rüstung des Fürsten Nikolaus Radziwill besteht aus einer geschlossenen Sturmhaube, Ringkragen, Brust- und Rückenpanzer, ganzen Armzeugen und Tassetten.

Die Sturmhaube hat einen hohen Kamm, Augenschirm und bewegliche Wangenklappen. Die Armzeuge sind mit dreifsch geschobenen Achseln ausgestattet, die beide mit einem Brechrand versehen sind. Die rechte Achsel ist verkleinert und besitzt einen Ausschnitt für die Positzionierung der Lanze beim Anreiten. Die Armzeuge sind bis auf die Ellbogenbeuge geschlossen. Die Panzerhandschuhe bestehen aus Hentzen mit einem separaten Daumenteil. Der Brustpanzer hat einen Mittelgrat, die Tassetten sind dreifach geschoben.

Die Dekoration besteht aus Gravuren, Ätz- und Malarbeiten, sowie der Verwendung von Kaltemaillè (Rostower Finift). Die Oberfläche der Rüstung ist fast im ganzen vergoldet. Die Dekorationsmotive sind in Bandarabesken über den gesamten Harnisch verteilt und bedecken diesen ähnlich einer aufgebrachten Decke. Die Arabesken sind in den Farben Rot, Schwarz und Gold ausgeführt. DFer Künstler der die Ätzmalereien ausführte ist nicht bekannt. Das Innenfütter der Rüstung besteht aus rotem Samt.

Bei einem Besuch am Hof seines Schwagers Sigismund II. August von Polen sah er dessen Rüstung (Harnisch für Ross und Reiter Sigismund II. August von Polen) und bestellte sich bei Kunz Lochner ebenfalls eine Rüstung oder genauer eine Garnitur, die Sigismunds in Farbenpracht und Ausstattung noch übertreffen sollte.

Erzherzog Ferdinand von Tirol erwarb die Rüstung 1581 für seine persönliche Sammlung, die auf Schloss Ambras ausgestellt ist. Hier wurde sie mit der Rüstung von Nikolaus Christoph Radziwill (*1549-†1616), dem Sohn Nikolaus IV. verwechselt und falsch zugeordnet. Viele Teile der Garnitur kamen aus der Sammlung wahrscheinlich während der Napoleonischen Kriege abhanden und wurden in andere Museen wie das Metropolitan Museum New York und das Musèe de la Armèe in Paris verbracht[1],[2], [3]. Im Metropolitan Museum befinden sich unter anderem die Rossstirn, Verstärkungsplatten, eine Platte des Crinet, Wechseltassetten und eine Brechscheibe. Im Musee de le armee in Paris unter anderem der Rennhut der Garnitur.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Die Rüstung auf der Website des Kunsthistorischen Museum Wien, (deut., eingesehen am 01. Januar 2014)
  2. Die Rüstung auf der Website von Europeana, (deut., eingesehen a, 01. Januar 2914)
  3. Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Gothic and Renaissance Art in Nuremberg, 1300-1550, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1986, Seite 468, 469, ISBN 978-0-87099-466-1

Literatur[Bearbeiten]

  • Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.), Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Gothic and Renaissance Art in Nuremberg, 1300-1550. Metropolitan Museum of Art, 1986, ISBN 978-0-87099-466-1, S. 468 (engl.).
  • Roberto Capucci, Christian Beaufort-Spontin, Kunsthistorisches Museum Wien: Roben wie Rüstungen. Das Bundesministerium, 1990, ISBN 978-3-900926-07-6, S. 145 (engl.).
  • Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. National-Museum, 2002, S. 227.
  • Stuart W. Pyhrr, Donald J. LaRocca, Dirk H. Breiding: The Armored Horse in Europe, 1480-1620. Metropolitan Museum of Art, 2005, ISBN 978-1-58839-150-6, S. 48–50.

Weblinks[Bearbeiten]