Neue Arbeit

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Disambig mirror 2.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Neue Arbeit (Begriffsklärung) aufgeführt.

Neue Arbeit (en:New Work) bezeichnet im Zeitalter der Industrie 4.0 bzw Arbeit 4.0 eine Arbeitskultur,[1] in der Menschen infolge fortschreitender Automatisierung und Digitalisierung einfacher und produktiver arbeiten und freier leben können.

New Work Bewegung[Bearbeiten]

Neues Arbeiten hilft dabei vor allem Unternehmen, projekt- und leistungsbezogene Ziele schneller und besser zu erreichen und flexibel auf sich ständig verändernde Anforderungen zu reagieren. Aber auch Arbeitnehmer profitieren von Faktoren wie Arbeitskomfort, freie Zeiteinteilung und Arbeiten von zuhause (Stichwort: Telearbeit im Home Office).
Die Idee des neuen Arbeitens geht auf Frithjof Bergmann zurück, der unter Berücksichtigung stetiger Produktivitätssteigerungen infolge von Automation und technischem Fortschritt das Konzept „New Work“[2] für eine Kultur der „Neuen Arbeit“ entwickelte,[3] die den Menschen vermehrt Freiheit, Selbstständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe in der sich verändernden Arbeits- und Lebenswelt bieten soll. Im Zuge der Digitalisierung, kommerziellen Nutzung des Internets und Anwendungsmöglichkeiten künstlicher Intelligenz wurden die Vorstellungen Bergmanns aus den 1980er Jahren in der Soziologie und von Arbeitswissenschaftlern mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung und Psychologie nach 30 Jahren wieder aufgegriffen.[4] Verschiedene Consulting-Unternehmen sowie Hard- und Softwareanbieter vermarkten Ideen des neuen Arbeitens als Teil ihrer Lösungskonzepte für Change-Management oder eine neue Arbeit mit IT-Systemen, z.B. auf der CeBit 2010 Microsoft unter dem Werbeslogan „Das Neue Arbeiten“.
Neues Arbeiten ist jedoch nicht nur eine Art Synonym für mehr Effizienz und Vereinfachung von Geschäftsprozessen – es bedient auch den allgegenwärtigen Wunsch nach besserer Work-Life-Balance, da durch schlankere, effizientere Prozesse sowie zeitliche und monetäre Einsparungen und Einkommenssteigerungen unter Umständen generell ein erhöhter Arbeits- und Lebenskomfort mit Vorteilen wie freie Zeiteinteilung beziehungsweise mehr Freizeit für den Einzelnen entstehen kann. Mikroökonomische Analysen zu Einkommenserhöhungen zeigen, dass diese die Verkürzung der Arbeitszeit bewirken.[5]
Neues Arbeiten umfasst alle Prozesse und Anforderungen, die sowohl für den Erfolg und die Effizienz eines Unternehmens, als auch für die Lebensqualität und Zufriedenheit jedes Einzelnen im Unternehmen und darüber hinaus relevant sind.

Hintergrund[Bearbeiten]

Durch fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung verändern sich in Unternehmen die Arbeitsprozesse, insbesondere die Kommunikation und der Informationsaustausch ständig. Dabei besteht für Unternehmen jeder Größe die Anforderung, die Leistungsfähigkeit und Geschäftsprozesse zu Gunsten der Wettbewerbsfähigkeit fortlaufend zu optimieren und anzupassen. So sind neben einem neuen „Arbeitsdenken“ und den entsprechenden Strukturen und Prozessen in Unternehmen vor allem neue, dynamische Technologien beziehungsweise Anwendungen erforderlich, die sich permanent weiterentwickeln, um den wachsenden Anforderungen und sich verändernden Bedürfnissen gerecht zu werden.

Neue Arbeit mit IT-Systemen[Bearbeiten]

Lösungskonzepte, die Hard- und Softwareanbieter unter Slogans – wie „Das Neue Arbeiten“ von Microsoft – anbieten, beschreiben den Einsatz von IT-Systemen für alle Benutzer- und Gerätetypen, vom Sachbearbeiter bis zum Manager und vom Notebook oder Mobilphone bis zur Workstation, die in Unternehmen eine neue, intuitivere Arbeitswelt entstehen lassen.[6] Die Implementierung dieser Arbeitsmittel in Geschäftsprozesse erfolgt immer mit dem Ziel, die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen, die Zusammenarbeit zu verbessern, eine fundierte Entscheidungsfindung zu unterstützen und neue Erkenntnisse über Kunden und Projekte zu gewinnen. Benutzer können über alle Kommunikationskanäle auf Daten zugreifen und zusammenarbeiten, unabhängig von Ort und Zeit, über PC, Mobil-Telefon oder Browser. So lassen sich schneller Informationen aus verschiedensten Quellen zusammenführen und dementsprechend auch schneller fundierte Entscheidungen treffen. Insgesamt bleiben auch in Zukunft die vertrauten Autoren-, Analyse- und Kommunikationstools weiterhin relevant, sind jedoch für sich genommen „nicht mehr gut genug“, um Mitarbeiter wie Information-Worker in die Lage zu versetzen, ihren Unternehmensbeitrag zu maximieren oder dem Ansturm neuer Daten gewachsen zu sein.

Ergebniserwartungen[Bearbeiten]

Reduzieren der „Informationsflut“

Bezogen auf die persönliche Produktivität des Einzelnen besteht eine Konsequenz der Maxime „Immer up to date“ in der Herausforderung, Aufgaben nach Prioritäten zu ordnen, sich auf sie zu konzentrieren und ohne Unterbrechung abzuarbeiten. Früher bestand die Lösung dieses Problems darin, einen anderen Mitarbeiter damit zu beauftragen sich um alle administrativen Einzelheiten zu kümmern, die seitdem das Aufgabengebiet der Information-Worker bilden. Heute und in Zukunft können diese Aufgaben größtenteils von Software erledigt werden.

Verwalten von Kommunikationsmedien

Im geschäftlichen Umfeld bedeutet dies, dass Information-Worker auf sämtliche aufgabenbasierten Daten – Projektmitteilungen, Besprechungen, Branchenanwendungen, Kontakte und Terminpläne – von einer einzigen Ansicht aus zugreifen können, wobei es unerheblich ist, ob sie sich gerade am Schreibtisch, im Nebengebäude, im Auto oder im Home Office befinden.

Präsenzinformationen

Präsenzinformationen, die Dokumenten oder Workflowprozessen beigefügt werden, können dafür sorgen, dass der Leser umgehend mit Autoren, Prozesseigentümern oder Experten in Kontakt treten kann, um Kundendienstprobleme oder andere Prozessausnahmen schnell aus der Welt zu schaffen. Präsenzinformationen können helfen, Informationen an das jeweils am besten geeignete Medium weiterzuleiten – Desktop, Mobiltelefon, Voicemail und so weiter – damit sie den Empfänger schnellstmöglich erreichen, oder können für den Information-Worker eine Möglichkeit darstellen, seinen Verfügbarkeitsstatus automatisch für verschiedene Kommunikationsarten anzugeben.

Teamarbeit

Mithilfe von Software lassen sich schon heute gemeinsam genutzte Arbeitsbereiche realisieren, in denen die Mitarbeiter in Teamarbeit wesentlich effektiver als in der Vergangenheit zusammenarbeiten können. Es ist nicht mehr notwendig, dass sich Teammitglieder im Hinblick auf ihre Fortschritte oder im Hinblick auf Fragen („Wer verfügt über die neueste Version eines Projekts?“ oder „Welche Dokumente müssen verteilt werden?“) gegenseitig manuell auf den neuesten Stand bringen, denn alles befindet sich an einem zentralen Ort und kann von jedem eingesehen werden.

Zusammenarbeit zwischen Organisationen

Softwareanwendungen, die als Webservice bezeichnet werden, machen es möglich, dass Unternehmen Daten mit Partnern austauschen, indem eine gemeinsame Übereinkunft getroffen wird, wie Daten strukturiert, gemeinsam genutzt und gesichert werden. Auf diese Weise sind die Mitarbeiter in beiden Unternehmen in der Lage, den gesamten Wertschöpfungsprozess so zu behandeln, als vollzöge er sich unter einem Dach.

Die richtigen Informationen finden

Es kommt immer wieder vor, dass ein leitender Angestellter eine Frage stellt, deren Antwort sich nicht ohne Weiteres aus den Datenarchiven des Unternehmens ableiten lässt. Zum Beispiel die Frage nach der Gesamtrentabilität: In Unternehmen wird die Rentabilität meist nur auf Abteilungsebene berechnet. Gegenwärtig müsste ein Spezialist die Daten noch immer manuell auswerten, um eine Antwort auf diese Frage geben zu können. Die Frage kann natürlich beantwortet werden, aber es dauert lange, ist mühsam und sehr teuer. Zukünftig werden sich die Systeme so entwickeln, dass Informationen automatisch organisiert und verwaltet werden. So wird sich ein vollständiger Wandel der Art und Weise vollziehen, wie wir an die Suche nach Informationen herangehen.

Business Intelligence

Mit Mustererkennung und anderen fortschrittlichen Algorithmen lassen sich Millionen Gigabyte an Daten analysieren, um Trends zu erkennen, die ein menschlicher Analyst gegebenenfalls übersehen würde. Informationen, die (entsprechend den Geschäftsregeln des Systems) aussagekräftige Wechselbeziehungen darstellen, werden für den Analysten und in den automatischen Systemen des Unternehmens angezeigt, damit die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden können. Hierbei wird durch die Software auch sichergestellt, dass Maßnahmen, die Änderungen an anderen Arbeitsprozessen nach sich ziehen, automatisch an diese Systeme weitergegeben werden, wodurch das gesamte Unternehmen flexibler wird und schneller auf Informationen reagieren kann.

Optimierung eines strukturierten Workflows

Was auf strukturierte Datensysteme zutrifft, gilt gleichermaßen auch für strukturierte Geschäftsprozesse. Gegenwärtig können Computersysteme ein Problem innerhalb eines strukturierten Prozesses nicht erkennen, es sei denn, es sind äußerst spezifische Bedingungen vorgegeben. Zukünftig werden die Tools der Information-Worker eine weitaus ganzheitlichere Sicht des Workflows bieten und Daten und Kennzahlen zu höchst spezifischen Aktivitäten bereitstellen, mit denen die Erkennung von Fehlern vereinfacht und beschleunigt wird. Auf diese Weise können Frustration, Zeitverluste und Fehlerraten aufgrund von unterbrochenen Prozessen und Systemausfällen erheblich verringert werden.

Unternehmensziele[Bearbeiten]

Auf Unternehmensebene soll neue Arbeit die Verfolgung folgender Unternehmensziele erleichtern:

  • Produktivität und Arbeitsmotivation der Mitarbeiter und Arbeitsgruppen erhöhen,
  • Unternehmenskosten senken,
  • Geschäftsprozesse und Kommunikation mit Kunden und Partnern modern und effizient gestalten,
  • Entscheidungsprozesse informationstechnisch effektiv unterstützen und beschleunigen,
  • Daten- und Kommunikationsmanagement in einer modernen Unternehmensumgebung sicherstellen und schützen.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Schwerpunktthema Arbeit 4.0, Fraunhofer Institut – IEM. (zuletzt abgerufen am 16. August 2024)
  2. Im Englischen gibt es für „Arbeit“ zwei Wörter: „en:Work = konkrete Arbeit“ („Gebrauchswert“ schaffende nützliche Tätigkeit) – vs. – „en:Labour = abstrakte Arbeit“ („Tauschwert“ schaffende Lohnarbeit), vgl. de:Ewald Wassiljewitsch Iljenkow: Диалектика абстрактного и конкретного в „Капитале“ Маркса. (dt. Dialektik des Abstrakten und Konkreten in „Das Kapital“ von Marx), Moskau 1960.
    Frithjof Bergmann beschreibt New Work besonders im Hinblick auf die (zukünftige) Gestaltung „konkreter nützlicher Arbeit“.
  3. Frithjof Bergmann: Neue Arbeit, Neue Kultur. Arbor, Freiburg 2004, ISBN 3-924195-96-X.
  4. Vgl. de:Markus Väth: Arbeit – die schönste Nebensache der Welt. Wie New Work unsere Arbeitswelt revolutioniert. GABAL, Offenbach 2016, ISBN 978-3-86936-720-0; siehe auch Carsten Schermuly: New Work – Gute Arbeit gestalten. Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern. 3. Auflage. Haufe Verlag, Freiburg 2021, ISBN 978-3-648-15002-3.
  5. Vgl. Ronald G. Ehrenberg, Robert S. Smith: Modern Labor Economics. Theory and Public Policy. 6. Auflage. Addison-Wesley Longmann, Amsterdam 1997, ISBN 0-673-98013-8, S. 184.
    Zur abnehmenden Arbeitszeit bei steigenden Einkommen siehe auch Pierre Cahuc, André Zylberberg: Labor Economics. MIT Press, Cambridge 2004, ISBN 0-262-03316-X, S. 12 und de:Thorsten Hens, Paolo Pamini: Grundzüge der analytischen Mikroökonomie. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-28157-3, S. 59ff.
  6. Vgl. Einsatz mobiler Informations- und Kommunikationstechnologie an Arbeitsplätzen., DGUV Information. 211-040, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), Berlin 2015. (zuletzt abgerufen am 14. August 2024)
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