Lohnarbeit

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Lohnarbeit ist die Tätigkeit, die ein „erwerbstätiger Mensch“ anderen Menschen oder einer öffentlichen bzw. privaten Institution[1] anbietet und gegen Entgelt (Lohn) an diese veräußert.

Lohnarbeit als ökonomische Kategorie[Bearbeiten]

In der Klassischen Nationalökonomie ist „Arbeit“ (Eigentum an Arbeitskraft/Lohnarbeit) neben „Grund und Boden“ (Grundeigentum) und „Kapital“ (Eigentum an Produktionsmitteln und produktivem Geldvermögen) einer der „3 Produktionsfaktoren“. Der grundlegende ökonomische Prozess der Produktion und des Leistungsaustauschs vollzieht sich in Arbeits- und Austauschbeziehungen der „erwerbstätigen Menschen“ auf der einen Seite – mit „Grundbesitzern[2] und gewerblichen Kapitaleignern auf der anderen Seite.

Marktwirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten]

Lohnarbeit ist die Tätigkeit, die der „erwerbstätige Mensch“ als Akteur auf dem Arbeitsmarkt anbietet und nachfragenden privaten oder institutionellen „Kapitaleignern“ (Grundbesitzer/Kapitalisten) in Form seiner Arbeitskraft als Ware gegen Lohn bzw. Entgelt verkauft. Die Kapitaleigner als Käufer und die lohnabhängigen Erwerbstätigen als Verkäufer der Ware Arbeitskraft gehen dazu einen Handel ein, in dem sie vorab die zu erbringende Arbeits- und/oder Dienstleistung gemeinsam spezifizieren, die Arbeitszeit festlegen und die Höhe und Zahlungsmodalitäten für das Entgelt vereinbaren. Die wechselseitigen Arbeits- und Leistungsvereinbarungen werden gegebenenfalls in schriftlichen Arbeitsverträgen rechtsverbindlich festgelegt. Ein Sonderfall ist der Unternehmerlohn, den beruflich Selbstständige unter Berücksichtigung der Ertragslage ihrer Geschäfte eigenverantwortlich festlegen und für sich einbehalten.

Arbeitswerttheorie

Nach der Arbeitswerttheorie der „Klassischen Nationalökonomie“ und marxistischen „Politischen Ökonomie“ ist der Produktionsfaktor Arbeit maßgebend für den in Geld gemessenen Wert der damit produzierten Waren. Mit dem Arbeitsentgelt reproduziert der „erwerbstätige Mensch“ seine eigenen und darüber hinaus auch die gesellschaftlich-notwendigen ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen. Je nach – Können und Vermögen – versucht der „erwerbstätige Mensch“ durch die Lohnarbeit auch, seine individuellen Lebensumstände möglichst zu verbessern. Letztlich aber sind die zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsbedingungen notwendigen finanziellen Mittel ausschlaggebend dafür, wieviel Geld für die Lohnarbeit an die „erwerbstätigen Menschen“ ausgezahlt wird.

Gleichgewichts- und Grenznutzentheorie

Unter marktwirtschaftlichen Konkurrenzbedingungen entsteht der Wert einer Ware nach der Grenznutzentheorie nicht durch die verausgabte Arbeit, sondern entwickelt sich mathematisch kalkulierbar in funktionaler Abhängigkeit von der Menge und Qualität des Warenangebots und der Nachfrage auf dem Markt. Auf dem idealen Markt pendeln sich die Marktpreise theoretisch so ein, dass im Endeffekt Angebot und Nachfrage sich im Gleichgewicht befinden. Der in Geld gemessene Wert bzw. Marktpreis einer Ware hängt in erster Linie davon ab, welchen Nutzen die Käufer ihr beimessen, und wie hoch die Gewinnerwartungen der Verkäufer sind. „Jede willkürliche Einmischung in das Spiel von Angebot und Nachfrage unter Wettbewerbsbedingungen ist – von einigen Ausnahmefällen abgesehen – eher schlecht als gut zu nennen.“[3]

Betriebswirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten]

Im Rahmen des betrieblichen Rechnungswesens werden u. a. die Arbeitskosten in Form von Löhnen, Gehältern, Sozialbeiträgen etc. geplant, erfasst und unter Berücksichtigung der Grenzkosten analysiert. Die betriebswirtschaftlich-kaufmännische Bedeutung der Lohnarbeit besteht darin, dass deren Kostenhöhe eine wesentliche und vom Management beeinflussbare variable Größe für die betriebswirtschaftliche Kostenrechnung und Preisgestaltung ist. Die Kosten der Lohnarbeit gehen als variable Kosten[4] zuzüglich der anteiligen Gemeinkosten und geplanten Gewinnerwartung in die Preise (Zielpreise) ein, die das Unternehmen für die hergestellten Güter und Dienstleistungen im Handel erzielen muss. Für die Ermittlung der Entgelthöhe der bereitgestellten/geleisteten Lohnarbeit haben sich in den meisten Branchen – auch zur Vermeidung von Arbeitskämpfen – Verfahren der berufs- und tätigkeitsbezogenen Arbeitsbewertung bewährt. Die systematische Entgeltermittlung erfolgt i.d.R. auf der Grundlage von Lohn-/Entgelt-Tarifverträgen, die die Bezahlung der Lohnarbeit arbeitsrechtlich regeln.[5].

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur (Auswahl)[Bearbeiten]

Volkswirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten]

  • Karl Marx: Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie. Der Produktionsprozess des Kapitals, 4. Auflage, Köln, 2003
  • Stephan Laske, Manfred Schweres (Hrsg.): Arbeitsorientierung in den Wirtschaftswissenschaften – Vielfalt als Krisenindikator oder als Potential? Schriftenreihe zur interdisziplinären Arbeitswissenschaft Band 2. München und Mering, 2014
  • Helge Majer: Moderne Makroökonomik: 1. Auflage, Oldenbourg, 2001
  • Paul A. Samuelson, William D. Nordhaus: Volkswirtschaftslehre – Grundlagen der Makro- und Mikroökonomie, 8. Auflage, Köln, 1987
  • Joseph Stiglitz: Volkswirtschaftslehre, 2. Auflage, Oldenbourg, 1999

Betriebswirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten]

  • Ingo Balderjahn, Günter Specht: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. 7. Auflage. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-7910-3532-1.
  • Marion Bretag: Arbeitszeitflexibilisierung im Interessenkonflikt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern: eine unternehmungspolitische Analyse. Utz, München 2007, ISBN 978-3-8316-0716-7.
  • Keith Cowling; Rattanasuda Poolsombat: Advertising and Labour Supply: Why do Americans work such long Hours (PDF, 38S.; 158 kB). In: The Warwick Economics Research Paper Series (TWERPS), Working Paper 789[2007].
  • Ingo Hamm: Flexible Arbeitszeit: Kontenmodelle – Analyse und Handlungsempfehlungen. Bund-Verlag, Frankfurt am Main 2008, (Schriftenreihe Betriebs- und Dienstvereinbarungen der Hans-Böckler-Stiftung), ISBN 978-3-7663-3729-0.
  • Frank Lorenz; Günter Schneider (Hrsg.): Vertrauensarbeitszeit, Arbeitszeitkonten, Flexi-Modelle: Konzepte und betriebliche Praxis. VSA-Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-89965-108-1.
  • Marcell Schweitzer, Alexander Baumeister (Hrsg.): Allgemeine Betriebswirtschaftslehre – Theorie und Politik des Wirtschaftens in Unternehmen. 11. Auflage. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-503-15801-0.
  • Thomas Straub: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 1. Auflage. Pearson Studium, München 2012, ISBN 978-3-86894-046-6.
  • Günter Wöhe, Ulrich Döring, Gerrit Brösel: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. 26. Auflage. Franz Vahlen, München 2016, ISBN 978-3-8006-5000-2.

Weblinks[Bearbeiten]

 Wiktionary: Lohnarbeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Ein Sonderfall der Lohnarbeit ist die Arbeit eines Eigentümers im eigenen Geschäft für die er Entgelt (Unternehmerlohn) für sich einbehält. Der Geschäftsinhaber verkauft im übertragenen Sinn seine persönlich geleistete Arbeit an die private Institution „eigenes Geschäft“.
  2. René Schiller: Vom Rittergut zum Großgrundbesitz. Ökonomische und soziale Transformationsprozesse der ländlichen Eliten in Brandenburg im 19. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-05-003449-1, S. 183 f.
    Robert Brenner: "Agrarian Class Structure and Economic Development in Pre-industrial Europe". Past and Present 70 (1976), pp. 30–74
  3. Paul A. Samuelsen: Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung. Band II, 6., vollständig neu bearbeitete Auflage. Bund-Verlag, Köln 1975, ISBN 3-434-0065-2 (formal falsche ISBN), S. 37.
  4. Peter R. Preißler, Ulrich Dörrie: Grundlagen Kosten- und Leistungsrechnung: Intensivkurs Betriebswirtschaftslehre. Oldenbourg Wissenschaftsverlag; Auflage: unwesentlich veränderte Auflage (24. März 2004). ISBN 978-3486276053. S. 77–79.
  5. Peter Renneberg: Handbuch Tarifpolitik und Arbeitskampf. VSA Verlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-89965-559-9
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