Kollaborative Kunst
Kollaborative Kunst ist ein Oberbegriff, der bestehende und zukünftige Genres vereint und als Dachterminus dient. Im Zuge der modernen Arbeitsorganisation etabliert sich zusehends die Gruppenarbeit, neuhochdeutsch als ‚Teamwork‘ bezeichnet. Es ist bekannt, dass die Ergebnisse von Teamwork dem Werk einzelner genialer Künstler gleichwertig oder sogar höherwertiger sind, vorausgesetzt, auch geniale Menschen sind Teil der kollaborativen Gruppe.
Während die Gruppenarbeit im modernen Arbeitsleben stark ausgeprägt ist, dominiert im Kunstbereich der einzelne Künstler oder gegebenenfalls die Künstlergruppe, die eine spezifische Kunstrichtungen unter Beibehaltung individualistischer Partizipation am Kunstwerk-Portfolio bedient, d. h. dass jeder Künstler sein eigenes Portfolio besitzt und keine gemeinsam geschaffenen Kunstwerke teilt. Einen komplexeren Anspruch als das Schaffen einzelner stellt die Kollaborative Kunst dar, im Hinblick auf die kollektive Kreation eines gemeinsamen nachhaltigeren Werks. Diese Komposition setzt ein gewisses Maß an sozialen Fähigkeiten voraus, um ein Kunstgut im Verständnis eines synergistischen Ganzen gemeinsam zu schaffen. Gebündelte kreative Kapazitäten versprechen ein höherwertiges Ergebnis , wobei ‚höherwertig‘ als individuelle Wertschätzung des Betrachters bzw. des Publikums zu verstehen ist.
Nimmt man den Ansatz von Beuys, dass jeder Mensch ein Künstler[1] ist und Gruppenarbeit zumeist höherwertige bzw. ausdrucksstärkere Ergebnisse erziele als einzelnes Schaffen, so bietet sich auf natürliche Weise die Entwicklung eines übergeordneten Terminus an. Diesem wird mit dem Begriff Kollaborative Kunst Rechnung getragen. Betrachtet man nun auch noch das derzeitige Zeitalter, mit dem nahenden sechsten Kondratieff-Zyklus und dem emporscheinenden Kandidaten: Kreativwirtschaft, so wird offenbar, dass die beiden Welten Kunst und Arbeit Verschmelzungspunkte besitzen, in der gemeinsamen Herausforderung nach einem höheren Maß an Kollaboration.[2] Sobald das Phänomen ‚Gruppenkunst‘ eine gewisse Wahrnehmungsschwelle in der Bevölkerung bzw. speziellen Gruppen überschreitet, bietet sich die vorausschauende Referenzierung als 'Kollaborative Kunst' an, um einen Container für sich entwickelnde heterogene Ausprägungen bereitzuhalten, auf Basis des gemeinsamen Kollaborativen Kunst-Prinzips. Aufbauend auf Beuys weit gefassten und integrierenden Künstlerbegriff lässt sich sinngemäß eine bekannte beispielhafte Ausprägung der Kollaborativen Kunst anführen, nämlich die ‚Soziale Skulptur‘.[3]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Vgl. Joseph Beuys/Rezeption, Zitat aus dem Interview mit dem Spiegel – Nr. 45, 5. November 1979, S. 268
- ↑ Wolfgang Zumdick: Joseph Beuys als Denker. PAN/XXX/ttt, Sozialphilosophie – Kunsttheorie − Anthroposophie, Mayer, Stuttgart, Berlin 2002, S. 12
- ↑ Barbara Lange: Soziale Plastik, in: Hubertus Butin: DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, S. 276.