Inferentialistischer Strukturalismus

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Der inferentialistische Strukturalismus ist eine Bedeutungstheorie, welche die strukturalistische Grundauffassung von Bedeutung vertritt, indem er die inferentielle Struktur zwischen Symbolen, Zeichen oder Ausdrücken als bedeutungskonstitutiv erachtet. Unter der inferentiellen Struktur sind alle Schlussfolgerungsregeln (Inferenzen) zu verstehen, die über einer Menge von Ausdrücken bestehen. Die Ausdrücke werden durch die Gesamtheit aller Schlussfolgerungsregeln implizit definiert. Der inferentialistische Strukturalismus ging in der Mathematik aus dem Formalismus hervor. Als einer der frühen Hauptvertreter des formalistischen Standpunktes in der Mathematik ist David Hilbert zu nennen. Er verfolgte das Ziel, geometrische Begriffe durch Axiomatisierung von jedem Bezug auf Anschaulichkeit freizuhalten, da er darin eine stete Quelle von Fehlschlüssen sah [1]. Gemäß dem von ihm vertretenen Formalismus besitzen mathematische Begriffe keine weitere Bedeutung als diejenige, die aus der impliziten Definition durch Axiome eines formalen Systems erschlossen werden kann. Ein späterer Vertreter des inferentialistische Strukturalismus ist Wilfrid Sellars. in der von ihm formulierten semantischen Theorie gelten ausschließlich und allein die zwischen Ausdrücken bestehenden Ableitungsrelationen, die als Schlussfolgerungsregeln (Inferenzregeln) bezeichnet werden, als bedeutungskonstituierend [2]. Ein aktueller Vertreter des inferentialistischen Strukturalismus ist Michael Esfeld, der diesen im Rahmen seiner metaphysischen Theorie des Holismus vertritt [3]. Da sich durch Änderung einer einzigen Inferenzregel die Bedeutung aller anderen Ausdrücke ändert, ist der inferentielle Strukturalismus notwendiger Weise ein semantischer Holismus. Darin unterscheidet er sich von anderen strukturalistische Bedeutungstheorien wie dem differentialistischer Strukturalismus, der nicht notwendiger Weise holistisch aufgefasst werden muss, und dem topologischen Strukturalismus, der prinzipbedingt nicht-holistisch ist.

Inhaltsverzeichnis

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. HILBERT, D: Grundlagen der Geometrie. Teubner 1899. Neudruck in HALLET, M.; MAJER, U. (Hrsg.): David Hilbert’s Lectures on the foundations of Mathematics and Physics (1891 - 1933). Springer, 2004
  2. SELLARS, W.: Der Empirismus und die Philosophie des Geistes (1956). Hrsg. und übers. von Thomas Blume, Mentis, 1999
  3. ESFELD, M.: Holismus. Suhrkamp, 2002


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