Helm und Schild Karl V.

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Helm und Schild Karl V.

Helm und Schild Karl V. sind Rüstungsteile, die von Philippo Negroli für Karl V. (* 24. Februar 1500 in Gent; † 21. September 1558 im Kloster San Jerónimo de Yuste, Extremadura) in Italien um 1533 gefertigt wurde. Bei dem Helm und dem Schild handelt es sich um eine sogenannte „Kleine Garnitur“, die nur aus diesen beiden Teilen besteht.

Beschreibung[Bearbeiten]

Helm[Bearbeiten]

Der Helm ist vom Typ eine geschlossene Sturmhaube im "all antika" Stil und aus einem Teil gearbeitet. Zum Helm gehört noch ein fürfallender Bart , der in der gleichen Art, passend zu der Sturmhaube gearbeitet ist. Der Helm wurde so gestaltet, dass er einem menschlichen Kopf gleicht, der mit Gesicht, Lippen Haarwuchs und Ohren ausgestattet ist. Die Helmkalotte ist durch Treibarbeiten, sowie Gravur und Vergoldungen so gestaltet, dass die Oberfläche menschlichem Haarwuchs gleicht. Der Bart ist dem Mund- und Kinnbereich eines Menschen nachempfunden und mit Backen-, Kinn- und Oberlippenbart versehen. In Höhe der Stirn ist ein Lorbeerkranz überstehend ausgearbeitet, der auch als Augenschirm dient. Im Inneren der Stirnplatte ist eine weitere, separate Panzerplatte zur Verstärkung angebracht. Die Wangenplatten sind aus zwei einzelnen Teilen gearbeitet und anschließend zusammengenietet. Sie sind mit Scharnieren zur Befestigung an der Helmkalotte vorgesehen und besitzen Sperren, die verhindern, dass die Wangenklappen zu weit nach innen geschoben werden können. Die Ohren sind fein ausgearbeitet und besitzen an den Ohrläppchen Löcher, die zur Aufnahme von Ohrringen vorgesehen sind.

Um den Augenausschnitt herum sind mehrere Löcher angebracht, die zur Aufnahme eines Innenfutters aus Stoff vorgesehen waren und in denen der Stoff befestigt wurde. Am Nachen sind drei geschobene Panzerplatten angebracht, am Bart zwei, die zum Schutz von Nacken und Hals dienen. Die unteren Geschüberinge sind mit Darstellungen von Akanthusranken und spiralförmigen Verzierungen graviert und mit einem punktförmig geschlagenen Hintergrund versehen. Auf der Rückseite des Helmes ist auf dem unteren Geschübering die Gravur zweier Greifen zu sehen, die ein rundes Medaillon halten auf denen die Säulen des Herkules abgebildet sind, die von Wasser umgeben sind und mit einer über den Säulen angebrachten imperialen Krone versehen sind. Auf dem des Medaillon umgebenden Ring ist der Wahlpruch Karl V. "plus ultra" eingraviert. Auf dem oberen, glattpolierten Rand dieses Geschübes ist die Signatur angebracht, die: „IAC•PHILLIPPUS•NERGROLUS•MEDIOLAN•FACIEBAT-M•D•XXX•III“ (übers.: „Ich Philippo Negroli habe dies im Jahre 1533 geschaffen“). Die Signatur wird von dem Kreuz auf der Krone im Medaillon unterbrochen. Auf dem vorderen, unteren Band ist die Darstellung des Orden vom Goldenen Vlies ausgearbeitet, dessen Träger Karl V. war. Direkt neben dem Vlies ist ein Loch angebracht, das wohl zur Aufnahme einer Applikation, möglicherweise eines brennenden Feuersteins gedacht war. Den unteren Rand der Geschübe bildet ein schmales Band, das mit spiralförmigen, zusammenhängenden Mustern verziert ist.

Eine kleine Merkwürdigkeit, die manche Fachleute dazu veranlasst zu denken, dass Bart und Helm nicht zueinandergehörig sind ist, das die Kette des Ordenscolliers nicht auf den Geschüben des Helmes fortgesetzt ist und ebenso fehlt die Darstellung auf dem dazugehörigen Schild, worauf diese schlossen das nur der Bart zu der originalen Rüstung zählte, zumal die verschlungenen Akanthus-Ornamente ebenso auf dem Schild zu finden sind. Ebenso besteht nach deren Meinung eine Lücke zwischen den Geschüben des Bartes und denen des Helmes. Andere wiederum bestreiten dieses, da Stilwechsel auf Rüstungsteilen nicht ungewöhnlich sind und der Bart beim korrekten Aneinanderlegen perfekt passt. Ebenso sind unbestreitbare Übereinstimmungen bei der Gestaltung der Haarteile auf Helm, Bart und den Wangenklappen nachzuweisen.

Zu dem Bart gehörte ursprünglich noch eine weitere Maske, die auf den Bart aufgesetzt wurde und mit Augen und Sehschlitzen, sowie der Nase ausgestattet war, die aber heute nicht mehr erhalten ist.

Der Schild[Bearbeiten]

Zur Garnitur gehört außerdem noch ein passender Schild, der aus zwei konzentrischen Panzerplatten besteht. Die Hauptplatte ist rund, mit einem Rand versehen und in der Mitte hohl. Hierin wurde die zweite Platte, die einen Durchmesser von 25 cm besitzt, überlappend eingefügt und mit Kopfnieten befestigt. Der Schildbuckel ist kunstvoll als Kopf eines Löwen mit umlaufender Mähne gestaltet. Gesicht und Mähne des Löwen sind sorgfältig ausgearbeitet. Auf dem Gesicht des Löwen sind Falten der Haut zu erkennen und die Mähne besteht aus drei übereinander angeordneten Lagen imitierter Haare, die Augenbrauen sind deutlich mit Haaren ausgestattet, das Maul ist geschlossen und an beiden Mundwinkeln leicht hochgezogen, um die Fangzähne zu zeigen. Die Nasenregion zeigt gepunktet die Schnurrhaare des Löwen. Die Augen sind geöffnet. Auffällig ist die Gestaltung der Ohren des Löwen, die aus gedrehten, verschlungenen Spiralen bestehen. Das Löwenhaupt hat einen Durchmesser von 6,5 cm.

Als nächstes erfolgt zum Außenrand hin eine plane Fläche, die heute in der Metallfarbe belassen ist, ursprünglich aber geschwärzt war und mit zwölf Rundkopfnieten versehen ist. Der Rand des Schildes hat eine Breite von 6,5 cm bis 6,7 cm und besteht aus sechs unterschiedlichen, vergoldeten Motiven in Medaillons, die von Greifen an den Seiten gehalten werden und mit Blattranken und Ringen verbunden sind. Die Motive zeigen abwechselnd und wiederholend die Säulen des Herkules mit dem Wahlspruch "plus ultra" und der darüberliegenden Krone, den doppelköpfigen Adler mit ausgebreiteten Flügeln und den Initialen "KI" (für "Karolus Imperator"), Feuerstähle und Feuersteine mit dem Burgunderkreuz (Andreaskreuz) sowie der Abbildung des Ordens vom goldenen Vlies. Die Motive sind im Hochrelief gearbeitet und waren ursprünglich mit einem geschwärzten Hintergrund versehen, der heute nur noch in Spuren vorhanden ist, während die hervorragenden Buchstaben vergoldet waren. Am Übergang vom Außenrand zu der Planen Fläche ist eine Signatur angebracht, die „JAKOBUS•PHILIPPUS•NEGROLUS•MEDIOLANENSIS•FACIEBAT•M•D•XXX•III“ (übers. „Jakob (und) Philipp Negroli (aus) Mailand haben (dies) gefertigt 1533“) lautet. Der Außenrand wird durch eine umlaufende Nietenreihe am Schildkörper fixiert. Das Innenfutter des Schildes bestand aus Leder und ist heute nicht mehr erhalten.

An beiden Rüstungsteilen sind Spuren von übertriebenen Polierarbeiten und dem Alter zu sehen, die beide beschädigten. Die ursprünglichen Schwärzungen des Metalls so wie ein Großteil der Vergoldungen sind verloren. Der Entwurf des Helmes kann möglicherweise eine Reaktion Karl V. auf einen Helm sein, der von Kolman Helmschmid für Francesco Maria Della Rovere gefertigt wurde (Halbe Rüstung von Francesco Maria Della Rovere, Herzog von Urbino). Della Rovere war so stolz auf diesen Helm, das er ihn in einem Brief hoch lobte und ihn zur Ansicht an Karl V. schickte. Der Herzog von Mantua schrieb in einem Brief: „Ich (der Herzog von Mantua) habe seiner Majestät von den beiden Helmen die ihre Excellenz (Francesco Maria della Rovere) besitzt berichtet und diese so sehr gelobt, besonders den gelockten. Also deshalb sende ich meinen delegierten in der Hoffnung das eure Excellenz (Francesco Maria della Rovere) die beiden Helme zusammen mit eurem Harnischmacher, dem des Kaisers Rüstung gezeigt werden soll …“ (freie Übersetzung). Karl V. war so begeistert, das er eine Kopie des gelockten Helmes und ein passendes Schild bei den Negrolis im selben Jahr orderte.

Der Helm und das Schild werden heute in der Real Armería de Madrid aufbewahrt.[1][2]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Der Helm auf der Website der Armeria Real de Madrid, (engl., eingesehen am 08. Januar 2014)
  2. Hochspringen Stuart W Pyhrr, Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries, Illustriert von Filippo Negroli, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1998, Seite 125-131, ISBN 978-0-87099-872-0

Literatur[Bearbeiten]

  • Antonio Domínguez Ortiz, Concha Herrero Carretero, José-A. Godoy, Patrimonio Nacional, Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.), Resplendence of the Spanish Monarchy: Renaissance Tapestries and Armor from the Patrimonio Nacional, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1991, Seite 144-148, ISBN 978-0-87099-621-4

Weblinks[Bearbeiten]

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