Bataillon Elektronische Kampfführung 911
Bataillon Elektronische Kampfführung 911 — EloKaBtl 911 — II | |
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![]() Internes Verbandsabzeichen | |
Aktiv | |
Land | ![]() |
Streitkräfte | ![]() |
Militärischer Organisationsbereich | ![]() |
Truppengattung | Fernmeldetruppe EloKa |
Stärke | rund 800 Soldaten, 300 Zivilisten[1] |
Unterstellung | ![]() |
Standort | ![]() Südtondern-Kaserne |
Kommandeur | |
Bataillonskommandeur | Fregattenkapitän René Brieskorn |
Das Bataillon Elektronische Kampfführung 911 (EloKaBtl 911) ist ein teilmobiler Verband der Fernmeldeaufklärung, das im Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum dem Kommando Strategische Aufklärung unmittelbar nachgeordnet ist. Es betreibt die in der Bundeswehr einmalige Funksende/-empfangsstelle Bramstedtlund, mit der rund um die Uhr weitreichende Auklärungsergebnisse erzielt werden. der Verband ist in der Südtondern-Kaserne in Stadum (Schleswig-Holstein) stationiert und die nördlichste Dienststelle der Bundeswehr in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Aufgaben[Bearbeiten]
Das Bataillon besteht aus den beiden Komponenten mobile landgestützte Aufklärung und der ortsfeste Fernmelde- und Elektronische Aufklärung. Es nimmt, neben dem Bataillon Elektronische Kampfführung 931, Aufgaben in der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung sowie in der Unterstützung von Einsatzverbänden mit Mitteln der Elektronischen Kampfführung wahr.[2] Das Bataillon stellt Kontingente der EloKa für die Auslandseinsätze der Bundeswehr und klärt elektromagnetische Ausstrahlungen von seiner Aufklärungs- und Peilzentrale rund um die Uhr auf. Die so gewonnenen Aufklärungsergebnisse leisten einen Beitrag als Entscheidungshilfe der militärischen Führung und helfen bei der Bewertung der Bedrohung von Einsatzkräften der Bundeswehr. Ebenso dienen sie der politischen Führung zur weiteren Lageeinschätzung in den Aufklärungs- und Interessengebieten. Soldaten und Beamte leisten an 365 Tagen rund um die Uhr Schichtdienst.
Funksende/-empfangsstelle Bramstedtlund („Kastagnette“)[Bearbeiten]

Das Bataillon betreibt die Funksende/-empfangsstelle Bramstedtlund (FuS/ESt Bramstedtlund). Das Aufklärungsgebiet reicht vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer. Der äußere Durchmesser der kreisrunden Wullenwever-Antenne beträgt ca. 400–450 Meter und die Kosten sollen ca. 200 Mio. DM betragen haben.[3][4] Der Bau der Anlage war im Jahr 1980 entschieden worden. Dazu wurden ca. 100 ha Land angekauft.[3] Auftragnehmer war die heutige EADS, damals DASA. Am 15. März 1995 wird der Erfassungsbetrieb in der „Kastagnette“ Bramstedtlund aufgenommen und am 31. Juli 1995 die Hochfrequenz-Erfassung im „Twedter Feld“ eingestellt. Die Peilfähigkeit der HF-Anlage in Bramstedtlund war am 15. Dezember 1995 hergestellt. Vier Tage später nahm die „Peilzentrale“ in Bramstedtlund ihren Betrieb auf. Die „Kastagnette“ wurde am 28. März 1996 an den Sektor übergeben. Die offizielle Übergabe erfolgte jedoch am 28. November 1996.[5][6]
Geschichte[Bearbeiten]
Die Wurzeln des Verbandes reichen zurück bis in die Gründungszeit der Bundeswehr im Jahr 1956. Zunächst war der Auftrag, im Kalten Krieg die Marinestreitkräfte des Ostblocks aufzuklären. Am 1. September 1960 wurde die Marinefernmeldegruppe 71 (MFmGrp 71) aufgestellt. Sie war bis zum 14. Januar 1961 in Pelzerhaken stationiert, danach in Flensburg (Kasernenanlage Twedter Feld). Dort wird eine Anlage zur elektronischen Aufklärung aufgebaut. Am 29. April 1970 erfolgt die Umbenennung in Marinefernmeldekompanie 71 (MarFmKp 71) und am 1. Oktober 1978 eine erneute Umbenennung in Marinefernmeldesektor 71 (MFmSkt 71).[5][6] Ab dem 1. Dezember 1994 wird der Sektor nach Bramstedtlund verlegt und übernahm die Hochfrequenz-Großpeil- und -Erfassungsanlage „Kastagnette“. Die Verlegung war ein Jahr später abgeschlossen.
Aus dem Marinefernmeldesektor 71 ging am 31. März 2002 der Fernmeldeaufklärungsabschnitt 911 (FmAufklAbschn 911) hervor. Damit erfolgte ein Wechsel von der Teilstreitkraft Marine zum militärischen Organisationsbereich Streitkräftebasis. Von 2006 bis Oktober 2010 war Fregattenkapitän Wilfried Kutsche Kommandeur.[7] Am 24. September 2012 übergab Fregattenkapitän Frank Richter nach 23 Monaten das Kommando über den Fernmeldeaufklärungsabschnitt 911 an Fregattenkapitän Karsten Sinner, einen damals 42-Jährigen gebürtigen Lübecker.[8] Am 1. April 2013 entstand aus Umbenennung und Umgliederung das heutige Bataillon.[5] Seit 2013 verfügt das Bataillon über landgestützte, mobile EloKa-Kräfte. Davor war er rein ortsfest.
Mitte 2015 erfolgte die Kommandoübergabe von Sinner an Fregattenkapitän Kassian Meesenburg.[9] Am 15. Juli 2017 wurde die Liegenschaft, in der das Bataillon stationiert ist, von General-Thomsen-Kaserne in Südtondern-Kaserne umbenannt.[1] Ebenfalls 2017 erfolgte der Wechsel zum Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum. Mitte September 2017 übergab Meesenburg das Kommando an Fregattenkapitän Günther Brassel.[10] Seit Oktober 2019 führt Fregattenkapitän René Brieskorn das Bataillon.[11]
Wappen und Nummerierung[Bearbeiten]
Das Bataillon führt das Wappen seiner Vorgänger fort. Die Grundform ist die klassische Schildform mit nach unten zulaufender Spitze in den Farben Blau, Rot, und Gold, den Farben Frieslands. Der goldene Anker auf blauem Grund versinnbildlicht die Wurzeln als Aufklärungskräfte der Bundesmarine. Der rote, nach unten links zeigende Fernmeldeblitz symbolisiert den Aufklärungsauftrag.
Die taktische Nummer 911, die sich auch in der linken, oberen Ecke des Wappenfeldes befindet, geht auf das ehemalige Unterstellungsverhältnis zum inzwischen aufgelösten Fernmeldebereichs 91 (vormals Marinefernmeldestab 70) in Flensburg zurück, das bis März 2013 bestanden hat.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Dorthe Arendt: Neuer Name mit Heimat-Bezug. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 16. Juli 2017, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- Hochspringen ↑ Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Christine Buchholz, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE – Drucksache 18/11688 – Strukturen des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen (Drucksache 18/12277). (PDF) In: Deutscher Bundestag. 9. Mai 2017, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 Bundeswehr: Alles im Ohr. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1993 (online – 26. April 1993).
- Hochspringen ↑ Alexander Szandar: Strategische Aufklärung: Bundeswehr belauscht die Welt. In: Spiegel Online. 1. September 2008, abgerufen am 15. Februar 2020.
- ↑ Hochspringen nach: 5,0 5,1 5,2 Standortdatenbank Bundeswehr. In: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
- ↑ Hochspringen nach: 6,0 6,1 Die Geschichte der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung der Marine. Abgerufen am 18. Oktober 2019.
- Hochspringen ↑ Stephan Bülck: Abschied mit zwei weinenden Augen. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 29. Oktober 2010, abgerufen am 30. Oktober 2019.
- Hochspringen ↑ Stephan Bülck: Ein Neuer auf der Brücke. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 25. September 2012, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- Hochspringen ↑ Dirk Hansemann: Soldaten sollen Teil ihrer Orte sein. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 2. Juli 2015, abgerufen am 30. Oktober 2019.
- Hochspringen ↑ Karin Johannsen: Ein neuer Kommandeur für Stadum. 16. September 2017, abgerufen am 15. Februar 2020.
- Hochspringen ↑ Dirk Hansemann: ommandowechsel bei der Bundeswehr in Stadum – Nach Brassel kommt Brieskorn. 9. Oktober 2019, abgerufen am 15. Februar 2020.
54.7413888888899.0322222222222Koordinaten: 54° 44′ 29″ N, 9° 1′ 56″ O (Karte)