Veristischer Schauspielstil
Der veristische Schauspielstil ist einer von drei typologischen Schauspielstilen, den Gerda Baumbach in ihrem Buch Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile erörtert. Ihr Buch, welches 2012 veröffentlicht wurde, ist nach ihrem Erzählen eine Sammlung von Theorien, die vor allem während und in ihren Vorlesungen entstanden sei.[1] [2] In Ihrem Unterkapitel Typologischer Vergleich der Schauspielstile [3], wird auf „die Beschreibung der jeweiligen philosophischen und anthropologischen Grundlagen sowie auf historische Betrachtungen verzichtet“. Einer der wichtigen Teilaspekte zur Erläuterung der Stile sind die Fiktions- und Realitätsebene, der im weiteren Teil dieses Artikels unter dem Punkt Definition und Entwicklung des veristischen Stils erläutert wird.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Definition und Entwicklung des veristischen Schauspielstils[Bearbeiten]
Der veristische Schauspielstil ist in den zeitlichen Kontext der Epoche der Aufklärung einzuordnen. Ein kennzeichnendes Merkmal dieser Epoche ist die Rationalität, welche in verschiedenen Kunstformen ihren Ausdruck fand. In der Schauspielkunst führte das Preisen der Natur als Vollkommenheitsideal zu einer bürgerlich aufgeklärten Darstellungweise.
Dem Rethorischen Stil entspringend wurde der Veristische Stil im 18. Jahrhundert neutralisiert. Zu diesem Übergang existieren Abhandlungen von Luigi Riccoboni, welcher ein Theaterreformer und Reformtheaterhistoriograf im 18. Jahrhundert war und der Autor der ersten Abhandlung über das italienische Theater.1 Für Riccoboni hat in der Schauspielkunst die Einfachheit und Natürlichkeit einen höheren Wert als das Hervorbringen „schlechter“ Kunst. Durch verschiedene Kunstgriffe soll der Akteur zeigen, dass er sich nicht von der Wahrheit entfernt, jedoch soll seine Kunst des Vortäuschens für den Zuschauer nicht ersichtlich sein. Riccoboni fordert vom Schauspieler, dass er die Natur überschreite, ohne sie dabei zu verfälschen. Er müsse fühlen, was er sagt und das Ziel sei erst dann erreicht, wenn er im Zuschauer Mitgefühl erregt und ihn somit vollkommen von der Illusion überzeugt. Obwohl der Akteur sich in Natürlichkeit hüllt bleibt der Schauspielstil immer noch eine „Fiktion der Kunst.“ (baumbach, 270)
Schauspielkunst soll laut Riccoboni durch Täuschung beim Zuschauers die Illusion der Einheit von Gefühl und Verstand in der Situation des „homo clausus“ erreichen. Somit ist der Veristische Schauspielstil äußerlich betrachtet der einfachste der drei von Gerda Baumbach beschriebenen Schauspielstile.
Er definiert sich dadurch, dass für den Zuschauer nicht sichtbare Emotionen in den Akteur hineinverlagert werden, sodass dieser den Prozess der Entstehung der dargebotenen Deklamation nicht sieht. Für ihn ist nur das Resultat sichtbar. Da der Schauspieler beim Veristischen Stil auch niemals aus seiner Rolle springt und durchgehend seinen Charakter deklamiert, wird die Illusion für den Zuschauer vom Anfang bis zum Ende aufrechterhalten. Zu keinem Zeitpunkt soll sich dieser der Täuschung bewusst werden. Zudem sollte der Zuschauer den Akteur nicht als Zivilperson oder Kunstperson betrachten, viel mehr hat der Veristische Schauspielstil zum Ziel, im Zuschauer ein Gefühl auszulösen, ihn emotional zu bewegen. Hierfür bedient sich der Akteur der Mimik und Gestik der Natur und gibt diese so wahrheitsgetreu wie möglich wieder. Das „Spiel“ verschwindet somit vollkommen.
Der eingangs beschriebene Übergang vom Rethorischen Schauspielstil zum Veristischen begründet sich in der Forderung Riccobonis nach Natürlichkeit. Diese definiert er als die Einheit von Seelenlage und Körperausdruck. Riccoboni wendet sich sowohl gegen den Comödien- als auch den Rethorischen Stil und versteht den Körper als Ausdrucksfläche für Emotionen. Um mit seiner Hilfe authentisch zu sein, verlangt Riccoboni die „natürliche Einheit“ von Sprache, Mimik und Motorik.
Kritik an diesen Anforderungen Riccobonis äußert seinerzeit der Theologe und Philologe Johann Friedrich Löwen in „Kurzgefasste Grundsätze von der Beredsamkeit des Leibes“ aus dem Jahr 1755. Löwen empfindet die Forderung nach gewissen Kunstgriffen für den veristischen Stil als ein Paradox, da seiner Meinung nach gewisse Emotionen bereits in jedem Menschen von vornherein existieren. Er behauptet, dass wir diese Emotionen aus unserer eigenen Erfahrung und unserem eigenen Empfinden schöpfen. Somit seien sie bereits naturgegeben und die Grundsätze dadurch bereits obsolet. Löwen zu folge müsse man das Außen des Charakters nach Innen kehren und den offenen Kunstcharakter und die damit einhergehende Anstrengung verbergen. Im Mittelpunkt des Theaters sollte zu dieser Zeit der Mensch als Individuum und Subjekt mit eigenen Empfindungen und Gedanken stehen.
Ähnlich wie Löwen und Riccoboni schreibt auch Lessing seinerzeit eine anerkannte Abhandlung über die Schauspielkunst. Seinen Grundsätzen über die „Beredsamkeit des Körpers“ zu folge, die er 1754 niederschreibt, würden die Modifikationen des Körpers, die nicht unmittelbar von der Willkür herrühren, eine gewisse Beschaffenheit der Seele voraussetzen, auf welche die Modifikationen des Körpers von selbst erfolgen, ohne, dass wir eigentlich wissen, wie. Er teilt die Kunst der körperlichen Beredsamkeit in „Action“ (d.h. körperlicher Ausdruck) und „Pronunciation“ (Aussprache). Auch er geht von einem Schauspielstil aus, der die naturalisierte Form des Rethorischen Stils darstellt.
Gerda Baumbach zu folge, wird seit dem 18. Jahrhundert nun dieser Veristische Schauspielstil mit der Schauspielkunst gleichgesetzt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er sich gegen die anderen durchgesetzt und sie verdrängt hat. Dazu schreibt sie:
„Während der Rethorische Stil und der Veristische Stil in jeweilige sozialanthropologische Bedingungen eingebunden sind und der Theoretisierung der Erkenntnis des Menschen unterliegen, „diskutiert der Comödien-Stil gerade über die Zusammenhänge praktisch. Hier ist Schauspielen im Unterschied zu Rethorischem und Veristischem Stil kein Modus, der an der Herausbildung der zweiten Natur des Menschen teilhat, sondern hier demaskiert Schauspielen die zweite Natur als ein soziokulturelles Konstrukt und vermittelt die zweite mit der ersten Natur.“[4]
Das Schauspielparadoxon als Teilbereich des veristischen Stils[Bearbeiten]
Gerda Baumbach beschreibt die Neuerungen im veristischen Stil, den Sie ihn unter anderem mit den Grundlagen von Riccoboni, Lessing und Löwen darlegt, als „Geburtsstunde des Schauspieler-Paradoxons“[5]. Eine Problematik, die sich mit der Identifikation des Schauspielers mit seiner Rolle beschäftigt, die auf der Natürlichkeit als Vollkommenheitsideal des veristischen Stils basiert. Riccoboni schreibt hierzu, dass man verstehen müsse, wie sich der Schauspieler mit dem Wahren erfreut. Es geht dabei um die „richtig dargestellte Wahrheit“.[6] Lessing setzt eine gewisse Beschaffenheit der Seele voraus, „auf welche die Modifikationen des Körpers ‚ von selbst erfolgen, ohne, daß [sic!] wir eigentlich wißen [sic!], wie’“[7]. Auch Löwen äußert sich zur Natürlichkeit: „[...] die Wendung der „Wahrheit“ von Außen nach Innen und damit die Anstrengung, den offenen Kunstcharakter zu verbergen [...]. Denn nun, im Zuge der qualitativen Vollendung des zentrierten Subjekts, soll die Empfindung die Einheit des Individuums als naturgegebene Wahrheit gewährleisten“.[8] Diese sind nur einige Beispiele, die aufzeigen sollen, dass der veristische Schauspielstil Natürlichkeit verlangt. Eine Natürlichkeit, die Illusion erzeugen soll: Mit der Natürlichkeit in diesem Schauspielstil begegnen wir nun auch einer Problematik. Der Akteur soll die Distanz zur Rolle wahren, damit der Zuschauer sich einfühlen kann.[9]Der Zuschauer wiederum soll glauben, der Schauspieler sei die Person, die er gerade spielt. Es entsteht somit eine Illusion auf der Zuschauerebene. Riccoboni beschreibt dies wie folgt: „Wenn die Deklamation bis zu einem bestimmten Punkt natürlich war [...] sei, dann werde die Illusion perfekt sein. Wenn der Schauspieler uns zu überzeugen vermöge, dass es die (fiktive) Personen selbst sind, die wir hören, und nicht der Schauspieler, der sie darstellt, dann sei die Illusion vollkommen.“[10] Der Zuschauer glaubt der Illusion, dass der Schauspieler jene Person ist, die er spielt. Nur der Schauspieler ist sich bewusst, dass er diese Rolle nur spielt. Es handelt sich hierbei um „das Ergebnis der Verkürzung und Verschleierung der prinzipiellen Doppelheit des Akteurs“[11] beim veristischen Stil. Eine Doppelheit, die gleichzeitig das Berufsgeheimnis des Schauspielers ausmacht.
Der veristische Schauspielstil im Vergleich[Bearbeiten]
Gerda Baumbach hat in ihrem Buch neben dem veristischen Schauspielstil zwei weitere Schauspielgattungen beschrieben. Diese sind der rhetorische und der Comödien-Stil. Sie unterscheiden sich hauptsächlich hinsichtlich des Körpergebrauchs und beschäftigen sich mit dem Verhältnis zwischen Schauspieler und Mensch. Zeitlich sind die Stile keinem bestimmten Zeitraum einzuordnen, da sie teilweise sogar während einer einzigen Aufführung simultan benutzt wurden. Mittlerweile und seit der Aufklärung gilt der veristische Schauspielstil in gewisser Weise als exemplarisch und repräsentativ für die Kunst des Schauspielens.[12]
Veristischer vs. Comödien-Stil[Bearbeiten]
Zwischen dem Veristischen und dem Comödien- Stil sind erhebliche Unterschiede. Dies ist vor allem anhand der Körperlichkeit, die vom jeweiligen Schauspielstil erwartet wird erkennbar. Der Comödien-Stil geht eher von der Leiblichkeit des Menschen aus. Er versucht nicht den Mensch in seinen authentischen und alltäglichen Bewegungen darzustellen, sondern ihn im Gegenteil eher artifiziell und außeralltäglich erscheinen zu lassen. Dies führt dazu, dass der Schauspieler in seiner Rolle beziehungsweise der Kunstfigur, die in diesem Schauspielstil eingesetzt werden kann, grotesk, übertrieben und betont künstlich agiert. Der Akteur kann hier beliebig oft von einer in eine andere Rolle schlüpfen, da die einzelnen Rollen temporär sind und der Akteur somit an keine feste Rolle gebunden ist.[13] Anhand dieser Merkmale wird der deutliche Unterschied zum Veristischen Schauspielstil schon offensichtlich. Im Gegensatz zum so authentisch wie möglich wirkend wollenden und der Natur so nahe wie möglich sein wollenden Veristischen Stil, legt der Comödien-Stil auf genau das Gegenteil seine Akzente. Der Akteur solle künstlich, fast schon animalisch wirken. Ein weiterer großer Unterschied, ist der Gebrauch der Kunstfigur, die nur im Comödien-Stil möglich ist und das Hin- und Herspringen zwischen unterschiedlichen Rollen möglich macht. Die Kunstfigur ist für das Publikum durch eine Maske genau erkennbar. Bei diesem ständigen Wechseln wird vom Zuschauer individuelle geistige Aktivität abverlangt, um gegeben falls fehlende Zusammenhänge selbst zu schließen. Im veristischen Stil ist durch die vom Akteur erforderte Natürlichkeit und Naturnähe keine Verwandlung möglich.[14]
Veristischer vs. Rhetorischer Stil[Bearbeiten]
Der dritte von Gerda Baumbach beschriebene Schauspielstil ist der der Rhetorische. Er unterscheidet sich auch extrem vom Veristischen Stil, jedoch in einer ganz anderen Art und Weise wie der Comoedien-Stil. Hier bestehen genaue Grenzen für den Körpergebrauch des Akteurs auf der Bühne. Dieser erfolgt vor allem durch den Oberkörper und durch die Mimik, die mit Würde und Anstand zu benutzen ist. Hierdurch soll ein gewisser Grad an Beherrschbarkeit des Körpers entstehen. Die Gestikulation des Körpers muss sich stets mit der Gestik und Mimik ergänzen und darf nicht widersprüchlich sein.[15] Ein weiterer großer Unterschied zwischen dem rhetorischen und dem veristischen Stil, ist die Adressierung des Publikums. Die vierte Wand, die beim veristischen Stil nicht durchbrochen werde darf, existiert beim rhetorischen Stil in keinster Weise. Hier wird das Publikum meist frontal adressiert und direkt angesprochen.[16] Zudem liegt das Hauptaugenmerk des rhetorischen Stils auf der Sprache, da viel Wert auf die sprachliche Formulierung des vorgetragenen Textes gelegt wird, was von der humanistischen Herkunft des Stils kommt. Es geht vorrangig um eine „auf Bedeutungsproduktion konzentrierte Darstellung (Fiktion im Sinne von bilden) und nicht um Illusion.“[17] Im Rhetorischen Stil wird also der Illusionscharakter nicht versteckt, sondern offen dargelegt. Im Veristischen Stil jedoch ist das Ziel: „[…] für die Zuschauer Illusion zu erzeugen und sie so gut wie möglich davon zu überzeugen, dass die Tragödie keine Fiktion sei, sondern dass es die Helden selbst seien, die agieren und sprechen, und nicht die Schauspieler, die sie darstellen.“[18]
Es gibt keine klare Unterteilung dieser drei Schauspielstile, jedoch kann man die gröbsten Züge voneinander unterscheiden, wenn man auf den spezifischen Körpergebrauch achtet.
K. S. Stanislawski – ein Vertreter des veristischen Schauspielstils[Bearbeiten]
Konstantin Sergejewitsch Stanislawski war ein aus Russland stammender Schauspieler, Regisseur und Theatertheoretiker (*1863, †1938).[19] Stanislawski war ein Theaterrepräsentant, der „von Kunst vor allem eine ganz genau 'wahrscheinlich-wahrheitsgetreue' Abbildung (abbildende Mimesis?) außerkünstlerischer Realität – Natur, Leben, Gesellschaft – forderte.“[20] Er strebte folglich ein Theaterschauspiel an, das so realistisch wie möglich war und verlangte vom Schauspieler, dass er seine eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen der Welt und der Dinge in das Schauspiel miteinbeziehen soll. Er war der Meinung, dass der Schauspieler in der Verkörperung seiner Rolle, sein „emotionales Gedächtnis“ einzusetzen hat, um sich ganz in seiner Rolle entfalten und einfühlen zu können, so „als ob er selbst die Rollenfigur wäre.“[21] In diesem Zusammenhang kann eine Verbindung zu Gerda Baumbachs veristischem Schauspielstil hergestellt werden. So ist die Argumentation von Baumbach in ihrem Buch „Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile“ dem sehr ähnlich, was Stanislawski unter seinem Stil von Theaterschauspiel versteht. Es soll daher im weiteren Verlauf dieser Abfolge erläutert werden, inwiefern Stanislawski die gleichen Ansichten wie Gerda Baumbach hinsichtlich ihres veristischen Schauspielstils vertritt und ob sich aus diesem Grund seine Theaterkonzeption als veristisches Theater nach Baumbach lesen lässt. Um dies feststellen zu können, werden vorerst noch einmal kurz die wichtigen Merkmale des veristischen Schauspielstils nach Gerda Baumbach genannt. Baumbach ist der Meinung, dass der „Ausdruck der Gefühle und ihre Verkörperung“[22] wesentlich für den veristischen Schauspielstil sind. Der Akteur soll in seiner Rollendarstellung nicht mehr sichtbar sein, d.h. „der Akteur als Produzent tritt zurück und soll für den Zuschauer während der Darstellung verschwinden, indem er den Anschein der Einheit von Akteur und Rolle erzeugt.“ Die Aufgabe des Schauspielers ist es daher, seine Rolle so realitätsgetreu und echt darzustellen, dass der Zuschauer das Schauspiel, also z.B. die Emotionen des Schauspielers als reale, echte Emotionen wahrnimmt. Der Bühnenkünstler soll dem Zuschauer folglich „keine 'Fiktionen'“ mehr vortäuschen. Daher muss der Akteur lediglich seine Charakterzüge aus „der 'Natur'“ ableiten und mithilfe „der Darstellung der Wahrheit“ für Unterhaltung sorgen.[23] Den Auffassungen von Gerda Baumbach und ihres veristischen Schauspielstils kommen diejenigen, des Theaterkritikers Stanislawski sehr nahe. K.S. Stanislawski ist ebenso wie Baumbach der Meinung, dass die Aufgabe des Schauspiels darin besteht, dem „Abzubildenden die Qualität und selbstverständlich den Schein von 'wirklichem Leben', von Natürlichkeit zu geben.“ K.S. Stanislawski verlangt folglich vom Akteur, dass er sich ganz in seiner darzustellenden Rolle zu entfaltet hat. Er bezeichnet dies als „Kunst des Erlebens“. Die Aufgabe des Schauspielers besteht also, laut Stanislawski, darin, sich ganz dem zu widmen, was er darstellen will. Er beschreibt dieses innige Verhältnis des Schauspielers mit seiner Rolle auch als „in-der-Rolle-sein“ oder „die-Rolle-sein“ zusammen. Dabei soll „'Wahrhaftigkeit' der Darstellung bis zu dem 'Glauben' an deren 'Echtheit'“ beim Betrachter erzeugt werden.[24] Folglich muss sich der Akteur „mit seiner ganzen Persönlichkeit in seiner Kunst entfalten (oder 'realisieren')“ und seine Gemütsbewegungen auf jene Art und Weise darstellen, als würde er diese genauso in diesem Moment empfinden.[25] Zusammenfassend kann man daher festhalten, dass sowohl Baumbach als auch Stanislawski der Ansicht sind, dass der Schauspieler seine Rolle so darstellen soll, als würde der Schauspieler als Person mit seiner Figur vollends verschmelzen, bis keine Unterscheidung zwischen Rollenbild und realer Person mehr möglich ist. Die Aufgabe des Schauspielers ist es folglich nicht, sich zu verstellen und dem Zuschauer etwas vor zu spielen. Vielmehr sind die Anforderungen an den Schauspieler jene, das darzustellende Schauspiel so real wie möglich zu präsentieren und mit echten Emotionen auf der Bühne zu spielen. Somit kann man abschließend festhalten, dass K.S. Stanislawski mit seiner Auffassung des Schauspiels sehr ähnlich Ansichten wie Baumbach vertritt und aus diesem Grund sehr wohl als Vertreter des veristischen Schauspielstils nach Gerda Baumbach definiert werden kann.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Vgl. o.N., [Gerda Baumbach im Interview], 2012, thomasius-club.de/mp3/TC_Baumbach.mp3
- Hochspringen ↑ Vgl. o.N., [Gerda Baumbach an der Universität Leipzig], o.J.,uni-leipzig.de/~thea/index.php?id=62
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2012, S. 246-274.
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 265-274.
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 273
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 269
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 272
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 271
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 273
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 269
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 273
- Hochspringen ↑ Kotte, Theaterwissenschaft, S. 179
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 246ff
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 251
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 258
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 263
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 263
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile., S. 269f.
- Hochspringen ↑ „Stanislawski, Konstantin Sergejewitsch“, Who's Who. The people lexicon. o.J., www.whoswho.de/bio/k-s-alexejew.html.
- Hochspringen ↑ Fiebach, Joachim, „Kunst des Erlebens. Stanislawskis Konzept vom Theater aus heutiger Sicht“, in: Konstantin Stanislawski. Neue Aspekte und Perspektiven, Hg. Günter Ahrends, Tübingen: Gunter Narr 1992, S. 85-93, hier: S. 85.
- Hochspringen ↑ Hüningen, James zu, Stanislawski-System, Lexikon der Filmbegriffe, 21.01.2012, filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=4233.
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda, „Doppelter Ort. Ikonischer Vergleich“, in: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile, Hg. Gerda Baumbach, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2012, S. 200-230, hier: S. 200.
- Hochspringen ↑ Baumbach, Gerda, „Typologischer Vergleich der Schauspielstile. Veristischer Stil“, in: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile, Hg. Gerda Baumbach, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2012, S. 265-274, hier: S. 266.
- Hochspringen ↑ Vgl. Fiebach, Joachim, „Kunst des Erlebens“, S. 85.
- Hochspringen ↑ Vgl. Fiebach, Joachim, „Kunst des Erlebens“, S. 87.