Verismus (Schauspiel)

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Reise Reise (Diskussion) 20:29, 21. Feb. 2015 (CET)

Die Begrifflichkeit „Veristischer Schauspielstil“ geht auf die Typologien nach Gerda Baumbach in ihrer Monographie „Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs“ zurück. Der Terminus Schauspielstil beschreibt einen Darstellungscode, der von einer bestimmten Haltung geprägt ist und der auf ein spezifisches, vorherrschendes Menschenbild zurückgeht. Für den Entstehungsprozess lassen sich existenzielle Fragen überprüfen, die durch bestimmte Körpertechniken umgesetzt werden. Das heißt, ein jeweiliger Schauspielstil basiert auf einem Menschenverständnis, der Idee wie sich der Mensch in seine Umgebung einfügt. Wenn man einen Schauspielstil untersuchen möchte ist es deswegen auch wichtig, das jeweilige Menschenbild zu analysieren.

Dieser Artikel beschäftigt sich mit veristischem Schauspielstil auf vergleichende Weise mit dem Naturalismus im Theater und mit Method Acting. Dabei werden nicht nur Methoden, die für die praktische Ausführung von Bedeutung sind angeführt sind sondern auch die jeweiligen Umstände, jenachdem wie wichtig sie für den Gegenstand sind.

Inhaltsverzeichnis

Naturalismus[Bearbeiten]

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der deutsche Naturalismus, die dahinterstehenden Ideen erhielten Einzug in die verschiedensten Kunst- und Lebensformen, sowie die Forschung. Grundpfeiler sind Bestrebungen nach einer realistischen Ausdrucksform, welche auf naturwissenschaftlichen Analysen und kritischer Betrachtung bürgerlicher und kapitalistischer Gesellschaftsformen basieren.[1] Für den Naturalismus typische Elemente treten in der Politik, als Sozialpolitische Bewegung, in der Kunsttheorie als ästhetische Reform, in der Literatur in den Gattungen wie Poetik, Lyrik und dem Roman auf.

Das naturalistische Drama soll ähnlich wie in der Tragödie eine Art Spiegelfunktion einnehmen. Der Dramatiker habe hierzu die menschliche Abgründe zu erforschen und um Leidenschaften zu erschaffen, die auf Zusehende übergreifen sollen.[2] Übergeordnetes Ziel ist es, dass ein Identifikationsangebot für Rezpienten geschaffen wird. In geschlossenen Handlungen, soll die Wirklichkeit realistisch dargestellt werden, damit sich Zusehende in Geschichte und Position der handelnden Figuren einfühlen können.

Um den Versuch eine dafür zugundeliegende, realistische Ausdrucksform greifbar zu machen, kann eine Definition dienen, welche im Text „Wahrheit und Irrtum im Naturalismus“ von Christian von Ehrenfels zu finden ist:
„Bei jedem Versuch , das Wesen des Naturalismus zu erfassen stößt man vor allem auf jenes vielumstrittene Prinzip, welches an die Kunst die Forderung erhebt, daß sie wieder Natur werde und Nachahmung der Wirklichkeit als alleiniges Ziel anstrebe.“[3]

Der Naturalismus in der darstellenden Kunst ist demnach der Versuch sich an die Natur anzunähern, indem sie als Grundlage für die schöpferischen Disziplinen dient. Der Mensch bettet sich in diesem Verständnis in seine natürliche Umgebung ein, für die Darstellung speziell im Schauspiel wird von Emotionen und Verhaltensweisen ausgegangen, die typisch menschlich allgemein verhandelbar seien. Um diese Prämisse umzusetzen, gibt es verschiedene ästhetische Mittel, die unter anderem ein Schauspieler zu beachten hat. Die Aufgabe besteht darin, die Illusion aufrechtzuerhalten, indem der Akteur seine Identität versteckt und in seiner Rolle aufgeht. Dazu wird eine imaginäre vierte Wand gedacht, die Schauspieler nicht zu durchbrechen haben. Sie ist ein zentrales Element in der Theorie des naturalistischen Theaters.
„Das historische Dekor sollte gewahrt und bis in Details hinein genau wiedergegeben werden. Natürliche Sprache statt Deklamation, ein in der Wirklichkeit angepasstes Agieren der Schauspieler war das Ziel.“ [4]

Veristischer Schauspielstil nach Gerda Baumbauch[Bearbeiten]

Auch in der Theorie zum veristischen Schauspielstil nach Gerda Baumbach spielt die Vierte Wand eine tragende Rolle. Statt nur eine Fiktion vorzutäuschen, sollen Elemente der Natur für die Darstellung herhalten um Wahrhaftigkeit zu kreieren.

Der Akteur verkörpert dabei eindeutig die fiktive Figur für das Publikum und verweist in keiner Weise auf sich selbst als Schauspieler, sodass der Spielaspekt versteckt wird. Somit ist wie im Naturalismus die Vierte Wand zu denken. Eine wichtige Methode ist die dabei auch die Nachahmung der Natur, welche zwischen Akteur und Rollenfigur bestehen sollte. Gerda Baumbach nennt diesen Aspekt der Nachahmung auch ein „Vollkommenheitsideal“, welches als ein Ziel denkbar wäre, wenn es zu dieser Verschmelzung kommt.[5]

Daraus ergibt sich, dass nur die Figur auf der Bühne sichtbar sein soll, während der Mensch, der schauspielert im Hintergrund bleibt. Baumbach erklärt dies folgendermaßen:

„Hieraus geht unmissverständlich hervor, inwiefern der Veristische Stil das Ergebnis der Verkürzung und Verschleierung der prinzipiellen Doppelheit des Akteurs ist. Um die erwünschte Wirkung beim Zuschauer zu erzielen, hat der Schauspieler nun das (im Rhetorischen Stil offenkundige) Double Akteur und Rollen-Person geheim zu handhaben.“[6]

Das Gesicht und der Körper des Schauspielers werden als Ausdruck der Seele, der Emotionen und des gesamten Handelns des fiktiven Charakters. Baumbach schreibt die Einheit des Ausdrucks von Seele und Körper wird als natürlich angesehen.[7] Es kommt zu einer unhinterfragten Verwendung des Wortes Natur, die als Norm für die Darstellung genommen wird und sich so auch bei Riccoboni finden lässt.

Die Verbreitung des Veristischen Schauspielstils gelang im Wesentlichen durch die Schriften von Luigi und Francesco Riccoboni. Francesco Riccoboni hat in seiner Schauspieltheorie „Die Schauspielkunst“ drei Grundsätze für das Schauspielen formuliert:

  1. „Man muss allezeit die Natur nachahmen“
  2. „Das Gezwungene ist der größte von allen Fehlern, ob es gleich der gemeinste ist“
  3. „Der Geschmack allein muss uns in den engen Grenzen der Wahrheit erhalten“[8]

Method Acting nach Lee Strasberg[Bearbeiten]

Der Theaterregisseur, Schauspieler und Schauspiellehrer Lee Strasberg fühlte sich von den Methoden Stanislawskis inspiriert eigene Theorien zum Schauspiel aufzustellen und entwickelte Übungen um sogenanntes Method Acting zu praktizieren.
Beim Method Acting handle es sich nicht um eine Schauspielpraxis, die Lee Strasberg erfunden habe, sondern die schon vorher bestand. Auf der Internetseite des Lee Strasberg Theatre & Film Institutes wird Method Acting dementsprechend als eine „bewegende“ Art des Schauspielens beschrieben:
„For centuries, cultures used different words and phrases to describe this kind of “good” acting: Romantic Acting, Emotional Acting, Divine Inspiration, The Muses, Feeling the Role. These terms merely described an organic process of creativity that talented actors used, often times unconsciously, to accomplish what audiences experienced as a moving performance; And this ‘moving’ was in fact the (re)experiencing of life by the actor within the fiction of the story as if it were true and happening now.“[9]
„Seit Jahrhunderten verwendeten Menschen verschiedenste Worte, um diese Art von „gutem“ Schauspiel zu beschreiben: Romantisches Schauspiel, Gefühlvolles Schauspiel, göttliche Inspiration, die Muse, eine Rolle fühlen. Diese Bezeichnungen beschreiben alle einen organischen Prozess von Kreativität den sich talentierte Akteure zu Nutze machten, manchmal unbewusst, um zu erreichen, dass Zuschauende Zeugen eines bewegenden Schauspiels werden; das 'bewegende' war dabei das (wieder)erleben von Lebensereignissen durch SchauspielerInnen in einer fiktionalen Handlung, als sei es wahr und in diesem Moment geschehen.“

Die Bezeichnung Method Acting, hat zwei Seiten. Zum einen bezeichnet es also wie schon skizziert eine Schauspielpraxis, wie sie schon zuvor praktiziert wurde, zum Anderen bezeichnet es aber auch spezielle Methoden, die Lee Strasberg entwickelt hat. Sie baut auf die Vorbereitung von AkteurIn, zu überlegen, wie sich die Figur in den verschiedensten Situationen fühle und was ihre Geschichte sei.
„The Method trains actors to use their imagination, senses and emotions to conceive of characters with unique and original behavior, creating performances grounded in the human truth of the moment.“[10]
„Die Methode trainiert SchauspielerInnen ihre Phantasie, Sinne und Gefühle zu verwenden, um Figuren mit einzigartigem und originellem Verhalten zu erschaffen, deren kreative Darstellung auf einer menschlichen Wahrheit basiert.“

Neben der Verwendung von Method Acting im Theater, wurde die Methode vor allem für den Film als optimal entdeckt, da durch die Abwesenheit von direkter Rezeption die vierte Wand einfacher gedacht werden kann. Vor allem Filmschauspieler wie Marlon Brando und Robert De Niro werden mit dieser Technik häufig in Verbindung gebracht.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Vgl. Meyer, Theo: Einleitung. In: Theorie des Naturalismus. Meyer, Theo (Hg.) Reclam Verlag, Stuttgart. S.3
  2. Vgl. Hart, Heinrich; Hart, Julius: Über das Drama. In: Theorie des Naturalismus. Meyer, Theo (Hg.) Reclam Verlag, Stuttgart. S. 261
  3. Von Ehrenfels, Christian: Wahrheit und Irrtum im Naturalismus. In: Theorie des Naturalismus. Meyer, Theo (Hg.) Reclam Verlag, Stuttgart. S.277
  4. Hoefert, Sigfried: Das Drama des Naturalismus. J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. S.11
  5. Vgl. Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile. Universitätsverlag, Leipzig. S. 266
  6. Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile. Universitätsverlag, Leipzig. S.273
  7. Baumbach, Gerda: Schauspieler. Historische Anthropologie des Akteurs. Band 1. Schauspielstile. Universitätsverlag, Leipzig. S.270
  8. Riccoboni, Francois: Die Schauspielkunst (übersetzt von G.E. Lessing), Berlin: Henschel 1954. S. 110
  9. O.N., "What is Method Acting", The Lee Strasberg Theatre & Film Institute, o.J., http://www.methodactingstrasberg.com/methodacting
  10. O.N., "What is Method Acting", The Lee Strasberg Theatre & Film Institute, o.J., http://www.methodactingstrasberg.com/methodacting
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