Silvester in Berlin

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Silvester am Brandenburger Tor, Jahr 2010

Silvester in Berlin wird am Abend des 31. Dezember jeden Jahres gefeiert und ist kein gesetzlicher Feiertag.

Geschichte[Bearbeiten]

Silvester wird eine Woche nach Heiligabend begangen, in Berlin seit etwa dem 18. Jahrhundert. Anfangs zogen die Einwohner in der Silvesternacht mit Lärmen, Tuten und Peitschenknallen durch die Stadt. Im Jahr 1864/65 klagte eine Zeitung, dass „der Jahreswechsel immer größer in Berlin wird“. In manchen Jahren kam es auf der Straße Unter den Linden zwischen der Polizei und den Feiernden zu Zusammenstößen, so dass die Polizisten von den Waffen Gebrauch machten und mehrere Menschen verletzt wurden. In der Königstraße ließen im 19. Jahrhundert am Silvesterabend vom Turm des Rathauses Bläserchöre besinnliche Lieder erklingen. Gegen Mitternacht trafen sich im Hof des Postfuhramts in der Oranienburger Straße die Postillons und begrüßten das neue Jahr mit Gesängen.[1]

Im 19. Jahrhundert war die traditionelle Eierfahrt auf der Oberspree oder auf der Havel ein Brauch. Diejenige Bootsmannschaft, die als erste in den Gartenlokalen am Wasser nach Mitternacht im neuen Jahr anlegte, bekam eine Mandel Eier und der Name des Ruderclubs, der gesiegt hatte, wurde mit Kreide an die Wirtshaustür geschrieben, wo er bis zum nächsten Jahr verblieb.[1]

Ebenfalls verbreitet waren in den vergangenen Jahrhunderten Glück verheißende oder Unglücke abwehrende Rituale und Regeln, die zu beachten waren, damit das neue Jahr besonders werden sollte. Die entsprechenden Vorschriften galten für die Zwölfnächte – die Zeit zwischen Heiligabend bis zum Dreikönigstag. Dazu gehörte beispielsweise, dass in dieser Zeit keine Schuhe geputzt werden sollten, da der Träger sonst kranke Füße bekäme. Auch Nähen galt als gefährlich, weil dies symbolisch den Hühnern das Hinterteil zunähte, sie würden im nächsten kaum Eier legen. In der Silvesternacht sollte das Feuer nicht ausgehen, damit immer genügend Geld im Haus war.[1]

Üblich war der Kauf von Glücksbringern wie Hufeisen, Schornsteinfeger-Püppchen oder Glücksklee. Auch das Essen hatte zum Jahreswechsel eine Tradition und eine symbolische Bedeutung. Viele Körner, viel Glück – und so wurden gern Speisen wie Reis, Grieß, Hirsebrei oder Mohnpielen gegessen. Eine Schuppe des Silvesterkarpfens kam dagegen ins Portemonnaie, damit im nächsten Jahr das Geld nicht ausgehen möge.[1]

Die Reichspost gab zur Jahrhundertwende vom 19. Jahrhundert zum 20. Jahrhundert eine Schmuckpostkarte mit aufgedruckter 5-Pfennig Briefmarke heraus. Der Verkauf wurde wegen hoher Nachfrage auf zehn Stück pro Person begrenzt. Zu diesem Ereignis fanden die öffentlichen Feierlichkeiten vom Schlossplatz bis zum Roten Rathaus statt. Um Mitternacht läuteten alle benachbarten Kirchenglocken, Kanonen wurden abgefeuert und die Stadtkapelle ließ Fanfaren erklingen. Tausende Berliner begrüßten das Jahr 1900 mit Prosit Neujahr-Rufen.[1]

Individuelles Silvesterfeuerwerk im damaligen Stadtbezirk Marzahn, 1984

In den Jahren der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert fanden keine zentralen Silvesterfeiern in Berlin statt. Auch während der Teilung Deutschlands und der Teilung der Stadt beschränkte sich die Begrüßung des neuen Jahrs auf ein zentrales Feuerwerk auf dem damaligen Marx-Engels-Platz in Ost-Berlin sowie Musik- und Kulturveranstaltungen in West-Berlin, meist um die Gedächtniskirche herum. Außerdem gab es ab den 1960er Jahren Silvesterraketen für Jedermann zu kaufen, die dann in den Wohngebieten für Stimmung sorgten.

Berliner Silvesterfeier 1990

Im Jahr nach der Wende feierten Berliner, nun wieder vereint, eine Jahreswendfeier rund um das Brandenburger Tor begleitet von einem Feuerwerk. Dabei kletterten Besucher auf das Tor und beschädigten es.[2] Seit dem Jahr 1990 wird jedes Jahr am Brandenburger Tor die Silvesterparty gefeiert.

einminütiges Silvesterfeuerwerk 2007/08 in Berlin am Weinbergsweg

Zum Millennium, der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert, richtete der Senat von Berlin zusammen mit mehreren Sponsoren eine Silvesterparty vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule, der zwei Kilometer langen Festmeile, aus. Die sib Silvester in Berlin Veranstaltungen GmbH wurde eigens für die regelmäßige Organisation dieser Feier gegründet, die als „weltweit größtes open-air-Event“ gilt. Die Feierei beschränkt sich jedoch nicht mehr auf historische Orte im Stadtzentrum. Clubs, Hotels und Schaubühnen laden Gäste ein, Künstler und Musikgruppen aus aller Welt treten auf. Im Jahr 2016 sollen rund eine Million Touristen zur Silvesterparty in Berlin gewesen sein.[3] Diese Entwicklung führt zu mehr Kommerz und ist nicht mehr besinnlich wie in früheren Jahrhunderten. Mehrere Berliner gestalten sich inzwischen ihr eigenes Silvesterfeuerwerk, weil es immer mehr Schmuckraketen und Feuerwerksbomben zu kaufen gibt. Trendforscher fanden inzwischen heraus, dass eine Art Rückbesinnung stattfindet, „Kuscheln statt Krachen“ heißt die neue Devise.[4]

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Traudl Kupfer: Weihnachten in Berlin : Geschichten, Lieder, Bilder und Rezepte aus über 100 Jahren. 1. Auflage. Elsengold, Berlin 2013, ISBN 978-3-944594-02-6, S. 111.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Neujahr in Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Und zum Schluss:Silvester in Berlin, Seite 98–101
  2. Hochspringen Silvester 89 mit Quadriga abgerufen am 14. Nov. 2016.
  3. Hochspringen Silvesterparty am Brandenburger Tor, abgerufen am 8. Nov. 2016.
  4. Hochspringen Jahreswechsel: Millennium auf www.spiegel.de; abgerufen am 8. Nov. 2016.
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