Schaller Philip I.

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Der Schaller Philip I. ist ein Helm, der um 1496 bis 1500 für Philipp I. (* 22. Juli 1478 in Brügge; † 25. September 1506 in Burgos) gefertigt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung[Bearbeiten]

Die Helmkalotte des Schallers ist mehrseitig (facettiert) getrieben. Gesamt sind acht einzelne Flächen ausgetrieben, die an der Helmspitze zu einem runden Knopf zusammenlaufen. Die einzelnen Flächen werden durch erhabene, starke Rippen getrennt. Das Visier ist spitz gearbeitet und an der Oberseite, unterhalb der Augen mit punkt- und rechteckigen Luftgeben ausgestattet. An der Helmvorderseite ist eine Verstärkungsplatte angebracht, die dekorativ mit kleinen Palmetten gearbeitet ist und bei Bedarf entfernt werden kann. Der Nackenschutz ist länglich, spitz zulaufend gefertigt und am Helm anschließenden Rand bogenförmig verziert und mit Nieten an der Kalotte befestigt. Kurz über diesem Rand sind weitere Löcher als Luftgeben angebracht. Auf der rechten Seite ist eine weitere Luftgebe angebracht, die auf der linken Seite nicht zu finden ist, da die Schläge des Gegners fast nur von links erfolgen. Unterhalb der Visierspitze ist das Visier mit tiefen, vertikalen Einbuchtungen versehen, die durch kräftige Rippen unterbrochen werden. Das Visier ist im ganzen unteren Bereich rückläufig nach hinten gestaltet. Auf der Helmrückseite sind zwei Beschlagmarken in der Form von drei vertikalen Kronen eingeschlagen.

Das Bemerkenswerte an diesem Schaller ist die Darstellung eines Granatapfels auf dem Helmkamm. Die Darstellung des Granatapfels erfolgte in Lebensgröße und hat die Maße 9,9 cm x 9 cm. Die Darstellung ist die eines reifen Granatapfels, was an den fein ausgearbeiteten, leicht erhabenen Samenkörnern zu sehen ist.

Im Laufe der Zeit ist der Helm mehrfach verändert worden, wie an einer historischen Darstellung im „Inventorio Illuminato“ zu sehen ist. Ursprünglich war der Helm mit einem Bart versehen, der heute fehlt. Der Bart schloss direkt unterhalb des Visiers an und wurde am Helm mit der Hilfe eines Lederriemens gesichert, der ebenfalls über den unteren Rand des Visiers lief und damit auch das Visier vor ungewolltem öffnen schützte. An der Helmrückseite war eine mit Gravuren verzierte Platte angebracht, die mit einem umbörtelten Rand wie auch der Bart versehen war, und die am unteren Rand des Nackenschutzes angesetzt war. Beides, der Bart als auch die verzierte Platte sind heute nicht mehr erhalten.

Ursprünglich waren die Darstellung des Granatapfels, die Rippen auf dem Helm, die Verstärkungsplatte an der Stirn, das Visier und auch die Nackenschutzplatte mit Gravuren und Vergoldung verziert, wovon aber heute nur noch leichte Spuren zu finden sind, da sie im Laufe der Zeit abpoliert oder einfach durch Gebrauch abgenutzt wurden. Bei Untersuchungen im 18. Jahrhundert wurde der Helm irrtümlich Muhammad XII., von den Spaniern Boabdil (* um 1459 in Granada; † 1518, 1533 oder 1536 in Fès) genannt, dem letzten König Granadas zugeordnet, dessen Herrschaft 1492 endete. Die Form des Schallers deutet auf eine Herkunft flämischen Ursprungs, wodurch er Philip I. von Kastilien als Eigentümer möglich wurde. Im „Inventario Iluminato“ wird es auch dem Bestand der flämischen Waffen Philip I. zugeordnet. Auf alle Fälle deutet die Abbildung des Granatapfels (span. „Granada“) auf einen Bezug zu der Stadt Granada hin, zumal Ferdinand (Aragonesisch: Ferrando II o Catolico, * 10. März 1452 in Sos; † 23. Januar 1516 in Madrigalejo) und Isabella (spanisch Isabel I de Castilla; * 22. April 1451 in Madrigal de las Altas Torres; † 26. November 1504 in Medina del Campo) die Stadt 1492 eroberten.[1][2]

Literatur[Bearbeiten]

  • Juan Crooke y Navarrot: Catálogo histórico-descriptivo de la Real Armería de Madrid. Editorial Maxtor, 2000, ISBN 978-84-9761-453-5, S. 153, D14 (spanisch, 504 S.).

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Antonio Domínguez Ortiz, Concha Herrero Carretero, José-A. Godoy: Resplendence of the Spanish Monarchy: Renaissance Tapestries and Armor from the Patrimonio Nacional. Metropolitan Museum of Art, 1991, ISBN 978-0-87099-621-4, S. 108–110 (englisch).
  2. Juan Bautista Crooke y Navarrot Valencia de Don Juan, Rudolf Beer, Real Armería de Madrid, Bilderinventar der Waffen, Rüstungen, Gewänder und Standarten Karl 5. in der Armeria Real zu Madrid, Bände 10–11 von Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses, Verlag Holzhausen, 1889, Bildtafel 2
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