Rudolf Schröder

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Rudolf Schröder (* 7. Novembr 1903 in Dresden) war als SS- Obersturmbannführer (SS-Nr. 272288) und Oberregierungsrat Leiter der Staatspolizeistelle Reichenberg (Stapo Reichenberg), Staatspolizeistelle Bielefeld (Stapo Bielefeld) und der Staatspolizeistelle Weimar (Stapo Weimar) der Geheimen Staatspolizei (Gestapo).

Bildung[Bearbeiten]

Als Sohn des Zollinspektors Hugo Schröder besuchte er in Dresden die Bürgerschule und das humanistische Gymnasium. Im Jahre 1923 bestand er die Prüfung zum Abitur. Schon als Schüler engagierte er sich für nationale Interessen als Leiter einer Vereinsgruppe im Verein für das Deutschtum im Ausland[1]. Ab 1923 bis 1928 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und Leipzig auf. Schon früh orientierte er sich politisch bei den Nationalsozialisten und trat am 1. Dezember 1931 der NSDAP und der SA bei[2]. Dem Sturm I der 108. SA-Standarte in Dresden gehörte er von November 1931 bis zum Ende von 1932 an. Von Januar 1933 bis Oktober 1933 diente er bei der Stabswache der SA-Gruppe Sachsen. Als Hilfspolizist betätigte er sich beim Polizeipräsidium von März 1933 bis Juli 1933 u.a. in politischen Delikten. Ab dem 1. November 1933 gehörte er für kurze Zeit dem Feldjägerkorps der SA an.

Nach dem Bestehen der ersten juristischen Staatsprüfung am 18. Dezember 1928 bestritt er von 1929 bis 1934 den üblichen juristischen Vorbereitungsdienst, um dann am 28. April 1934 die Prüfung im Sächsischen Justizministerium Dresden für sein zweites juristisches Staatsexamen abzulegen.

Dienst bei der Gestapo[Bearbeiten]

Über eine Fürsprache durch seine Frau bei dem damaligen SS-Oberführer Friedrich Schlegel (SS-Nr. 907) wurde er am 1. Juli 1934 als Assessor Angehöriger des Geheimen Staatspolizeiamtes (Gestapa) Dresden. Am 15. November 1934 trat er von der SA zur SS über[3]. Seit dem 15. November 1934 gehörte er der SS an. Ab dem 1. Juli 1936 wechselte er aufgrund einer Beurlaubung durch das Sächsische Innenministerium zum Sicherheitsdienst (SD) der SS. Zuerst war er Stabsführer im SD-Abschnitt Elbe in Leipzig. Danach erfolgte eine Versetzung zum SD-Oberabschnitt Süd in München, wo er als Hauptabteilungsleiter tätig wurde. Danach ging er zur Gestapo zurück.

Seinen Dienst bei der Staatspolizeistelle Stuttgart trat er von Dezember 1937 an. Ab August bis Oktober 1939 war er dort stellvertretender Leiter. Zur Staatspolizeistelle Köslin wechselte er im Oktober 1939, wo er ebenfalls die stellvertretende Leitung inne hatte. Danach diente er in gleicher Funktion bei der Staatspolizeistelle Hildesjeim. Ab dem 5. Februar 1940 wechselte er als Leiter zur Stapo Bielefeld, der er bis zum 1. Dezember 1941 angehörte. Im Jahre 1941 war er von Juni bis Dezember im besetzten Gebiet u.a. bei Bialystok zum Stab der Einsatzgruppe B abkommandiert. Dort wurde er Augenzeuge des Massenmords an den Juden. Weiterhin hatte der dort den Posten des Verbindungsmanns zum rückwärtigen Heeresgebiet Russland-Mitte. Es folgte die Leitung der Stapo Reichenberg ab dem 2. Dezember 1941 bis Juli/August 1944[4]. Dort war er verantwortlich für die Gestapo-Operationen im Sudetenland bei der Verfolgung der Gegner des NS-Regimes. Ihm unterstanden auch die Gestapo-Dienststellen in Karlsbad und Troppau. Von dort aus wurden u.a. die verbliebenden Juden aus gemischten Ehen zum KZ Theresienstadt und nach anderen Lagern deportiert. Vom 5. Juli 1944 (kommandiert) bis April 1945 leitete der die Stapo Weimar. In den Tagen vom 5. bis 7. April 1945 wurde die Stapo-Dienststelle Weimar augelöst und die Anghörigen setzten sich in Richtung Jena ab, darunter waren auch Anghörige der Stapo Kassel. Ein Teil der Gestapo-Leute gingen nach Hermsdorf. Es folgte eine Bahnfahrt zur Außendienststelle (ADStl) der Gestapo Gera. Die jüngeren Gestapo-Leute wurden nach Bürgel in Marsch gesetzt. Dort wurden auf Befehl von Schröder am 11. April 1945 der Bürgermeister von Taupadel / Kreis Stadtroda Paul Töpel und das Schweizer Ehepaar Martha und Hermann Dietschi von den Gestapo-Leuten Richard Becke, Heinrich Gerken und Werner Breuer erschossen. Ebenso wurden im Hainholz am gleichen Tag bei Bürgel drei Soldaten ermordet.

Hinrichtung des polnischen Zwangsarbeiters Stanislaus Smyl am 26. Juli 1940[Bearbeiten]

Stanylaus Smyl war im Mai 1940 bei einem Bauern in Hampenhausen / Kreis Warburg als Zivilarbeiter (Nazi-Jargon "Fremdarbeiter") im Zuge der NS-Zwangsarbeit beschäftigt. Ein ärztliches Zeugnis beschenigte ihm, dass er arbeitsunfähig und unzurechnungsfähig sei. Ein Bericht empfahl, dass Smyl nach Polen abzuschieben sei. Ein Zwischenfall aber führte letztlich zu seiner öffentlichen Hinrichtung.

Etwa Mitte Mai 1940 begegnete Smyl einer deutschen Frau auf einer öffentlichen Straße im Dorf mit offenem Hosenschlitz. Die Frau empörte sich über dieses Verhalten und berichtete ihren Verwandten von diesem Ereignis. Smyl wurde festgenommen und und zur Außendienststelle (ADStl) der Gestapo Paderborn verbracht. Der Fall wurde an die Stapo Bielefeld zur Bearbeitung weitergegeben. Von dort aus erfolgte die Übergabe des Berichtes an das Reichssischerheitshauptamt (RSHA) Berlin. Das RSHA entschied, dass Smyl am 26. Juli 1940 öffentlich in Hampenhausen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses hingerichtet werden sollte. Die Hinrichtung erfolgte nicht durch einen Gerichtsbeschluss, sondern nur durch einen Erlass des Mininsterrats unter der Führung von Hermann Göring und auf einen Erklaas von Heinrich Himmer vom 8. März 1940 zurück. Schröder hätte als Jurist wissen müssen, dass deshalb eine Hinrichtung nicht nach den Vorschriften des § 47 des Militärgesetzes, das auch für die Gestapo galt, zulässig gewesen wäre. Deshalb wurde er am 13. November 1962 vom Schwurgericht Paderborn verurteilt.

Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Nach 1945 wohnte er bis zum Frühjahr 1950 in Wernigerode als Arbeiter in einem Sägewerk. Im Jahre 1949 erfolgte eine Verpflichtung zur Arbeit im Uranbergbau. Weil er sich der schweren Arbeit nicht gewachsen fühlte, ging er über West-Berin nach Westdeutschland. Im November 1950 wurde er im Notaufnahmelager Gießen aufgenommen. Es folgte eine Unterbringung im Lager Osthofen, von wo er aus zum Kreis St. Goarshausen kam. Im Dezember 1950 wohnte er mit seiner Frau im Dorf Rechenberg. Ab Anfang 1951 arbeitete er als Aushilfsangestellter beim Landratsamt in St. Goarshausen auf dem dort untergebrachten Standesamt. Ins Angestelltenverhältnis wurde er gegen Ende 1952 übernommen und beim Ausgleichsamt als Bewerter angestellt.

Im Jahre 1961 wurde er als Zeuge zu den Massenhinrichtungen bei Bialystok vernommen[5]. Das Schwurgericht Paderborn verurteilte ihn am 13. November 1962 zu einem Jahr Gefängnis wegen Beihilfe zum Totschlag an einem polnischen Zwangsarbeiter. Im Jahre 1966 hatte er seinen Wohnsitz in Reichenberg Haus Nr. 16 im Kreis St. Goarshausen.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelhinweise[Bearbeiten]

  1. Verein für das Dutschtum im Ausland
  2. Biographische Daten zu Rudolf Schröder
  3. C.F. Rüter, Justiz und NS-Verbrechen, Band 18, Lfd-Nr. 543, Amsterdam 1978, S. 715-726
  4. Personendaten von Rudolf Schröder
  5. Andreas Theo Schneider, Die Geheime Staatspolizei im NS-Gau Thüringen, Frankfurt/Main 2008, S. 468