Polnische Konzentrationslager

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Polnische Konzentrationslager, polnische Vernichtungslager oder polnische Todeslager sind historisch falsche Bezeichnungen, die von internationalen Medien bzw. durch Personen des öffentlichen Lebens in Bezug auf die Konzentrations- und Vernichtungslager verwendet werden, die während des Zweiten Weltkriegs vom nationalsozialistischen Deutschen Reich auf dem Gebiet des besetzten Polens errichtet und verwaltet wurden.

Die Begriffe implizieren fälschlicherweise, dass der polnische Staat am Betrieb der Konzentrations- und Vernichtungslager beteiligt gewesen sei. Polen hat nach dem deutschen Überfall auf Polen und während der nachfolgenden Besetzung enorme materielle und personelle Verluste erlitten. Die Benutzung der Begriffe „polnisches Konzentrations- bzw. Vernichtungslager“ wird aus diesem Grund von polnischen Politikern[1], Historikern, der polnischen Diaspora und von den zahlreichen jüdischen Organisationen, wie Yad Vashem[2], American Jewish Committee[3] oder Anti Defamation League[4], scharf kritisiert. Auch der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD)[5] lehnt Begrifflichkeiten wie „polnische Konzentrationslager“ als falsch ab.

Deutsche Konzentrationslager im besetzten Polen

Geschichtlicher Hintergrund[Bearbeiten]

Deutsche Besetzung Polens[Bearbeiten]

Nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 besetzte das nationalsozialistische Deutsche Reich innerhalb von wenigen Wochen große Gebiete Polens und gliederte den westlichen Teil als Reichsgau Wartheland und den nördlichen Teil als Reichsgau Danzig-Westpreußen vollständig in das Deutsche Reich ein. Die beiden Reichsgaue hatten eine Fläche von 92.000 km². Den östlichen Teil der eroberten polnischen Gebiete wurde zunächst als Protektorat und später als Generalgouvernement verwaltet. Mit der kurz darauf stattfindenden Sowjetische Besetzung Ostpolens verschwand das Land Polen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges von der Weltkarte.

Zum Generalgouverneur mit Sitz in Krakau wurde der NSDAP-Funktionär Hans Frank ernannt. Dessen Stellvertreter wurde Josef Bühler. In der Verwaltung des Gouvernements arbeiteten ausschließlich Deutsche. Das Gouvernement umfasste zunächst eine Fläche von 95.000 km² und wurde am 1. August 1941 um den zuvor sowjetisch besetzten Distrikt Galizien auf 142.000 km² erweitert. Die polnische Regierung floh nach der Eroberung Polens und etablierte eine Exilregierung, die ihren Sitz zunächst in Paris, später Angers und kurz vor der Kapitulation Frankreichs in London hatte.

Die deutschen Besatzer errichteten ab 1940 auf polnischem Gebiet neun große und mehrere kleinere Konzentrations- und Vernichtungslager, in welchen die nach der nationalsozialistischen Ideologie als Untermenschen verhassten Juden, Polen und weitere slawische Völker systematisch ausgelöscht werden sollten.

Vernichtungslager auf polnischem Gebiet[Bearbeiten]

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Kriegshäftlinge rapide an und so auch die Zahl der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager in Europa. Sie wurden durch die Mitglieder der paramilitärischen Schutzstaffel (SS) verwaltet. Die fast 1 Millionen Mitglieder zählende SS hatte ca. 20% freiwillige ausländische Mitglieder, darunter aus Ländern wie Italien, Finnland, Kroatien, Albanien, Rumänien, Ungarn, Belgien, Niederlande, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden, Schweiz, Serbien, Estland, Lettland, Litauen, Sowjetunion (meistens ethnische Ukrainer), aber keine aus Polen. Der Versuch der Deutschen, eine Legion von 10.000 polnischen Goralen aus dem Karpatenvorland zu gründen, scheiterte[6]. Die Verwaltung der Konzentrationslager unterlag der Inspektion der Konzentrationslager, die dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt untergeordnet war. Die zentrale Inspektion der Konzentrationslager befand sich in Oranienburg, ca. 30 km von Berlin. Die direkte Aufsicht der Lager vor Ort wurde durch die speziell ausgebildeten SS-Einheiten, die sogenannten SS-Totenkopfverbände sowie der SS angehörige Aufseherinnen und Aufseher ausgeübt.[7]

KZ Auschwitz[Bearbeiten]

Erkennungszeichen für die polnischen Gefangenen

Im Mai 1940 wurde das Konzentrationslager Auschwitz I in Betrieb genommen. Zu den ersten Häftlingen gehörten 728 polnische politische Gefangene aus Tarnów. Die meisten der späteren Häftlinge waren polnische Politiker, Geistliche und Intellektuelle, teilweise auch sowjetische Kriegsgefangene. Nach Schätzungen sind im Stammlager Auschwitz I insgesamt 60.000 bis 70.000 Menschen ums Leben gekommen. Das Lager diente zudem als Hinrichtungsstätte. Unter den polnischen Opfern befanden sich unter anderem Maksymilian Kolbe (Franziskaner), Bronisław Czech (Sportler), Jan Mosdorf (Philosoph und Publizist), Adam Heydel (Professor der Ökonomie), Bolesław Czuchajowski (Jurist und Präsident von Krakau), Ludwik Puget (Künstler und Historiker), Mieczysław Węgrzyn (Schauspieler) und Jan Karcz (Oberst). Der Schriftzug „Arbeit macht frei“ am Eingangstor des Lagers war Ende 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden.

1941 wurde das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus KZ Auschwitz II–Birkenau gebaut. Dort fanden ab 1942 die fabrikmäßigen Massentötungen mit Giftgas statt. Die Opfer waren vor allem Juden, die nach dem Willen der Nationalsozialisten im Zuge der "Endlösung der Judenfrage" massenhaft getötet wurden. Die Historiker schätzen die Zahl der jüdischen Opfer von KZ Auschwitz II-Birkenau auf ca. 1 Million, die meisten davon waren Juden aus Polen und Ungarn. Weitere Opfer waren unter anderem ethnische Polen, Bürger der Sowjetunion sowie Sinti und Roma. Auschwitz ist auch bekannt für medizinische Experimente an Häftlingen geworden, die unter der Leitung des deutschen Mediziners Josef Mengele ausgeführt wurden.

Vernichtungslager Sobibor, Belzec und Treblinka[Bearbeiten]

Für die Massenvernichtung in Treblinka zuständige SS-Männer: Paul Bredow, Willi Mentz, Max Möller und Josef Hirtreiter

Neben dem Vernichtungslager Auschwitz II errichteten die Nationalsozialisten viele weitere Konzentrations- und Todeslager. Zu den größten gehörten die Vernichtungslager Sobibor, Belzec und Treblinka, die im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ der planmäßigen Ermordung der Juden vor allem aus dem Generalgouvernement gedient haben. Im Vernichtungslager Sobibor wurden nach Schätzungen bis zu 250.000 Juden in Gaskammern ermordet, in Belzec ca. 430.000 und in Treblinka ca. 870.000. Im Nebenlager von Treblinka, im so genannten Treblinka I, starben ca. 10.000 ethnische Polen.

Polnische Versuche die Shoah abzuwenden[Bearbeiten]

Polen, die Juden Hilfe geleistet haben, drohte die Todesstrafe

Polnische Bürger waren an der Planung, Gründung und Verwaltung der Lager in keiner Weise beteiligt. Die Polen hatten keinen materiellen Vorteil aus der Arbeit der Lagerhäftlinge oder aus deren beschlagnahmten Vermögensmassen. Sie hatten keinen Anteil an den Massentötungen. Aus historischen Quellen sind keine polnischen Organisationen bekannt, die an dem Betrieb der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager beteiligt waren. Polen waren jedoch selbst Häftlinge in den Lagern und mehrere Tausende überlebten die Lager nicht. Ebenfalls hatte die polnische Exilregierung in London keinen Einfluss auf die Entstehung und Verwaltung der Lager. Sie hat über die Mitglieder der von ihr gegründeten Heimatarmee (Armia Krajowa), allen voran dem polnischen Offizier Witold Pilecki, Informationen über die Todeslager und Massenvernichtung von Juden im KZ Auschwitz II–Birkenau an die Alliierten übermittelt[8]. Witold Pilecki, der sich als Volontär in das KZ Auschwitz gefangen nehmen ließ und dort fast drei Jahre verbrachte, lieferte schon 1941 über die Armia Krajowa umfangreiche Berichte über die deutschen Todeslager und später über die massenhafte Ermordung von Juden an die britische Regierung, die Dokumente wurden jedoch von den Alliierten ignoriert. Ähnlich wie beim Bericht des polnischen Diplomaten Jan Karski stieß man bei den Politikern des Westens, unter anderem F. D. Roosevelt, auf Unglauben. Die beiden Berichte wurden nach dem Krieg ein wesentlicher Bestandteil der Auschwitz-Protokolle und trugen maßgeblich zur Aufklärung der Shoah bei. Ethnische Polen haben während des Zweiten Weltkriegs zahlreichen Juden das Leben gerettet. Die Zahl der beteiligten Polen wird auf zwischen 500.000 und 1.200.000 geschätzt, etwa 50.000 wurden deswegen von den Nationalsozialisten ermordet. Yad Vashem hat 6.620 Polen mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern” ausgezeichnet[9].

Diskussion um den Begriff[Bearbeiten]

Konzentrationslager wurden außer auf polnischem Gebiet auch in vielen anderen Ländern Europas gebaut, vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich, Tschechien, Slowakei, Niederlanden, Belgien, Italien, Lettland, Litauen, Serbien, Kroatien, Frankreich und Norwegen. Dennoch findet man sehr selten in den Medien den Begriff „deutsches“, „serbisches“ oder „französisches Konzentrationslager“. Allein im Gebiet des Dritten Reiches befanden sich während des Zweiten Weltkrieges ca. 20 große Konzentrationslager und dazu hunderte kleinere Lager.

Die Begriffe „polnische Konzentrations- oder Vernichtungslager“ treten häufig selbst in Bezug auf die Konzentrationslager im rein deutschen Staatsgebiet auf (siehe unten). Durch diese Verdrehung der historischen Fakten werden die „polnischen Lager“ zum Synonym einer angeblichen polnischen Mittäterschaft an der Shoah. Schewach Weiss, der israelische Diplomat und frühere Botschafter Israels in Polen konnte diese Entwicklung nicht fassen: „Ich sehe, dass ganz Europa und die ganze judeo-christliche Welt auf Polen ihre eigenen Sünden und Schuldgefühle schiebt. „Polnische Konzentrationslager”, wer konnte sich so was ausdenken?”[10]. Er wusste wohl, was er sagt, denn im Zweiten Weltkrieg haben viele europäische Länder mit Hitler eng zusammengearbeitet, Polen jedoch nicht.

Bekanntmachung des Stadthauptmanns Dr. Franke in Tschenstochau vom 24. September 1942

Für Polen ist die Benutzung des Begriffs „polnisches Konzentrations- oder Vernichtungslager“ angesichts der polnischen Verluste im Zweiten Weltkrieg eine Art Blasphemie. Laut dem polnischen Historiker Eugeniusz Duraczynski hat Polen während der Besetzung 47% aller Ärzte, 50% Zahnärzte, 58% Anwälte, 15% Lehrer, 40% Professoren, 30% Techniker, 18% Priester und 70 bis 80% Journalisten verloren[11].

Der Chef der Stiftung Polnische Liga gegen Diffamierung, Maciej Świrski, geht davon aus, dass die falsche Bezeichnung zum Teil durch Ignoranz, zum Teil durch Unwissen und zum Teil durch bewusste Fälschung entsteht.[12] Unabhängig von der Ursache bilden sich dadurch bestimmte Denkmuster oder Gedächtnis-Codes, die wiederum dazu führen, dass immer mehr Menschen, besonders die jüngeren, davon überzeugt sind, dass Polen tatsächlich am Holocaust beteiligt war. Diese Überzeugungen werden zusätzlich durch zahlreiche antipolnische Publikationen, wie diejenigen von Jan Tomasz Gross verstärkt.

Laut einer Umfrage[13] des Magazins „Stern“ gibt es bei den jüngeren Deutschen (18- bis 29-Jährigen) erhebliche Wissenslücken. In dieser Gruppe konnte jeder Fünfte (21%) mit dem Begriff Auschwitz nichts anfangen. Die älteren schneiden deutlich besser ab. Der ehemalige polnische Auschwitz-Häftling Karol Tendera berichtete, dass die deutschen Jugendlichen ihn während einer seiner vielen Jugendtreffen gefragt haben: „Wen haben die Polen also in Auschwitz gefangen genommen, andere Polen oder Deutsche?”[14]

Der deutsche Kriminologe und Publizist Dieter Schenk betonte während einer wissenschaftlichen Konferenz des polnischen Außenministeriums zum Thema „polnische Konzentrationslager“ im November 2013, dass die Benutzung des abwertenden Begriffs inakzeptabel sei und in jedem einzelnen Fall eine Richtigstellung auf der Basis des Presserechtes gefordert werden sollte. Der amerikanische Rechtsanwalt Martin Mendelsohn, der ebenfalls an der Konferenz teilgenommen hat, wies auf die Notwendigkeit hin, von den Verlegern eine entsprechende Anpassung von redaktionellen Style books zu verlangen und bei Missachtung der Regel ein Gerichtsverfahren zu erwägen. Auch der polnische Rechtsanwalt Lech Obara, Vorsitzender der Gesellschaft Patria Nostra hält die Anwendung des Begriffs „polnisches Konzentrationslager“ für völlig unzulässig und beleidigend für die polnischen Opfer des Nationalsozialismus, häufig auch selbst Häftlinge in den deutschen Lagern. Aktuell führt er zwei Gerichtsprozesse gegen deutsche Medien, einen gegen die Zeitschrift Die Welt (Verwendung des Begriffs „polnisches Konzentrationslager“) und einen gegen das ZDF („das polnische Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz”). Seine Mandanten beklagten, dass „Die Welt“ und „ZDF“ eine Entschuldigung verweigerten und die deutschen Anwälte auf Zeit spielten und warteten, bis die Opfer der deutschen Lager sterben (die Mandanten von Obara sind über 90 Jahre alt).

Die UNESCO definiert das zum UNESCO-Welterbe gehörende Lager „Auschwitz-Birkenau” als „Nazideutsches Konzentrations- und Vernichtungslager” (German Nazi Concentration and Extermination Camp, 1940-1945).[15] Die deutschen Vertreter haben nach den Worten des polnischen Anwaltes Obara hartnäckig versucht, die Bestimmung dieser Definition abzuwenden, UNESCO bog sich dem Druck jedoch nicht.

Die Mitglieder der Polish Media Issues Group weisen darauf hin, dass eine häufig von den Redaktionen gelieferte Erklärung, nämlich dass der Begriff „polnisches Konzentrationslager” wegen der geographischen Lage der KZ’s benutzt wird, inakzeptabel ist. Während des Krieges war Polen durch das Deutsche Reich besetzt. Die polnische Exilregierung und die polnischen Bürger waren militärisch und politisch nicht imstande die deutschen Besatzer an ihren Plänen zu hindern. Die geographische Konnotation könnte jedoch von vielen Leuten als Mittäterschaft von Polen am Holocaust verstanden werden. Genau diese Erklärung lieferte das kanadische Fernsehen CTV, das am 30. April 2004 in den Nachrichten über das „Polish camp in Treblinka” berichtet hatte. Die polnische Botschaft in Ottawa schickte eine Beschwerde an das CTV. Der Präsident des kanadischen Senders, Robert Hurst, lehnte jedoch eine Korrektur und Entschuldigung mit der Begründung ab, dass „Treblinka in Polen liegt”. Nach der erneuten Beschwerde der polnischen Botschaft, diesmal beim National Specialty Services Panel vor dem Canadian Broadcast Standards Council, hat der Council die Argumentation von CTV abgelehnt[16] und der polnischen Seite Recht gegeben, und zwar mit der Begründung, dass die Konnotation des Wortes „Polish” weit über die geographische Bedeutung hinausgeht und seine Anwendung irreführend und missbräuchlich ist.

Beispiele für die Verwendung der falschen Begrifflichkeiten in den Medien[Bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten]

„Der Spiegel”, NDR[17], „Bild”, „Allgemeine Zeitung”[18], Website der KZ-Gedenkstätte Dachau („polnisches Konzentrationslager“, nach Protesten korrigiert)[19], „Der Tagesspiegel”, „Stern”, „Focus”[20], „Die Welt”[21], „Westdeutsche Zeitung”, „Junge Welt”, „Die Zeit”, „ZDF“, „Hamburger Abendblatt”[22], „Süddeutsche Zeitung” („polnisches Konzentrationslager”)[23], Deutsche Presse-Agentur[24], Reuters Deutschland[25] („polnisches Lager Trawniki“), die Internetseite des „Saarländischen Rundfunks” und die Internetseite des Fernsehens n-tv wurden bereits für die fehlerhafte Verwendung der Begriffe „polnisches Konzentrationslager“ oder „polnisches Vernichtungslager“ gerügt. Die Fehler wurden in den allermeisten Fällen nach Interventionen korrigiert.

2010 hat die Bundeszentrale für politische Bildung in ihrem Buch Jüdisches Leben in Deutschland[26] den Begriff „polnische Konzentrationslager” verwendet. Nach der Intervention des polnischen Außenministeriums versprach man, die ganze Auflage von 800.000 Exemplaren aus dem Handel zu nehmen.

Der Begriff „polnisches Konzentrationslager” erschien auch unter anderem in der WAZ[27] und der Mittelbayerischen Zeitung[28]. Nach Interventionen polnischer Leser wurden die Fehler korrigiert.

USA[Bearbeiten]

Im März 2011 hat die renommierte New York Times ein Bild in einem Artikel betitelt: „Qadhi and other American Muslim clerics pray at the Dachau concentration camp in Poland last August“. Nach der Korrektur hieß es: „Qadhi and other American Muslim clerics pray at the Dachau concentration camp in Germany last August”[29].

„New York Times”, „The Hollywood Reporter” (Poland's Majdanek concentration camp, Auschwitz, and other sites of atrocity)[30] „New York Daily News”[31] („Polish concentration camps”, „Polish death camp, Polish Holocaust”), „ABC News” und „CBS News” („Sobibór – Polish Nazi death camp” und „Poland’s Treblinka death camp”)[32], „Foreign Policy”[33] („camp in Poland”). „New York Daily News” hat den Begriff „Polish concentration camp” trotz Interventionen nicht korrigiert, „Foreign Policy” auch nicht.

Am 29. Mai, 2012 hat Präsident Barack Obama den Begriff „polish death camp” benutzt, gerade als er die Presidential Medal of Freedom, die höchste amerikanische zivile Auszeichnung, post mortem dem polnischen Diplomat Jan Karski verliehen hat.[34][35]

Amazon ist der größte Online-Händler der Welt. Die Rezensionen der Amazon-Kunden zu historischen Werken beeinflussen die allgemeine Geschichtswahrnehmung. Das Unternehmen toleriert die Anwendung der historisch falschen Begrifflichkeiten. Polish Media Issues Group identifizierte eine mehrfache Veröffentlichung unter anderem von folgenden Begriffen: „concentration camps of Poland”, „Polish concentration camp”, „Poland for its concentration camps”, „death camps of Poland”, „Poland’s death camp”, „Polish death camp”, „Nazi Poland”, „Poland’s Nazi”, „Polish Nazi”, „Nazi-Era Poland”, „Poland’s Majdanek”, „Poland’s Sobibor”, „Polish Auschwitz” und „Polish ghetto”[36].

Associated Press (AP) ist eine der größten Nachrichtenagenturen der Welt. Die Meldungen der Korrespondenten von AP erscheinen in den Medien auf allen Kontinenten. Sie hat in ihren internationalen Nachrichtendiensten mehrmals den falschen Begriff „polnisches Konzentrations- oder Todeslager” verwendet. Im November 2005 erschien eine Meldung mit dem Satz: „Persönliche Sachen von Juden wurden in einem polnischen Lager entdeckt” (Jews’ Belongings Unearthed at Polish Camp). Nach Protesten der polnischen Seite erfolgte eine Korrektur. Im August 2009 schrieb AP über „Polen’s Todeslager Majdanek” (Poland’s Majdanek death camp). In dem von Deutschen gebauten Majdanek-Lager waren jedoch in Wirklichkeit über 100.000 polnische Häftlinge und mehrere Tausende polnische Juden inhaftiert. Einige Monate später schrieb AP über das „polnische Vernichtungslager Treblinka”. Im Januar 2010 berichtete AP erneut über ein polnisches Konzentrationslager („Polish concentration camp”). Die Meldung erschien weltweit in über 170 Medien und verursachte mehr Schaden für das Ansehen Polens als alle anderen falschen Zeitungsmeldungen in einem Jahr zusammengenommen. Später im Laufe des Jahres schrieb AP erneut über das „Todeslager Sobibor im besetzten Polen” (occupied Poland’s Sobibor death camp), keine Spur von den deutschen Nazis in Bezug auf das Lager in der AP-Meldung. AP war nicht bereit, die Meldung zu berichtigen. Später hat die amerikanische Agentur zumindest ihr Style book entsprechend angepasst[37][38].

Großbritannien[Bearbeiten]

„Guardian” („Polish death camps", korrigiert nach Protesten auf „Nazi death camps")[39], „BBC” („Polish concentration camp", später korrigiert auf „Nazi concentration camp")[40], „The Telegraph”[41], „Daily Star” („Poland’s Auschwitz death camp")[42], „Daily Mail” („Polish death camp Sobibór”), Mirror[43] („Polish camp” und „camp in Poland” in Bezug auf das deutsche Lager im damals deutschen Beuthen, erst nach 1945, als die Verschiebung der deutschen Grenze nach Westen stattfand, war es polnisches Gebiet, woraufhin die Stadt Bytom hieß).

Der britische Sender BBC hat den Begriff „polnisches Konzentrations- oder Todeslager” mehrmals nicht nur in Bezug auf die deutschen Konzentrationslager im besetzten Polen, sondern auch in Bezug auf das KZ Mauthausen im heutigen Österreich verwendet („Mauthausen concentration camp in Poland”). BBC lehnt auch häufig, im Gegensatz zu anderen britischen Medien, eine Berichtigung ab.[44]

Italien[Bearbeiten]

„Corriere della Sera”[45], „La Stampa”[46], „L’Unitá”, „Cisl Lombardia”[47], „Città Nuova”[48], „La Repubblica”, „Il Sole 24 Ore”, Italian News Agency ANSA („lager polacco” oder „campo di sterminio polacco”)[49].

Frankreich[Bearbeiten]

„i-Tele” („die Polen haben Juden vergast” (Video)), „Liberation”[50] („camp de la mort polonais” „polnisches Todeslager”, nach Protesten korrigiert), „Le Fiagro”[51] („Plusieurs autres SS d’Auschwitz et de Majdanek, un autre camp d’extermination polonais”, nach Protesten korrigiert), “Arte” („camp polonais”, nach Protestnote korrigiert)[52].

Im Januar 2016 hat der Präsident der größten jüdischen Organisation in Frankreich, des Consistoire central israélite, Joël Mergui in einem Programm vom Fernsehen „i-Tele“ behauptet, dass Polen die Juden in den Konzentrationslagern vergast habe. Trotz der Proteste der polnischen Seite, darunter der polnischen Botschaft in Paris, der Polnischen Liga gegen Diffamierung und der Polish Media Issues Group, entschuldigte er sich nicht offiziell, sondern lediglich in einem Telefonat mit dem polnischen Botschafter.[53] Auch i-Tele hat sich nicht zu dem Vorfall geäußert.

Israel[Bearbeiten]

Internetseite von Simon Wiesenthal Center, „Haaretz[54], „Times of Israel"[55], „Jerusalem Post[56] („death camp in Poland“, nach der Intervention der polnischen Seite und Korrektur durch die Redaktion „death camp in German occupied Poland“), „Jewish Standard“[57] („Polish ghetto“, trotz Protesten nicht korrigiert).

Australien[Bearbeiten]

Australian Financial Review, die größte Wirtschaftszeitung Australiens, schrieb vom „Polish concentration camp Gross-Rosen“. Das KZ Groß-Rosen war jedoch ein Netzwerk von deutschen Konzentrationslagern, gelegen in Niederschlesien, also auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Erst nach dem Krieg wurde die Stadt Groß Rosen (polnisch: Rogoźnica) Teil Polens. Der Autor des Artikels schrieb weiter, dass Buchenwald und Auschwitz andere „polnische Lager” waren, wobei Buchenwald nie auf polnischem Staatsgebiet lag. Der Fehler wurde nach der Intervention der polnischen Diaspora korrigiert.[58]

Nine Network TV, einer der größten Fernsehsender Australiens, berichtete 2015 über „former Polish concentration camp Auschwitz”[59]. Nach Protesten wurde der Eintrag korrigiert.

Reaktionen in Polen[Bearbeiten]

Die Verwendung von falschen Begrifflichkeiten wie „polnische Konzentrationslager” oder pauschale Unterstellungen der Beteiligung von Polen an der Shoah stehen in einem krassen Widerspruch zu den historischen Fakten und schädigen erheblich den Ruf des Landes und seiner Bevölkerung.

Daher kämpfen diverse staatliche Organe, Institutionen und einzelne Gruppen in Polen und im Ausland gegen die Geschichtsfälschung und Unterstellung der Mittäterschaft Polens an der Shoah. Der Kampf wird vor allem durch das polnische Außenministerium geführt. Dem schließen sich diverse polnische Medien an, die allerdings nur einen lokalen Einfluss haben. Eine große Rolle in dem Kampf spielte die Tageszeitung Rzeczpospolita, die als erstes polnisches Blatt regelmäßig die Verwendung von falschen Begrifflichkeiten angeprangert hat.[60] An den Bemühungen, den Ruf Polens zu verteidigen und die historische Wahrheit zu bewahren, beteiligen sich auch andere Institutionen, Bürgergruppen und Organisationen wie Polish Media Issues Group, Patria Nostra oder die Polnische Liga gegen Diffamierung, aber auch zunehmend individuelle Bürger.

Das polnische Justizministerium hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das erlauben wird, die Geschichtsfälschung rechtlich zu belangen.[61][62] Das Museum Auschwitz hat in Zusammenarbeit mit der Werbeagentur FCB in Warschau einen Texteditor entwickelt, der den Redaktionen erlaubt, beim Editieren der Texte, falsche Begriffe wie „polnisches Konzentrationslager“ automatisch abzufangen und mit historisch korrekten Begriffen zu ersetzen. Der Texteditor, der „Remember“ heißt, funktioniert in 16 Sprachen und kann kostenlos von der Internetseite des Museums heruntergeladen werden.[63]

Eine wichtige Rolle in der Bekämpfung der inkorrekten Begriffe spielt die Bildung. Hier ist ebenfalls das Engagement des polnischen Außenministeriums, des Museums Auschwitz und der anderen polnischen Museen auf dem Gebiet der ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager hervorzuheben.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. http://wiadomosci.dziennik.pl/wydarzenia/artykuly/511743,premier-beata-szydlo-holokaust-wyzwolenie-auschwitz.html
  2. Yad Vashem Blog, In response to comments regarding death camps in Poland, 29 Januar, 2015
  3. http://www.ajc.org/site/apps/nl/content2.asp?c=ijITI2PHKoG&b=1531911&ct=873437
  4. http://archive.adl.org/nr/exeres/72b99704-b2c0-4c2c-84ad-2363ee29d01c,0b1623ca-d5a4-465d-a369-df6e8679cd9e,frameless.html
  5. http://www.historikerverband.de/presse/pressemitteilungen/vhd-lehnt-begrifflichkeiten-wie-polnische-konzentrationslager-als-falsch-ab-zrzeszenie-historykow-i-historyczek-niemiec-odrzuca-okreslenie-polskie-obozy-koncentracyjne-jako-falszywe.html
  6. Stanisław Żerko 1997
  7. Aleksander Lasik, „Sztafety Ochronne w systemie niemieckich obozów koncentracyjnych. Rozwój organizacyjny, ewolucja zadań i struktur oraz socjologiczny obraz obozowych załóg SS”, Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau w Oświęcimiu, Oświęcim 2007, ISBN 978-83-60210-32-1.
  8. http://www.jewishjournal.com/rob_eshman/article/excerpted_from_the_auschwitz_volunteer_beyond_bravery_by_captain_witold_pil
  9. https://www.yadvashem.org/yv/en/righteous/statistics/poland.pdf.
  10. Szewach Weiss, Gespräch mit, „Plus Minus“, August 2015
  11. [Eugeniusz Duraczynski, „Wojna i okupacja“ (Krieg und Okkupation“), S. 58
  12. Interview mit Maciej Świrski, Maariv, 22.02.2016
  13. http://www.stern.de/politik/deutschland/stern-umfrage-zum-holocaust-gedenktag-deutsche-wollen-erinnerung-an-voelkermord-nicht-verdraengen-3523802.html
  14. https://www.przewodnik-katolicki.pl/Archiwum/2016/Przewodnik-Katolicki-4-2016/Spoleczenstwo/Nie-walczymy-z-wiatrakami
  15. Offizielle UNESCO-Definition von dem deutschen Lager Auschwitz-Birkenau.
  16. http://www.cbsc.ca/use-of-polish-to-describe-wwii-ghettos-or-concentration-camps-breaches-codes-says-canadian-broadcast-standards-council/.
  17. Polish Embassy in Berlin intervenes after NDR TV broadcast. In: www.msz.gov.pl. Abgerufen am 28. März 2016.
  18. German newspaper Allgemeine Zeitung Mainz corrects defective code of memory. In: www.msz.gov.pl. Abgerufen am 28. März 2016.
  19. KZ-Gedenkstätte Dachau - Dachau Concentration Camp Memorial Site. In: www.kz-gedenkstaette-dachau.de. Abgerufen am 28. März 2016.
  20. Niemieckie gazety: Polski obóz w Sobiborze. In: wiadomosci.dziennik.pl. Abgerufen am 28. März 2016.
  21. Zu einer Veröffentlichung auf welt.de gibt die Redaktion folgende Erklärung ab. Abgerufen am 28. März 2016.
  22. Heike Linde-Lembke: Stolperstelen für die jüdischen NS-Opfer. In: www.abendblatt.de. Abgerufen am 28. März 2016 (de-DE).
  23. Christina Jackson Neubiberg: Neubiberg: Schmerzhafter Blick ins Familienalbum. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 28. März 2016]).
  24. made by forst für gestaltung: dpa: dpa entschuldigt sich für Fehler in Berichterstattung. In: www.dpa.de. Abgerufen am 28. März 2016.
  25. http://wiadomosci.dziennik.pl/wydarzenia/artykuly/143191,nie-chca-przeprosic-za-polskie-obozy.html
  26. ez.pl: Interwencja MSZ w sprawie „polskich obozów koncentracyjnych”. In: www.iuve.pl. Abgerufen am 28. März 2016.
  27. http://www.derwesten.de/staedte/warstein/in-wort-gefasste-traumata-abiturienten-schildern-eindruecke-ihrer-auschwitz-fahrt-aimp-id9207413.html
  28. http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/nittenau/mit-musik-gegen-das-vergessen-22394-art1183357.html
  29. [1]NY Times
  30. Lion of Judah: Film Review. In: The Hollywood Reporter. Abgerufen am 28. März 2016.
  31. http://www.nydailynews.com/archives/news/accused-nazi-testifies-didn-ss-officers-kill-jews-polish-death-camp-article-1.821012.
  32. Nasz Dziennik, April 2009.
  33. http://foreignpolicy.com/2016/02/05/the-antonescu-paradox-romania-world-war-ii-hitler/.
  34. Polnisches Fernsehen, Mai 2012
  35. Fataler Fettnäpchentritt von Barack Obama. Polskie Radio
  36. The PMI Compendium of anti-Polish sentiment, Jan Niechwiadowicz, 2012.
  37. „The PMI Compendium of anti-Polish sentiment”, Jan Niechwiadowicz, 2012.
  38. http://www.poynter.org/2012/campaign-to-eliminate-media-mentions-of-polish-death-camps-claims-success-with-ap-stylebook-change/163450/.
  39. CHIGWELL/LOUGHTON: Jewish community visit Nazi death camps. In: East London and West Essex Guardian Series. Abgerufen am 28. März 2016.
  40. Antoni Dobrowolski, oldest Auschwitz survivor, dies - BBC News. In: BBC News. Abgerufen am 28. März 2016 (britisches Englisch).
  41. Outrage over Melbourne artist Jane Korman's I will survive dance at Polish death camp. Abgerufen am 14. Juli 2010 (englisch).
  42. Rob Kardashian fuels Rita Ora dating rumours. In: Dailystar.co.uk. Abgerufen am 28. März 2016.
  43. http://www.mirror.co.uk/news/world-news/ww2-veteran-awarded-legion-dhonneur-6574755.
  44. [Jan Niechwiadowicz, „German Camps, Polish Victims: The BBC coverage of German-occupied Poland”], 2012.
  45. Giornata delle Memoria: cerimonia ad Auschwitz. In: Video Corriere. Abgerufen am 28. März 2016.
  46. Ancora 30 nazisti in vita. I boia di Auschwitz coperti dalla Germania Est. In: LaStampa.it. Abgerufen am 28. März 2016 (it-IT).
  47. Il treno della memoria di Cgil e Cisl Lombardia in partenza per Auschwitz. In: www.lombardia.cisl.it. Abgerufen am 28. März 2016.
  48. A piedi scalzi a Treblinka. In: Citta Nuova Quotidiano. Abgerufen am 28. März 2016.
  49. Włoska agencja prasowa napisała o Auschwitz "polski obóz". In: PolskieRadio.pl. Abgerufen am 28. März 2016.
  50. https://twitter.com/PLenFrance/status/701477312555044869/photo/1.
  51. http://www.lefigaro.fr/actualite-france/2016/02/11/01016-20160211ARTFIG00011-deux-ex-gardiens-d-auschwitz-devant-la-justice-allemande.php.
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  56. http://www.jpost.com/Blogs/Egypts-Missing-Peace/An-Egyptian-and-the-Holocaust-419320
  57. http://jewishstandard.timesofisrael.com/a-story-of-clinton-worms-and-wayne/
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  59. http://www.9news.com.au/world/2015/09/01/15/44/auschwitz-memorial-criticised-for-setting-up-misting-showers-for-visitors-to-combat-polish-heatwave.
  60. http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/war-auschwitz-ein-polnisches-konzentrationslager/.
  61. Zeit Online, „Warschau erwägt Gefängisstrafen für Äußerungen über 'polnische KZ's'", 15.02.2016
  62. Gastbeitrag vom polnischen Botschafter in London Witold Sobków für die jüdische Zeitung zu dem Gesetzentwurf vom polnischen Außenministerium, „Jewish News“ , 24.02.2016
  63. dpa-Meldung über die App „Remember“ vom Museum Auschwitz
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