Otto Kirner

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Otto Kirner (* 20. Mai 1900 in Penzberg; † 18. Juli 1985 ebenda) war ein deutscher Bergarbeiter und Widerstandskämpfer.

Leben[Bearbeiten]

In einer katholischen Familie aufgewachsen (zwei Schwestern gingen ins Kloster) wurden Otto und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Ludwig durch die Erfahrungen im Bergwerk Mitglieder der KPD.

In Penzberg gab es im Januar 1931 nur etwa zwei Dutzend KPD-Mitglieder und im April 1931 bereits 119 Mitglieder. Hatte diese Partei bei den Gemeindewahlen 1929 noch 12,8 % der Stimmen erhalten, so waren es bei den Reichstagswahlen 1930 24,8 %.

Als am 28.September 1930 in Berlin der „Kampfbund gegen den Faschismus“ gegründet wurde, bildete sich auch in Penzberg unter der Führung von Josef Raab eine Ortsgruppe. Otto und Ludwig Kirner traten dem Kampfbund bei, Otto wurde Untergruppenführer. Der Kampfbund war sehr rege. Man kam im „Staltacher Hof“ zu Besprechungen zusammen. Übungen die reinen militärischen Charakter hatten, fanden ein- bis zweimal im Monat an abgelegenen Plätzen statt, die nach dem Reichswehrexizierreglement durchgeführt wurden. Die Gewehre hatte man sich unter der Führung von Otto Kirner bei dem Gutsbesitzer Setz in Kreuzpullisch geholt, der sie versteckt hatte um sie im geeigneten Moment gegen „Rot“ einzusetzen.

Als die Nationalsozialisten im Januar 1933 an die Macht kamen, mussten die in der Nähe der Wölfelbaracke gelagerten Waffen besser versteckt werden. Unter der Führung von Otto Kirner, der den Nonnenwald, der hinter seinem Garten am Haus begann, genau kannte, wurden die Waffen in die Waldabteilung „Falle“ gebracht und dort begraben. Die Nationalsozialisten hatten es in Penzberg schwer. Im März bei den Reichstagswahlen, die unter dem NS-Regime stattfanden, blieb die KPD mit 33,8 % der Stimmen stärkste Partei in Penzberg, die SPD erhielt 31,7 % und die NSDAP 16,1 % der Stimmen .

Zu dieser Zeit umfasste die Penzberger Widerstandsgruppe mindestens dreißig Personen, unter ihnen Otto Kirner. Er gehörte auch zu denjenigen, die Josef Raab und weitere vier Genossen, die in den Untergrund gegangen waren, mit Lebensmittel und Informationen versorgten.

Anfang Mai 1933 wurden Otto Kirner und weitere 50 Personen, unter ihnen sein Bruder Ludwig, wegen Verdachts der Mittäterschaft oder Beihilfe an einem Verbrechen der Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet. Am 9. Mai 1933 wurden Otto und Ludwig Kirner vom Gefängnis Weilheim in das Strafvollzugsgefängnis München-Stadelheim überstellt. Am 26. März 1934 erhielten beide ihre Anklageschrift. Ihnen wurde vorgeworfen 1932 dem Kampfbund gegen den Faschismus angehört zu haben, der damals nicht verboten war, aber nach überzeugter Meinung der Staatsanwaltschaft unter dieser Flagge eine Nachfolge-Organisation des 1929 verbotenen Rotfront-Kämpferbundes war und damit eine Bürgerkriegsorganisation.

Der Prozeß mit weiteren 40 Mittätern vor dem II.Senat des Obersten Landgerichts begann am 9. April 1934. Oberstaatsanwalt Dr. Speck gelang es nicht den Beweis des Hochverrates zu führen, so blieb es beim Vorwurf der Vorbereitung. Otto Kirner wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten und sein Bruder Ludwig zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt - beginnend am 17. April 1934. Damit wurde die Untersuchungshaft nicht angerechnet.

Otto und Ludwig Kirner wurden am 30. April 1934 von Stadelheim in die Justizvollzugsanstalt Bernau am Chiemsee verlegt. Nach dem Ablauf seiner Freiheitsstrafe wurde Otto Kirner am 17. Oktober 1936 am Tor von der Gestapo abgeholt und am 14. November 1936 als Schutzhäftling Nr. 11.036 in das KZ Dachau eingeliefert, wohin sein Bruder Ludwig am 25. April 1936 gebracht worden war mit der Schutzhäftlingsnummer 9.490.

Am 24. Dezember 1938 wurde Otto Kirner aus dem KZ-Dachau zur Arbeitsaufnahme im Bergwerk Penzberg entlassen. Am 28. April 1945 kam es zur berüchtigten Penzberger Mordnacht, in der zwei Frauen und 14 Männer von Angehörigen des „Werwolf Oberbayern“ erschossen bzw. aufgehängt wurden. Diese versuchte auch drei „Unzuverlässige“ aus der Heimstättensiedlung zu töten. Dazu zählten sie Otto Kirner. Die drei Bergleute hatten sich vorsorglich heimlich mit Waffen versorgt, begaben sich in den Nonnenwald und schossen zurück. Ein Vierter, Kastl, der seinen Freunden zur Hilfe eilen wollte, wurde vor der Wohnung der Familie Kirner von einer Kugel der Nationalsozialisten getroffen und starb schwerverletzt noch am gleichen Tage.

Mit Beschluss vom 7. Februar 1950 hob die 3. Strafkammer beim Landgericht München das Urteil des 2. Strafsenats beim Obersten Landgericht vom 17. April 34 auf und rehabilitierte damit die damals Verurteilten. Kirner war seit dem 15. Dezember 1922 verheiratet mit Maria, geborene Bergmaier aus Rottach-Egern.

Literatur[Bearbeiten]

  • Ludwig Brunner: Der Judastag. Tatsachen-Roman. 2. Auflage. Berlin, Lehmanns-Media 2004, ISBN 3-936427-92-5.


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