Originalität

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Das Wort Originalität leitet sich von Original ab (lat. für ursprünglich, echt). Es hat jedoch eine Bedeutungsverschiebung in Richtung Besonderheit bzw. schöpferische Tätigkeit erfahren.

Der Duden definiert Originalität mit

  • Ursprünglichkeit, Echtheit, Selbstständigkeit (ohne Plural),
  • Besonderheit, wesenhafte Eigentümlichkeit.

Entsprechend steht das Adjektiv originell sowohl für

  • eigen-artig, merkwürdig (gelegentlich auch komisch)
  • als auch für neuartig, schöpferisch.

Zusammenwirken mehrerer Eigenschaften[Bearbeiten]

Originalität hat mit der Fähigkeit zum „Querdenken“ (laterales Denken) zu tun, d.h. mit teilweisem Abgehen vom folgerichtigen, linearen Denken. Techniken zur Ideenfindung können dabei hilfreich, aber auch hinderlich sein. Im Regelfall braucht Originalität auch die Kombination mit anderen persönlichen Eigenschaften im Denken, im Sozialen und/oder im Umgang mit Emotionen.

Zu diesen beigesellten Eigenschaften zählt häufig die Gabe freien Assoziierens oder die Aufmerksamkeit für Ungewöhnliches, ein höheres Maß an Phantasie oder ein spezieller Humor. Da das Beschreiten neuer Wege meist auch Mut erfordert, ist auch ein solides Selbstwertgefühl wichtig, wenn nicht sogar Voraussetzung. Allerdings kann - je nach Persönlichkeitsstruktur - auch Unsicherheit die Originalität fördern, wenngleich sie dann eine für die Mitwelt schwer akzeptable Form annehmen kann.

Damit ist zum positiven Aspekt der Originalität auch ihre Kehrseite angesprochen, die bei fast jeder Eigenschaft existiert. Sie liegt im oft schwierigeren Umgang mit originell arbeitenden Menschen, wenn sie den üblichen Vorgangsweisen wenig abgewinnen können oder sich unorthodox verhalten. Häufig wird unausgeglichene Originalität auch als Geltungssucht interpretiert. Je größer die soziale Kompetenz oder die Bereitschaft der betreffenden Personen zum Verständnis dieser Interrelationen ist, desto weniger kommen die unangenehmen Seiten der Originalität zur Wirkung. Andernfalls können sich neben der Bewunderung auch verschiedene Ressentiments bis hin zur Ablehnung etablieren (siehe auch Außenseiter, Eigenbrötler).

Originalität in Wissenschaft und Kunst[Bearbeiten]

In der Wissenschaft ist Originalität eine Eigenschaft, die die Persönlichkeit vieler Forscher prägt. Für eine zufriedenstellende Ausübung muss sie jedoch - im Sinne der einleitenden Analyse - mit anderen Eigenschaften oder Gegebenheiten zusammenwirken. Zu ihnen gehört meist ein gewisses Maß an Konsequenz oder Selbstdisziplin, doch kann ein originell denkender Mensch in einer ausgewogenen Gruppe auch die überwiegende Rolle eines Ideenbringers zugedacht sein. Wenn es der Gruppenleiter selbst ist, muss er neben der Verwaltung genügend verfügbare Zeit haben und delegieren können.

Zu fruchtbarer Forschung gehört neben Ideen, Offenheit, Zielbewusstsein und wissenschaftlicher Durchführung auch die geeignete Publikation. Hier ist jedoch Originalität häufig ein Hindernis - einerseits beim Formulieren, andererseits beim Review-Prozess, wenn die Gutachter mit allzu ungewöhnlichen Themen konfrontiert sind.

Bei der Frage des „geistigen Eigentums“ ist zwar originelles, neuartiges Vorgehen häufig - insbesondere in der Forschung und Entwicklung. Doch ist Originalität für einen Patent- oder Copyright-Schutz nicht in jedem Fall Voraussetzung.

In der Kunst hat Originalität einen noch höheren Stellenwert als in der Wissenschaft, doch ist ihre Beurteilung umso schwieriger. Eine künstlerische Jury im Bereich der Musik könnte etwa nach folgenden Kriterien vorgehen:

Die Originalität in der Sicht Hegels[Bearbeiten]

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), deutscher Philosoph des Idealismus, widmet der Originalität ein ganzes Kapitel seiner Vorlesungen über die Ästhetik (1835-1838). Im Hauptteil über die Künstler ordnet er diesen folgende Eigenschaften zu:

  1. Phantasie, Genie und Begeisterung - die er im Zusammenwirken mit dem Talent im Detail erörtert;
  2. die Objektivität der Darstellung - die für die vorliegende Thematik nur am Rande interessiert;
  3. Manier, Stil und Originalität. Hierzu schreibt er einleitend (Zitat aus textlog.de):

Wie sehr nun aber vom Künstler eine Objektivität in dem soeben angedeuteten Sinne muß gefordert werden, so ist die Darstellung dennoch das Werk seiner Begeisterung. Denn er hat sich als Subjekt ganz mit dem Gegenstande zusammengeschlossen und die Kunstverkörperung aus der inneren Lebendigkeit seines Gemüts und seiner Phantasie heraus geschaffen...

Im Künstler, seinem Werk und seiner Darstellung sieht Hegel das vereinigt, was wir bisher als Genie und Objektivität gesondert haben. Wir können diese Einheit als den Begriff der echten Originalität bezeichnen. Vor deren Beschreibung müsse man jedoch zwei Punkte ins Auge fassen, deren Einseitigkeit aufzuheben ist, wenn die wahre Originalität soll hervortreten können. Dies ist die subjektive Manier und der Stil.

Der Originalität selbst widmet Hegel 6 Seiten seiner „Ästhetik“. Sie bestehe nicht nur im Befolgen der Gesetze des Stils, sondern in der subjektiven Begeisterung. Sie gibt sich nicht der bloßen Manier hin, sondern ergreift einen geeigneten Stoff und gestaltet ihn aus der künstlerischen Subjektivität heraus.

α) Die Originalität schließt deshalb ... das Subjektive und Sachliche der Darstellung in der Weise zusammen, daß beide Seiten nichts Fremdes mehr gegeneinander behalten. In der einen Beziehung daher macht sie die eigenste Innerlichkeit des Künstlers aus, in der anderen ergibt sie die Natur des Gegenstandes aus der produktiven Subjektivität.

β) Die Originalität ist deshalb vor allem von der Willkür bloßer Einfälle abzuscheiden. Denn gewöhnlich pflegt man unter Originalität nur das Hervorbringen von Absonderlichkeiten zu verstehen. Hegel nennt dies „schlechte Partikularität“ und als Beispiel eine bestimmte Narrheit etwa der Engländer, die dann als originell gilt.

Hegel geht nun ausführlich auf Humor und Ironie ein. In der besonders heutigentags gerühmten Originalität des Witzes und Humors geht der Künstler von seiner eigenen Subjektivität aus und seine Kunst wird zur äußerlichen Veranlassung, um den Witzen, Späßen, Einfällen und Sprüngen der subjektivsten Laune vollen Spielraum zu geben... Solch ein Humor kann voll Geist und tiefer Empfindung sein, was Hegel durchaus imponiert. Doch stellt er nun einem „durcheinandergewürfelten“, karikaturhaften Humor einen „vernünftigen Lauf der Sache“ gegenüber, die ein gediegenes Ganzes im Zeugnis des wahren Ideals aus sich zu entwickeln und abzurunden [vermag]. Der gegenwärtige Humor aber liebt es, die Widerwärtigkeit eines ungezogenen Talentes herauszukehren, und schwankt von wirklichem Humor .. zur Plattheit und Faselei herüber.

Da es wahrhaften Humor selten gebe, nennt Hegel Shakespeares großen Humor (trotz mancher Flachheit) und zeigt sich von Jean Pauls Tiefe des Witzes und Schönheit der Empfindung überrascht. Die Ironie wiederum liebe es, sich als „höchste Originalität auszugeben, wenn es ihr mit keinem Inhalt mehr Ernst ist und sie ihr Geschäft des Spaßes nur des Spaßes wegen treibt.“ Sie bringe mit List viele Äußerlichkeiten zusammen und gebe sie als „Poesie der Poesie“ aus. Auch fehlt nicht ein Seitenhieb auf Friedrich von Schlegels Gedichte „zur Zeit, als er sich einbildete, ein Dichter zu sein.“ Doch setzt Hegel fort:

γ) Das wahrhafte Kunstwerk muß von dieser schiefen Originalität befreit werden, denn es erweist seine echte Originalität nur als eigene Schöpfung eines Geistes - aus einem Guß, in einem Tone. Als Negativum zitiert Hegel Szenen und Motive aus dem „Götz“ von Goethe, der hier „mit vieler Kühnheit“ alles leugnet und mit Füßen tritt, was damals als Kunstgesetz galt: Dennoch ist die Ausführung nicht von wahrhafter Originalität. Denn man sieht diesem Jugendwerke noch die Armut eigenen Stoffs an ... aus den Interessen der Zeit zusammengerafft. In der Szene mit Bruder Martin, der auf Luther hindeute, habe Goethe aus einem Lieblingsthema seiner Zeit geschöpft [sic!]: wie man die Mönche bedauern müsse, weil ihnen der Wein verboten, aber „drei unerträgliche Gelübde“ auferlegt seien: Armut, Keuschheit und Gehorsam! In der Begeisterung Bruder Martins für das „ritterliche Leben Götzens“ wirft Hegel Goethe ein völliges Missverstehen von Luther vor, und hält nur die wenigsten Szenen für wirklich originell. Der Schlussabsatz dazu sei wieder wörtlich zitiert:

Die echte Originalität des Künstlers wie des Kunstwerks liegt nur darin, von der Vernünftigkeit des in sich selber wahren Gehalts beseelt zu sein. Hat der Künstler diese objektive Vernunft ganz zur seinigen gemacht, ohne sie von innen oder außen her mit fremden Partikularitäten zu vermischen und zu verunreinigen, dann allein gibt er in dem gestalteten Gegenstande auch sich selbst in seiner wahrsten Subjektivität, die nur der lebendige Durchgangspunkt für das in sich selber abgeschlossene Kunstwerk sein will. Denn in allem wahrhaftigen Dichten, Denken und Tun läßt die echte Freiheit das Substantielle als eine Macht in sich walten, welche zugleich so sehr die eigenste Macht des subjektiven Denkens und Wollens selber ist, daß in der vollendeten Versöhnung beider kein Zwiespalt mehr übrigzubleiben vermag. So zehrt zwar die Originalität der Kunst jede zufällige Besonderheit auf, aber sie verschlingt sie nur, damit der Künstler ganz dem Zuge und Schwünge seiner von der Sache allein erfüllten Begeisterung des Genius folgen und statt der Beliebigkeit und leeren Willkür sein wahres Selbst in seiner der Wahrheit nach vollbrachten Sache darstellen könne. Keine Manier zu haben war von jeher die einzig große Manier, und in diesem Sinne allein sind Homer, Sophokles, Raffael, Shakespeare originell zu nennen.

Siehe auch[Bearbeiten]

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