Maskengarnitur Karl V.

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Die Maskengarnitur Karl V. ist eine für Karl V. in Mailand gefertigte Rüstung aus der Zeit um 1539. Sie wurde von der berühmten Rüstungsmacherfamilie Negroli hergestellt. Die Rüstung wurde in Zusammenarbeit der Negroli-Brüder gestaltet und gefertigt. Sie ist eine Besonderheit im Schaffenswerk der Negrolis, da sie die einzig und am besten erhaltene Garnitur der Negrolis ist.

Beschreibung[Bearbeiten]

Der Name "Maskengarnitur" (spanisch „de los Mascarones“) leitet sich von den Maskendarstellungen in der Dekoration der Rüstung ab.

Die Rüstung besteht aus einer geschlossenen Sturmhaube mit einem ansteckbaren, fürfallendem Bart mit angehängten Wangenklappen, einem Brust- und Rückenpanzer mit zwei angehängten Gesäßringen, Tassetten und Beinschienen, die Ober- und Unterschenkel schützen, sowie dem Armzeug. Bemerkenswert ist die Konstruktion des Brust- und Rückenpanzers, da die Dekoration mit den waagerechten Bändern und die Form des Panzers ihn so erscheinen lässt, als wenn es sich um eine Anime-Rüstung handelt, was aber nicht der Fall ist. Der Rückenpanzer wird mit der Hilfe von angesetzten Bolzen mit dem Brustpanzer verbunden, wobei an diesem Führungen für die Verschlussbolzen angebracht sind und mit einem Ledergürtel an der Taille gesichert wird. Der Bart ist beiderseits mit vier Luftgeben ausgestattet.

Ursprünglich war die Rüstung geschwärzt und die Oberfläche leicht rau von den Hammerschlägen während der Endbearbeitung. Die schwarze Färbung muss in der Originalfassung einen perfekten Hintergrund für die hervorstehend getriebene Dekoration in Silber und Gold geboten haben.

Dekoration[Bearbeiten]

Die Dekoration besteht aus den vorgenannten waagerechten Streifen, die ausgeätzt und anschließend Feuervergoldet waren. Mehrere, von Blättern, Medaillons, Früchten, Blattranken und Akhantusrollen umkränzte, grotesk dargestellte Masken sind an mehreren Stellen, wie auf dem Helm, der Oberseite der Schulterpanzer und den Ellbogenkacheln auf der Rüstung ausgearbeitet, wobei die auf den Kacheln die größten Abmessungen haben. Auf den Eangenklappen sind die Köpfe von Löwen ausgearbeitet. Auf dem Helmkamm und dem Augenschirm sind Akanthusgirlanden und Früchte abgebildet. An der Helmrückseite ist eine Hülse zur Befestigung des Helmbusches angebracht und in gleicher Art verziert, was aber eine modernere Arbeit ist, da diese Hülse zur Zeit der Herstellung nicht dort angebracht war. Die Bandverzierung befindet sich an den Rändern aller Einzelstücke der Rüstung und begrenzt diese. Die anderen Bandornamente laufen horizontal über die einzelnen Rüstungsstücke und erwecken, wie schon erwähnt den Eindruck die Rüstung sei eine des Anime Types. Die am feinsten gearbeiteten Verzierungen befinden sich am Helm auf den Seitenteilen des Kammes und dem Schirm. Hier sind neben den schon erwähnten Dekoren noch Abbildungen von Schlangen, Eichhörnchen, Fliegen, andere Insekten und Putten ausgearbeitet. Auf der Brust ist eine Medaille mit der Abbildung eines zweiköpfigen Imperialen Adlers angebracht, auf dem Rückenpanzer eine Medaille mit einer Abbildung der Heiligen Barbara. Im „Inventario Illuminato“ ist noch eine Abbildung auf dem unteren Brustpanzer zu sehen, die eine Darstellung der Jungfrau Maria mit dem Christuskind darstellte, die aber heute völlig verschwunden ist.

In einer der helmverzierenden Schriftrollen ist auch die Signatur angebracht, die wie folgend lautet: „PHILLIPUS-JACOBI-ET-FRATR-NECROLI FACIEBANT MDXXXIX" (Übersetzung: „Hergestellt von Filippo Negroli, Sohn von Giacomo und seinen Brüdern, 1539“).

Wechselteile[Bearbeiten]

Die Maskengarnitur ist die am besten erhaltene Garnitur aus der Zeit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die heute noch existiert. Teile der Anbauteile sind in einem anderen Museum erhalten, wie die Austauschmuscheln der Ellenbogen in der James A. Rothschild Collection in Waddison Manor, Surrey, England und in der Real Armería de Madrid unter den Inventarnummern A-139 bis A-146. Teile der Garnitur sind heute verloren, können aber durch die Aufzeichnungen im „Inventario Illuminato“ auf den historischen Zeichnungen der Garnitur rekonstruiert werden. Hierbei stellte sich heraus, dass die Rüstung anders zusammengestellt worden war, wie es heute scheint.

Die erste Abbildung im "Inventario Illuminato" zeigt den Harnisch in der folgenden Zusammenstellung als Feldrüstung mit Verstärkungsteilen, bestehend aus den vorhandenen Teilen in der Armeria Real mit den Inventarnummern: Der Helm der Rüstung A-139, jedoch nicht mit dem Bart, sondern einem Stangenvisier das verloren ist, die Befestigungsöffnungen für dieses Visier sind am Helm zu erkennen, ein Kürass, der mit dem Halsreifen als ein Stück gearbeitet wurde (A-142), wobei die Armhölen, Gesäßplatten und Seiten sind geformt wie der von A-139, aber mit Befestigungslöchern für einen speziellen, federunterstützten Rüsthaken der nicht mehr existiert, Tassetten, nicht mehr existent, Armschienen und Schulterpanzer (A-139), Panzerhandschuhe, nicht mehr existent, Beinschienen und Kniepanzer (A-139), außerdem eine Helmverstärkung (Escuffa oder Gupfe) (A-140), unterschiedliche Ersatzplatten für den Bart, eine durchbrochen ((A-139), eine Massiv (A-141).

Die zweite Buchseite zeigt eine Garniturzusammenstellung für den Gebrauch als Infanterie- und Kavallerieeinsatz, bestehend aus folgenden Teilen: Ein Eisenhut mit breiter Krempe (A-142), ein Ringkragen (A-139), der Brustpanzer der den Anime vortäuscht (A-139), ein Paar Schulterpanzer und Pteryges im "all antica" Stil, nicht mehr existent, ein weiteres Paar Schulterpanzer wovon nur eines erhalten ist und die zum Tragen in Verbindung mit einem Kettenhemd gedacht sind (A-142).

Auf der dritten Buchseite sind eine Verstärkungsplatte für die Brust (A-143), ein Paar Schulterpanzer mit Geschübe, nicht mehr existent sowie eine halbe Rossstirn (A-144) abgebildet. Weiterhin ist noch ein Schild für die Garnitur erhalten (A-144) das aber auf den Zeichnungen nicht aufgeführt ist. Andere Zusammenstellungen der Rüstteile wären außerdem noch möglich, um die Rüstung verschiedenen Verwendungszwecken und dem Geschmack des Trägers anzupassen. Alle beschriebenen Teile sind mit der zu den anderen Teilen passenden Dekoration ausgeführt. Einige der Austauschteile werden nicht mehr in den Ausstellungen gezeigt, da sie durch übermäßige Reinigung beschädigt wurden und zum Teil die Ätzungen und Vergoldungen verloren gingen.

Alle beschriebenen Teile sind in dem „Inventario Illuminato“ und außerdem in dem „Relaciòn de Valladolid“ von 1559 und im Inventurverzeichnis der Armeria Real von 1594 beschrieben und erfasst. Durch diese Aufzeichnungen ist klar erkennbar, dass diese stark verzierten Rüstungen eigentlich nicht für den Kampf gedacht waren, da die Treibarbeiten den Stahl schwächten. Diese Rüstung wurde so gearbeitet, dass die aufgezeichneten und zum Teil noch vorhandenen Verstärkungsplatten ihn trotzdem kampffähig machten. Dazu dienten im besonderen die Helmverstärkung, die Zusatzplatte für den Brustpanzer die als Kugelfest bezeichnet wird, sowie der schwere Bart. Es ist fast sicher das diese Rüstung von Karl V. nie im Kampf getragen wurde, da Gemälde und Aussagen der damaligen Zeit die Rüstungen, die er in Kämpfen und Schlachten an denen er teilgenommen hat, genau beschrieben haben. Diese Schlachten waren Tunis 1535, Algier 1541 und Mühlberg 1546.

In der „Relaciòn de Valladolid“ wird noch ein Helm aufgeführt und beschrieben, über den nichts bekannt ist. Es soll sich hierbei um einen schwarzen Morion mit Treibarbeiten handeln. In den Sammlungen der Armeria sind drei Helme erhalten die den Beschreibungen entsprechen und zu den erhaltenen Stücken passen könnten. Einer davon ist mit Treibarbeiten und einer Maske versehen, ein anderer besitzt drei Kämme und einem Überzug aus schwarzem Samt und einem Naseneisen. Ob einer der drei Helme zur Garnitur gehört ist nicht zu sagen. Außerdem ist noch ein Schwert, ein Dolch und ein Sattelmesser erwähnt, die zur Rüstung gehört haben sollen, aber auch über diese ist heute nichts mehr bekannt. Der Kurator der Armeria Valencia de Don Juan, konnte ein Rapier (Inv. Nr. G33) in den Beständen finden, dessen Dekoration fast identisch mit der Rüstungsdekoration war und konnte dies der Garnitur zuordnen. Ebenfalls registrierte er im Inventar noch ein Paar verzierte Sporen, die ebenfalls perfekt zur Rüstung passten. Diese sind jedoch nicht mehr aufzufinden[1].

Es ist fast sicher das Karl V. am Entwurf der Garnitur mitarbeitete, da viele Bestandteile, wie z. B. der Rüsthaken mit der speziellen Federarretierung, die Aussparung am Schulterpanzer für die Lanze, die leichten Arm und Beinpanzer, die Darstellung der Madonna und anderes auch an anderen Rüstungen Karls zu finden sind und die in allen Fällen fast gleich gearbeitet sind. Es ist wahrscheinlich das Karl V. seinen persönlichen Geschmack und seine Vorlieben mit einbrachte.

Mehrere Teile der Rüstung waren in der Vergangenheit stark beschädigt und wurden wahrscheinlich durch den bekannten Treibkünstler Plácido Zuloaga (* 1834; † 1910) erneuert oder restauriert. Einige Teile wurden durch Teile anderer Rüstungen ersetzt und die Innenpolsterung aus rotem Stoff wurde in neuerer Zeit ersetzt, da die originale Polsterung aus Leder war und verloren ging.[2]

Literatur[Bearbeiten]

  • Carolyn Springer: Armour and Masculinity in the Italian Renaissance. University of Toronto Press, 2010, ISBN 978-1-4426-9902-1, S. Kapitel 5.
  • Kim Woods: Viewing Renaissance Art, Band 3 von Renaissance art reconsidered. Yale University Press, 2007, ISBN 978-0-300-12343-2, S. 50.
  • Ewart Oakeshott: European Weapons and Armour: From the Renaissance to the Industrial Revolution. Neuauflage Auflage. Boydell Press, 2012, ISBN 978-1-84383-720-6, S. 206.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Calvert Frederick, Spanish Arms and Armour, Being a Historical and Descriptive Account of the Royal Armoury of Madrid, Verlag BiblioBazaar, LLC, 2009, Seite 95-97, ISBN 978-1-110-30831-6
  2. Stuart W. Pyhrr, Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries, Illustriert von Filippo Negroli, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1998, Seite 160-170, ISBN 978-0-87099-872-0
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