Malcolm Wallace

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Malcolm Everett (Mac) Wallace (* 15. Oktober 1921 in Mount Pleasant, Texas; † 7. Januar 1971 in Pittsburg, Texas) war ein Mitarbeiter des späteren US-Präsidenten Lyndon B. Johnson und möglicherweise eine Schlüsselfigur bei dem Attentat auf John F. Kennedy als einer der Scharfschützen. Die Forschungen über ihn sind noch nicht beendet, bislang ist seine Biographie nur teilweise erschlossen.

Leben[Bearbeiten]

Malcolm Wallace war der Sohn des Bauunternehmers Alvin James Wallace, Sr. (1895–1973) aus dessen Ehe mit Alice Marie Riddle (1897–1959). 1939 trat er den US Marines bei. Nach der Grundausbildung kam er nach Hawaii, wo er auf dem Flugzeugträger USS Lexington diente. Nach einem Unfall wurde er 1940 aus der Armee entlassen und kehrte nach Dallas zurück.

1941 begann Wallace ein Studium an der University of Texas in Austin und fing an, sich für Politik zu interessieren. Als Homer Rainey, der Präsident der Universität, 1944 entlassen wurde, gehörte Wallace zu jenen, die dagegen protestierten. 1947 verließ er die Universität und besuchte von September 1947 bis Mai 1948 die Columbia Graduate School of Arts and Sciences in New York City, ohne einen Abschluss zu machen. Er heiratete Mary DuBose Barton, die Tochter eines methodistischen Predigers. In den folgenden Jahren lehrte er an der Columbia University, an der Long Island University, der University of Texas und der University of North Carolina. Um 1949 lernte er Lyndon B. Johnson kennen, im Oktober 1950 begann seine Zusammenarbeit mit dem United States Department of Agriculture in Texas.

Wallace begann eine Affäre mit Josefa Johnson (1912–1961), der Schwester von Lyndon B. Johnson, die noch mit John Kinser liiert war, dem Besitzer eines Golfplatzes in Austin. Kinser soll Josefa einmal gefragt haben, ob ihr Bruder ihm finanziell unter die Arme greifen könnte. Johnson interpretierte dies anscheinend als Erpressung, da er in mehrere Korruptionsaffären verwickelt war. Am 22. Oktober 1951 fuhr Wallace zu Kinsers Golfplatz, fand ihn dort im Geschäft und schoss mehrmals auf ihn. Ein Augenzeuge notierte sich das Nummernschild von Wallace' Wagen, so dass er kurz darauf festgenommen wurde.

Wallace wurde des Mordes angeklagt, aber auf Kaution freigelassen. Verteidigt wurde er von Johnsons damaligem Anwalt John Cofer. Beim Prozess wurde Wallace von der Jury des vorsätzlichen Mordes für schuldig befunden. Elf der Geschworenen stimmten für die Todesstrafe, der zwölfte für eine lebenslange Freiheitsstrafe. Dennoch verurteilte ihn der offensichtlich bestochene Richter Charles O. Betz nur auf fünf Jahre Gefängnis auf Bewährung.

Lyndon B. Johnson beschaffte Wallace daraufhin einen Job bei der Lusch Aircraft Corporation. Er wurde schließlich Leiter der Einkaufsabteilung.

1961 war Wallace erneut in einen Mordfall verwickelt und wurde verdächtigt, am 3. Juni 1961 Henry Marshall, einen Angestellten des United States Department of Agriculture, vor dessen Haus in Pecos erschossen zu haben. Auf Marshall waren fünf Schüsse aus seinem eigenen Gewehr abgegeben worden. Johnsons langjähriger Vertrauter Billie Sol Estes sagte aus, er hätte Malcolm Wallace sowie Clifton C. Carter unmittelbar danach vor Marshalls Haus gesehen. Obwohl der Tathergang eindeutig auf einen Mord deutete, gelangte die offizielle Untersuchung zu dem Ergebnis, Marshall habe Selbstmord begangen. Es wird angenommen, dass Wallace erneut durch den Einfluss von Lyndon B. Johnson und dessen Anwälten frei kam.

Billie Sol Estes sagte später aus, dass Wallace wahrscheinlich noch zwei weitere Auftragsmorde beging.

Attentat auf John F. Kennedy[Bearbeiten]

Im Mai 1998 gelang es, einen Fingerabdruck aus dem 6. Stock des Schulbuchdepots in Dallas als denjenigen von Malcolm Wallace zu identifizieren.[1] Von dort war am 22. November 1963 auf Kennedy geschossen worden. Der Fingerabdruck war nach dem Attentat sichergestellt worden. Zuvor hatte bereits Loy Factor, der nach seiner eigenen Aussage ebenfalls unmittelbar am Attentat beteiligt war, Wallace als einen der Scharfschützen bezeichnet. Eine Spanierin namens Ruth Ann koordinierte die Schützen, zu denen auch Lee Harvey Oswald gehörte, mittels eines Walkie-Talkie.[2] Diese Koordinierung über Funk war erforderlich, weil ein weiterer Scharfschütze hinter dem als Grassy Knoll bekannt gewordenen Hügel im Nordwesten der Dealey Plaza positioniert war, der wahrscheinlich den entscheidenden, tödlichen Kopfschuss abgab. Wie bei vielen Aussagen zum Kennedy-Attentat ist es umstritten, wer dieser Schütze war. Nach Hinweisen aus Kreisen des FBI bekannte 1994 der Auftragskiller James Files, damals vom Grashügel geschossen zu haben. Nach einer anderen Darstellung schoss der korsische Mafia-Killer Lucien Sarti (1931–1972) von dort. Er wurde angeblich extra für den Mord aus Marseille eingeflogen.

Barr McClellan stellte dann in seinem Buch über das Attentat die These auf, dass es Edward A. Clark (1906–1992) war, der Wallace anheuerte, die Ermordung Kennedys zu organisieren. Der Rechtsanwalt und Politiker Clark war ein enger Freund Johnsons, 1965 wurde er US-Botschafter in Australien. McClellan vermutet des Weiteren, dass dahinter der ultrarechte Öl-Milliardär Haroldson Hunt und der Geschäftsmann Clint Murchison standen, die den Mord finanzierten. Es ist bekannt, dass Hunt zuvor bereits mehrere Millionen Dollar für Anti-Kennedy-Kampagnen ausgegeben hatte.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Wallace durch die Memoiren von Madeleine Duncan Brown bekannt, die ihn um 1960 häufig mit Lyndon B. Johnson gesehen hatte und als dessen „hatchet man“ bezeichnet.[3] Am 9. August 1984 richtete dann Douglas Caddy, der Anwalt des Industriellen Billie Sol Estes, einen Brief an Stephen S. Trott vom Justizministerium der Vereinigten Staaten.[4] Darin bezichtigte er Lyndon B. Johnson, an der Ermordung von John F. Kennedy beteiligt gewesen zu sein, wobei Wallace einer der Attentäter gewesen sei. Zugleich bot Estes an, detaillierte Informationen über sieben weitere unaufgeklärte Morde aus dem Umfeld von Johnson zur Verfügung zu stellen, wenn ihm dafür Straffreiheit gewährt würde, zumal er an keinem dieser Verbrechen unmittelbar beteiligt gewesen sei. Der Deal kam nicht zustande, da Trott in seinem Antwortschreiben vom 13. September darauf bestand, dass Estes dem FBI wirklich sämtliche ihm bekannten Informationen zu den genannten Morden zur Verfügung stelle und keine darunter sind, die gegen ihn verwendet werden können.[5]

Im Mai 1998 gab der Forensiker A. Nathan Darby auf einer Pressekonferenz in Dallas bekannt, dass ein bisher nicht identifizierter Fingerabdruck im Texas School Book Depository von Wallace stamme.[6] Er war dort kurz nach dem 22. November 1963 von der Warren-Kommission sichergestellt worden und konnte 1998 durch Darby, den langjährigen Direktor der forensischen Abteilung der Polizei von Austin, Wallace zugeschrieben werden. Am 15. April 1998 wurde Darbys Gutachten durch E. Harold Hoffmeister, einen weiteren Experten für Fingerabdrücke, bestätigt.[7]

Tod[Bearbeiten]

Wallace versuchte später womöglich, noch mehr Geld für seine Schlüsselrolle bei dem Attentat zu erpressen. Nach Barr McClellan wurde dann beschlossen, ihn zu eliminieren. Am 7. Januar 1971 abends gegen 19:35 Uhr fand man ihn etwa 3,5 Meilen südlich von Pittsburg, Texas tot in seinem Auto. Der Wagen war so manipuliert worden, dass die Abgase ins Innere strömten. Zugleich wies die Leiche einen Schädelbruch auf. Nach der offiziellen Darstellung starb Wallace durch einen Unfall.

Literatur[Bearbeiten]

  • Barr McClellan: Blood, Money and Power: How L.B.J. Killed J.F.K. Hannover House, New York 2003, ISBN 978-0-9637846-2-9 (englisch).
  • Philipp F. Nelson: LBJ: The Mastermind of JFK’s Assassination. Xlibris Corporation, Bloomington 2010, ISBN 978-1-4535-0301-0 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Walt Brown präsentiert den identifizierten Fingerabdruck von Malcolm Wallace.
  2. Glen Sample und Mark Collom, The Men on the Sixth Floor, Garden Grove: Sample Graphics, 1995.
  3. Brown (1997), S. 79
  4. Vgl. Sample & Collom (1996), S. 150f.; Nelson (2013), S. 245–247; Stone (2013), S. 208
  5. Vgl. Sample & Collom (1996), S. 150f.; Nelson (2013), S. 245–247; Stone (2013), S. 208
  6. Vgl. McClellan (2011), Anhang, Exhibit G und I, mit Abbildungen und Darbys Gutachten vom 9. März 1998; Stone (2013), S. 212
  7. Vgl. McClellan (2011), Anhang, Exhibit H; Stone (2013), S. 212

Weblinks[Bearbeiten]

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