Leichenbegängnis (historisch)

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Leichenbegängnisse waren besondere Trauerzüge. Bis ins 20. Jahrhundert wurden hohe und verehrte Persönlichkeiten mit festlichen Leichenbegängnissen geehrt. Auch arme Menschen wurden mit einem Leichenbegängnis verabschiedet.[1][2]

Große Begängnisse[Bearbeiten]

Aus der Antike berichtet Homer im 24. Gesang der Ilias über das Leichenbegängnis Hektors.[3] Gaius Iulius Caesars Leichenbegängnis (44 v. Chr.) war eine Zäsur der römischen Geschichte.[4]

In der Neuzeit wurden zwei abendländische Geistesgrößen mit staatsaktähnlichen Leichenbegängnissen geehrt: Martin Luther (1546) und Immanuel Kant (1804).[5] Kants Leichenbegängnis war das größte in der Geschichte Königsbergs.[6] Der mit 42 Jahren gestorbene Rechtsgelehrte Johann Salomon Brunnquell wurde 1735 in Göttingen mit einem großen Leichenbegängnis geehrt. 1821 wurde Napoleon Bonaparte auf St. Helena mit einem Leichenbegängnis zu Grabe getragen.[7] Sechs Jahre später folgte ganz Wien dem Trauerzug Ludwig van Beethovens.[8] Nach dem Industriellen August Borsig (1854) wurden die Monarchen Ludwig II. (1886) und Wilhelm I. (1888) mit großen Leichenbegängnissen geehrt.[9][10][11] Otto von Bismarck bezeichnete seine Entlassung durch Wilhelm II. (1890) als „Leichenbegängnis erster Klasse“.[12]

Eine schöne Ironie der Geschichte ist es, dass im 20. Jahrhundert einem Sozialdemokraten das wohl letzte Leichenbegängnis zuteil wurde. In einer „machtvollen Demonstration der organisierten Arbeiterschaft“ wurde der österreichische Reichstagsabgeordnete Franz Schuhmeier am 16. Februar 1913 geehrt.[13] Anderthalb Jahre später begann der Erste Weltkrieg, der das Ende des Kaisertums Österreich und der Krone Preußen brachte.

Siehe auch Leichenbegängnis (studentisch): Ab 1200 entwickelte sich an Universitäten das Leichenbegängnis zu einem eigenständigen studentischen Brauch weiter.

Begängnisse in der Literatur[Bearbeiten]

  • Wilhelm Dorow: Opferstätte und Grabhügel der Germanen und Römer am Rhein, Band 2. Wiesbaden 1821, darin insbesondere Kapitel Leichenbegängnisse bei den Römern. S. 73–86 und Kapitel Leichenbegängnisse bei den Teutschen. S. 87–92.
  • Jean de la Fontaine: Das Leichenbegängnis der Löwin (Versfabel) [14]
  • Heike Karg: Das Leichenbegängnis des Heinrich Posthumus Reuß 1636 – Ein Höhepunkt des protestantischen Funus. 2010
  • Gabriel García Márquez: Das Leichenbegängnis der Großen Mama: Erzählungen. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-596-16264-2 (112 S., spanisch: Los funerales de la Mama Grande. Übersetzt von Curt Meyer-Clason).
  • Friedrich Rückert: Des Hahn Gockels Leichenbegängnis..[15] – Als Lied vertont von Julius Weismann.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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