Studentisches Brauchtum

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Spezielle Studentenbräuche finden sich in allen Hochschulen. Sie waren und sind am stärksten ausgeprägt, wo die Hochschulen einen besonderen Lebensstil entwickeln konnten.

In der Bundesrepublik Deutschland löste sich dieses Brauchtum in Folge der 1968er Studentenbewegung auf und öffnete sich der allgemeinen Jugendkultur. Besonders gepflegt wird es heute noch in traditionellen studentischen Verbindungen.

Bis tief in die 1960er Jahre (abgesehen von der Zeit des Nationalsozialismus) war das Studentenleben stark von dem anderer Jugendlicher ihrer Altersgruppe abgesondert – so in Studentenverbindungen mit eigenen Wappen und Zirkeln, Studentenliedern, dem Studentengefängnis (Karzer) wegen der eigenen Gerichtsbarkeit der Universitäten, Studentengemeinden, studentischem Fechten und Studentensport, Studentenheimen, studentischen Mensen, Studentenzeitungen (Studentenkurier), Studententheatern, -orchestern (Collegium Musicum Instrumentale), -chören (Collegicum Musicum Vocale) und -kabaretts. Da die Universität so umfassende studentenspezifische soziale Rollenangebote machte, hat der Soziologe Klaus Allerbeck das damalige „Student Sein“ als „totale Rolle“ charakterisiert.[1]

Entsprechend entwickelte sich ein studentisches Brauchtum, das sich in zahlreichen besonderen Verhaltensweisen äußerte: In Zustimmungs- oder Ablehnungsformen (vgl. das Klopfen, Scharren, Auszischen und das Ausbringen von Vivat (lat. ,er lebe [hoch]!‘) bzw. Pereat (lat. ,er gehe unter!‘), in eigenen Anreden (Herr Kommilitone, Fräulein Kommilitonin), im öffentlichem Auftreten (Mütze und Band, sogenannter Couleur), besonderen Festen wie den Kneipen und Stiftungsfesten, Auszügen und Aufzügen, Komitat und Eingangsgeleit, Fackelzügen, Katzenmusik, Bierstaat sowie der Pflege des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehören auch spezielle studentische Kartenspiele wie etwa Quodlibet.

Noch aus vorindustrieller Zeit stammte die soziale Schichtung vom Fuchs als „Einsteiger“, Burschen als oberstem aktiven Mitglied und Altem Herrn als „Ehemaligem“, der auch die Burse (daher Börse) finanziell unterstützt. Sie bekennen sich dazu durch äußere Zeichen, Couleur genannt. Mögliche, nicht immer zwingende Schritte in der Laufbahn eines sogenannten „aktiven“ Studenten (d. h. in einer Verbindung) sind Aktivmeldung, Krasser Fux, Brandung, Brandfux, nach der Zeit als Fux die Burschung, verschiedene Ämter genannt Chargen, die Inaktivierung nach Abschluss der "Pflichtaktivität" aber noch nicht abgeschlossenem Studium und schließlich die Philistrierung nach bestandenem Examen.

Studentisches Brauchtum wird in Studentenmuseen dokumentiert.

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Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Klaus Allerbeck: Soziologie radikaler Studentenbewegungen. Oldenbourg, 1973. ISBN 3486439715. S. 220ff.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Gaudeamus Igitur. Studentisches Leben einst und jetzt, Ausstellungskatalog, Schallaburg. Wien 1992
  • Peter Krause: „O alte Burschenherrlichkeit.“ Die Studenten und ihr Brauchtum. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln, 1997 ISBN 3-222-12478-7
  • Hans-Georg Kremer: Zur Geschichte des Sports an der Universität Jena. Materialien, Geschichten, Bilder, Bucha bei Jena, 2002, ISBN 3-936455-07-4

Weblinks[Bearbeiten]