Kolberg Percussion

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Kolberg Percussion
Logo von Kolberg Percussion
Rechtsform GmbH
Gründung 1968
Sitz Uhingen, Deutschland
Leitung Bernhard Kolberg, Klaus Kolberg, Jasmin Kolberg; alle Geschäfts-führende Gesellschafter
Mitarbeiter 22
Branche Musikinstrumentenbau, Musikzubehör, Orchestermobiliar
Website www.kolberg-percussion.com

Kolberg Percussion ist ein auf Schlaginstrumente und Orchesterbedarf spezialisiertes Unternehmen des Musikinstrumentenbaus, das in Uhingen produziert und international Sinfonieorchester, Opernhäuser, Musikhochschulen und Musikinstitutionen direkt beliefert.

Geschichte[Bearbeiten]

Gegründet wurde das Unternehmen von Bernhard Kolberg, der 1942 in Oberschlesien geboren wurde und 1957 nach Stuttgart kam. Seine doppelte Ausbildung und Erfahrung als Maschinenbautechniker und Orchesterschlagzeuger halfen ihm, den professionellen Bedarf der Musiker und Orchester zu verstehen und die Anforderungen aus der Musikpraxis so umzusetzen, dass seine Produkte großen Anklang fanden. Zusätzlich ging Bernhard Kolberg bei dem Trommelbaumeister Eugen Giannini in Zürich in die Lehre. Nach seiner aktiven Zeit als Schlagzeuger bei verschiedenen Symphonieorchestern (Süddeutscher Rundfunk, Opernorchester Stuttgart, Stuttgarter Philharmoniker) machte er sich 1968 als Instrumentenbauer mit seinem eigenen Unternehmen zunächst in Ebersbach/Fils selbständig. Im Jahr 1978 erfolgte der Umzug in das eigene Firmen- und Betriebsgelände in Uhingen.

Zum 35-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 2003 erschien von dem Cellisten und Musikwissenschaftler Helmut Scheunchen verfasst ein kurzes Porträt von Bernhard Kolberg und ein Abriss der Firmengeschichte [1], in dem bereits die Rolle des Hidden Champions im Schlaginstrumentenbau und in der Orchesterausstattung beschrieben wird.

Außerhalb der Branche trat Bernhard Kolberg auch mit einer Blechtrommel in Erscheinung, die er im Auftrag von Volker Schlöndorff für dessen oscarprämierte Verfilmung (1980: Bester fremdsprachiger Film) von „Die Blechtrommel“ von Günter Grass angefertigt hat [2]. Eine Abstraktion dieser rot-weißen Blechtrommel ist heute Bestandteil des Firmenlogos.

Produkte[Bearbeiten]

Kolberg Percussion verfügt über einen Produktkatalog von über 4.000 Artikeln, die Mehrzahl davon sind Schlaginstrumente. Eine wichtige Produktlinie stellt inzwischen aber auch der Orchesterbedarf (das Musikzubehör) dar. Es wird das komplette Mobiliar für Sinfonie- und Opernorchester angeboten. Dies umfasst Notenpulte und Dirigentenpulte, speziell ergonomisch geformten Sitzmöbeln für die einzelnen Instrumentalisten des Orchesters sowie Transport- und Aufbewahrungsmöbel. Eine Ergänzung des Orchesterbedarfs stellen auch die Flightcases für den Transport der Möbel und Instrumente aller Gattungen dar.

Ein eigenständiges Produktportfolio repräsentieren die Pauken, die in vier Serien in unterschiedlicher Ausstattung und nach Wunsch mit zusätzlichen Extras gefertigt werden: die Kolberg Konzertpauke, die Kolberg Kammermusikpauke, die Kolberg Solist-Pedalpauke und die Kolberg Professional-Pedalpauke. Bei der Weiterentwicklung dieses Instruments wurde vor allem auf die Klangqualität und leichte Handhabung geachtet. Aus seiner umfassenden Kenntnis der Spielpraxis konnte Bernhard Kolberg 18 technische Neuentwicklungen und über 100 wesentliche Verbesserungen einführen. Einige der sich daraus ergebenden Vorteile sind der handgehämmerte Kupferkessel aus einem Stück, das mit einem Fersenhebel stufenlos verstellbare und arretierbare Pedal, die Tonumfang-Regulierung, der Tonanzeiger, der Feinstimmer auf der Seite des Spielers u. v. a. m.

Die Schlaginstrumente, die mit der Hand oder mit Schlägeln unterschiedlichster Art gespielt werden, bilden neben den anderen Geräusch- und Effektinstrumenten die zahlenmäßig größte Produktgruppe. In der von Curt Sachs und Erich Moritz von Hornbostel konzipierten und bereits 1914 veröffentlichten Systematik der Musikinstrumente (sog. Hornbostel-Sachs-Systematik) handelt es sich dabei meistenteils um zu den Idiophonen und Membranophonen zugehörige Instrumente. Dazu gehören zunächst die Trommeln mit einem Fell wie Bongos, Tomtoms oder Congas, dann auch die mit zwei Fellen wie Kleine Trommel und Große Trommel. Weiter aber auch das ganze Spektrum an Effekt-Instrumenten von verschiedenen Holztrommeln über Kastagnetten, und Tamburine bis hin zu Triangeln und Becken. Neben den bisher genannten ungestimmten Schlaginstrumenten gibt es dann noch die gestimmten Schlaginstrumente mit distinkten Tonhöhen wie Glockenspiel, Platten- und Röhrenglocken, Xylophone und Cencerros u.v.a. Und auch exotische oder ausgefallene Effektinstrumente wie Windmaschine, Donnerbleche, Autohupe, Bratpfannen (Sartenes) oder Vogelstimmen gehören zum Produktkatalog. Schlägel werden in allen für das professionelle Spiel der Schlaginstrumente erforderlichen Varianten oder als Sonderanfertigungen produziert.

Um die Vielzahl der Instrumente und die starke Variabilität in den von Komponisten vorgeschrieben Besetzungen sowohl in kammermusikalischen Werken als auch bei symphonischen Besetzungen abbilden zu können, konzipierte Bernhard Kolberg das Kombiständersystem. Es handelt sich dabei um ein nach dem Baukastenprinzip konzipiertes Befestigungs- und Halterungssystem, das dem Musiker die freie Anordnung seiner Schlaginstrumente erlaubt, damit sie einfach genutzt und optimal gespielt werden können. Dieses System, das aus Bernhard Kolbergs Orchesterpraxis heraus seit 1964 entwickelt wurde, ist inzwischen weltweit als Standard bei dem professionellen Spiel von Schlaginstrumenten akzeptiert. Alle Teile werden aus hochglanzverchromtem Präzisionsstahl im eigenen Betrieb gefertigt und aufeinander abgestimmt. Die Ständer sind höhenverstellbar und sie sind Platz sparend zerlegbar, beliebig erweiterbar und können universell eingesetzt werden. Bewährt hat es sich in der Musikpraxis auch, die Instrumente für einzelne Kompositionen oder Sätze aus Kompositionen jeweils auf einem Ständer unterzubringen, damit dieser als Ganzes einfach zu handhaben ist – etwa beim Auf- und Abbau während einer Aufführung. Ein Beispiel hierfür ist die Komposition Rebonds A et B für Schlagzeug solo (1987 - 89) von Iannis Xenakis.

Technik und Innovationen[Bearbeiten]

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Höhenverstellbares Notenpult mit stufenlos ausziehbarer Notenauflagefläche (Höhe 37 cm - 67 cm x Breite 55 cm - 100 cm)

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Instrumentenbau einerseits und die Erfahrungen in der Spieltechnik gerade im Orchester haben Bernhard Kolberg in die Lage versetzt, zahlreiche technische Erfindungen, Weiterentwicklungen und Verbesserungen zu realisieren. Anhand einiger Beispiele lassen sich diese Innovationen belegen.

Zunächst ist das Kombiständersystem eine Innovation, mit der Bernhard Kolberg auf den Einsatz verschiedener und oft wechselnder Schlag- und Effektinstrumente im Orchester schon 1964, also noch vor der Firmengründung reagiert hat. Dieses System wurde im Baukastenprinzip kontinuierlich erweitert und den Anforderungen der Spielpraxis angepasst. Heute umfasst das lieferbare Programm an Komponenten über 300 Einzelteile, die sich im wesentlichen in Ständer, Halterungen und Stangen und Ablageteile gliedern, mit denen individuelle Kombinationen von Schlaginstrumenten für die Spielpraxis zusammen gestellt werden können. Für die Große Trommel wurde eine patentierte Pedalinnendämpfung entwickelt, um den Nachhall steuern zu können.

1995 wurde mit einer Erfindung Bernhard Kolbergs der permanente Daumenwirbel am Tamburin problemlos ermöglicht.

Für das Marimbaphon wurde im Kolberg Solist-Marimbaphon 2002 erstmals die zentrale Höhenverstellbarkeit mit einer einzigen Kurbel geschaffen, was die Bedienbarkeit für den Spieler enorm erleichtert. Außerdem wird das Instrument in Leichtbauweise aus einem stabilen Aluminiumrahmen gefertigt, so dass es nur 89 kg wiegt. In Verbindung mit seiner Zerlegbarkeit handelt es sich daher um ein sehr gut trag- und transportierbares Marimbaphon.

Das in der Höhe und in seiner Auflagefläche ausziehbare und zu vergrößernde Notenpult wurde 1975 entwickelt, um Überformate oder mehrere Stimmen gleichzeitig individuell tragen zu können.

Showroom und Schlagzeugmuseum[Bearbeiten]

Im Firmengebäude in Uhingen gibt es mehrere Ausstellungsräume von insgesamt mehr als 1.000 qm Fläche, in denen alle Instrumente und das Zubehör ausprobiert werden können, sowie einen großen Showroom, in dem auch die Klangwirkung in einem großen Raum festgestellt werden kann. Dieser Service wird von Musikern wie von Komponisten gerne genutzt. Selbst Sonderanfertigungen nach speziellen Wünschen von Komponisten sind so entstanden: So wurde etwa in Abstimmung mit Karlheinz Stockhausen und seinen klanglichen Vorstellungen entsprechend von Bernhard Kolberg eine Glissando-Trommel entwickelt, die einen Tonumfang von zweieinhalb Oktaven aufweist. Bei Kolberg Percussion waren schon viele Komponisten zu Besuch, darunter auch international bekannte Persönlichkeiten wie Pierre Boulez, Krzysztof Penderecki, Olivier Messiaen und Iannis Xenakis.

Neben diesem Showroom gibt es auch eine umfangreiche Sammlung von historischen und exotischen Schlaginstrumenten, die Bernhard Kolberg auf seinen Reisen zusammen getragen hat oder die das Unternehmen aus älteren Beständen zur Dokumentation des Instrumentenbaus erwerben konnte. Diese befinden sich in separaten Räumen im Firmengebäude und bilden den Grundstock für ein Musikinstrumentenmuseum speziell für Schlaginstrumente.

Percussion-Lexikon[Bearbeiten]

Bernhard Kolberg hat bereits vor vielen Jahren mit der Erarbeitung eines Lexikons begonnen, das alle Schlagzeuge der Welt dokumentieren soll, die in der Kunstmusik Verwendung finden. Heute umfasst die dafür benutzte Datenbank bereits über 500 Schlag- und Effektinstrumente und ist damit deutlich umfangreicher als die Liste der Schlaginstrumente.

Das „Percussion Lexikon“ der Firma Kolberg Percussion befindet sich gerade in der Überarbeitung und wird danach online zugänglich gemacht.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. [1] Artikel "Zum 35jährigen Bestehen der Firma B. Kolberg Percussion in Uhingen" von Helmut Scheunchen in: Schlesischer Kulturspiegel, Hg. Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg 38. Jahrgang 2003, Heft 2 (April - Juni), S. 26f.
  2. [2] Artikel "Voll Grass: die Blechtrommel aus dem Filstal" von Hans Jörg Wangner in: Stuttgarter Zeitung Nr. 179 vom 4. August 2012.

48.71149.5718Koordinaten: 48° 42′ 41″ N, 9° 34′ 18,5″ O

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