Innovatorische Qualifikationen

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Innovatorische Qualifikationen der Arbeitenden sind nach dem Arbeitssoziologen Werner Fricke ein Handlungspotential, das auf berufliche Autonomie und entsprechende Einflussnahme auf den Arbeitsprozess zielt. Es handelt sich um ein unzerstörbares Potential der Arbeitenden, das auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen nach ihren Interessen und letztlich auf die Demokratisierung der Arbeit und Humanisierung der Arbeitswelt drängt.

Fricke kritisiert in seiner Dissertation [1], dass das Handlungspotential der innovatorischen Qualifikationen in der Industriesoziologie der damaligen Zeit der siebziger Jahre keine Berücksichtigung fand. Er machte dafür die Unterdrückung der innovatorischen Qualifikationen durch die fordistischen und tayloristischen Arbeitsbedingungen verantwortlich und führte im Peiner Beteiligungsprojekt [2], gefördert im Rahmen des Programms Humanisierung des Arbeitslebens, den Nachweis, dass das verschüttete innovatorische Handlungspotential durch Aktionsforschung mit einem beträchtlichen Anteil an kollektiver Selbstreflexion der Arbeitenden in Form einer speziellen und intensiven Weiterbildung reaktiviert werden kann.

Auch unter postfordistischen Arbeitsbedingungen bleiben die innovatorischen Qualifikationen der Arbeitenden zumeist verschüttet. Das heißt, dass das innovatorische Handlungspotential der Arbeitenden auch in modernen Formen der Arbeitsorganisation (etwa bei marktzentrierter, indirekter Steuerung der Arbeit) nicht für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen durch die Arbeitenden nach ihren Interessen genutzt werden.[3]

Dieses zu ändern beinhalten die Forderungen nach Mitarbeiterbeteiligung sowie umfassender Anwendung des vorhandenen Arbeitsvermögens. Arbeitsvermögen ist ein zentrales Konzept in den Arbeiten der Arbeitssoziologin Sabine Pfeiffer. Es umfasst die qualitative Seite der Arbeitskraft als informelle und implizite Fähigkeiten des Menschen (z. B. Erfahrungswissen).[4]

Literatur[Bearbeiten]

  • Fricke, Werner (1978): Arbeitsorganisation und Qualifikation. Ein industriesoziologischer Beitrag zur Humanisierung der Arbeit. Verlag Neue Gesellschaft, Bonn 1975, 2. Aufl. 1978 (Dissertation)
  • Fricke; Werner (1980) (zusammen mit Else Fricke und Barbara Stiegler): Bedingungen der Vermittlung und Anwendung innovatorischer Qualifikationen im Industriebetrieb. In: Ulrich Beck, Kurt Hörning und Wilke Thomssen (Hrsg.) Bildungspolitik. Aktuelle Entwicklungstendenzen im Zusammenhang von Bildung und Beschäftigung. Campus, Frankfurt/Main
  • Werner Fricke, Wilgart Schuchardt (Hrsg.): Innovatorische Qualifikationen, eine Chance gewerkschaftlicher Arbeitspolitik. Erfahrungen aus den Niederlanden, Italien, Schweden und der Bundesrepublik. Verlag Neue Gesellschaft, Bonn 1985, ISBN 3-87831-406-X.
  • Fricke, Werner (2012): Innovatory Qualifications at Work. In: Wolfgang G. Weber, Michael Thoma, Annette Ostendorf, Lynn Chisholm (Hrsg.) Democratic Competences and Social Practices in Organizations, Springer, VS, Wiesbaden, S. 162 - 182

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Fricke, Werner, 1978, S. 134
  2. digitalisiert unter http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01fbdigf/533026113.pdf
  3. Fricke, Werner 2012, 162 ff.
  4. Sabine Pfeiffer: Arbeitsvermögen: Ein Schlüssel zur Analyse (reflexiver) Informatisierung. Verlag Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-531-14226-5.
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