Hermann Rößner
Hermann Rößner (auch: Hermann Rössner) (* 2. April 1903 in Kronach in Oberfranken; † 1. August 1970 in Hamburg) war als SS-Sturmbannführer (SS-Nr. 280010) und Kriminalrat Referatsleiter der Staatspolizeileitstelle Karlsruhe als Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). In der Nachkriegszeit betätigte er sich für den britischen Geheimdienst in Angelegenheiten der NATO.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Ausbildung[Bearbeiten]
Als Sohn eines Kriminalsekretärs besuchte er die Volks- und Realschule. Nach der Absolvierung der Oberrealschule bestand er im Jahre 1922 die Prüfung zum Abitur. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität von Frankfurt am Main sechs Semester lang, ohne einen akademischen Grad zu erlangen.
Laufbahn bei der Polizei[Bearbeiten]
Seine Polizei-Laufbahn begann im Dezember 1929 bei der Polizeiverwaltung in Breslau. Im Polizeipräsidium Berlin war er im Jahre 1932 als Kriminalkommissar tätig. Ab dem 1. April 1934 gehörte er der Gestapo an. Am 17. März 1934 war er zur Staatspolizeistelle Stettin (Stapo Stettin) versetzt worden.[1] Am 24. September 1936 wurde er Angehöriger der SS. Mitglied der NSDAP wurde er am 1. Mai 1937 (Mitglied-Nr. 5737450).
Dem Grenzpolizei-Kommissariat Swinemünde (GPK Swinemünde) gehörte er bis April 1938 an. Dort leitete er zuerst eine Abteilung, um dann die Leitung der GPK Swinemünde zu übernehmen.
Danach leitete er im Jahre 1938 das Grenzpolizei-Kommissariat Flatow (GPK Flatow) in Österreich. Im Zeitraum September bis Oktober 1938 gehörte der dem Einsatzkommando 1 Glatz der Einsatzgruppe I Dresden[2] für die Besetzung des Sudetenlands an. Danach leitete er 1939 das Referat Spionageabwehr in der Staatspolizeistelle Troppau (Stapo Troppau). Im Januar 1940 wurde er zum Kriminalrat befördert.
Bis Anfang 1941 leitete er das Referat der Spionageabwehr in der Staatspolizeistelle Zichenau. Danach wurde er nach Karlsruhe versetzt, wo der vom 28. Januar 1941 bis April 1945 das Referat Spionageabwehr leitete.
Charakter[Bearbeiten]
In Karlsruhe wurde Rössner zwar als erfahrener Angehöriger der Kriminalpolizei als fleißig und strebsam angesehen.[3], doch für die leitende Figur eines Referats bei der Gestapo betrachte man ihn aber als etwas weich. Diese Beurteilung versuchte er durch besonders hartes Vorgehen zu kompensieren. Nach einigen „Fronteinsätzen“ im besetzten Ausland konnte er seine Beurteilung in der Personalakte „verbessern“.
Im Frühjahr 1943 war er bei der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto[4] eingesetzt worden. Nach der Rückkehr prahlte er in Karlsruhe, er sei einer der ersten gewesen, die mit Panzern in das Ghetto eingedrungen wären. Jetzt konnte er sich den Ruf des „politischen Soldaten“ zulegen.[3]
Nachkriegszeit[Bearbeiten]
Vom 26. Juni 1945 bis zum 31. Juli 1948 war er in der Internierungshaft. Im Entnazifizierungsverfahren stufte ihn die Spruchkammer Ludwigsburg als Hauptschuldigen ein. Gegen diesen Bescheid legte er Berufung ein. Daraufhin wurde das Verfahren am 18. April 1951 eingestellt. Danach betätigte er sich als Maler. Im Jahre 1954 wurde er beim Landgericht München des Mordes angeklagt. Das Gerichtsverfahren endete jedoch am 7. April 1954 mit einem Freispruch.
Nach der Gründung der NATO nahm er eine Tätigkeit als Sachbearbeiter beim britischen Geheimdienst in Angelegenheiten der NATO auf. Dabei kamen ihm seine Erfahrungen bei der Gestapo in Gebieten Osteuropas zu Hilfe.[5]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ Robert. Thévoz, Hans Branig, Cécile Lowenthal-Hensel: Pommern 1934/35 im Spiegel von Gestapo-Lageberichten und Sachakten (Darstellung). G. Grote, Köln 1974, ISBN 3-7745-0294-3, S. 302.
- Hochspringen ↑ Einsatzkommando 1 Glatz
- ↑ Hochspringen nach: 3,0 3,1 Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden: Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich (= Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten der Universität Karlsruhe [Hrsg.]: Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus. Nr. 6). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 978-3-89669-820-9, S. 207.
- Hochspringen ↑ Aufstand im Warschauer Ghetto 1943
- Hochspringen ↑ Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden: Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich (= Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten der Universität Karlsruhe [Hrsg.]: Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus. Nr. 6). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 978-3-89669-820-9, S. 334.
Personendaten | |
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NAME | Rößner, Hermann |
ALTERNATIVNAMEN | Rössner, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher SS-Sturmbannführer und Kriminalrat der Gestapo |
GEBURTSDATUM | 2. April 1903 |
GEBURTSORT | Kronach |
STERBEDATUM | 1. August 1970 |
STERBEORT | Hamburg |