Heinrich Hilker

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Heinrich Hilker ( * 1905 in Duisburg; † 11. April 1968) war als Kriminalsekretär ein Angehöriger der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Straßburg. Obwohl er in Frankreich nach dem Kriege wegen mehrerer Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt wurde und den englischen Offizier Anthony Hayter als Kriegsgefangenen erschoss, kam es nie zu einer Anklage gegen ihn in Deutschland. Ab 1955 wurde er sogar wieder in Karlsruhe in den Polizeidienst aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Dienst in der Gestapo[Bearbeiten]

Als Sohn eines Schlossers[1] begann er 1923 bei der Polizei seine Laufbahn, um dann 1938 Angehöriger der Gestapo zu werden. Von 1940 bis 1944 gehörte er der Gestapo in Straßburg an, wo er mehrere Kriegsverbrechen beging. Am 6. April 1944 erschoss er den aus dem Stalag Luft III ausgebrochenen Offizier der Royal Air Force (RAF) Flight Lieutenant Anthony R. H. Hayter (* 20. Mai 1920 in Farnborough; † 6. April 1944 im Elsaß)[2] mit einer Pistole.[3][4]

Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Nach der Kapitulation wurde Hilker von den Franzosen interniert, später aber ohne Anklage entlassen. Dann tauchte Hilker unter falschem Namen unter, da er am 2. Juli 1954 von einem französischen Gericht in Metz wegen seiner Verbrechen bei der Gestapo in Straßburg in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Da am 17. Juli 1954 das Straffreiheitsgesetz (BGBl. I 203) in Kraft trat, tauchte er danach unter seinem richtigen Namen wieder auf. Er hoffte auf einen Gnadenakt und bewarb sich in Karlsruhe bei der Verkehrspolizei. Seine charakterliche Beurteilung besagte, dass er eine „ausgeglichene“ und „gefestigte“ Persönlichkeit wäre. So konnte er 1955 seinen Polizeidienst in Karlsruhe aufnehmen.

Ermittlungen[Bearbeiten]

Als im Landeskriminalamt von Baden-Württemberg im Jahre 1961 das Todesurteil gegen Hilker bekannt wurde, erfolgt eine Mitteilung an die obersten Dienstbehörden. Der damalige Innenminister Hans Filbinger[5] verfügte jedoch am 18. Oktober 1961, dass der Fall nicht disziplinarisch zu ahnden sei.[6]

Im Jahre 1965 beendete er seinen Dienst in Karlsruhe. Im Jahr darauf wurde bekannt, dass er seit 1947 gesucht wurde wegen seines Verbrechens an Anthony Hayter. Darauf erfolgte 1966 seine Verhaftung. Er erhielt daraufhin die Unterstützung des NS-Innenministers Karl Pflaumer[7] und des ehemaligen Chefs des Geheimen Staatspolizeiamtes Karlsruhe[8] Karl Berckmüller. Der Staatsanwaltsschaft Karlruhe gelang es jedoch nicht, Belastungsnachweise für die Eröffnung eines Strafverfahrens zu erbringen. Dabei wurde Hilker in der CROWCASS-Liste unter seinem Namen als Mörder vom Vereinigten Königreich (UK) gesucht. Auf seine Dienstzeit in Straßburg und Moussey in Frankreich von Juli bis September 1944 wurde dabei hingewiesen.[9] Auch ein Disziplinarverfahren gegen Hilker wurde am 6. Februar 1967 eingestellt. Schon am 23. Dezember 1966 wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen.

Offensichtlich war Hilker jedoch durch die bisherigen Untersuchungen gegen ihn psychisch mitgenommen. Kurz nach der Einstellung der Verfahren gegen ihn stahl er eine Dienstpistole und erschoss sich am 11. April 1968.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Michael Stolle führt Heinrich Hilker anonymisiert als „Herbert Hunkel“ an, siehe: Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden: Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich (= Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten der Universität Karlsruhe [Hrsg.]: Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus. Nr. 6). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 978-3-89669-820-9, S. 327 FN 364 und S. 337–338.
  2. Tony Hayter in der englischsprachigen Wikipedia
  3. Allen Andrews: Exemplary Justice. London 1976, ISBN 0-245-52775-3, S. 206 (englisch, 224 S.).
  4. Simon Read: Human Game: Hunting the Great Escape Murderers. Constable, London 2013, S. 192–200 (englisch).
  5. Hans Filbinger in der deutschsprachigen Wikipedia
  6. Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden: Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich (= Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten der Universität Karlsruhe [Hrsg.]: Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus. Nr. 6). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 978-3-89669-820-9, S. 338.
  7. Karl Plaumer in der deutschsprachigen Wikipedia
  8. Geheimes Staatspolizeiamt Karlsruhe in der deutschsprachigen Wikipedia
  9. Central Registry of War Criminals and Security Suspects (Hrsg.): Consolidated wanted lists. Part I. Uckfield (UK) 2005, S. 168 (englisch).
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