Heinrich Faber

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Heinrich Faber (* 25. April 1900 in Bernkastell; † 12. März 1973 in Oelde) war als SS-Obersturmführer (SS-Nr. 310249)[1] und promovierter Philologe Stellvertreter des Leiters der Staatspolizeileitstellle Karlsruhe (Gestapo Karlsruhe) von 1940 bis 1944.

Laufbahn[Bearbeiten]

Als Sohn des Rechnungsrats Rudolf Faber und seiner Ehefrau Elisabeth Effers besuchte er ab Ostern 1910 die höhere Knabenschule in Bernkastel. Ab 1915 absolvierte er das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium inn Trier. Die Prüfung zum Abitur bestand er 1918. Im gleichem Jahr diente er noch im Marinedienst. Ab 1919 studierte er an der Universität Bonn die Fächer Geschichte, Philosophie und klassische Philologie (Alte Sprachen) bei den Professoren Aubin, von Betzold, Brinkmann, Cichorius, Elter, Levison, Marx, Platzhoff und Schulte.

Am 8. Febriar 1922 legte er die mündliche Prüfung zu seiner Dissertation Die Beziehungen des römischen Kaiserhauses zu den auswärtigen Fürstenhöfen ab. Danach betätigte er sich bis Januar 1925 bei einem Verband der Arbeitgeber[2]. Nach bestandener Prüfung zum Landbürgermeister nahm er ab Februar 1925 eine Stell in der Kommunalverwaltung von Bernkastel an.

Danach nahm er seine Laufbahn bei der Polizei ab Mai 1926 in Dortmund auf. Im folgenden Jahr bestand er die Prüfung zum Kriminalkommissar an der Polizeischule in Berlin, um dann als Hilfskommissar wieder zur Kriminalpolizei Dortmund zurückzukehren. Ab 1928 wurde er zur Landeskriminalpolizeistelle Tilsit vesetzt, wo er zum Kriminalkommissar ernannt wurde. Zum 1. Mai 1933 wurde er Mitglied der NSDAP (Nr. 2057540) und der SA. Zum Kriminalrat wurde er dort am 1. April 1935 befördert, wo er die Leitung der politischen Polizei übernahm.

Dienst bei der Gestapo[Bearbeiten]

Bei der Gestapo Karlsruhe wurde er ab dem 1. Februar 1938 als Kriminalrat tätig. Zur SS trat er am 1. August 1938 von der SA im Range eines SS-Sturmbannführers über. Mit der Beförderung zum Kriminaldirektor an 1. April 1940 wurde er zum Stellvertreter des Leiters der Staatspolizeileitstelle Karlsruhe ernannt. Diese Stellung hatte er bis zum 10. Dezemeber 1944 inne, als er zur Gestapo Osnabrück versetzt wurde, wo er den SS-Hauptsturmführer Fritz Rascher (1914-1949)[3] ablöste. Faber leitete die Dienststelle der Gestapo Osnabrück noch bis zum 1. April 1945 und setzte sich mit den Anghörigen zur Staatspolizeileitstelle Bremen ab.

Bewertung der Persönlichkeit[Bearbeiten]

Es war normalerweise üblich, dass führende Stellen bei der Gestapo von Juristen eingenommen wurden. Als der Stellvertreter des Leiters der Gestapo Karlsruhe, der SS-Obersturmführer Rudolf Elchlepp (1910-1942) im Jahre 1940 wegen Querelen mit dem SD abgelöst wurde, sollte kein neuer Stellvertreter aus Baden ihm folgen. Deshalb kam Faber auf diesen Posten. Vorher hatte sich Faber bei der politischen Bewachung von Nationalsozialisten bei der politischen Polizei in Tilsit bewährt, so dass er von der Personalabteilung in Berlin als geeignet für den Posten in Karlsruhe eingesetzt wurde. Obwohl er vorher als gläubiger Katholik der Zentrums-Partei nahe stand[4], bekannte er sich ab Mai 1933 zum Nationalsozialismus.

Von seiner Mentalität her war er von Zürückhaltung und Vorsicht geprägt, so dass er bald unter den Angehörigen der Gestapo Karlsruhe als Kriminalrat Bedenken und Professor Angstmann bekannt wurde. Diese zurücksetzende Beurteilung führten aber wohl dazu, dass sich Faber dann an den Gewaltakten auf der Dienststelle gegen Gefangene beteiligte und anstandslos polnische Zwangsarbeiter wegen NS-Vergehen zu Hinrichtungen auslieferte. Infolge dieser Tätigkeiten kam es später zu einer gerichtlichen Untersuchung gegen Faber, da es im Zuge dieser Verfolgungen zur ersten Hinrichtung am 5. April 1941 außerhalb eines KZ im NS-Regime kam.[5] Gegen Faber wurde ab dem 27. April 1960 eine Voruntersuchung beim Landgericht Karlsruhe eingeleitet, die aber am 10. März 1964 eingestellt wurde, weil eine Verurteilung nicht mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten wäre. Ob die NS-Verfolgungen vom Freiburger Sondergerichtsbezirk, die Faber auch bearbeitete, untersucht wurden, bleibt ungeklärt[6].

Faber tauchte nach Kriegsenden von 1945 bis 1948 unter und betätigte sich als Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und in verschiedenen Gewerben als kaufmännischer Angestellter. Die Spruchkammer Osnabrück stufte ihn am 23. März 1951 in einem Entnazifizierungsverfahren als Mitläufer im NS-Regime ein. Bis 1958 nahm er eine Tätigkeit als Handelsvertreter in Oslo auf und wurde danach Empfänger von Sozialleistungen.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Berlin 1944, S. 49, Nr. 1930
  2. Michael Stolle, Die Geheime Staatspolizei in Baden - Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirkn einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich, Konstanz 2001, S. 352, passim
  3. Gerd Steinwascher, Gestapo Osnabrück meldet... - Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936, Osnabrück 1995, S. 22 und FN 132
  4. Michael Stolle, ebenda, S. 166
  5. Michael Stolle, ebenda, S. 203-204
  6. Michael P. Hensle, Rundfunkverbrechen - Das Hören von "Feindsendern" im Nationalsozialismus, Berlin 2003, S, 207 und FN 165

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