Georg Pöltl

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Georg Pöltl (* 1. Dezember 1928 in München, † 4. April 1945 im KZ Dachau) war ein Opfer des Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten]

Georg Pöltl, genannt Schorschi, wurde am 1. Dezember 1945 in München-Bogenhausen geboren. Seine Mutter war Maria Pöltl, geb. Erlacher (1904 - 1984), der Vater Georg Pöltl (1903 - 1943) war von Beruf Friseurmeister und hatte einen Friseurladen in Trudering. Georg Pöltl ging in die Gäberle-Volksschule, war nicht in der Hitlerjugend, galt als Einzelgänger und Sonderling. Ab seinem 10. Lebensjahr und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wuchs er allein auf sich gestellt auf, da sein Vater seit Kriegsbeginn eingezogen und seine Mutter verpflichtet wurde, tagsüber teilweise bis in die Nacht Schreibarbeiten bei der Polizei auszuführen. So ging er oft zu seinen Großeltern Maria und Ludwig Erlacher, die ein Schreibwarengeschäft in der Ismaninger Straße in München hatten und auch dort wohnten. In unmittelbarer Nähe zur Ismaninger Straße befand sich auch das KZ-Außenlager der SS in der Möhlstraße.

Pöltl sympathisierte mit den Juden und zeigte seiner Cousine Getraud Hein, geb. Conrad (*1931 in München), dass er unter seinem Hemd einen großen gelben Judenstern trug, den er sich auf sein Unterhemd genäht hatte. Auf diese Weise versuchte er, seine Verbundenheit mit den Juden zu zeigen.

Als Pöltl am 13. Februar 1945 einem jüdischen Mädchen Essbares reichte, wurde er beobachtet und ins KZ Dachau eingeliefert. Seine Häftlingsnummer war 140997. Ein Auszug aus einer Nachkriegsabschrift der Originalhäftlingskartei aus dem Konzentrationslager Dachau zeigt, dass er in Schutzhaft und unter NAL (Nicht aus dem Lager) eingestuft wurde. Das waren Häftlinge, die für eine Vernehmung zweiten oder dritten Grades durch die Politische Abteilung oder zur Exekution bestimmt waren.

Wahrscheinlich durch die katastrophalen hygienischen Bedingungen im KZ Dachau erkrankte Pöltl unterernährt an der Ruhr. Nach der KZ-Befreiung durch die amerikanischen Soldaten berichteten der Mithäftling Rudolf Bierle und Kugler , dass Georg Pöltl wohl noch lebend ins Krematorium eingeliefert wurde. Neue Erkenntnisse sprechen hingegen davon, dass noch im Februar 1945 das Krematorium geschlossen und die Leiche von Georg Pöltl am 4. April 1945 in einem Massengrab verscharrt wurde.

Anfang April 1945 fuhren seine Mutter Maria Pöltl und deren Schwester Karoline Wittmann, geb. Erlacher (1913 - 1978) unter schwierigsten Bedingungen von München nach Dachau zum KZ und wollten dort für ihren Sohn und Bruder ein Esspaket abgeben. Darauf hin wurde den beiden Frauen von der Lagerverwaltung mitgeteilt, sie könnten das Paket wieder mitnehmen und eine Handvoll Asche dazu.

Karoline Wittmann malte auf der Akademie für Bildende Künste München um 1940 ihre Schwester mit ihrem Sohn im Arm in Öl. Vorlage war eine Zeichnung aus dem Jahr 1930. Dieses Bild (Mutter mit Kind) befindet sich im Besitz der Bürgerstiftung für verfemte Kunst in Solingen und wurde im Januar 2013 in der Ausstellung im Deutschen Bundestag Kunst in der Katastrophe sowie im März 2013 im Ephrahimpalais Berlin in der Ausstellung verfemt, verfolgt - vergessen? Kunst im Nationalsozialismus gezeigt. Pöltl hat kein Grab, nur das Ölbild zeigt ihn als Baby in den Armen seiner Mutter.

Literatur[Bearbeiten]

  • Expressive Gegenständlichkeit. Schicksale Figurativer Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert: Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider, S. 459, 609-610, Abb. 580, Kettler-Kunst, ISBN 3-935019-20-3
  • Entdeckte Moderne. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider, Abb. 204, S.264, Kettler-Kunst, ISBN 978-3-941100-16-9
  • Kunst in der Katastrophe. Katalog des Deutschen Bundestages. Seite 30, Abb. Seite 31, Jan. 2013
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