Fußballspiel TSG 1899 Hoffenheim – Bayer 04 Leverkusen am 18. Oktober 2013

Aus MARJORIE-WIKI
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Fußballspiel 1899 Hoffenheim - Bayer 04 Leverkusen am 18. Oktober 2013 in der Hoffenheimer Rhein-Neckar-Arena war das Freitagsspiel des neunten Spieltags der Fußball-Bundesliga-Saison 2013/14. Das Spiel erregte bundesweit Aufsehen, da Stefan Kießling in der 70. Minute ein Phantomtor erzielte. Nach einem Eckstoß, ausgeführt von Gonzalo Castro von der linken Seite, köpfte Kießling den Ball durch ein Loch im Tornetz ins Tor. Dies sah jedoch nur ein geringer Teil der Spieler auf dem Platz. Daher gab Schiedsrichter Felix Brych das Tor.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Mit einem Sieg könnte sich Bayer 04 Leverkusen vorerst auf Platz 1 vorarbeiten, bei einem Unentschieden wären sie Zweiter. TSG 1899 Hoffenheim wäre bei einem Sieg Fünfter, mit einem Remis immerhin vorerst Achter. Bei Hoffenheim spielte Niklas Süle für den formschwachen Jannik Vestergaard. Ebenso erhielten Tobias Strobl und Sejad Salihović den Vorzug vor Sebastian Rudy und Tarik Elyounoussi. Bei Leverkusen waren Roberto Hilbert, Philipp Wollscheid und Gonzalo Castro für Giulio Donati, Emir Spahić und Emre Can dabei, Jens Hegeler ersetzte verletzungsbedingt Lars Bender.[1]

Spielverlauf[Bearbeiten]

Der Leverkusener Stefan Kießling
Felix Brych

Die erste Chance hatte Hoffenheim. Einen Freistoß von Sejad Salihović konnte Philipp Wollscheid, der auf die Linie gerannt war, per Kopf für den geschlagenen Torhüter klären. In der 14. Minute sorgte Gonzalo Castro für die erste Chance für Leverkusen. Seinen Schuss konnte Casteels parieren. Etwas später versuchte es Sidney Sam mit einem Fallrückzieher. Einen anschließenden Schuss von Anthony Modeste hielt Leno. Auf der anderen Seite war Sam dann erfolgreich, indem er das 1:0 erzielte. Kurz darauf hatte Hoffenheim durch Andreas Beck die Chance zum Ausgleich, den Schuss fälschte Modeste aber noch ab. In der 36. Minute nahm Schiedsrichter Brych ein Tor von Kevin Volland wegen angeblicher Abseitsstellung nicht an. Vier Minuten später versuchte es Volland erneut, sein Schuss ging aber diesmal knapp daneben. Während der Halbzeit kontrollierte ein Schiedsrichterassistent, genau wie schon vor dem Spiel, die Tore und stellte dabei keine Fehler fest. Spahic ersetzte zur Halbzeit Wollscheid, der mit der Gelben Karte vorbelastet war. In der zweiten Halbzeit wurde Hoffenheim stärker, aber ohne eine wirkliche Torchance herauszuarbeiten. Leverkusen beließ es bei Kontern, in der 61. Minute hielt Casteels einen Schuss von Castro. In der 70. Minute erzielte Stefan Kießling das Phantomtor. Nach einer Ecke von Castro köpfte er den Ball aus sechs Metern ans Außennetz, wo der Ball am Netz entlang vorbeiglitt und an der Hinterseite durch ein enges Loch ins Tor rutschte. So entschied Felix Brych auf Tor. Hoffenheims Ersatzspieler sahen das Loch im Tornetz und alarmierten den Schiedsrichter, der das Loch dann selbst sah. Dennoch blieb er bei seiner Tatsachenentscheidung. Kurz vor Ende entschied er bei einem Duell von Hilbert und Firmino, das außerhalb des Strafraums geführt wurde, auf Strafstoß. Den Strafstoß, geschossen vom gefoulten Firmino, hielt Leno. Den Nachschuss setzte Firmino an den Pfosten, einen folgenden Schuss klärte Toprak auf der Linie wieder zum Pfosten. In der 88. Minuten erzielte der eingewechselte Schipplock schließlich den Anschlusstreffer.[2][3][4]

Paarung TSG 1899 HoffenheimBayer 04 Leverkusen
Ergebnis 1:2 (0:1)
Datum 18. Oktober 2013 um 20:30 Uhr
Zuschauer 25.213
Schiedsrichter Felix Brych
Tore 0:1 Sidney Sam (26.)
0:2 Stefan Kiessling (70., Phantomtor)
1:2 Sven Schipplock (88.)
TSG 1899 Hoffenheim Koen Casteels - Andreas Beck (81. Kai Herdling), David Abraham, Niklas Süle, Jeremy Toljan - Tobias Strobl, Eugen Polanski (70. Sven Schipplock), Sejad Salihović (63. Tarik Elyounoussi) - Kevin Volland, Anthony Modeste, Roberto Firmino
Trainer: Markus Gisdol
Bayer 04 Leverkusen Bernd Leno - Roberto Hilbert (86. Giulio Donati), Philipp Wollscheid (46. Emir Spahić), Ömer Toprak, Sebastian Boenisch - Gonzalo Castro, Stefan Reinartz, Simon Rolfes - Sidney Sam (80. Robbie Kruse), Stefan Kießling, Jens Hegeler
Trainer: Sami Hyypiä


Folgen des Spiels[Bearbeiten]

Der Sieg verhalf Leverkusen zum Sprung an die Tabellenspitze[5], erstmals seit dem Jahr 2010, wenn auch nur für einen Tag, da Bayern München und Borussia Dortmund ebenfalls am Wochenende noch spielten. Sidney Sam schoss sein siebtes Tor, womit er die alleinige Führung in der Torschützenliste übernahm.[6]

Reaktionen[Bearbeiten]

Noch als die Spieler auf dem Platz waren, zeigte die Stadionregie die strittige Szene auf dem Videowürfel[7][8], dazu brüllte der Stadionsprecher Mike Diehl "Der Ball war nicht im Tor!" mehrfach ins Mikrofon.[9] Die Folge waren gellende Pfiffe von den Hoffenheimer Fans. Die Leverkusener Spieler wurden beim Gang in die Kabine ausgepfiffen, Stefan Kießling wurde sogar mit Bier überschüttet.[10] Direkt nach dem Spiel kündigte Alexander Rosen, der sportliche Leiter Hoffenheims, Einspruch gegen die Spielwertung an. Begründet sei dies durch die Zweifel des Schiedsrichters an der Entscheidung.[11] Hierbei wird auf die Statuten des Regelwerks hingewiesen. Das Tor sei mit dem Phantomtor 1994 zu vergleichen, als Thomas Helmer den Ball auf der Torlinie neben den Pfosten ins Aus geschossen hatte, wobei der Schiedsrichter ebenfalls auf Tor entschied. Anschließend wurde jenes Spiel wiederholt. Das Kicker-Sportmagazin gab dem Schiedsrichter Felix Brych die Note 6, mit der Begründung der drei schweren Fehler. In der Sport Bild-Ausgabe vom 23. Oktober 2013 sind Zitate einiger Spieler abgedruckt. So sagt Hoffenheims Kapitän Andreas Beck, dass er „nach dem Kopfball schon zurück auf Position gelaufen (war). Ich war mir sicher, dass der Ball danebengegangen war. Plötzlich liegt der Ball im Tor, und du verstehst die Welt nicht mehr. Zweifelst an der eigenen Wahrnehmung. Die meisten, bestimmt auch Stefan Kießling selbst, trauten ihren eigenen Augen nicht, als der Ball plötzlich im Tor lag. Spätestens da war das auch auf dem Platz unter uns Spielern Gesprächsthema. Und es waren sich fast alle einig, dass das wahrscheinlich ein irregulärer Treffer war. Jeder – auch die Leverkusener – ahnten, dass da eben was sehr Skurriles passiert ist.“ Jens Hegeler „war überrascht, dass der Ball im Tor war. Von der Flugbahn her war es ein wenig komisch. Aber ich stand ja rund 25 Meter entfernt. Alle haben gejubelt, der Ball lag im Netz. Da denkt man: Klar, Tor!“. Stefan Kießling spricht er keine Schuld zu, „er hat weder das Tor kaputt gemacht, noch hat er so entschieden“. Stefan Reinartz gab zu, dass er gesehen hat, „wie der Ball am Tor vorbeifliegt und [...] im Tor liegt.“ Falls es zum Wiederholungsspiel kommen sollte, würde Bayer Leverkusen dies akzeptieren.[12] Bayers Kommunikationschef Meinolf Sprink betonte, dass der Verein keinen Einspruch einlege. Rudi Völler sagte, dass Bayer jedes Urteil akzeptieren würde. Am 28. Oktober 2013 entschied das DFB-Sportgericht, dass das Spiel nicht wiederholt wird.[13]

Zitate[Bearbeiten]

„Ich hatte leichte Zweifel, aber die Reaktionen der Spieler waren eindeutig, es gab kein Kontra. Es hat mir keiner gesagt, dass der Ball nicht im Tor war. Für mich ist das jetzt auch keine tolle Situation, ein Tor zu geben, das keins war. Aber niemand, auch er (Kießling) nicht, hat mir gesagt, dass es kein Tor war. Der Ball lag im Netz, für alle auf dem Platz war es ein regulärer Treffer.“

„Ich habe im ersten Moment gedacht, der Ball geht nicht rein. Dann kamen alle auf mich zugestürmt und haben mich umarmt.“

„In so einer Situation denkst du nur, du hast einen Stellungsfehler gemacht und nicht, dass da ein Loch im Netz ist.“

„Ich denke, das Spiel wird man nochmal sehen. Alles andere wär ja ein Witz. Ich gehe fest davon aus, dass es so kommen wird.“

„Das ist skandalös. Es war kein Tor. Es gibt keine zwei Meinungen über diese Szene. Das war mehr als skurril.“

„Schiri Brych hat alles versucht, dass das Spiel noch 2:2 ausgeht. Der Elfmeter war ein Witz. Für uns war es unangenehm. So wollten wir das Spiel nicht gewinnen.“

„Alles, was direkt nach dem Kopfball passiert ist – die ganze Körpersprache, die ganze Gestik, die Mimik – deuten darauf hin, dass er (Kiessling) klar gesehen hat, dass der Ball vorbei gegangen ist. Und ich denke, er hat eine große Chance vertan, wirklich auch was für den Fairplay zu tun.“

„Es wäre ein Affront gegen den Fußball, wenn es keine Neuansetzung gäbe. Es gibt einfach Vorfälle, da darf die Tatsachenentscheidung nicht in Stein gemeißelt sein.“

Einzelnachweise[Bearbeiten]

Info Sign.svg Dieser Wikipedia-Artikel wurde, gemäß GFDL, CC-by-sa mit der kompletten History importiert.