Europakaufmann

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Die Zusatzqualifikation Europakaufmann/Europakauffrau ist eine Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende in kaufmänischen Berufen, deren Angebot von den Berufsbildenden Schulen I des Landkreises Osterode am Harz – Europa-Schule (nachfolgend kurz: BBS I Osterode) im Jahr 2002 initiiert und kooperativ mit Kolleginnen und Kollegen der Berufsbildenden Schulen I in Northeim (kurz: BBS 1 Northeim) entwickelt wurde. Aufgrund des Zuspruchs von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Ausbildungsbetrieben und dem niedersachsenweitem Bekanntwerden des Angebots wird die Zusatzqualifikation mittlerweile von einer Reihe weiterer Berufsschulen angeboten. Die Weiterqualifizierung wird parallel zur Ausbildung im dualen System in der unterrichts- und ausbildungsfreien Zeit durchgeführt. Seit Oktober 2011 wird die Zusatzqualifikation auch durch die IHK Hannover zertifiziert.

Vorgeschichte/geschichtliche Entwicklung[Bearbeiten]

Entstehung[Bearbeiten]

Die Region Osterode wies Mitte der 1990er Jahre eine – im Vergleich zum Bundes- und Landesdurchschnitt – verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit auf, was sich unter anderem auf den sich vollziehenden Strukturwandel vom Industrie- zum Dienstleistungssektor erklären ließ. Daher war es den Lehrkräften der BBS I Osterode wichtig, Bildungsangebote zu entwickeln, um die Chancen der Auszubildenden am Arbeitsmarkt zu erhöhen, diese langfristig zu sichern und auszubauen. Eine große Zahl der verbliebenen Industrieunternehmen zeichnete sich schon damals durch starke Exportorientierung mit einer Exportquote an der Wertschöpfung von knapp 50 Prozent aus. So lag es nahe, die Sprachkompetenzen der Auszubildenden zu erhöhen und dieses auch zertifizieren zu lassen. Bereits 1998 nahmen die ersten Auszubildenden im Ausbildungsberuf Industriekaufmann/-frau erfolgreich an einer Englisch-Prüfung der IHK Hannover-Hildesheim teil und seit der Einführung der KMK-Zertifikatsprüfung – Fremdsprachen – melden sich zunehmend mehr Auszubildende für diese Prüfung an.

Das im Jahr 2000 im Rahmen der EXPO-Aktivitäten der Schule initiierte Projekt „Lernortverlagerung ins Ausland“ war eine folgerichtige Weiterführung. Dank der Unterstützung des EU-Programms „Leonardo Da Vinci-Mobilität“ konnten die Auslandspraktikanten zusätzlich ihre interkulturelle Kompetenz, ihre Sozialkompetenz und ihre Methodenkompetenz verbessern. Dies wurde den Lehrkräften der BBS I Osterode in Gesprächen mit Ausbildungsverantwortlichen ausdrücklich bestätigt. Gleichzeitig wurde aber auch beklagt, dass auf dem Arbeitsmarkt in der Region kaum Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Kenntnissen in der Exportabwicklung zu finden seien. Diese Wünsche seitens der Ausbildungsbetriebe waren schließlich der Anstoß für die Idee, die Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ zu entwickeln.

Die BBS 1 Northeim zeigte damals aus vergleichbaren Gründen ebenfalls großes Interesse an der Entwicklung einer international ausgerichteten Zusatzqualifikation. KMK-Englisch-Zertifizierungen waren bereits fester Bestandteil des Bildungsangebots der Schule. Zudem verfügte die Europaschule schon in den 1990er Jahren über zahlreiche Auslandskontakte und bot ihren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, neben ihrer beruflichen Ausbildung im dualen System Auslandspraktika, beispielsweise in Schottland, zu absolvieren. In Northeim bestand die Absicht, die Auslandsaktivitäten auszubauen und das internationale Profil der Schule stärker zu betonen. Da viele regionale Unternehmen international tätig waren und sind, stieß dieses Vorhaben auf großes Interesse bei zahlreichen Ausbildungsbetrieben, die von Beginn an in die Entwicklung der Zusatzqualifikation einbezogen wurden.

Vor diesem Hintergrund wurden die bestehenden Kontakte zwischen den beiden berufsbildenden Schulen in Osterode und Northeim genutzt, um gemeinsam Prüfungsordnung und Curricula für die Zusatzausbildung zu entwickeln. Durch die Bündelung der Kräfte konnte der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand bei der Neuentwicklung der Zusatzqualifikation bewältigt werden. So konnten bereits im Schuljahr 2003/04 die ersten Schülerinnen und Schüler an den beiden Berufsschulstandorten mit der Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ beginnen.

Zielgruppe[Bearbeiten]

In der Anfangsphase richtete sich das Angebot an angehende Industriekaufleute. Aufgrund des starken Interesses und der den kaufmännischen Ausbildungsberufen gemeinsamen Grundqualifizierung wurde die Zielgruppe in mehreren Schritten auf alle kaufmännischen Ausbildungsberufe erweitert.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwerben seitdem neben Sprach- und IT-Kompetenzen auch solche im Bereich der Positionierung von Produkten auf internationalen Märkten und der Abwicklung von Auslandsgeschäften. Ihre interkulturelle Kompetenz erweitern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch ein mindestens dreiwöchiges Praktikum im nicht-deutschsprachigen Ausland. Diese zusätzlich während der Ausbildungszeit erworbenen Kompetenzen verbessern die Arbeitsmarktchancen der Auszubildenden. Unternehmen profitieren von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Spezialkenntnisse im Bereich internationaler Geschäftsprozesse schon in der Ausbildungszeit erwerben.

Curriculum-Entwicklung[Bearbeiten]

In den gemeinsamen Treffen von Kolleginnen und Kollegen der BBS I Osterode sowie der BBS I Northeim erfolgte die Festlegung folgender Module, die Bestandteil der Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ sind:

  • „Internationale Geschäftsprozesse“ mit den Lernfeldern „Ein Produkt auf einem ausländischen Markt positionieren“ und „Auslandsaufträge anbahnen, abwickeln und bewerten“
  • Kommunikation und Korrespondenz in englischer Sprache (KMK-Zertifikat)
  • Kommunikation und Korrespondenz in einer zweiten Fremdsprache (Europäisches Sprachenzertifikat)
  • Informationsverarbeitung (European Computer Driving Licence - Europäischer Computerführerschein)
  • Auslandspraktikum

Lehr- und Lernmethoden[Bearbeiten]

An der gesamten Zusatzqualifikation zum Europakaufmann/zur Europakauffrau nehmen die Auszubildenden auf freiwilliger Basis teil. Sie entscheiden sich aktiv dafür, ihre Kompetenzen in den angebotenen Unterrichtsmodulen zu erweitern. Aufgrund dieses freiwilligen Ansatzes existiert in den Lerngruppen eine hohe Lernmotivation und die Lernenden nehmen es gern in Kauf, an Unterricht abends und an Wochenenden teilzunehmen. Aufgrund dieser Motivation sieht das Unterrichtskonzept vor, selbstorganisiertes Lernen in handlungsorientiert gestalteten Lernumgebungen umzusetzen. Konkret bedeutet dies z. B., dass die Lernenden alle Ablaufschritte eines erstmaligen Exportgeschäfts selbstständig planen, durchführen, kontrollieren und evaluieren. Durch das Ineinandergreifen von individuellem Lernen mit Partnern oder in Gruppen, u. a. auch in Rollenspielen sowie dem gemeinsamen Lernen im Plenum wird ein hohes Maß an Lernzuwachs in den Bereichen Fach-, Methoden, Sozial- und Humankompetenz erreicht. Aufgrund der schnellen Überholung von Fachwissen im Bereich der Abwicklung von grenzüberschreitenden Geschäften wird neben der Arbeit mit realistischen Materialien besonderer Wert auf die Entwicklung von Fähigkeiten zur Selbstaneignung schnell veraltender Fachinhalte gelegt. Dieser didaktisch-methodische Ansatz wird seitens der Teilnehmerinnen und Teilnehmer als überaus produktiv und praxistauglich empfunden – wie Unterrichtsevaluationen bestätigen.

Übersicht über die Module[Bearbeiten]

Internationale Geschäftsprozesse[Bearbeiten]

Das Unterrichtsmodul „Internationale Geschäftsprozesse“ thematisiert betriebs- und volkswirtschaftliche Aspekte des Außenhandels. Dieses Modul ist mit 200 Unterrichtsstunden das zeitlich umfassendste im Rahmen der Zusatzqualifikation. Mit diesem Modul wird dem steigenden Bedarf von Unternehmen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über Spezialkenntnisse im Bereich Außenhandel verfügen, Rechnung getragen. Aufgrund der Tatsache, dass Fachwissen in diesem Bereich aufgrund häufiger Veränderungen von Gesetzen und Verfahren schnell überholt ist, wird hier besonderer Wert auf das eigenständige Erschließen geänderter Rechtslagen Wert gelegt.

Das Modul „Internationale Geschäftsprozesse“ besteht aus zwei Lernfeldern im Umfang von jeweils 100 Unterrichtsstunden. Nachfolgende Lehrplanauszüge zeigen Ziele und Inhalte im Überblick:

Lernfeld 1: Ein Produkt auf einem ausländischen Markt positionieren

1. Ausbildungsabschnitt, Zeitrichtwert: 100 Stunden

1. Allgemeiner Lernbereich [ca. 30 Stunden]

Zielformulierung:

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die gegenüber dem nationalen Marketing wesentlich höhere Komplexität der Aufgabenstellungen im internationalen Marketing. Sie leiten daraus einen erhöhten Informationsbedarf und die große Bedeutung der internationalen Marktforschung ab.

Sie analysieren die globalen Rahmenbedingungen, Branche und Wettbewerb sowie das Unternehmen selbst und leiten daraus Chancen und Risiken der Aufnahme internationaler Tätigkeiten bzw. auslandsmarktspezifische Stärken und Schwächen des Unternehmens ab.

2. Besonderer Lernbereich [ca. 70 Stunden]

Zielformulierung:

Die Schülerinnen und Schüler bereiten im Rahmen der strategischen internationalen Marketing-Planung eine Expansion in ausländische Märkte vor. Sie entwickeln hierzu ein Konzept zur Verfolgung von Marketingzielen unter Berücksichtigung europäischer Rahmenbedingungen. Auf der Basis einer Marktsegmentierung und Marktselektion planen sie Form und Timing des Auslandsmarkteintritts. Die Schülerinnen und Schüler planen die Marktbearbeitungsstrategie und legen damit den Rahmen für den Einsatz des Marketinginstrumentariums fest. Im Kontext des von ihnen entwickelten Marketingkonzeptes nutzen sie Marketinginstrumente zur Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle der Auslandsaktivitäten.

Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten Aufgabenstellungen und europaspezifische Fallstudien selbstständig in der Gruppe und wenden problemlösende Methoden an. Sie präsentieren und dokumentieren unter Verwendung angemessener Medien ihre Arbeitsergebnisse.

Inhalte:
  • Grundlagen des Außenhandels
  • Entwicklung und Bedeutung des internationalen Marketings
  • Anlässe und Bedeutung internationaler Tätigkeiten
  • Internationale Marktforschung
  • Ziele und Strategien des internationalen Marketings
  • Marketing-Mix und Controlling im internationalen Marketing
Lernfeld 2: Auslangsaufträge anbahnen, abwickeln und bewerten

2. Ausbildungsabschnitt, Zeitrichtwert: 100 Stunden

1. Allgemeiner Lernbereich [ca. 30 Stunden]

Zielformulierung:

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben Teilprozesse, die zur Anbahnung, zum Abschluss und zur Durchführung eines Auslandsgeschäftes notwendig sind. Sie stellen die Besonderheiten und Risiken im Außenhandel im Vergleich zum Binnenhandel dar.

Die Schülerinnen und Schüler erläutern Möglichkeiten zur Abdeckung von Außenhandelsrisiken und bewerten diese hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihrer Kosten.

2. Besonderer Lernbereich [ca. 70 Stunden]

Zielformulierung:

Die Schülerinnen und Schüler wählen die für Auslandsgeschäfte mit europäischen Partnern geeigneten Vertragsinhalte aus und erstellen kundengerechte Angebote.

Sie führen Ausfuhrverfahren ins Ausland durch, stellen die zugehörigen Dokumente zusammen und ordnen diese den Bereichen Transport, Versicherung und Zoll zu.

Die Schülerinnen und Schüler führen für Importabwicklungen Angebotsvergleiche durch und verfassen Auslandsbestellungen sachgerecht.

Sie bearbeiten die Teilprozesse bei der Einfuhr und Zollabfertigung und unterscheiden wichtige Dokumente im Einfuhrgeschäft.

Inhalte:
  • Geschäftsanbahnung
  • Internationales Kaufvertragsrecht
  • Lieferbedingungen
  • Zahlungsbedingungen
  • Außenhandelskalkulation
  • Dokumentation von Warensendungen
  • Außenwirtschaftsrecht
  • Zollwesen
  • Auslandszahlungsverkehr

Kommunikation und Korrespondenz in englischer Sprache[Bearbeiten]

Für die Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ wird das Niveau B1 des „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen“ verlangt. Als schulische Weiterqualifizierung bot es sich an, diese Prüfungen im Rahmen der KMK-Zertifikatsprüfung – Fremdsprachen (Englisch) – [1] abzunehmen. Anerkannt werden aber auch gleich- bzw. höherwertige Zertifikate anderer Anbieter.

Dieses Fremdsprachenzertifikat trifft eine differenzierte Aussage bezüglich der beruflichen fremdsprachlichen Kompetenz, der in Folge der Globalisierung im Berufsleben – neben der beruflichen Qualifizierung – eine zunehmende Bedeutung zukommt.

Die Prüfung besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Beide Teile sind auf die fachspezifischen Anforderungen verschiedener Ausbildungsberufe ausgerichtet. Der jeweilige schriftliche Teil wird von Lehrkräften verschiedener niedersächsischer Schulen entwickelt und ist auf eine Prüfungszeit von 120 Minuten ausgelegt.

Der mündliche Teil der Prüfung wird von Lehrkräften der jeweiligen Schule abgenommen, an der auch die Ausbildung absolviert wird. Er besteht aus einem etwa 15-minütigen Fachgespräch. Die Prüfung gilt als bestanden, wenn sowohl im schriftlichen wie im mündlichen Teil 50 % der Punkte erreicht werden.

Kommunikation und Korrespondenz in einer zweiten Fremdsprache[Bearbeiten]

Zur Erlangung des Abschlusses „Europakaufmann/Europakauffrau“ ist der Nachweis von (Grund-)Kenntnissen einer weiteren Fremdsprache erforderlich. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen die entsprechende Prüfung mindestens auf dem Niveau A1 des europäischen Referenzrahmens bestehen. Die Auswahl der weiteren Fremdsprache ist grundsätzlich frei wählbar. Unterricht zur Vorbereitung auf die Prüfung findet an den BBS I Osterode und an der BBS I Northeim gegenwärtig in Spanisch mit 160 Unterrichtsstunden statt. Auszubildende, die zuvor ein Gymnasium bzw. Berufliches Gymnasium mit zweiter Fremdsprache Französisch besucht haben, legen teilweise auch eine Französischprüfung ab.

DELF-Zertifizierung: Diplôme d’Etudes en Langue Française[2]

DELF ist ein national und international anerkanntes Sprachdiplom für Französisch als Fremdsprache. Es wird seit 1985 offiziell vom französischen Ministerium für Bildung vergeben. Das Diplom kann in unterschiedlichen Kompetenzstufen abgelegt werden. Jede der Einheiten ist nach erfolgreichem Abschluss für sich gültig und weltweit anerkannt. Die ersten Einheiten bescheinigen beispielsweise, dass der Teilnehmer über Grundkenntnisse in Französisch verfügt und fähig ist, mündlich sowie schriftlich in Alltagssituationen auf Französisch zu kommunizieren.

TELC-Zertifizierung: Spanisch[3]

Die international anerkannten Europäischen Sprachzertifikate (TELC – The European Language Certificates) sind von der TELC GmbH organisierte internationale Sprachprüfungen. Sie werden in zehn Sprachen auf den vier Niveaustufen A1, A2, B1 und B2 angeboten. Diese Niveaustufen entsprechen dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen des Europarates. Die Prüfung dauert ca. 60 Minuten und besteht auf dem Niveau A1 aus einer schriftlichen Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren und seit 2009 auch aus einer mündlichen Prüfung. Die schriftliche Prüfung ist in vier Teile aufgeteilt, die Vokabular, grammatische Strukturen, selektives und detailliertes Hörverständnis sowie das Leseverstehen überprüfen. In der mündlichen Prüfung müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alltägliche Sachlagen situationsgerecht bewältigen.

Informationsverarbeitung[Bearbeiten]

Das Unterrichtsmodul „Informationsverarbeitung“ ist erfolgreich absolviert, wenn die standardisierte ECDL-Start-Prüfung (European Computer Driving Licence) von der DLGI (Dienstleistungsgesellschaft für Informatik) oder eine vergleichbare Prüfung bestanden wird. Angeboten werden derzeit acht Module:

Modul 1 – Grundlagen der Informationstechnologie (IT/ICT)
Modul 2 - Betriebssysteme
Modul 3 - Textverarbeitung
Modul 4 - Tabellenkalkulation
Modul 5 - Datenbanken
Modul 6 - Präsentationen
Modul 7 - Internet und Kommunikation
Modul 8 - IT-Sicherheit

Für den ECDL-Start sind aus diesen acht Modulen vier zu wählen, z. B. aus dem Microsoft Office-Paket: Word, Excel, PowerPoint und Access. Jedes Modul schließt mit einer Prüfung am PC ab, wobei die Prüfung i. d. R. aus 36 Aufgaben besteht, die zu mindestens 75% richtig beantwortet werden müssen.

Auslandspraktikum[4][Bearbeiten]

Das mindestens dreiwöchige Auslandspraktikum ist im nicht-deutschsprachigen Ausland zu absolvieren. Bei Erfüllung der Voraussetzungen erfolgt eine Förderung durch das EU-Programm „Leonardo Da Vinci-Mobilität“[5] . Dokumentiert wird das Praktikum durch den „Europass Mobilität“. Das Auslandspraktikum erweitert die fremdsprachlichen und interkulturellen Kompetenzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Darüber hinaus werden Fach- und Methodenkompetenz gefördert.

Das Praktikum wird nach Möglichkeit durch die Auszubildenden selbst organisiert. Hierzu gehören u. a. die Auswahl der Praktikumsbetriebe, Termine, Reisevorbereitungen und auch die Unterbringung. Die Schule unterstützt bei diesen Vorbereitungen und hilft auch mit ihren eigenen Auslandskontakten aus. Die Praktika finden überwiegend in der unterrichtsfreien Zeit statt, sodass kein Unterricht in der Berufsschule versäumt wird. Für Praktikanten, die während der Schulzeit im Ausland sind, wird die Unterrichtsversorgung durch digitalisierte Unterrichtsmaterialien sichergestellt.

Die Zertifizierung[Bearbeiten]

Die Gewichtung der Prüfungsfächer und die Prüfungsordnung[Bearbeiten]

Der Abschluss „Europakaufmann/Europakauffrau“ wird erworben, wenn die vier Unterrichtsmodule erfolgreich durchlaufen sind sowie das Auslandspraktikum absolviert ist. Die Schule stellt ein Abschlusszeugnis aus, wobei die Prüfungsfächer wie folgt gewichtet sind:

  • „Internationale Geschäftsprozesse“: 40 %
  • Kommunikation und Korrespondenz in englischer Sprache: 20 %
  • Kommunikation und Korrespondenz in einer zweiten Fremdsprache: 20 %
  • Informationsverarbeitung: 20 %

Die IHK-Zertifizierung[Bearbeiten]

Seit dem Schuljahr 2005/2006 bescheinigt die IHK Hannover die erfolgreiche Teilnahme an den Abschlusstests im Modul „Internationale Geschäftsprozesse“. Das Interesse der anbietenden Schulen liegt in einer Zertifizierung der gesamten Zusatzqualifikation. Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der IHK Hannover waren erfolgreich: Seit Oktober 2011 zertifiziert die IHK Hannover den Abschluss „Europakaufmann/Europakauffrau (IHK)“. Teilnahmevoraussetzungen für die IHK-Prüfung sind der Nachweis des absolvierten Auslandspraktikums sowie die Bescheinigungen über die bestandenen zwei Sprachenprüfungen und die IT-Prüfung. Die Prüfung findet in den zwei Lernfeldern des Moduls „Internationale Geschäftsprozesse“ statt. Sie umfasst je Lernfeld 120 Minuten.

Durch die IHK-Zertifizierung ist ein einheitlicher Standard gewährleistet, da sich alle Schulen im Kammerbezirk Hannover am Modell „Osterode/Northeim“ orientieren müssen. Zudem bedeutet die Zertifizierung durch die IHK eine Aufwertung der Zusatzqualifikation aus Sicht der Betriebe und der Auszubildenden.

Die detaillierten Regelungen sind den besonderen Rechtsvorschriften für die Durchführung von Prüfungen für die Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“, veröffentlicht im regionalen Wirtschaftsmagazin der IHK Hannover in der Ausgabe 10/2011, zu entnehmen.[6].

„Die Erfolgsstory“[Bearbeiten]

Die Zusatzqualifizierung „Europakaufrau/Europakaufmann“ wird seit dem Schuljahr 2003/2004 in Osterode und Northeim angeboten. Seitdem haben über 350 Auszubildende an beiden Standorten die Zusatzqualifikation absolviert.

Rückmeldungen der (ehemaligen) Teilnehmerinnen und Teilnehmer ergaben, dass kein Absolvent arbeitslos gewesen sei – entweder wurden sie nach der Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis übernommen oder die ehemaligen Auszubildenden fanden sofort einen neuen Arbeitgeber, wobei der „Europakaufmann/Europakauffrau“ ein gewichtiges Einstellungsargument wäre bzw. auch immer noch ist. Somit leistet die Maßnahme einen erheblichen Beitrag zur Arbeitsmarktfähigkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Gleiches gilt abgeschwächt für Teilnehmer, die nur einen Teil der Module absolviert haben: Auch hier verbessern die Nachweise zusätzlich erworbener Kompetenzen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich.

Positiv sind auch die Reaktionen der (Ausbildungs-)betriebe. Aus deren Rückmeldungen wird deutlich, dass die Maßnahme einen guten Beitrag zur Sicherung qualifizierter Arbeitnehmer leistet. Mehrheitlich geben die Unternehmen an, dass sie „sehr zufrieden“ mit den erworbenen Qualifikationen sind. Viele Ausbildungsbetriebe haben mittlerweile die Zusatzqualifikation „Europakaufmann/Europakauffrau“ als festen Bestandteil in ihre duale Ausbildung integriert.

Die von den Berufsbildenden Schulen Osterode und Northeim entwickelte Zusatzqualifikation zum Europakaufmann/zur Europakauffrau ist mittlerweile – nicht nur – landesweit bekannt: Anfragen anderer Schulen mehrten sich und so wurde im Jahre 2010 von beiden Schulen eine Fortbildung durchgeführt, an der Lehrkräfte von über 20 berufsbildenden Schulen aus ganz Niedersachsen teilnahmen.

Ergebnisse der Veranstaltung waren u. a. die Initiierung eines von Northeim und Osterode geleiteten Netzwerkes zur schulübergreifenden Koordination der Aktivitäten im Rahmen dieses Bildungsganges. In der Folge haben weitere Schulen die Zusatzqualifikation in ihr Bildungsangebot aufgenommen.

Neben niedersächsischen Schulen haben sich mittlerweile auch Schulen aus Schleswig-Holstein und Bayern dem Netzwerk angeschlossen und beabsichtigen diese Maßnahme in ihren Bundesländern einzuführen. Auch eine Schule aus den Niederlanden bekundete Interesse und strebt an, das Konzept des Europakaufmanns/der Europakauffrau aufzunehmen.

Zusatzqualifikation "Chinakaufmann/-frau"[Bearbeiten]

Module Chinakaufleute

Aufgrund der hohen Bedeutung Chinas, u.a. als einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, lag es für die BBS 1 Northeim nahe, neben dem Schwerpunkt „Europa“ auch den Schwerpunkt „China“ im Rahmen einer Zusatzqualifikation anzubieten. So kann auf Besonderheiten und Bedarfe der Ausbildungsbetriebe eingegangen werden, denn auch viele regionale Unternehmen kooperieren mit chinesischen Unternehmen oder sind selbst in China tätig. Die BBS 1 Northeim bietet seit Februar 2011 die nach dem bewährten „Europamodell“ konzipierte Zusatzqualifikation „Chinakaufmann/Chinakauffrau“ an. Zusätzlich zur „normalen“ Berufsausbildung im dualen System absolvieren leistungsstarke kaufmännische Auszubildende hierbei fünf Ausbildungsmodule, die allesamt extern zertifiziert werden und international anerkannt sind. Die rechts stehende Abbildung stellt die Zusatzqualifikation im Überblick dar.

Das Praktikum in China führt in Verbindung mit den anderen Bausteinen der Zusatzqualifikation zu einer internationalen beruflichen Handlungskompetenz mit Schwerpunkt auf den chinesischen Markt. Vorläufiger Höhepunkt dieser weiteren Erfolgsstory ist die Verabschiedung der besonderen Rechtsvorschriften zum Chinakaufmann durch den Berufsbildungsausschuss der IHK Hannover. Die detaillierten Regelungen sind den besonderen Rechtsvorschriften für die Durchführung von Prüfungen für die Zusatzqualifikation „Chinakaufmann/Chinakauffrau“, veröffentlicht im regionalen Wirtschaftsmagazin der IHK Hannover in der Ausgabe 10/2012, zu entnehmen.[7].

Einzelnachweise[Bearbeiten]

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