Ernst Sander

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Ernst Sander (vor 1940: Ernst Sabinski) (* 14. März 1916 in Tsingtau / China; † 1990) war als SS-Oberscharführer und Kriminalassistent Angehöriger der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) im KZ Mittelbau-Dora.

Lebensstationen[Bearbeiten]

Als Sohn des Angestellten Willi Sabinski, der im Elektrizitätswerk von Tsingtau arbeitete, geriete er im Ersten Weltkrieg während der japanischen Besetzung mit seiner Familie in Gefangenschaft. Sein Vater kam er nach Japan, während seine Mutter und er durch das Rote Kreuz nach Amerika und von dort aus nach Deutschland reisten. In Deutschland wurde er zuerst in Braunswalde in Westpreußen ansässig, da dort seine Großeltern wohnten.

Als im Jahre 1921 sein Vater nach Deutschland kam, pachtete dieser eine Polizeikantine in Stuhm in Westpreußen. In Stuhm ging er auch ab 1922 in die Volksschule. Danach eröffnete sein Vater in Dutsch-Eylau ein Kolonialwarengeschaft und pachte auch eine Gastwirtschaft. Somit zog die Familie dorthin und er besuchte auch dort die Volksschule bis zum Jahre 1930. Danach erlernte er das Handwerk eines Elektroinstallateurs in den Jahren von 1930 bis 1934.

Militärische Laufbahn[Bearbeiten]

Seit 1932 gehörte er der sogenannten Schwarzen Reichswehr an, wo er Mitglied einer "Infanterie- und Pionierarbeitsgemeinschaft" war. Am 30. Juli 1933 wurde er Mitglied der Allgemeinen SS. Nach einer kurzen Arbeitszeit als Geselle wurde er 1934 zur SS-Leibstandarte Adolf Hitler einberufen. Mitglied der NSDAP wurde er am 1. März 1935.

Im Rang eines SS-Unterscharführers beendete er am 30. April 1934 seinen Dienst in der SS-Leibstandarte. Es folgte eine Tätigkeit beim Werkschutz in der Braunkohle-Benzin AG in Magdeburg[1]. Während einer Reserveübung bei der SS-Leibstandarte bewarb er sich 1938 bei der Grenzpolizei. Zum Jahresanfang 1939 kam er zut Schule der Grenzpolizei in Pretzsch an der Elbe, wo er als Kriminalassistenanwärter einen Lehrgang absolvierte.

Als Anfang März 1939 die Tschechoslowakei von deutschen Einheiten besetzt wurde, kam er mit einer Einheit der Grenzpolizeischule nach Prag. Auf einer Dienstelle für Prüfung von Pässen wurde er im Ordnungsdienst bis Juli 1939 eingesetzt. Danach wurde er zur Grenzpolizei der Freien Stadt Danzig versetzt, wo er am Grenzübergang nach Gotenhafen bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Anfang September 1939 blieb.

Nach einem Handgelekbruch wurde er gegen Ende 1939 als Kriminalassistentenanwärter bei der Staatspolizeileitstelle Danzig eingesetzt. Im Mai 1940 erfolgte seine Versetzung zum Grenzpolizei-Kommissariat Gotenhafen (GPK Gotenhafen). Der Leiter der Dienststelle war der spätere SS-Obersturmführer Bruno Schüppenhauer. Im Jahre 1940 änderte er seinen Familiennamen von Sabinski in Sander ab. Im Jahre 1941 oder 1942 wurde er zum SS-Oberscharführer befördert.

Dienst im KZ Mittelbau Dora[Bearbeiten]

Schüppenhauer, der im Jahre 1943 Leiter der Gestapo Niedersachswerfen wurde, holte Sander zu Weihnachten 1943 in seine Dienststelle. Im Reichssischerheisthauptamt (RSHA) in Berlin erhielt Sander seine Einweisung in die anfallenden Sicherheitsaufgaben, die er in Zukunft zu erfüllenn hatte. Seinen Dienst in Niedersachswerfen trat er Anfang Januar 1944 an. Seine Aufgabe bestand darin, gegen Sabotage, Spionage und Widestandsgruppen im KZ Mittelbau-Dora vorzugehen. Dabei betätigte er sich an der Folterung und Ermordung von Häftlingen. Als am 3. und 4. April 1945 die naheliegende Stadt Nordhausen schwer bombardiert wurde, erfolgte die Verlegung seiner Dienststelle in die Alpenregion.

Nach dem Krieg[Bearbeiten]

Am Kriegsende nahm er mit illegalen Papieren wieder den ursprünglichen Namen Ernst Sabinski an und tauchte unter. In Moosburg wurde er wegen Narbenbrüchen operiert, um dann mit seiner Verlobten im September/Oktober nach Bottrop zu Verwandten zu fahren. Bei der Firma BBC betätigte er sich als Elektromonteur. Als er hörte, dass sowjetische Militärbehörden ihn suchten, flüchtete er zu seiner Schwester in der Umgebung von Kreiensen für die nächsten 1 bis 1 1/2 Jahre.

Im Jahre 1947 meldete er sich unter seinem illegalen Namen in Bottrop beim Gewerbeamt als Elektromonteur an, um eine Geschäft zu eröffnen. Nach der Währungsreform im Jahre 1948 richtete er in einer Baracke eine Werkstatt ein. Bis 1961 konnte er sein Geschäft mit 12 bis 15 Monteuren ausweiten. Da er immer noch fürchtete, als Kriegsverbrecher gesucht zu werden, tauchte er ab und zu immer wieder unter, bis er vermutete, nicht mehr gesucht zu werden.

Vom 24. April 1961 bis zum 2. Juni 1961 und vom 22. Oktober 1963 bis zum 7. Februar 1964 wurde er wegen jeweils eines vorliegenden Haftbefehls vom Amtsgericht Bottrop in Untersuchunsghaft genommen. Vom 7. Juni 1964 bis zum 14. Juni 1967 und wiederum seit dem 3. April 1970 kam er wiederum in Untersuchunsghaft in die Justivvollzugsanstalt Essen. Das Landgericht Essen verurteilte ihn am 8. Mai 1970 wegen Beihilfe zum Mord in zwei Fällen zu einer Gefängnisstrafe von 7 Jahren und 6 Monaten.

Ernst Sander brauchte diese Haftstrafe aber nicht antreten[2]

Literatur[Bearbeiten]

  • Martin Broszat, Manfred Bornemann, Das KL Dora-Mittelbau, in: Henning Timpke et al. (Hrsg.), Studien zur Geschichte der Konzentrationslager (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 21), Stuttgart 1970, S. 154-198
  • Manfred Bornemann, Aktiver und passiver Widerstand im KZ Dora und im Mittelbau, Bad Münstereifel 1994, ISBN 9783929592009
  • Jens-Christian Wagner, Produktion des Todes - Das KZ Mittelbau-Dora, Göttingen, 2001, ISBN 9783892444398

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen C.F. Rüter, Justiz und NS-Verbrechen, Band 33, Lfd-Nr. 731, München 2005, S. 759-944
  2. Hochspringen Jens-Christian Wagner, Das KZ Mittelbau-Dora - Katalog zur historischen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Göttingen 2001, S. 69
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