Die Sturmhaube "all antika" Filipo Negrolis

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Der Burgonet im Metropolitan Museum New York

Die Sturmhaube "all antika" Filipo Negrolis ist ein italienischer Prunkhelm, den der berühmte Plattner Filipo Negroli (etwa *1510-†1579 in Mailand) im Jahre 1543 fertigte.

Beschreibung[Bearbeiten]

Der Delphinhelm im Metropolitan Museum New York von vorn

Die Sturmhaube "all antika" Filipo Negrolis ist vom Typ eine offene Sturmhaube oder franz. ein Burgonet. Der Helm ist aus einer einzigen Panzerplatte getrieben, die den Helm formt. Das vordere und hintere Ende sind leicht spitz ausgearbeitet, die Dekorationen sind ebenfalls durch Treiben gestaltet. Der Helmkamm ist vom hinteren Ende bis kurz über den Augen zu einer ganzen Meerjungfrau oder einer Sirene ausgearbeitet, die auf dem Rücken liegt, wobei das Fischkörperende im Genick endet und der Kopf auf der Helmvorderseite liegt. Der Fischkörper ist nicht aus Schuppen gestaltet, sondern besteht aus Akanthusblättern die von der Taille bis zum Fischschwanzende laufen. Der Oberkörper ist in eine typisch römische, enganliegende Lorica-Rüstung gekleidet, die mit einem rechteckigen Halsausschnitt und Pteryges an den Ärmelenden endet. Die Lorica wir an den Hüften von Schuppenpanzerung abgeschlossen. Die Arme sind beide nach der Vorderseite des Helmes ausgestreckt und von dem wallenden Haar umrahmt, das von ihrem Kopf ausgeht. Auf der Stirn ist eine Art Stirnband mit einer großen Blüte angebracht. Die Hände der Meerjungfrau umklammern die Haare eines Medusenkopfes, der auf dem Augenschirm, vor der Meerjungfrau angebracht ist. Der Medusenkopf ist zum Teil mit normalen Haaren, aber auch mit den medusentypischen Schlangenhaaren ausgestattet. Auf der Stirn der Medusa ist ebenfalls ein Blütensymbol zu finden. Über dem Kopf sind zwei miteinander verschlungene Schlangen angebracht, unter ihrem Kopf die Schwänze der oberen, die mit Ringen versehen sind die ein Schild oder eine Kartusche halten, die mit einer goldenen Linie umrandet ist und auf dem eine lateinische Inschrift angebracht war, die aber bis auf die ersten drei Buchstaben "IMP" nicht mehr zu entziffern ist.

Auf der Helmrückseite teilt sich der Fischschwanz der Meerjungfrau zu beiden Seiten in Akanthusblätter, die über die Seiten des Helmes kreisförmig laufen und in einer großen Blüte enden, aus denen eine geflügelte Putte haraussteigt, der mit einer Hand das Ende der Akanthusranke hält, mit der anderen das Haar der Sirene. Am Nacken ist ein weiteres Gesicht, das einer Maske, gebildet aus Blättern, mit wulstigen Lippen versehen ähnelt ausgearbeitet. Zu beiden Seiten der Mundwinkel treten Akanthusranken aus die zu beiden Seiten verlaufen und auf den Wangenklappen enden. Diese Maske bedeckt den gesamten Nackenschild und ist an beiden Seiten ausgeschnitten um Raum für die Wangenklappen zu bieten, deren Scharnierstücke innenliegend noch zu sehen sind, wobei die Wangenklappen selbst nicht mehr vorhanden sind.

An der vorderen Innenseite ist eine separate Stirnpanzerplatte angebracht, die mit der Helmkalotte vernietet und mit einem Bolzen fixiert ist, der außen in den Schlangenwindungen des Medusahauptes verborgen liegt. Auf dieser Platte, die in Art einer Schriftrolle mit umgerollten Enden gestaltet ist, wurde die Signatur des Herstellers in dünnen, goldenen Linien angebracht die :" PHILIPP`* NEC/ROLV`* FECIT * MCXXXXIII`" (übers." Philipp Negroli hat (dies) gefertigt !!!! 1143!!!). Hierbei liegt wohl aus Unachtsamkeit des Graveurs ein Fehler in der Jahresangabe vor, die 1543 (MDXXXXIII) lauten müsste. Am unteren Rand der Kalotte umlaufend sind kleine Nieten, die aber späteren Ursprungs sind angebracht, die Reste einer roten Innenhelmpolsterung aus Leinen halten. Auf der linken Schwanzseite der Sirene sind Löcher ausgearbeitet, die dazu dienten die heute nicht mehr vorhandene Helmbuschhalterung am Helm zu befestigen, wobei ein Loch das beidseitig durch den Kamm läuft wohl eine zusätzliche Stütze für diese Helmbuschhalterung enthielt. Die restlichen Dekorationen bestehen ebenfalls meist aus den hier oft verwendeten Akanthusblättern und -ranken. Die Motive sind oft überlappend, ineinander verschlungen und ineinander übergehend, in der Ausführung eine typische Arbeit Filippo Negrolis. Am Helm sind zwei kleinere Beschädigungen zu sehen,wobei die eine sich an der vorderen Helmspitze recht befindet, sowie eine weitere, etwas größere am Schwanz der Sirene. Dies wurde mit Blei ausgegossen und beigearbeitet.

Der Helm gilt Aufgrund der exakten Ausführung und Planung der Dekorationen als absolutes Meisterwerk Negrolis. Die Perfektion zeigt sich besonders in der feinen Darstellung des Sirenenkörpers un der ausdrucksstarken Gesichter. Er ist die einzige erhaltene, signierte Arbeit Filippo Negrolis, bei der die gesamte Oberfläche durch Dekorationen wie Blattwerk und ähnliches in einer Bildkomposition so dicht bedeckt ist, das der Hintergrund fast verschwindet. Als Inspiration für seine Arbeit dienten wohl Zeichnungen des sogenannten "Masters of the Die", dessen Zeichnungen von 1532 zum Teil erhalten sind. Auf diesen finden sich zeichnerische Darstellungen die Ähnlichkeiten zu den Motiven auf dem Helm aufweisen, wie der Unterkörper der Meerjungfrau und die Putten die aus den Blumen herausragen. Die Arbeiten an diesem Helm zeigen im Vergleich zu vorhergehenden Arbeiten, das sich die Negrolis ständig weiterentwickelten. Ebenso ist es ein Beispiel für die zusammenarbeit der damals zwei existierenden Ateliers der Negrolis von denen das zweite von Giovan Paolo Negroli (*etwa 1513 †13. Mai 1569) geleitet wurde.

Der Helm wurde vom Kurator des Metropolitan Museums, Bashford Dean, als Auftragsarbeit für Francois I. von Frankreich (1494-1547) zugeordnet, später auch eventuell für Karl V. dessen Aufträge die meisten Arbeiten der Negrolis darstellten. Bis heute stellte sich heraus das beide Herrscher keineswegs in Frage kamen, da über Messungen an den noch vorhandenen Rüstungen und Helmen der beisen Herrscher eindeutig festgestellt wurde, das der Helm zu klein für beide war. Heute wird eher vermutet das er eine Arbeit für den Sohn Karl V. , Prinz Philipp von Spanien gefertigt wurde. Genau herauszufinden wäre der Eigentümer, wenn der Name auf der Helmkartusche noch zu lesen wäre. Die erhaltenen Buchstaben "IMP" können als "Imperator" also "Kaiser" gedeutet werden und das der Helm von Karl V. bestellt wurde und als Geschenk für seinen Sohn diente. Das Museum bekam den Helm als Schenkung aus den Sammlungen des amerikanischen Großbankers J. P. Morgan im Jahre 1917[1], [2]

Im Laufe der Zeit wurden von den Negrolis aber auch anderen Plattnern sehr ähnliche Helme gefertigt,bei denen die liegende Sirene eindeutig als Vorbild diente und die in den verschiedenen Museen auch heute noch zu sehen sind.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Website des Metropolitan museum of Art, New York, (engl., eingesehen am 06. Januar 2014)
  2. Hochspringen Stuart W Pyhrr, Heroic Armor of the Italian Renaissance: Filippo Negroli and his contemporaries, Illustriert von Filippo Negroli, Verlag Metropolitan Museum of Art, 1998, Seite 178-184, ISBN 978-0-87099-872-0

Literatur[Bearbeiten]

  • Metropolitan Museum of Art (New York, N.Y.): The Metropolitan Museum of Art Guide. Metropolitan Museum of Art, 2012, ISBN 978-1-58839-455-2, S. 163.
  • Charles M. Rosenberg: The Court Cities of Northern Italy: Milan, Parma, Piacenza, Mantua, Ferrara, Bologna, Urbino, Pesaro, and Rimini Artistic Centers of the Italian Renaissance. Cambridge University Press, 2010, ISBN 978-0-521-79248-6, S. 62.

Weblinks[Bearbeiten]

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