Carl Stöter (Gastronom)

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Carl Stöter (* 17. August 1902 in Linden; † 21. September 1979 in Hannover) war ein deutscher Gastronom, Verbandsfunktionär und Aufsichtsratsvorsitzender. Er war eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Gastronomie in der niedersächsischen Landeshauptstadt.[1]

Leben[Bearbeiten]

Carl Stöter wurde in der späten Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs in Linden geboren. Nach seiner Ausbildung zum Kellner übernahm er zunächst die zuvor von seinen Eltern geführte Gaststätte in der Ricklinger Straße.[1] Am 1. April 1929 übernahm er die „Städtische Waldwirtschaft Lister Turm“.[2] Der Bier- und Kaffeegarten mit 3000 Sitzplätzen und Kegelbahn war wegen der bis in die 1930er Jahre größtenteils von Militärkapellen bestrittenen Konzerte viel besucht. Stöter bewarb ihn als „Führendes Konzert-Etablissement“.[3] Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Stöter bei einem Überfall der SA am Lister Turm Zeitzeuge der ersten Todesopfer des Nationalsozialismus in Hannover während der Ermordung der Mitglieder des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Wilhelm Großkopf und Wilhelm Heese am 21. Februar 1933.[4]

Ähnlich wie zuvor sein dortiger Vorgänger Josef Hartmann führte auch Stöter mit dem Magistrat der Stadt Hannover, Eigentümerin des Gebäudes, bis 1938 einen umfangreichen Schriftwechsel hinsichtlich der Renovierung der Waldgaststätte, zumal die Pacht der Waldgastätte seinerzeit nach Umsatz berechnet wurde und großer Wert auf die Bewirtschaftung der Aussenanlagen gelegt wurde.[5]

Nach der Zeit des Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Folge der Lister Turm zweckentfremdet worden war, erhielt Stöter von den britischen Militärbehörden bereits 1946 die Genehmigung zur Führung des Ricklinger Waldschlösschens, das er bis 1954 leitete.[1]

Ebenfalls 1954 wurde Carl Stöter von der Stadt Hannover zum Wirt des wieder eröffneten Ratskellers im Alten Rathaus berufen,[1] den er - als großes Bier- und Speiselokal mit Kaminzimmer sowie großem und kleinen Festsaal im ersten Obergeschoss - bis 1960 führte.[6]

Unterdessen hatte Stöter nach der Einweihung des Gebäudes des Niedersächsischen Landtages die Gaststätte im Leineschloss eröffnet, die er von 1962 bis 1971 bewirtete.[1]

Mehr als ein halbes Jahrhundert war Carl Stöter Mitglied und rund fünf Jahre Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Hannover, zudem rund ein Viertel Jahrhundert lang Aufsichtsratsvorsitzender des Hannoverschen Kohlensäurewerkes.[1]

Carl Stöter wurde 1979 auf dem Stadtfriedhof Engesohde beigesetzt.[1]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Waldemar R. Röhrbein: Stöter, Carl, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 351; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Ernst Bohlius, Wolfgang Leonhardt: "Die List": 700 Jahre Umschau aus der Dorf- und Stadtgeschichte. Arbeitskreis Stadtteilgeschichte List, Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 978-3-8334-0276-0, S. 75 f. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Waldemar. R. Röhrbein: Lister Turm, in: Stadtlexikon Hannover, S. 413
  4. Klaus Mlynek: 1933, in Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Hannover Chronik. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Hannover: Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei, 1991, ISBN 3-87706-319-5, S. 172ff.; Vorschau über Google-Bücher
  5. Wolfgang Leonhardt: Vahrenwald und List. Dorf und Stadtteilgeschichten. Books on Demand, Norderstedt 2013, ISBN 978-3-7322-2710-5, S. 183, 195; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  6. Waldemar R. Röhrbein: Rats(wein)keller, in: Stadtlexikon Hannover, S. 515f.
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