Bernhard Harleß
Leben[Bearbeiten]
Bernhard Harleß stammte über zwei Linien aus der Pfarrer- und Gelehrtenfamilie Harleß: sein Vater Richard Gustav Harleß (geb. 1861) war ein Sohn des Mediziners Emil Harleß (1820–1862), seine Mutter Charlotte Volck (geb. 1871) eine Enkelin des Theologen Adolf Harleß (1806–1879, Emils ältester Bruder).
1935 nahm er als Hilfsgeistlicher an der Weihe der Martinskirche in Bruckberg teil.[1] Er war von 1937 bis 1962 Pfarrer in den Bruckberger Anstalten,[2] seit 1947 auch Brüderpfarrer. Die Neuendettelsauer Brüderschaft hat ihren Sitz seit 1925 in Bruckberg. Harleß war damit auch in der Zeit der Ermordung von Behinderten durch die Nationalsozialisten in den Bruckberger Anstalten tätig.[3] Der Leiter der Bruckberger Anstalten Pfarrer Ratz[4] schrieb am 30. Juni 1945 an Pfarrer Harleß aus Bruckberg: „Wie ich neulich von Frau Dr. Asam-Bruckmüller hörte, interessieren sich die Amerikaner sehr für die Sache. Es scheint auch, dass sie versuchen, einen verantwortlichen Mann zur Rechenschaft zu ziehen. Da ist es natürlich nötig, dass unsere Angaben über das, was wir taten, übereinstimmen. Als in dieser Woche Herr Landesbischof Meiser hier war, wurde auch über diese Sache gesprochen und auch von ihm betont, wie nötig es sei, gerade in diesen Dingen möglichst Vorsicht walten zu lassen.“[5] 1200 Patienten aus den Neuendettelsauer Anstalten wurden umgebracht. Harleß wußte spätestens seit 1940 von den Tötungsaktionen und unterrichtete damals auch das übrige Pflegepersonal darüber.[6]
Neben der Leitung der Anstalt übte Harleß auch in den umliegenden Ortschaften die üblichen seelsoregerischen Funktionen aus.[7] Harleß setzte sich 1962 für den Erhalt des Kreuzgangs des Klosters Himmelkron ein.[8]
Harleß ist in Bruckberg beerdigt.[9] Nach ihm wurde die Straße benannt, in der sich in Bruckberg die Heime der Diakonie Neuendettelsau für Menschen mit geistiger Behinderung befinden.
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- Diakonie in der Verantwortung. In: Die Diakonisse. Mai 1936, S. 129–139.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum. auf diakonieneuendettelsau.de vom 6. September 2010.
- ↑ Hugo Karl Schmidt: In Ängsten – und siehe, wir leben. Lebenserinnerungen eines Wolhynienpfarrers 1909–2009. Books on Demand, 2016, S. 221. ISBN 978-3-7412-4660-9.
- ↑ Theodor Schober: Videointerview über den Strukturwandel und die Zukunft der Diakoniewerke Neuendettelsau. Darin wird auch Bernhard Harleß in seiner Funktion in Bruckberg erwähnt. Haus der Bayerischen Geschichte, Signatur: zz-0844.01
- ↑ Eingeschränkte Voschau In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 1985.
- ↑ (zit. nach: Müller/Siemen: Warum sie sterben mussten. Leidensweg und Vernichtung von Behinderten aus den Neuendettelsauer Pflegeanstalten im „Dritten Reich“. Neustadt/Aisch 1991, S. 168 f.)
- ↑ Wolf Stegemann: Rothenburg unterm Hakenkreuz. Euthanasie III: Neuendettelsauer Pflegeeinrichtung im Griff der gnadenlosen T4-Aktion „Vernichtung lebensunwertes Lebens“ – rund 1.200 Patienten wurden getötet. Angaben basieren auf: Alfred Kriegelstein: Aktion Gnadentod. Neuendettelsau 1939–1941. In: Denk- und Merkwürdigkeiten aus Mittelfranken. Ein Lesebuch. Delp 1988. Abgerufen am 4. März 2016.
- ↑ „Gnaden-Konfirmation“ (vor 70 Jahren) (PDF) In: Kirchenbote. Kirchengemeinde Großhaslach. 19. Jahrgang, Heft 2 September – November 2014, S. 24.
- ↑ Archiv für Geschichte von Oberfranken. Band 54, 1974, S. 29. Eingeschränkte Google-Vorschau.
- ↑ Zentralarchiv Diakonie Neuendettelsau
Personendaten | |
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NAME | Harleß, Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 1903 |
STERBEDATUM | 1969 |
STERBEORT | Bruckberg |