Adolf Sauter

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Adolf Sauter (* 27. Februar 1901 in Weingarten/Württemberg; † 2. August 1990) war einer der Agenten des 20. Jahrhunderts, der in den Diensten der Untergrundorganisation der KPD, der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), des US-Geheimdienstes CIC sowie der Organisation Gehlen nach 1945 stand. Zeitlebens verdeckte er seine Identität durch ständigen Wechsel seines Namens, so dass nur wenige Personen seine echte Persönlichkeit kannten. In den fünfziger Jahren enttarnte ihn ein Offizier des Geheimdienstes der DDR, womit seine Rolle als Agent im Kalten Krieg ein Ende fand.

Erste Lebensstationen[Bearbeiten]

Dem Autor Siegfried Grundmann gelang es durch intensive Recherchen[1][2], einige die Stationen des Lebens von Adolf Sauter aufzuklären. Allerdings konnten auch andere Zeitabläufe bis heute nicht nachgewiesen werden.

Wichtge Hinweise bis zum August 1938 konnten aus seinem selbst erstellten Lebenslauf entnommen werden, den er in Prag erstellte. In der allgemeinen Schule absolvierte er sechs Klassen, um dann ein Jahr lang eine Handelsschule zu besuchen. Es folgte eine dreijährige Lehre als Mechaniker in einer Maschinenfabrik. Danach nahm er ab 1918/1919 in den Städten Saarbrücken, Oberndorf am Neckar[3][4] und Pforzheim eine Tätigkeit auf. Ab 1923/1924 verdiente er als Firmenvertreter ohne festes Arbeitsverhältnis seinen Lebensunterhalt.

Spätestens Anfang 1927 näherte sich seine poltische Einstellung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an.

Funktionen in der KPD[Bearbeiten]

Nach 1930 war er nach seinen Angaben Mitinhaber eines Uhrengeschäftes in Berlin mit der Adresse Alte Jacobstraße 93[5]. Nebenbei war er bei der Hilfsorganisation der KPD Rote Hilfe ab Ende 1926/Anfang 1927 tätig. Danach begann er, im Nachrichtenwesen der KPD Nachrichten an bestimmte Personen zu überbringen.

Damit war er Angehöriger des illegalen Apparats der KPD geworden. In diesem Bereich arbeitere er zuerst mit Hermann Dünow (1898-1973). Zusammen versuchten sie im Herbst 1928, den inhaftierten Matrosen Kurt Spital in Wilhelmshaven zu befreien, was aber scheiterte. Im Jahre 1929 wurde er Mitglied der KDP, wobei er mit dem Decknamen Ferry in der Partei auftrat. Schon ein Jahr später leitete er den Unterbezirk Zentrum. Seine Mitarbeit im Uhrengeschäft gab er auf. Schon im Jahre 1931 wurde Sauter nach seiner Angabe im Lebenslauf Mitarbeiter des Chefs der Abteilung für Verteidigungsfragen der Partei. Nun hatte er den Decknamen Hugo. Er erwähnte auch, dass er unter dem Namen Lutz in der KPD geführt wurde. Diese Abwehrarbeit betraf alle unzuverlässigen Mitglieder, die als Spitzel in den KPD-Apparat eindringen wollten oder schon als solche in der KPD tätig waren. Neben dieser Abwehrarbeit wurde er auch mit Sonderaufgaben betraut. So organisierte er den Transport der militärpolitischen Zeitschrift der KPD Der Rote Oktober. Im Jahr 1931 erhielt er auch von der KPD Ausweispapiere, die auf den Namen Walter Ebel ausgestellt waren. Unter diesem Namen meldete er sich gewerblich als Vertreter an. Diese Scheinselbstendigkeit nutze er als Tarnung, um eine Büro und eine Vertretung einzurichten.

Spätestes Anfang 1932 gehörte er dem Gesamtberliner Apparat der KPD an[6]. Sauter nutzte seine relative Selbständigkeit in der KPD, damit er nicht in die unmittelbare Parteiarbeit einbezogen wurde und Gelegenheit für Sonderaktionen fand. Das ergab sich ab Sommer 1932, als der bulgarische Funktionär Georgi Dimitroff[7](1882-1949) sich illegal in Berlin aufhielt und ihm von den Wirtsleuten mehr als 10 000 Reichsmark gestohlen wurden. Sauter wurde damit beauftragt, das Geld wieder zu beschaffen. Mit gefälschten Polizeiausweisen konnten er mit mehreren Helfern den Dieb "Überzeugen", das Geld zurückzugeben. Diese Angelegenheit führte zu einem Gerichtsprozess, über den die Zeitung der SPD Vorwärts berichtete, wie Sauter in seinem Lebenslauf vermerkte.

Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 organisierte er noch am 7. Februar 1933 das letzte Funktionärstreffen der KPD in ZIegenhals bei Berlin[8]. Als im Jahre 1933 der Leiter der Paßfälscherorganisation[9]der KPD Richard Großkopf (1897-1977)[10] am 3. Mai 1933 verhaftet wurde, übernahm Sauter ab etwa Juli 1933 diese Stellung und leitete sie nach eigener Angabe bis Juni 1934. Da die Lage für die illegale Organisation immer gefährlicher wurde, organisierte Sauter mit Heinz Hentschke (* 1904) [11] mit Beginn des Jahres 1934 den Transport des Materials der Paßfälscherorganisation mit ihren acht Mitarbeitern nach Saarbrücken. Dort führte Sauter unter dem Namen Anton Weitzer in der Großherzog Friedrich Str. 6 als Textil-Kaufmann ein Büro[12]. Von Saarbrücken aus wurden die Materialien nach Paris verbracht.

Von Juni bis August 1934 übernahm unternahm Sauter verschiedene Aufgaben in Kopenhagen und reiste oft zwischen Berlin und Hamburg. Weil er inzwischen von der Gestapo gesucht wurde (die Zusammenhänge siehe unter: V-Mann bei der Gestapo), ging er im Herbst 1934 mit seiner Freundin nach Prag. Dort arbeitete er im Prager Emigrantenkomitee, das die Aufgabe hatte, neu eingetroffene Emigranten zu überprüfen. Anfang Oktober 1934 wurde er von dieser Funktion entbunden. Damit begann die Trennung Sauters von der KPD.

Bruch mit der KPD[Bearbeiten]

Vier Briefe blieben erhalten, die den Bruch von Sauter mit der KPD näher beschreiben. Am 24. Oktober 1934 und 6. November schrieb Sauter Briefe an Hans Kippenberger (1898-1937)[13], in denen seine innere Einstellung und Überzeugung zu den KDP-Funktionären zum Ausdruck kam, denen er gegenüber großen Haß empfand. Grundmann sieht hier die Motive von Sauter: Haß und Rachegrfühle des Verschmähten kommen auf[14]. Andererseits sieht Grundmann auch Charakterzüge von Sauter als Grundlage für den Bruch mit der KPD: starkes Selbstbewußtsein, großer Ehrgeiz, selbständiges Denken, selbständiges Entscheiden, Kritik an führenden KDP-Funktionären, Neigung zum Jähzorn, Hemmungslosigkeit und Unberechenbarkeit. Diese Eigenschaften paarten sich bei Sauter mit großem Geschick, Fähigkeit zur Anpassung, Gespür für Gefahren und Fähgkeit zu Fremdsprachen (Schweizer Deutsch, Französisch, Englisch).

Gegenüber Josef Kronpass soll sich Sauter 1934 abfällig gegenüber Ernst Thälmann (1886-1944)[15]geäußert haben. Es hätte sich Thälmann als unfähig erwiesen, den Kampf gegen den Faschismus zu führen. Sauter soll sogar die Forderung aufgestellt haben, Thälmann müsse aus der Partei ausgeschlossen werden. Abgrundtiefen Haß empfand Sauter gegenüber Leo Roth (1911-1937)[16]. In den beiden Briefen an Krippenberger brechen die Emotionen heraus: seine Selbstkritik und die Gegenwehr dazu, die Erniedrigung im Gefühl der Minderwertigkeit, Vorwürfe und tiefe Beleidigung. Roth sei ein Mensch, von dem man auf der ganzen Linie eingebleut bekommt, dass man ein krumm getretener Gendarmenstiefel und nicht anderes ist[17].

Im Brief an Kippenberger am 24. Oktober 1934 kam auch Sauters tiefe Abneigung gegenüber Walter Ulbricht (1893-1973)[18] zum Ausdruck. Sauter bezeichnete Ulbricht abfällig als Himmelstoss, der schon durch seinen verrufenen Namen und andere Eigenschaften den Widerwillen der Menschheit mobil macht. Ulbricht sei nicht nur ihm unsympathisch, er besitze auch keine Überzeugungskraft. Unter seiner Weste stecke dasselbe biedere Zeug, das man auf den Gerümpelhaufen werfen soll.

In einem Brief Ulbrichts an Wilhelm Pieck (1876-1960)[19] vom 7. März 1935 schrieb er, dass Mitarbeiter des Alex-Apparates zersetzende Gerüchte verbreitet hätten. Ulbricht gab seine Meinung im Brief wieder, die nur persönlich sei, dass einige Mitarbeiter, darunter auch Sauter, auszuwechseln seien und die durch Freunde von zu Hause zu ersetzen werden sollten[20]. In einem weiteren Brief von Ulbricht an Pieck am 29. März 1935[21] wurde er noch deutlicher bezüglich der Maßnahmen gegen Sauter:

Wir haben Euch vorgeschlagen, Hugo[22] vom Apparat aller Funktionen zu entheben, weil er poltisch ungeeignet ist und parteizersetzende Gerüchte verbreitet hat.

Ulbricht gab Pieck in diesem Brief auch die Wahl, diesen Brief den russischen Freunden zur Kenntnis zu bringen, was denn auch Pieck tat[23].

V-Mann der Gestapo[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1933 wurde Hermann Dünow in Berlin von der Gestapo festgenommen. Im Verhör vom 2. Januar 1934 gab er an, dass der Leiter der Paßfälscherorganisation den Namen "Hugo" habe. Der eigentliche Name der Person sei aber ihm nicht bekannt. Die Stempel für die Organisation würden in einer Vulkanisierwerkstatt in der Alexandrinenstraße[24] hergestellt. Der Gestapobeamte Rudolf Braschwitz[25] wurde mit der Suche nach dieser Werkstatt beauftragt, was aber zu keinen weiteren Kenntnissen führte[26].

Der mit der Ermittlung der Person "Hugo" beauftragte spätere Kriminalrat Karl Giering stellte dann in seinem Abschlussbericht fest, dass die gesuchte Person Adolf Sauter wäre. Wer welchen entscheidenden Hinweis gegeben hat, ist in dem Bericht nicht vermerkt und konnte bisher nicht gezeigt werden. Nach Sauters Entscheidung, sich von der KPD zutrennen, suchte er am 15. Mai 1935 das KZ Columbia-Haus[27] auf und bot seine Dienste als V-Mann (Vertrauens-Mann) der Gestapo (unter den Decknamem "Schütz" und "Stein"[28]an. Noch am gleichen Tag lockte er mit dem V-Mann Rudolf Schüllenbach (1904-1959) dem Chemiker Felix Bobek[29] und den Leiter des BB-Apparats (Betriebsberichterstattung-Apparats) der KPD Ewald Jahnen (1901-1936) [30] in eine Falle der Gestapo.

Von diesem Tag an wurde Sauter von dem Krimalsekretär Karl Ramlow (mit Codename "Ra. 2") und dann von dem Kriminalsekretär Karl Giering geführt (mit Codename "Gi. 22") geführt.[31]. Sauter lieferte unter Ausnutzung seiner genauen Kenntnisse und zahlreichenden Verbindungen des kommunistischen Widerstandes in Westeuropa zahlreiche Hinweise und Berichte an die Gestapo. Zu diesen Zwecken unternahm er auch Reisen in andere Länder, wobei er die Unkenntniss über seinen Frontenwechsel ausnutzte. Dabei betätigte er sich nicht nur als Zuträger von Informationen an die Gestapo. Er selber wurde aktiv und betätigte sich als analytischer Mitarbeiter von Karl Giering, der wiederum damit seinen Ruf als wohl gefährlichster Gegner des Widerstandes gegen das NS-Regime festigen konnte. Grundmann berichtet, dass die Zusammenarbeit von Sauter mit der Gestapo bis zum Ende des NS-Regimes andauerte, wobei Sauers Weg in den Jahren 1944 bis 1945 ungeklärt bleibt.

In den fünfziger Jahren hat Sauter unter Kenntnis der Psychoanalyse von Sigmund Freud (1856-1939) [32][33] folgende Eigeneinchätzung zur Begründung über seine Zusammenarbeit mit der Gestapo abgegeben:

...Ich fühle mich jetzt nicht als Verräter an irgendwelcher Sache,.... Es war die Sache anderer Menschen, die mich schon betrogen hatten und verraten, als ich zun ihnen kam. ... Vieles zwingt uns die Angst vor dem eigenen Mut auf, vieles die Furcht vor den nicht-übersehbaren Konsequenzen eines solchen Schrittes. Man wird verschlossen und beginnt, mit einer Maske herumzurennen.

Manchmal dringt dann die zur Schau getragene Haltung in die Bereiche der Psyche ein und wandelt dann die ursprüngliche Zuneigung in echten und tödlichen Haß um.

Mitarbeit beim US-Geheimdienst[Bearbeiten]

Noch bevor die Rote Armee Berlin besetzen konnte, flüchtete Sauter nach Westdeutschland und siedelte sich in der Umgebung von Hannover an. Schon in den nächsten zwei bis drei Jahren zog er nach Frankfurt/Main um, wo er die ersten Kontakte mit dem US-Geheimdienst CIC (1945-1965)[34] gehabt hätte. Im Jahre 1950 wohnte er dann in West-Berlin, wo er bis 1951 Spezialaufträge für den CIC (unter dem Decknamen "Kramer"[35]) ausführte[36]. Von West-Berlin aus nahm er dann Kontakte zu Parteiorganisationen der SED und der DDR-Regierung auf, wobei er alte Bekanntschaften ausnutzte.

Margarete Buber-Neumann[37] hatte 1951 in Frankfurt/Main das Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Diktatur gegründet[38],welches in West-Berlin ein Zweigbüro eröffnete. Dieses Komitee wurde vom US-Geheimdienst unterstützt[39].Sauter wurde 1952 Leiter dieser Zweigstelle unter dem Namen Alexander Springer (auch: Max Springer)[40].

Mitarbeit bei David J. Dallin[Bearbeiten]

Anfang der fünziger Jahre stand Sauter in Kontakt mit dem US-Geheimdienstler David. J. Dallin (1889-1962)[41], wobei er den Decknamen Schach verwendete. Dallin suchte Material für sein Buch Sowjetspionage"[42], das auch in deutscher Übersetzung erschien und große Aufmerksamkeit erregte. Offensichtlich über seine Konakte zum CIC ist Dallin auf Sauter gekommen, der für seine detaillierten Kenntnisse der kommunistischen Untergrundarbeit bekannt war. Grundmann zeigte in seinen Arbeiten über Sauter, dass Sauter einen überlieferten Bericht über Nachrichtendienste für die Gestapo geschrieben hatte. Darin erwähnte Sauter einen Funksprechgerät, das als Fernprecher in Form eines Tornisters getragen werden konnte. Diese Beschreibung des Geräts und der Diebstahl für die Rote Armee tauchte fast wortgleich sowohl in dem Bericht als auch in dem Buch bei Dallin auf. Letzte Zweifel an der gleichen Autorenschaft beseitigte ein in beiden Arbeiten gleicher Fehler bezüglich einer Person und ihre Funktion als angeblicher Bürgermeister von Luckau[43].

Weitere Einzelheiten zur Paßfälscherorganisation mit den betroffenen Personen, die mit Klar- und Decknamen gehandelt wurden, wurden bis dahin nicht veröffentlicht und waren zu diesem Zeitpunkt im Westen nur Adolf Sauter bekannt. Sauter verstand es aber auch hier, die Rolle seiner Person gegenüber Dallin als auch in den Materialien zu verdecken. Auch weitere Versuche Dallins, zu Personen des kommunistischen Untergrunds wie Ernst Rambow (1887-1945) Informationen zu erhalten, blockte Sauter ab. Solche Hinweise hätten zu Sauter führen können, was ihn enttarnt hätte.

Mitarbeit bei der FBI-Akte über Albert Einstein[Bearbeiten]

Die Akte des FBI (Federal Bureau of Investigation[44]) über Albert Einstein (1879-1955)[45] hat einen Umfang von 1427 Seiten und resultierte aus Berichten in den Jahren von 1950 bis 1955. Von den Akten sind etwa 10 bis 15 Prozent nicht zugänglich (Stand: 2004)[46]. Zweck der Akte sollte sein, Einstein nachzuweisen, dass er von 1929 bis 1932 kommunistische Verbindungen hatte, wobei sein Büro bei der Weitergabe von Nachrichten kommunistischer Untergrundorganisationen diente. Als juristische Konsequenz eines solchen Nachweises sollte die Grundlage für ein Verfahren sein, Einstein die US-Staatsbürgerschaft zu entziehen und ihn aus den USA auszuweisen.

In den Jahren 1950 und 1951 erstellte der CIC einen Bericht, der Einsteins Kontakte mit kommunistischen Organisationen und Personen in den Jahren von 1929 bis 1932 in Berlin zeigen sollte. Von diesem Bericht wurden jeweils 1950 und 1951 eine Version erstellt. Der CIC-Bericht wurde von einem Berichterstatter erstellt, die Informationen sollten von einer Person Source mit Decknamen stammen. In den Unterlagen der FBI-Akte, soweit sie veröffentlicht wurde und nicht geschwärzt wurde, gibt es keinen Hinweis auf den Klarnamen des Informanten Source. Siegfried Grundmann zeigte nun, dass es keinen Zweifel geben kann, dass der Informant des CIC zu diesem Bericht für Einsteins Akte kein anderer als Adolf Sauter sein kann. In den Jahren 1950 und 1950, als der Bericht entstand, arbeitete Sauter bekanntlich für den CIC in Berlin. Es war im Westen in diesen beiden Jahren von 1950 bis 1951 keine Person bekannt, die aus der Zeit von 1929 bis 1932 die kommunistischen Akteure, die in den Bericht erwähnt wurden, mit Klar- und Decknamen kannte, die in dem Bericht aufgeführt wurden. Eine Person, die solch ein Wissen hatte, konnte nur selber in den kommunistischen Organisationen tätig gewesen sein und an führender Stelle mitgearbeitet haben. Bis auf eine Person, nämlich Helene Dukas (oder Helen Dukas (1896-1982)[47]als Einsteins Sekretärin, lebten alle in dem Bericht aufgeführten Personen nicht mehr oder waren auf der östlichen Seite in den kommunistischen Staaten wohnhaft, also nicht für den CIC zugänglich.

Zwei Besonderheiten fallen in dem Bericht auf:

  • in der ersten Version des Bericht von 1950 taucht noch der Name Adolph Sauter (in dieser inkorrekten Schreibweise) auf, in der zweiten Version von 1951 aber nicht mehr
  • die einzige Adresse, die mit einer Hausnummer genannt wurde, war Alte Jacobstraße 93 als Sitz des Geschäftes Uhrenelb (oder Uhren-Elb)

Die Angabe über diese Adresse konnte aber zu der Person Adolf Sauter führen, der damals 1929 die Identität Walter Elb" hatte. Das Geschäft Uhrenelb war als Anlaufstation von Telegrammen des kommunistischen Untergrunds genannt, womit die Beziehung zu Einsteins Büro hergestellt werden konnte. Das FBI gab der CIC den Auftrag, die Adresse Alte Jacobstraße 93 bezüglich des Geschäftes Uhrenelb zu finden und zu bestätigen. Diese Information konnte aber nicht bestätigt werden! Weder Nachforschungen bei der West-Berliner Polizei, der Stadtverwaltung von West-Berlin, der Telefongesellschaft, der Uhrmacherinnung, noch bei den Versorgungshäusern für Uhrmacher konnten einen Hinweis oder eine Bestätigung auf dieses Geschäft geben[48].

Dabei ist diese Information noch heute zugänglich, weil sie in den Berliner Adressbüchern von 1929 und 1930 zu finden ist. Nur eine Person konnte 20 bzw. 21 Jahre nach der Auflösung des Geschäftes aus dem Gedächtnis diese konkrete Adresse angeben: Adolf Sauter. Und er konnte auch nach 1951 bei der Überprüfung verhindern, dass diese Adresse bestätigt werden konnte. Das war der einzige konkrete Fehler, der in dem Bericht angeführt wurde, um die Person Source mit der Person Adolf Sauter zu identifizieren. Sauter rechnete auch nicht damit, dass die Sekretärin Dukas vom FBI überprüft werden konnte. Sauter versuchte auch, die Suche nach Helene Dukas im Jahre 1955 zu verhindern, weil er nach einer Person Bertha Lucas suchte, die aber ebenfalls schon verstorben war. Auch eine Suche nach einer anderen Lucas blieb offensichtlich erfolglos. Das FBI konnte aber die nun mit neuen Namen genannte Helen Dukas aufspüren und befragen. Doch die leugnete in freundlichem Ton jede Kenntnis oder Bekanntschaft bezüglich kommunistischer Kontakte während ihrer Berliner Zeit. Als wenig später Einstein starb, wurde die Akte Einstein geschlossen.

Mitarbeit in der Organisation Gehlen[Bearbeiten]

Wann Sauter begann, bei der Organisation Gehlen (OG) Mitarbeiter zu werden, konnte Siegfried Grundmann nicht zeigen. Auch andere Quellen zu diesem Sachverhalt geben nach der Sichtung der bisherigen Unterlagen der Staatssicherheit der DDR keinen konkreten Hinweis. Es ist aber der Zeitraum ab 1951 anzunehmen, als Sauter nach seiner Mitarbeit beim CIC Leiter des Westberliner Büros des Befreiungskomitees für die Opfer totalitärer Diktaturwurde, das Ende 1952/1953 aufgelöst bzw. in Presse-Information umbenannt wurde[49].

Sauter war ab 1953 damit beauftragt, ehemalige Angehörige der Widestandsorganistion Rote Kappelle[50] aufzuspüren, weil diese angeblich im Verdacht standen, für die Sowjetunion oder andere kommunistische Staaten weiterhin tätig zu sein. Noch am 25. Oktober 1954 schrieb er, dass er sich immer noch mit diesem Kram beschäftigen müsse. ..andere Dummköpfe sollten sich dafür interessieren[51]. In den Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)[52] ist eine Auftragsliste der OG für Sauter erhalten geblieben, die in 23 Punkten konkrete Spionageaufträge und Infiltration von DDR-Organisationen beinhaltete, darunter[53]:

  • Material aus dem DIA (Deutscher Innen- und Außenhadel Berlin, DDR) über Verbindungen mit Schweden, um diese Handelsgeschäfte auf eine schwarze Liste zu bringen, mit dem Ziel der Zerschlagung aller illegalen und legalen Ost-Westhandelsgeschäfte nicht nur hinsichtlich der DDR. sondern auch der Volksdemokratien
  • Information über eine Ausbildungsschule der Staatssicherheitsdienstes.
  • Beschaffung von Zeichnungen über Kabelverbindungen Normannenstraße-Stalinallee durch eine Frau aus dem Telegrafenamt. Versuch der Störung des Fernsprechkabels Stalinallee-Normannenstraße.
  • Einschleusung von Agenten in kommunistische Tarnorganisationen.
  • Anwerbung/Ausspionieren von Personen des sowjetischen Nachrichtendienstes.

Nach einer Meldung des MfS vom 7. Juli 1955 soll Sauter im September 1954 Berlin verlassen haben. Eine weitere Meldung des MfS vom 6. März 1958 berichtet, dass Sauter eine Auseinandesetzung mit dem Chef der OG Reinhard Gehlen (1902-1972)[54] über seine Art der Beschäftigung bei der OG gehabt hätte. Sauter würde in Frankfurt/Main ein gut gehendes Papierhandelsgeschäft betreiben und sich nicht mehr mit nachrichtendienstlichen Angelegenheiten befassen würde[55].

Adolf Sauter im Visier des DDR-Geheimdienstes[Bearbeiten]

Am 18. Juni 1952 wurde der Geheime Mitarbeiter GM "Fritz" (Deckname: Kurt Maurer) als Mitarbeiter des MfS angeworben. Es war der spätere Major Kurt Rittwagen (1914-1993), dem es gelang. als anerkannter politischer Flüchtling in West-Berlin zu leben. Im Jahre 1952 erhielt er den Auftrag, dem Befreiungskomitee für die Opfer totalitärer Diktatur beizutreten. Hier gelang es ihm, das Vertrauen von Adolf Sauter zu gewinnen. Sauter hat aber niemals gegenüber Rittwagen seine wahre Identität preisgegeben. Den Klarnamen von Alexander Springer erfuhr das MfS im Oktober 1956 durch ein Verhör von Oberst Erich Jamin mit Hermann Dünow[56]. Letzte Zweifel über die Identität von Adolf Sauter wurden später durch Verhöre des MfS mit Fritz Goder am 18. Februar 1959 ausgeräumt[57]. Ein Jahr davor hatte Goder schon weitere Hinweise auf Sauter gegeben.

Im März 1953 brachte Rittwagen den Vorschlag vor, Alexander Springer - also Sauter - nach Ost-Berlin zu entführen. In den nächsten zwei Jahren konkretisierte sich der Plan, wobei die Personen Springer, Sessler und Student (d.h. Karl Wilhelm Fricke (* 1929[58]) entführt werden sollten. Nur für Fricke wurde der Plan am 1. April 1955 realisiert. Da Rittwagen in Verdacht geriet, an der Entführung beteiligt zu sein, setzte er sich nach Ost-Berlin ab. Es lag in seinem Charakter, Sauter in zwei Briefen zu verhöhnen, was allerdings mit dem MfS abgesichert war. Sauter sollte in der OG als enttarnt gelten, um ihn als Agenten der OG aus dem aktiven Dienst auszubooten. Rittwagen teilte ihm darin mit, dass er im Auftrag von Sauter ja 235 Personen ermittelt habe, die damit jetzt dem MfS auch bekannt seien. Weiter forderte Rittwagen Sauter auf, mit der Geheimdienstarbeit aufzuhören. Es sei ja bekannt, dass er einmal Kommunist gewesen sei. Diese Tätigkeit sei eine ihm zum Verhängnis werdende Arbeit[59]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen Siegfried Grundmann: Adolf Sauter - Kommunist, Verräter, V-Mann der Gestapo und anderer Dienste. Stationen einer Karriere, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK), Heft 2-3, 2006, S. 169-236
  2. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD im Visier der Gestapo, Berlin 2008, besonders S. 151-160
  3. Hochspringen Oberndorf am Necker
  4. Hochspringen In seinem Lebenslauf gab Sauter inkorrekt den Namen Obendorf a. N. an
  5. Hochspringen In seinem Lebenslauf war er sich noch nicht sicher, ob die Adresse Alte Jacobstraße 92 oder 93 war. Später, als diese Angabe noch einmal nach 1945 einen wichtigen Hinweis auf seine Identität gab, konnte der die Hausnummer mit 93 angeben. Diese Angabe zur Aufklärung seiner Person ist deshalb auch entscheidend, weil diese Angabe nur in zwei Adressbüchern von Berlin aufgeführt wurde, siehe Kapitel Mitarbeit bei der FBI-Akte über Albert Einstein unten
  6. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S. 152
  7. Hochspringen Georgi Dimitroff
  8. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S. 152
  9. Hochspringen Siegfried Grundmann, Richard Großkopf und die kommunistische Paßfälscherorganisation, in: Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz (IWK) zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Heft 4, 2004, S. 423-464
  10. Hochspringen Richard Großkopf
  11. Hochspringen Heinz Hentschke
  12. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter...., ebenda, S. 176-177
  13. Hochspringen Hans KIppenberger
  14. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S.156
  15. Hochspringen Ernst Thälmann
  16. Hochspringen Leo Roth
  17. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S. 156
  18. Hochspringen Walter Ulbricht
  19. Hochspringen Wilhelm Pieck
  20. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter ..., ebenda, S. 180 FN 73
  21. Hochspringen Grundmann gibt an anderer Stelle das Datum 28. März 1935 an, siehe: Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 180 FN 73
  22. Hochspringen Hugo ist der Deckname für Sauter
  23. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 180 FN 73
  24. Hochspringen Alexandrinenstraße
  25. Hochspringen Rudolf Braschwitz
  26. Hochspringen Siegfried Grundmann gibt an, dass Brachwitz aus nicht erkennbaren Gründen in seinem Bericht vom 22. Dezember 1935 die Vulkanisierwerkstatt Hildebrand & Richter in der Kürassierstraße 4 untersuchte. Erst im Jahre 1938 sei die Gestapo auf die Vulkanisieranstalt Giebel in der Alexandrinenstraße 22 a aufmerksam geworden, siehe: Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter,...., ebenda, S. 174-176
  27. Hochspringen KZ Columbia-Haus
  28. Hochspringen siehe: Siegfried Grundmann, Einsteins Akte - Wissenschaft und Politik - Einsteins Berliner Zeit, 2. Auflage, Berlin 2004, S. 627
  29. Hochspringen Felix Bobek
  30. Hochspringen Ewald Jahnen
  31. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S. 140-141 und S. 153-154
  32. Hochspringen Sigmund Freud
  33. Hochspringen Siegfried Grundmann, Der Geheimapparat der KPD..., ebenda, S. 140-141 und S. 158
  34. Hochspringen Counter Intelligence Corps
  35. Hochspringen Siegfried Grundmann, Einsteins Akte, ebenda, S. 624
  36. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 195
  37. Hochspringen Margarete Buber-Neumann
  38. Hochspringen Margarete Buber-Neumann,Plädoyer für Freiheit und Menschlichkeit: Vorträge aus 35 Jahren, Berlin 2000, S. 264
  39. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 194
  40. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 194
  41. Hochspringen David J. Dallin
  42. Hochspringen David J. Dallin, Sowjetspionage, Köln 1956
  43. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 203
  44. Hochspringen FBI
  45. Hochspringen Albert Einstein
  46. Hochspringen Siegfried Grundmann, Einsteins Akte, ebnda, S. 579
  47. Hochspringen Helen Dukas
  48. Hochspringen Siegfried Grundmann, Einsteins Akte, ebenda, S. 623
  49. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 193, FN 140
  50. Hochspringen Rote Kapelle als Widerstandsorganisation
  51. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter...,ebenda, S. 198
  52. Hochspringen Ministerium für Staatssicherheit
  53. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 234-236
  54. Hochspringen Reinhard Gehlen
  55. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter...., ebenda, S. 211
  56. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter....,ebenda, S. 207
  57. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter..., ebenda, S. 182, FN 81
  58. Hochspringen Karl Wilhelm Fricke
  59. Hochspringen Siegfried Grundmann, Adolf Sauter - Kommunist, Verräter....,ebenda, S. 210 und FN 220
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