Zwischentag

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Die Bezeichnung zwischentag steht für eine im Jahre 2012 neu begründete Veranstaltung, die der Präsentation von (im weiteren Sinne) konservativen Medien – und dem verbesserten Austausch intellektueller Energien innerhalb dieses gesellschaftlichen und kulturellen Spektrums – dienen soll. Der zwischentag -- die „Freie Messe Berlin“ -- fand am Samstag, den 6. Oktober 2012, zum ersten Mal statt. Auch sehr viele junge Besucher gehörten erfreulicherweise zum zahlenden Publikum. Trotz der bedauerlichen Absage des hochbetagten Ehrengastes, Prof. Ernst Nolte, muß die Veranstaltung als echter Erfolg in dem Bemühen angesehen werden, die sehr verschiedenen metapolitischen Schulen und Einzelnen so zusammengeführt zu haben.

Das Selbstverständnis der Veranstalter[Bearbeiten]

Auf ihrem eigenen Weltnetzportal beschreiben die Veranstalter ihr Vorhaben wie folgt:

Die von der Zeitschrift Sezession getragene Freie Messe Berlin trägt den Namen zwischentag. Sie findet am Samstag, den 6. Oktober 2012 in Berlin statt, öffnet um 10 und schließt um 18 Uhr. Rund 30 Aussteller zeigen Ihre Neuerscheinungen, präsentieren ihre Ideen und werben für ihre Projekte. Über den gesamten Zeitraum läuft ein Begleitprogramm mit Lesungen und Podiumsdiskussionen.
Der zwischentag ist gleichzeitig eine Jubiläumsveranstaltung: An diesem Tag erscheint im 10. Jahrgang ihres Bestehens die 50. Ausgabe der Sezession. (300 Besucher können ab 18 Uhr mit einer Jubiläumskarte an dieser zusätzlichen Veranstaltung teilnehmen.)[1]

Über die Initiatoren der Veranstaltung wird dort vermerkt:

Die Initiative zum Berliner zwischentag kommt von Götz Kubitschek. Er ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift Sezession und Inhaber des Verlags Antaios. Mitorganisator des zwischentags ist Felix Menzel, Gründer und Motor des Internet-Projekts blauenarzisse.de.[2]

Über die Aussteller heißt es im Portal:

Rund 30 Verlage, Zeitschriften, Initiativen, Bünde und Einzelaussteller präsentieren sich auf dem 1. zwischentag in Berlin.[3]

Zu diesen Ausstellern gehören die Zeitschrift Sezession, das Institut für Staatspolitik (IfS), das Schüler- und Studentenportal Blaue Narzisse, die Wochenzeitung Junge Freiheit, deren Verlag Edition JF, der Ares-Verlag (Graz), überraschenderweise das Compact-Magazin (Berlin) und beispielsweise auch die Berliner Bibliothek des Konservatismus (eine Einrichtung, die seit dem 18. November 2011 besteht). Der Verlag Antaios erwartete zum 1. zwischentag den Historiker Prof. Dr. Ernst Nolte als einen Gast seiner Präsentation, der jedoch absagen mußte.

Ferner wurde bereits im Vorfeld der Freien Messe Berlin die Initiative einer redaktionell betreuten Vernetzung unter der Bezeichnung zwischenort eröffnet. Dazu erklärte das Weltnetzportal der Veranstalter Folgendes:

In vielen Städten gibt es Kreise, Projekte und Initiativen, in denen Gleichgesinnte über die Zukunft Deutschlands nachdenken und jenseits von Politik und Medien freie Räume eröffnen. Diese Orte der freien Rede begreifen wir als zwischenort. Sie sind Anlaufpunkte für diejenigen, die sich nicht mehr von Parteien und den großen zivilgesellschaftlichen Organisationen repräsentiert fühlen. Ein zwischenort entsteht, wo Stammtischen in einzelnen Städten oder dauerhafte Institutionen des konservativen Spektrums Platz gegriffen haben, wo einmal oder regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, wo deutsche Orte zu konservativen Treffpunkten werden oder wo Lesungen, Ausstellungen, Theaterstücke das Potential haben, Gleichgesinnte zu versammeln. [...] Kennen Sie solche zwischenorte? Oder sind Sie selbst der Initiator und auf der Suche nach Gleichgesinnten und Mitstreitern?

Die Veranstalter haben eine Vernetzungskartei (mit strengen Datenschutzvorkehrungen) eingerichtet, als „eine notwendige Ergänzung zum Suchportal“, die von Felix Menzel betreut wird.

Die Stürzenberger/Weißmann-Kontroverse auf dem 1. zwischentag (2012)[Bearbeiten]

Den größten Publikumsandrang löste das für den Nachmittag angekündigte Streitgespräch zum Thema „Ist der Islam der Feind?“ aus. Der Große Saal im Berliner Logenhaus (Emser Straße) platzte gleichsam aus allen Nähten, über 300 Zuschauer fanden sich ein. Nach einleitenden Worten der beiden Kontrahenten wurde eine Abstimmung zu der Frage „Soll der Mohammed-Film auf dieser Veranstaltung gezeigt werden?“, die von einer klaren Mehrheit abschlägig beschieden wurde, durchgeführt. Es gab ganz offenbar keinen merklichen Bedarf daran, die wertvolle Zeit an ein billiges Machwerk (das die „arabische Straße“ so heftig erregt) zu vergeuden. Ohne Moderator, auf Disziplin und Höflichkeit vertrauend, traten die Kontrahenten sodann in den eigentlichen Disput ein. Linkerhand der spiritus rector des Instituts für Staatspolitik (IfS), Dr. Karlheinz Weißmann, promovierter Historiker und Gymnasiallehrer, rechterhand der weithin bekannte PI-Blogger, Redner und Aktivist Michael Stürzenberger. Es stellte sich rasch heraus, daß beide von komplett unterschiedlichen Weltauffassungen und Herangehensweisen ausgehen.

Stürzenberger agitierte unleugbar demagogisch, nannte den Islam eine „faschistische Religion“ und verglich den Koran mit Hitlers Mein Kampf. Die Moslems in aller Welt müßten von dieser Ideologie befreit werden, forderte Stürzenberger. Für Stürzenberger zählten allein Grundgesetz, Demokratie, Menschenrechte, wie er hervorhob. Alle Moslems in der BRD hätten eine Erklärung zu unterzeichnen, in der sie sich von einschlägigen Koran-Suren distanzieren. Widrigenfalls müsse der Staat sämtliche islamische Vereine und Gemeinden kurzerhand verbieten. Stürzenberger erhielt Applaus, aber eben nicht den aufbrandenden, den euphorisch-krachenden Applaus, den er von seinen anderen Veranstaltungen seit langem gewohnt ist. Ein junger, entnervter Zuhörer im Publikum warf vielmehr ein: »Aber wenn, wie Sie uns erzählen, es Moslems erlaubt ist, zur Täuschung der Ungläubigen zu lügen, was würde so eine Erklärung dann bringen?«, und erntete Gelächter. Stürzenberger erwiderte, daß die schriftliche Verleumdung Allahs Moslems eben nicht erlaubt sei.

Anfangs schien das Publikum noch in zwei Lager geteilt: Die intellektuellen, metapolitischen Konservativen einerseits, und die eher liberal eingestellten Anhänger des pro-amerikanischen Blogs PI-News andererseits. Während Stürzenberger („Der Koran ist das gefährlichste Buch der Welt!“) anfangs wohl noch glaubte, nach und nach in die Nähe einer 95%igen Zustimmung gelangen zu können, zeigte der Debattenverlauf dagegen, daß eine zunächst zurückhaltende, dann klarer und klarer dominierende Mehrheit dem demagogischen Zugang Stürzenbergers entschieden nicht folgen mochte.

Karlheinz Weißmann gewann die Sympathien mit seiner sachlich-kühlen Analyse: Er wies nach, daß die Agitation Stürzenbergers unhistorisch ist. Auch der amerikanischen Moralattitüde wollte er sich nicht anschließen: „Ich habe nicht das Bedürfnis, Menschen von bestimmten Kulturen zu befreien“, erklärte der Gymnasiallehrer Weißmann. Viel eher sei die individualistisch-hedonistisch-westliche Agenda, die Stürzenberger so euphorisch auf den Schild hebe, Ursache unserer eigenen Misere. „Der Islam hindert uns doch nicht daran, Kinder zu kriegen!“, warf ein weiterer Zwischenrufer ein. Der Autor Martin Lichtmesz[4] spitzte in einer längeren -- unverstellt schroffen -- Gegenrede zu: „Warum können wir uns denn nicht wehren? Warum ist das so?“ und: „Das Gedankengut der Menschen im Westen ist doch das Problem!“

An diesem Punkt der – hitzig gewordenen Debatte – verkürzte Stürzenberger seine immer lauteren Beiträge auf bereits Gesagtes und betonte nunmehr geradewegs den demagogischen Stil seiner Ausführungen. Recht pauschal warf er den Anwesenden vor, die Gefahr des Islam zu unterschätzen (auch sogar Weißmann direkt traf dieser Vorwurf, der als Schullehrer tatsächlich jedoch recht drastische Schilderungen von Migranten-Aggressivität aufgeboten hatte). Weißmann charakterisierte Stürzenbergers politische Vorschläge als „utopisch“, und wies nachdrücklich darauf hin, daß die „westlichen“ Wertsetzungen -- außerhalb bestimmter Konsumentscheidungen -- wenig tief verankert seien, und daß sie auch in sich keine geistig-klare Orientierung bieten könnten. Das eigentliche Problem sei ethnischer Natur und liege darin, daß Deutsche außerhalb des Saales „ethnische Nichtsolidarität“ lebten, die im „Volksaustausch“ gegen die Schwungmasse nachkommender Träger islamischen Glaubens demographisch den Kürzeren zögen.

In seinem eigenen Vortrag nach dieser Kontroverse, bezeichnete Dieter Stein das soeben stattgefundene Streitgespräch als „historisch“. Die Formulierung wirkte keineswegs überzogen oder aufgesetzt. Tatsächlich waren ja tiefe Differenzen hier exemplarisch sichtbar geworden zwischen denen, die – auf der Linie von Politically Incorrect – in mehr Amerikanisierung, in mehr Modernisierung und in mehr westlicher Missionsbereitschaft die Lösungen sehen. Und andererseits denen, die moderneskeptisch eingestellt sind. Sie – diese Anderen -- setzen ihrerseits den Fokus auf die Frage: „Welche Natur hat die unbestreitbare Immunschwäche unseres modernisierten Kulturkreises?“ Und: „Was behindert die Abwehrreflexe, ja tötet sie ab?“ Denn zweifellos hat ja nicht der Islam unseren Trasditionsverlust verursacht. Und der Islam hat auch nicht den an Universitäten und in systemkonformen Medien herrschenden modernistischen Traditionshaß ausgelöst.

Es ist erkennbar, daß die vielen lebhaften Diskussionen in kleinen Kreisen, die sich an die große Kontroverse anschlossen, wohl auf Jahre hin kennzeichnend für politische Konflikte innerhalb des Spektrums rechts der Mitte bleiben werden. Deshalb könnte die zitierte Bemerkung von Dieter Stein sich noch als prophetisch erweisen. Ganz fraglos aber ist es ein bedeutender Erfolg des Organisationstalents um Götz Kubitschek, daß ein solcher gleichsam experimenteller Austausch -- bei so konzentriertem und innerlich berührtem Publikum -- als geistiges Ereignis möglich geworden ist. Denn die vielen sonstigen politischen Termine, zu denen stattdessen aneinander vorbeigeredet wird (oder wo ein Publikum bloß als Geräuschkulisse erwünscht ist), werden ja monatlich zahlreicher.

Verweise[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Freie Messe Berlin, zwischentag.de (aufgerufen am 18. September 2012)
  2. Die Initiatoren, zwischentag.de (aufgerufen am 18. September 2012)
  3. Die Aussteller, zwischentag.de (aufgerufen am 18. September 2012)
  4. Martin Lichtmesz: Weißmann, Stürzenberger und das Elend der Islamkritik (Sezession im Netz, 9.10.2012)