Zusammenhang zwischen Intelligenz und weiteren Merkmalen einer Person

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Es existieren viele Zusammenhänge zwischen Intelligenz und weiteren Merkmalen einer Person. So rauchen Personen mit einem niedrigen IQ häufiger[1] und sind häufiger delinquent[2] als Personen mit einem höheren IQ. Weniger intelligente Menschen haben eine kürzere Lebenserwartung als intelligente Personen. Einer der Gründe für eine kürzere Lebenserwartung könne eine verlängerte Reaktionszeit sein; diese könne zum Beispiel dazu führen, dass weniger intelligente Personen häufiger im Straßenverkehr verunglücken.[3] Zudem begehen weniger intelligente Menschen häufiger Suizid.[4] Des Weiteren erbrachten verschiedene Studien unabhängig voneinander, dass Menschen mit einer ausgeprägten Neigung zu linksliberalen und zu atheistischen Ansichten einen um mehr als 10 Punkte höheren IQ aufweisen als Personen, die sich als ausgeprägt konservativ einschätzen.[5]

Intelligenz korreliert positiv mit Resilienz.

Korrelation verschiedener Intelligenztests untereinander[Bearbeiten]

Die Korrelationen von Intelligenztests mit anderen Intelligenztests sind in der Regel hoch. Sie sind jedoch nie perfekt. Für eine deutsche Stichprobe liegen zum Beispiel die Korrelationskoeffizienten des Intelligenztests CFT 20 mit anderen Intelligenztests (z.B. PSB, HAWIK, CPM, WIP) im Durchschnitt bei r = 0.64 und reichen von r = 0.57 bis r = 0.73.[6]

Allgemeines zum Zusammenhang zwischen Intelligenz und weiteren Merkmalen einer Person[Bearbeiten]

In seinem Buch Persönlichkeitspsychologie betont Jens Asendorpf, dass der gemessene IQ mit einer Vielzahl von Kriterien für die erfolgreiche Integration in eine Leistungsgesellschaft, in der Erfolg an erbrachten Leistungen in Ausbildung und Beruf gemessen wird, korreliert. So korreliert er etwa mit Schulnoten, Studiennoten, langfristig erreichtem Bildungsniveau und Berufsprestige.[7]

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über typische Korrelationen zwischen dem IQ und diesen Variablen. Die Zusammenhänge werden dann nachfolgend noch näher erläutert werden. Dabei sollen auch Einzelstudien vorgestellt werden, deren Ergebnisse teilweise von den typischen durchschnittlichen Korrelationen abweichen können. Dies kann durch eine Vielzahl von Faktoren (wie etwa Auswahl der Stichprobe etc.) begründet sein.


Erbrachte Leistung Korrelation
Mittlere Note in der Grundschule 0,5
Abiturnote 0,3
Abschlussnote eines universitären Studiums 0,35
Vom Vorgesetzten beurteilter Erfolg im Beruf 0,25
Höchster erreichter Bildungsabschluss im Alter von 40 Jahren 0,7
Berufsprestige im Alter von 40 Jahren (Männer) 0,7

Intelligenz und schulischer Erfolg[Bearbeiten]

Die Korrelationen zwischen gemessener Intelligenz und dem Urteil des Lehrers über das intellektuelle Niveau des Schülers sind im Vergleich zu den ansonsten in der Psychologie üblichen Korrelationen extrem hoch und betragen etwa 0.60. Dieses Phänomen ist größtenteils dadurch bedingt, dass dieses Urteil des Lehrers eines der zwei wesentlichen Kriterien ist, an denen Intelligenztests validiert werden (das zweite sind die Schulnoten). Intelligenztest erfassen aus dem gesamten Spektrum der menschlichen Begabungen vor allem diejenigen, die es einem Individuum ermöglichen schulisch erfolgreich zu sein.[8]

Da Intelligenztests unter anderem an Schulnoten validiert werden, sind sie gute Prädiktoren für die Schulleistung.[9] Die Korrelationen zwischen Intelligenz und Schulerfolg gehören zu den höchsten in der psychologischen Diagnostik.[10]

Doch was bedeutet das genau?

Eine hohe Korrelation bedeutet keinesfalls, dass die Schulleistung zu 100% durch den IQ determiniert ist. Am Beispiel des Intelligenztest I-S-T-2000 soll gezeigt werden, wie hoch der IQ mit den verschiedenen Schulleistungen korreliert. Das Beispiel bezieht sich auf deutsche und Schweizer Schüler und Schülerinnen. Ähnliche Ergebnisse können jedoch auch in anderen Ländern gefunden werden:

Note Korrelation zwischen Note und Testleistung im I-S-T-2000
Deutschnote 0.46 (a)
Mathematiknote 0.35 (a)
Englischnote 0.20 (b)
Physiknote 0.36 (b)
Geschichtsnote 0.34 (b)
Geographienote 0.38 (b)

[11]

Wie ist diese Tabelle zu lesen?

Die Korrelation bezeichnet den Zusammenhang zwischen zwei Dingen (Variablen). Der Korrelationskoeffizient kann einen Wert zwischen -1 und 1 annehmen. Dabei bedeutet 1 einen starken positiven, -1 einen stark negativen Zusammenhang. 0 bedeutet, dass es keinen Zusammenhang gibt. Hier sehen wir, dass der Korrelationskoeffizient (r) immer positiv ist. Das bedeutet: Es gibt für alle untersuchten Fächer einen positiven Zusammenhang zwischen IQ und Note: Je höher der IQ, desto besser die Note!, aber die Note wird nicht zu 100% durch den IQ bestimmt. In diesem Fall wäre r nämlich 1.

Stattdessen wird die Varianz der Note nur zu 0.2^2 = 0.04 = 4% (Englischnote) bis 0.46^2 = 21% (Deutschnote) durch den IQ bestimmt. Andere wichtige Faktoren sind weitere psychologische Eigenschaften wie Fleiß und Neugier.

Die Ergebnisse der PISA-Studien deuten darauf hin, dass auch die Herkunftsschicht eine Rolle spielt. Bei PISA wurde neben der Leistung auch die "Problemlösekompetenz" untersucht. Die Problemlösekompetenz ist eine fächerübergreifende Kompetenz. Sie bezeichnet die Fähigkeit, schlussfolgernd zu denken, zu analysieren, Zusammenhänge zu erkennen und Ideen gegeneinander abzuwägen. Sie ist der Intelligenz sehr ähnlich. Die Problemlösekompentenz wird für alle Fächer benötigt. Jugendliche aus den unteren sozialen Schichten haben in der Regel eine geringere Problemlösekompetenz (Intelligenz) als Jugendliche aus den oberen Schichten. Doch auch bei gleicher Problemlösekompetenz erreichen Jugendliche aus unteren sozialen Schichten eine geringere Fachkompetenz und gehen seltener auf das Gymnasium. Siehe auch: Auswertung der PISA-Studien: Einfluss des sozialen Hintergrunds

Zudem konnte bewiesen werden, dass die Intelligenz bei Mädchen stärker mit den Schulnoten korreliert als bei Knaben. Dies ist anscheinend deswegen so, weil Jungen weniger in den schulischen Betrieb integriert sind und mehr ausserschulischen Interessen nachgehen.[12]

Laut Jens Asendorpf korreliert das Bildungsniveau (höchster erreichter Schulabschluss im Alter von 40 Jahren, vom Sonderschulabschluss bis zum Doktortitel) zu 0.70 mit dem IQ.[13] Dass die Intelligenz stärker mit dem Bildungsniveau korreliert als mit Einzelnoten wird darauf zurückgeführt, dass eine einzelne Note stark durch einen einzelnen Lehrer bestimmt wird. Das Bildungsniveau wird jedoch durch alle Zeugnisse, also die Noten aller Lehrer bestimmt. Somit sind die Daten hier höher aggregiert.[14]

Lewis M. Terman verfolgte die Lebenswege von 1.528 Hochbegabten. Er stellte fest, dass Hochbegabte sich meist sehr positiv entwickeln (mehr dazu unter Terman-Studie). Joel. N. Shurkin hat in seinem Buch „Terman's Kids: The Groundbreaking Study of How the Gifted Grow Up“ die Ergebnisse von Terman kritisiert.[15] Auch das Marburger Hochbegabtenprojekt beschäftigte sich mit dieser Bevölkerungsgruppe. Die Forscher des MHP kamen zu folgendem Schluss: "Zusammenfassend können damit die Hochbegabten als im Schulsystem gut integriert und schulisch erfolgreich sowie sozial unauffällig, psychisch besonders stabil und selbstbewusst charakterisiert werden."[16]

Intelligenz und Erfolg an der Universität und bei der betrieblichen Ausbildung[Bearbeiten]

Bei einer Metastudie, welche sechs andere Studien zusammenfasste, konnte festgestellt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen IQ und Ausbildungs-/ Studienerfolg gibt. Intelligente Leute sind erfolgreicher. Die durchschnittliche Korrelation lag bei 0,44.[17]

Intelligenz und "Assortative Paarung" (Partnerwahl)[Bearbeiten]

Es lässt sich feststellen, dass Menschen dazu neigen sich einen Partner mit ähnlichen akademischen Fähigkeiten und ähnlicher Intelligenz zu wählen. So korrelierten bei einer Studie die Fähigkeiten von Ehepartnern im Bereich Lesen, Rechtschreibung und Rechnen, die Größe des Wortschatzes der Ehepartner und der Verbal-IQ und Gesamt-IQ der beiden Ehepartner miteinander (siehe auch Assortative Paarung).[18]

IQ und beruflicher Erfolg[Bearbeiten]

Der IQ spielt für den beruflichen Erfolg eine Rolle.[19] Allerdings sind daneben noch weitere Faktoren zu berücksichtigen - wie etwa Expertenwissen.

Laut etwas älteren amerikanischen Studien wird der berufliche Erfolg (gemessen am Berufsstatus) am stärksten durch die Leistungsmotivation bestimmt (Korrelation: 0.43), am zweitmeisten durch den IQ (Korrelation: 0.33) und an dritter Stelle durch die soziale Herkunftsschicht (Korrelation: 0.23).[20]

Zu beachten ist, dass diese Variablen untereinander unterschiedlich stark korrelieren können. Beispielsweise korrelierten in einer Untersuchung bei Kindern Intelligenz und Leistungsmotivation bei Arbeiterjungen signifikant stärker als bei Jungen aus der Mittelschicht (0.4 vs. 0.17).[21] Eine Erklärung dafür könnte sein, dass sich Lehrer intelligenten Arbeiterkindern allgemein stärker zuwenden als weniger kompetenten Arbeiterkindern. Ferner könnte die erlebte Differenz zwischen niedrigem sozialen Status und hoher Kompetenz für einen weiteren Antrieb sorgen. Es ist dann aber insgesamt zu erwarten, dass intelligente Arbeiterkinder eine höhere Leistungsmotivation aufweisen als ähnlich intelligente Kinder aus der Mittelschicht. Möglicherweise bleiben diese Unterschiede bis ins Erwachsenenalter erhalten.

Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass das Prestige des ausgeübten Berufes mit circa 0.57 bis 0.71 mit dem IQ korreliert.[22]

Zwar konnte gezeigt werden, dass der berufliche Status (gleich, ob man ihn über das Einkommen oder das Berufsprestige definiert) mit dem IQ hoch korreliert; doch der Schluss, dass ein hoher IQ direkt zu einer steilen Karriere führt, wäre voreilig. Möglicherweise ist nicht der IQ selbst, sondern der Erfolg an Schule und Hochschule die Eintrittskarte ins erfolgreiche Berufsleben. Der IQ würde dann (dadurch, dass er mit dem Schulerfolg korreliert) die Höhe der Einstiegsposition nur indirekt vorhersagen. Nach dem Berufseinstieg hängt es von der Art der ausgeübten Tätigkeit ab, ob der IQ mit dem Berufserfolg korreliert. Relativ hohe Korrelationen von 0.47 liegen nur für Akademiker vor. Im Handwerk zeigen sich geringe Korrelationen von 0.00 bis 0.19. Es gibt sogar negative Korrelation zwischen IQ-Test-Leistungen und solchen Berufsleistungen, die in erster Linie das einfache Wiederholen von Arbeitsvorgängen erfordern. Dies kann als Indiz dafür gedeutet werden, dass ein hoher IQ ein Handicap bei der Ausübung von einfachen Routinetätigkeiten ist. Je mehr akademische Anforderungen ein Beruf stellt, desto höher fallen die Korrelationen aus. Deswegen korrelieren IQ-Werte auch stärker mit den Leistungen in beruflichen Ausbildungsprogrammen als später mit der Leistung im Beruf selbst.[23]

Es gibt bestimmte Mindest-IQ-Werte unterhalb derer gewisse Berufe mit hohem Status nicht ausgeübt werden können. Umgekehrt gibt es jedoch in Berufen mit niedrigem Status Personen mit hohem IQ. Gründe hierfür sind mangelnde Leistungsmotivation, familiäre Verhältnisse, unterschiedliche Zielsetzungen oder individuelle Lebensumstände.[24]

Eine neuere Studie von Ceci (1996), die unter der Fragestellung „What is better, to be rich or to be smart?“ stand, zeigte, dass zumindest in den USA die soziale Herkunft einen sehr viel stärkeren Einfluss auf das später erzielte Einkommen hatte, als die Intelligenz.[25]

Intelligenz und Beruf[Bearbeiten]

Intelligenzstests werden unter anderem in der Berufsberatung eingesetzt. Der Intelligenzwert gibt einen guten Hinweis auf die Berufsgruppe, die man wählen sollte, jedoch nicht auf den genauen Beruf. Der IQ darf jedoch erst ab dem zehnten Lebensjahr eines Kindes beachtet werden, um den Berufsweg dieses Kindes zu planen. Vor dem zehnten Lebensjahr ist der IQ eines Kindes noch stark veränderbar und kann sowohl stark sinken als auch eine Steigerung erfahren.[26] Bei einer Längsschnittuntersuchung bei Jugendlichen zeigte sich, dass der Intelligenzquotient innerhalb weniger Jahre stark fallen oder steigen kann. Im Extremfall sogar um mehr als 20 Punkte.[27]

Heute wird in der Beratung für Kinder (etwa zur Frage welche Schulform gewählt werden soll) meistens der HAWIK verwandt. Für die Berufsberatung beim Erwachsenen wird meistens der I-S-T 2000R verwandt. Beim I-S-T 2000R wird nicht nur das Gesamtniveau der Intelligenz gemessen, sondern auch überprüft in welchen Bereichen man besonders stark ist. Die wichtigsten überprüften Bereiche sind dabei:

  • verbale Kompetenz (Satzergänzung, Analogien, Gemeinsamkeiten)
  • numerische Kompetenz (Rechenaufgaben, Zahlenreihen, Rechenzeichen)
  • figurale Kompetenz (Figurenauswahl, Würfelaufgaben, Matrizen)
  • Merkfähigkeit, Schlussfolgerndes Denken (Reasoning)

Für die verschiedenen Berufe sind verschiedene Bereiche von Intelligenz unterschiedlich wichtig. So sollte man zum Beispiel als Maurer oder Zimmerer über eine gute figurale Kompetenz, als Germanist über eine gute verbale Kompetenz und als Soziologe über verbale und numerische Kompetenzen verfügen. Mit dem Test werden nicht die sozialen Kompetenzen abgeprüft, die natürlich ebenfalls für die Berufswahl von entscheidender Bedeutung sind.

In der beruflichen Eignungsdiagnostik und Personalauswahl gilt Intelligenz als vorhersagekräftigstes allgemeines Anzeichen späteren Berufserfolgs.

Schichtspezifische Unterschiede im IQ[Bearbeiten]

Es lässt sich feststellen, dass es deutliche Unterschiede im IQ bei Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Schichten gibt. Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern der Unterschicht schneiden auf IQ-Tests deutlich schlechter ab, als Kinder und Jugendliche aus Elternhäusern der Mittelschicht.[28]

In der frühen Kindheit hat die Herkunftsschicht noch kaum einen Einfluss auf die Entwicklung: Bei Kindern aus allen sozialen Schichten zeigt sich im Verlauf der ersten 15 Monate die gleiche Entwicklung der Sprache, des Geistes und des Sozialverhaltens. Es gibt einen kleinen Unterschied: Arbeiterkinder sind im Alter von 15 Monaten in ihrer motorischen Entwicklung etwas weiter. Die Gründe dafür sind nicht geklärt.[29] Im Alter von 24 Monaten zeigen sich bereits Unterschiede zu Gunsten der Kinder aus den Mittelschichten. Bei diesen kann nun ein größerer Wortschatz gemessen werden. Mit drei Jahren ist der Wortschatz von Mittelschichtskindern schon drei mal so groß, wie der von Kindern aus der Unterschicht.[30] Im Alter von sechs Jahren lassen sich starke Unterschiede zwischen den Gruppen auf IQ-Tests feststellen. Unterschichts- und Arbeiterkinder schneiden hier deutlich schlechter ab als Mittelschichtskinder.[29] Im folgenden werden die IQ-Unterschiede zwischen den Kindern der verschiedenen Schichten immer größer. [Unterschichtkinder] bleiben intelligenzmäßig nicht nur hinter den Mittelschichtkindern zurück, sondern sie verschlechtern sich im Laufe der Jahre sogar noch im Vergleich zu ihrem eigenen früheren Intelligenzzustand. Dies geht aus vielen Untersuchungen hervor, die schulische und intelligenzmäßige Entwicklung von Unterschicht- und Mittelschichtkindern längsschnittlich verfolgt haben.[31] Der Gesellschaftliche Status der Eltern eines jungen Kindes erlaubt sogar eine bessere Vorausschätzung für dessen Intelligenz in der späteren Kindheit, als die in der frühen Kindheit gemessene Intelligenz selber.[32] In der Adoleszenz schließlich erfahren die Unterschiede ihre volle Ausprägung.

Jensen und Eysenck weisen jedoch auch darauf hin, dass diese Unterschiede nur in den Ebene-II-Leistungen (Level-II-abilities) bestehen, nicht jedoch bei den Ebene-I-Leistungen (Level-I-abilities). Jensen schreibt über Unterschichtskinder mit niedrigem IQ:

"...viele dieser Kinder scheinen viel aufgeweckter zu sein, als ihre IQs erwarten liessen... Ein Kind der Unterschicht, das in eine neue Klasse kommt, wird sich zum Beispiel in ein paar Tagen die Namen von 20 oder 30 Kindern einprägen, wird schnell die Regeln und das Geschick verschiedener Spiele auf dem Schulhof erlernen und so weiter - Leistungen, die praktisch seinen IQ Lügen strafen, der vielleicht nicht höher als 60 ist. Dies alles hinterlässt den Eindruck, dass der Test gegenüber benachteiligten Kindern "unfair" ist, da Mittelstandskinder auf dieser IQ-Stufe meist ein ganzes Jahr in einer Klasse verbringen, ohne die Namen von mehr als ein paar Mitschülern zu erlernen."[33]

Während sich bei traditionellen IQ-Test große Unterschiede zwischen den Schichten finden, gibt es beim Pfadfindertest keine.[34] Jensen dazu:

"gewöhnliche IQ-Tests sind nicht als "unfair" anzusehen in dem Sinne, daß man ein ungenaues und ungültiges Maß für die vielen benachteiligten Kinder hätte, die niedrige Scores erzielen. Wenn sie unfair sind, so deswegen, weil sie nur einen Teil des gesamten Spektrums der geistigen Fähigkeiten berühren und nicht jenen Aspekt enthüllen, der vielleicht die eigentlich Stärke des benachteiligten Kindes ist - die Fähigkeit für assoziatives Lernen".[35]

Er fährt fort zu argumentieren:

...da die traditionellen Methoden des Klassenzimmerunterrichts in Bevölkerungskreisen entwickelt wurden, welche ein überwiegend mittelständisches Vorbild an Begabungen hatten, setzen sie größeren Nachdruck auf kognitives als auf assoziatives Lernen [...] zum großen Nachteil für viele Kinder, deren Lernweise vorherrschend assoziativ ist. Viele der Grundfertigkeiten können durch verschiedene Mittel erworben werden, und ein Unterrichtsschema, das einen einzigen Lernstil übermäßig herausstellt, muß bei all den Kindern magere Ergebnisse erhalten, welchen dieses Muster nicht angemessen ist".[35]


Erbkrankheiten und Intelligenz[Bearbeiten]

Wissenschaftlern ist aufgefallen, dass bestimmte Erbkrankheiten in Familien von intelligenten Personen besonders häufig sind.

Das Tay-Sachs-Syndrom ist ein Beispiel dafür. Das Syndrom wird durch eine Mutation auf Chromosom 15, Locus 15q23-24 ausgelöst. Wer zwei defekte Kopien dieses Gens hat, erkrankt am Tay-Sachs-Sydrom. Es kommt daher beim Krankheitsverlauf zu fortschreitendem Abbau kognitiver Fähigkeiten (Abbau der Intelligenz) und zum Verlust der Bewegungs- und Sehfähigkeit. Die Krankheit führt noch im Kindesalter zum Tode. Es ist verwunderlich, dass eine derartige Krankheit im Verlauf der Menschheitsgeschichte noch nicht ausgestorben ist. Der Grund scheint der zu sein, dass Personen die nur ein defektes Gen haben, intelligenter sind als Leute mit zwei gesunden Genen.[36][37]

Die Literatur zum Zusammenhang zwischen IQ und Schizophrenie ist widersprüchlich. Schizophrenie scheint bei Menschen mit durchschnittlicher Intelligenz eher selten zu sein. Einerseits tragen Menschen mit unterdurchschnittlicher Intelligenz und Schulschwierigkeiten ein erhöhtes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Andererseits scheint die Krankheit mathematisch hochbegabte Leute und ihre Familien besonders häufig zu treffen.[38][39][40] Das COMT-Gen wird als mitverantwortliches Gen bei der Schizophrenie angesehen. Gleichzeitig konnten Zusammenhänge zwischen Polymorphismen des Comt-Gens rs 165599 und der Leistung auf IQ-Tests nachgewiesen werden.[41]

Die Forschung zu diesem Thema steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, und die wissenschaftlichen Ergebnisse sind noch keinesfalls gesichert.

Debatte um Erbkrankheiten und Intelligenz[Bearbeiten]

Die Debatte um Erbkrankheiten und Intelligenz kann medizinische Laien zu voreiligen Schlüssen verleiten. So berichtet zum Beispiel die TAZ über ein "jüdisches Intelligenzgen", und beruft sich dabei auf eine Studie aus Großbritannien, die auch vom Economist, der New York Times und The New Republic zitiert wurde.[42]

Darüber wird vergessen, dass es auch ganz andere ethnische Gruppen gibt, in denen die betreffenden Gene gehäuft auftreten. So hat zum Beispiel eine amerikanische Studie ergeben, dass einer von 27 in Amerika lebenden Juden ein mutiertes Gen für das Tay-Sachs-Syndrom besitzt, während nur jeder 250. nicht-jüdische Amerikaner dieses Gen hat. Gleichzeitig hat aber auch einer von 50 Amerikanern irischer Herkunft das Gen. Auch unter Franko-Kanadiern und Cajuns ist das Gen häufig,[43] ohne dass sich diese ethnischen Gruppen durch besondere Leistungen hervorgetan hätten.

In den wissenschaftlichen Publikationen zum Thema steht nichts von jüdischen Intelligenzgenen.

IQ und Kurzsichtigkeit[Bearbeiten]

Verschiedene Studien zeigten eine Korrelation zwischen IQ und Kurzsichtigkeit. Im Schnitt schaffen Kurzsichtige etwa 7 bis 9 Punkte mehr beim IQ-Test als Normalsichtige. Hochbegabte sind ganz besonders oft kurzsichtig.[44][45][46] Eine Studie an 157.748 israelischen Rekruten kam zu dem Ergebnis, dass von den Menschen mit dem niedrigsten IQ 8% kurzsichtig waren, in der Gruppe mit dem höchsten IQ dagegen 27,3%.[47]

Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit[Bearbeiten]

Hicks Gesetz

W. E. Hick beschrieb 1952 in seinem Aufsatz On the rate of gain of information ein informationstheoretisches Modell der Intelligenz, wonach die Geschwindigkeit, mit der jemand Informationen verarbeitet, ein Maß für die Intelligenz ist.[48]

Bei einer Auswahlaufgabe steigt die Reaktionszeit mit zunehmender Zahl an Antwortalternativen selbstverständlich an, jedoch bei intelligenteren Menschen signifikant langsamer, als bei weniger intelligenten.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Jens Asendorpf. Persönlichkeitspsychologie. 2009. Springer Medizin Verlag Heidelberg. Kapitel 4.3.1.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Ray, J. J. (1985): Smoking and intelligence in Australia. In: Social Science and Medicine. Band 20, 1279-1280
  2. Hirschi, T. & Hindelang, M. J. (1977): Intelligence and Delinquency: A Revisionist Review. In: American Sociological Review. Band 42, Nr. 4, S. 571-587
  3. Ian J. Deary, Geoff Der: Reaction Time Explains IQ's Association With Death. In: Psychological Science. Band 16, Nr. 1, 2005, S. 64-69, doi:10.1111/j.0956-7976.2005.00781.x
  4. Low intelligence test scores in 18 year old men and risk of suicide: cohort study. abgerufen am 10. Februar 2008
  5. Satoshi Kanazawa: Why Liberals and Atheists Are More Intelligent. In: Social Psychology Quarterly. Band 73, 2010, S. 33–57, doi:10.1177/0190272510361602, Volltext
    vergl. eurekalert.org vom 24. Februar 2010: Intelligent people have 'unnatural' preferences and values that are novel in human evolution. Higher intelligence is associated with liberal political ideology, atheism, and men's (but not women's) preference for sexual exclusivity.
    siehe auch: sueddeutsche.de vom 26. Februar 2010: „Konservative sind weniger intelligent.“
    siehe auch: Spiegel Online vom 1. März 2010: Konservative haben geringeren IQ
  6. Rudolf H. Weiß: Grundintelligenztest Skala 2 (CFT 20) mit Wortschatztest (WS) und Zahlenfolgentest (ZF)- 4. Auflage
  7. Jens B. Asendorpf: Persönlichkeitspsychologie. Springer Medizinverlag. Heidelberg. 2009. S. 80
  8. Joachim Funke, Bianca Vaterrodt-Plünnecke: Was ist Intelligenz? 2., überarbeitete Ausgabe 2004, Verlag C. H. Beck, München, S. 80
  9. Elsbeth Stern und Ilonca Hardy (2004): Differentielle Psychologie des Lernens in Schule und Ausbildung. In Birbaumer et al.: Enzyklopädie der Psychologie - Themenbereich C: Theorie und Forschung - Serie VIII: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung - Band 5 Theorien und Anwendungsfelder. Hogrefe Verlag: ISBN 3-8017-0534-X, S. 595
  10. Psychologische Rundschau. 2/2007, S. 132
  11. Spectrum Berufsberatung: Schweizer Eichung für den Intelligenz-Struktur-Test 2000. Download am 9. Oktober 2012 (im Fall der mit (a) gekennzeichneten Korrelationen; Test an einer schweizer Stichprobe geeicht) und Label des IST 2000, Diagnostikkommission SVB: I-S-T 2000: Die deutschen Normen für Erwachsene sind auch in der Schweiz anwendbar. Download am 9. Oktober 2012 (im Fall der mit (b) gekennzeichneten Korrelationen, Test an deutschen Stichproben geeicht)
  12. Amelang, Manfred (1990): Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer, ISBN 3-17-010747-X, S. 234
  13. Jens B. Asendorpf: Persönlichkeitspsychologie. Springer Medizinverlag. Heidelberg. 2009. S. 80
  14. Asendorpf, Jens B. (1999): Psychologie der Persönlichkeit. 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Berlin, Heidelberg, NewYork: Springer, ISBN 3-540-66230-8, S. 171
  15. Shurkin, J. N. (1992): Terman's kids: The groundbreaking study of how the gifted grow up. Boston: Little, Brown, & Company
  16. Detlef H. Rost (Hrsg.): Hochbegabte und hochleistende Jugendliche. Neue Ergebnisse aus dem Marburger Hochbegabtenprojekt. Münster: Waxmann 2000, ISBN 3-89325-685-7
  17. Elsbeth Stern und Ilonca Hardy (2004): Differentielle Psychologie des Lernens in Schule und Ausbildung. In Birbaumer et al.: Enzyklopädie der Psychologie - Themenbereich C: Theorie und Forschung - Serie VIII: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung - Band 5: Theorien und Anwendungsfelder. Hogrefe Verlag: ISBN 3-8017-0534-X, S. 596.
  18. Yue-Pan, Ke-Sheng Wang: Spousal concordance in academic achievements and IQ. A principal component analysis. In: Open Journal of Psychiatry. Band 1, 2011, S. 14-19
  19. Intelligenz macht erfolgreich - Metaanalyse bestätigt frühere Studien.
  20. Elder (1974): Earning a living, S. 175. In: Ders. Children of the Great Depression. University of Chicago Press, Chicago
  21. Elder (1974): Earning a living, S. 176f. In: Ders. Children of the Great Depression. University of Chicago Press, Chicago
  22. Amelang, Manfred (1990): Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer, ISBN 3-17-010747-X, S. 237
  23. Joachim Funke, Bianca Vaterrodt-Plünnecke: Was ist Intelligenz? 2., überarbeitete Ausgabe 2004, Verlag C. H. Beck, München, S. 84
  24. Eysenck (1996): Intelligenz-Test. Augsburg: Weltbildverlag; Originalausgabe: Eysenck (1962): Know your Own I.Q. Hormondsworth/Middlesex: Pengiun Books
  25. Elsbeth Stern und Ilonca Hardy (2004): Differentielle Psychologie des Lernens in Schule und Ausbildung. In Birbaumer et al.: Enzyklopädie der Psychologie - Themenbereich C: Theorie und Forschung - Serie VIII: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung - Band 5: Theorien und Anwendungsfelder. Hogrefe Verlag: ISBN 3-8017-0534-X, S. 596
  26. Wilson, Glenn; Grylls, Diana: Wie klug ist mein Kind: Intelligenztest für Kinder. Bastei Lübbe
  27. Sue Ramsden et. al.: Verbal and non-verbal intelligence changes in the teenage brain. In: Nature. Band 479, 2011, S. 113–116, doi:10.1038/nature10514
  28. Roland Merten (2002): Psychosoziale Folgen von Armut im Kindes- und Jugendalter. In Christoph Butterwegge, Michael Klundt (Hrsg.): Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. Opladen: Leske und Budrich, ISBN 3-8100-3082-1, S. 149
  29. 29,0 29,1 Rolf Oerter (1970): Moderne Entwicklungspsychologie. Donauwörth: Verlag Ludwig Auer; S. 339
  30. Jeanne Brooks-Gunn, Lisa Markman: The Contribution of Parenting to Ethnic and Racial Gaps in School Readiness. In: The Future of Children. Band 15, Nr. 1, 2005, S. 139–168, doi:10.1353/foc.2005.0001
  31. Christiane Schmerl (1978): Sozialisation und Persönlichkeit - Zentrale Beispiele zur Soziogenese menschlichen Verhaltens. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag; S. 72
  32. Christiane Schmerl (1978): Sozialisation und Persönlichkeit - Zentrale Beispiele zur Soziogenese menschlichen Verhaltens. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag; S. 83
  33. Jensen, zitiert nach: Eysenck, Hans Jürgen (1984): Die Ungleichheit der Menschen. Orion-Heimreiter-Verlag, Kiel. ISBN 3-89093-100-6, S. 244
  34. Eysenck, Hans Jürgen (1984): Die Ungleichheit der Menschen. Kiel: Orion-Heimreiter-Verlag. ISBN 3-89093-100-6, S. 245
  35. 35,0 35,1 Jensen, zitiert nach: Eysenck, Hans Jürgen (1984): Die Ungleichheit der Menschen. Kiel: Orion-Heimreiter-Verlag. ISBN 3-89093-100-6, S. 245
  36. Desnick, Robert J. (Hrsg.) (2001): Tay-Sachs disease. San Diego [u.a.]: Acad. Press
  37. Análise molecular das doenças de Gaucher e Tay-Sachs no Brasi.
  38. Post, F. (1994): Creativity and psychopathology: a study of 291 world famous men Bristish J. of Psychiatry 165, 22-24
  39. American Psychiatric Foundation: In Families With Psychosis the Numbers Tell a Story abgerufen am 7. Februar 2008
  40. Psychosis and academic performance abgerufen am, 7. Februar 2008
  41. H.J. Möller: Der Einfluss genetischer Variationen im COMT-Gen auf kognitive Phänotypen abgerufen am 7. Februar 2008
  42. http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2006/07/04/a0156
  43. tay-sachs.org: Tay-Sachs Disease. (abgerufen am 9. Oktober 2012)
  44. Andrew A. Fingelkurts, Alexander A. Fingelkurts: Exploring Giftedness. abgerufen am 9. Oktober 2012
  45. Ashton, G.C (1983): Myopia and cognitive ability. In: Behav. Genetics. Band 13, S. 526
  46. Lubinski, D. und Humphreys, L. (1992): Some bodily and medical correlates of mathematical giftedness and commensurate levels of socioeconomic status. In: Intelligence. Band 16, 1992, S. 99-115, Volltext (PDF)
  47. Die Zeit vom 14. Oktober 1999: Kurzsichtige Menschen sind intelligenter. abgerufen am 9. Oktober 2012
  48. W. E. Hick (1952): On the rate of gain of information. In: Quarterly Journal of Experimental Psychology. Band 4, S. 11–26
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