Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken
Der Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken oder genauer Zentralasiatisch-Türkische Gipfel (türkisch: OATCT - Orta Asya Türk Cumhuriyetleri Toplantısı) wurde am 30. Oktober 1992 in Ankara gegründet. Damals wurde von den anwesenden Präsidenten der Turkstaaten bei einer Sitzung der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit beschlossen. Der Zentralasiatisch-Türkische Gipfel beruht auf der Gemeinschaft der Turkvölker. Für die Türkei dürfte er ein Instrument sein bei dem Versuch, eine Führungsrolle bei den Turkstaaten Zentralasiens zu übernehmen und die Rolle einer Schutzmacht von autonomen turksprachigen Republiken und Regionen zu spielen.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Ziele[Bearbeiten]
Maßgebliches Ziel des Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken ist die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit der Turkvölker.
Am 30. Oktober 1992 wurde in Ankara von den Vertretern der Turkstaaten beschlossen, ein Verteidigungsbündnis in der Tradition der CENTO wieder aufleben zu lassen. Dem neuen Bündnis gehörten alle Mitglieder des Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken an.
Sinn des neuen Bündnisses war die Verteidigung der Turkvölker gegen jeglichen Angreifer. Kasachstan und Turkmenistan setzen Usbekistan seit mehreren Jahren unter Druck sich den Verträgen der Union mehr folge zu leisten - Usbekistan befürchtete eine zu große Einflussnahme der Türkei in Zentralasien.
Mitglieder[Bearbeiten]
Der Zentralasiatisch-Türkische Gipfel hat zur Zeit sieben Mitglieder:
Anmerkung: Tadschikistan hat innerhalb dieses Gipfels mehr die Rolle eines "wirtschaftlichen Nutznießers" und wurde nur wegen seiner Zugehörigkeit zum alten "Turkestan" aufgenommen.
Beobachter[Bearbeiten]
Die international völkerrechtlich nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern (KKTC) und die zu Georgien gehörende Autonome Republik Adscharistan haben innerhalb des Gipfels Beobachterstatus.
Organe[Bearbeiten]
- Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs.
- Ständiger Rat der Kultusminister der türkischsprachigen Staaten
Der ständige Rat sollte nach Beschlüssen der Regierungschefs jedes halbe Jahr in einem der Mitgliedsländer stattfinden, um gemeinschaftliche Beschlüssen bezüglich Kulturfragen der Turkstaaten zu fassen.
Aktivitäten (1992-1996)[Bearbeiten]
Die Tagung der Kultusminister der türkischsprachigen Nationen schafft am 21. Juni 1992 den „Ständigen Rat“, der für alle Turkvölker als gemeinsames Kulturerbe ein neues türkisches Alphabet und eine Liste der Kulturdenkmäler und Schriftwerke ausarbeiten soll. Ferner wurde ursprünglich ein gemeinsames Verteidigungsbündnis geplant, was aber schließlich durch die usbekische Regierung verhindert wurde. Von dieser wurde ein - wohl auch berechtigtes - Übergewicht und Einflussnahme der Türkei in Zentralasien befürchtet. So wurde es von Seiten der usbekischen Regierung offiziell verkündet. Die Wahrheit dürfte aber mehr sein, das dieses die Rache der usbekischen Regierung gegenüber der Türkei war, das diese die Führer der bedeutendsten usbekischen Opositionsparteien ("Erk" und "Birlik") offiziell Asyl gewährte und es Ankara diesen gestattete, von der Türkei aus weiterhin Oposoitionspolitik und den Versand verschiedener Erk- und Birlik-Veröffentlichungen nach Usbekistan zu betreiben.
Die Tagung am 7. Oktober 1992 in Bischkek beschließt die gemeinsame Lehrerkommission für Schulbücher und Rektorenunion in den Turkstaaten sowie Hilfsmaßnahmen für die kasachisch-türkische Universität in der kasachischen Stadt Türkistan.
Die Tagung der Staatschefs der sechs Turkstaaten (eigentliches OATCT) beschließt am 30./31. Oktober 1992 in Ankara, das die eurasische Wirtschaftsgemeinschaft mit dem Ziel einer Freihandelszone nach den laizistischen Prinzipien des Kemal Atatürk zu führen sei. Ferner treffen sich die Staatschefs alle sechs Monate in der Hauptstadt eines Mitgliedsstaates.
1994 wird durch den ständigen Rat das Proto-Alphabet eines lateinischen Alphabetes für die zentralasiatischen Turkvölker, eine gemeinsame Grammatik und ein gemeinsamer Grundwortschatz der Öffentlichkeit vorgestellt, welche sich eng am Türkeitürkischen ausrichtet. Die meisten Turkstaaten der ehemaligen Sowjetunion - mit Ausnahme Kasachstans und Kirgisistans - haben diese zwischenzeitlich übernommen. Für die kleineren Völker ist die Übernahme bis Ende 2010 geplant.
Die Staaten Kasachstan und Kirgisistan benutzen aufgrund der großen russischen Minderheiten ihrer Länder noch immer das kyrillische Alphabet. Aber es ist durch ihre Regierungen vorgesehen, dass das lateinische Alphabet ebenfalls bis spätestens 2010 von beiden Ländern übernommen sein wird. Die amtliche kasachische Nachrichtenagentur verwendet auf ihrer Webseite bereits (auch) die lateinische Schrift. Aus Kostengründen entwickelten die Kultusministerien beider Länder ein gemeinschaftliches Lateinalphabet, das sich zwischenzeitlich nur durch einen Buchstaben für den laut ä unterscheidet.
1996 fand das letzte bekannte Gipfeltreffen der OATAC statt.
neuere Aktivitäten[Bearbeiten]
Obgleich der Gipfel jedes halbe Jahr zusammentreten sollte, finden die Zusammenkünfte wohl nur noch sporalisch statt und finden selbst in den turksprachigen Presse kaum noch eine Erwähnung. Das mag sich vielleicht in Zukunft ändern wollen, aber zur Zeit gilt der Status der OATAC als „ruhend“ als „aktiv“.
Siehe auch[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Der Fischer Weltalmanach '94, 1993 (S. 842.)
- Zentrum für Türkeistudien (Hrsg.): Aktuelle Situation in den Turkrepubliken (Working Paper 14, 1994)
- Zbigniew Brzezinski: Die einzige Weltmacht (Frankfurt 7. Aufl., 2003, S. 214)