Zen Leadership

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Zen Leadership ist eine Linie des Zen, die sich speziell an Menschen richtet, die in beruflicher Verantwortung stehen. Ziel ist es, bestimmte Qualitäten zu vermitteln, um innere Führungskraft zu entwickeln und Orientierung und Klarheit zu finden. Zen Leadership ist dem Daishin-Zen zuzuordnen, der sich speziell auf die Bedürfnisse des westlichen Lebensstils einstellt, um so im Privaten wie im Beruf Wege zu Gelassenheit und innerer Kraft zu finden. Gründer des Daishin-Zen, dessen Schwerpunkt Zen Leadership bildet, ist Zen-Meister Hinnerk Syobu Polenski. Ohne die Härte der traditionellen Zen-Übungen bietet Zen Leadership einen für westliche Übende zugänglicheren Weg, die Kraft, Gelassenheit und Weisheit der Zen-Meister mit der Kraft und dem Mut der alten Zen-Samurai zu verbinden und so die die Kunst des angemessenen Handelns beherrschen zu lernen.[1]

Abgrenzung zu anderen Zen-Linien[Bearbeiten]

Zen ist im Ursprung sehr spirituell geprägt, da es im Mahayana-Buddhismus Indiens seine Wurzeln hat. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich Zen über China und andere asiatische Länder bis nach Japan verbreitet und besitzt daher in hohem Maße auch philosophisch-religiöse Aspekte und historisch gewachsene Lehren (etwa in der Sōtō- bzw. Rinzai-Richtung). Heute dagegen hat Zen keinen religiösen Aspekt im Fokus, schließt aber auch Religiosität nicht aus – so praktizieren auch viele Christen Zen-Übungen, auch innerhalb christlicher Klöster, wie z. B. im Benediktushof.[2] Da Meditation und Achtsamkeit unabhängig von Kultur oder Religion sind, werden im Zen konfessionelle Grenzen grundsätzlich komplett außen vor gelassen.

Im Zen Leadership nun geht es vorrangig darum, als Verantwortungsträger den Herausforderungen entgegenzutreten. Im Berufs- wie im Privatleben sind es Leistungsdruck, sich wandelnde Dogmen und zunehmende Desorientierung, die es Führungskräften immer schwerer machen, im Einklang mit sich selbst und der Umwelt zu wirken. Bei vielen Menschen mit Verantwortung schlägt sich das nicht nur auf die Leistung nieder, sondern vor allem unmittelbar auf die Gesundheit: Bluthochdruck und Schlaflosigkeit bis hin zu Depressionen und Burnout sind nur einige der Folgen, die mithilfe von Zen gerade im Bereich der Leistungsgesellschaft gemindert und verhindert werden sollen. Zen Leadership geht dabei einen traditionell japanischen und gleichzeitig einen europäischen Weg. Der Hintergrund ist der, dass in den japanischen Klöstern das Einstiegsniveau im Vergleich zu Europa sehr hoch ist, und auch einige Schulen in Europa gehen diesen strengen Weg. Andere Schulen wiederum gehen einen „weicheren“ Weg und praktizieren ohne die notwendige Disziplin und Form. Beide Varianten sind für die Führungskraft des westlichen Kulturkreises nur bedingt geeignet.

Zen Leadership versucht daher, eine Brücke zwischen authentischem Zen und westlichem Geist zu schlagen, die vor allem durch die Zusammenarbeit der beiden Lehrer Reiko Mukai (Japan) und Hinnerk Syobu Polenski (Europa) gelingt.

Ziele und Methoden[Bearbeiten]

Zen findet aus dem Grund immer mehr Anhänger und Verfechter, sowohl bei Einzelnen als auch bei Großunternehmen und Konzernen, weil die Effekte allen Seiten zugutekommen: Eine Steigerung der Effizienz im Beruf bei gleichzeitiger persönlicher Ausgeglichenheit und innerer Zufriedenheit. Erreicht wird dieses Ziel durch die geistige Schulung der Führungskraft, in dem Wissen, dass nur, wer sich selber führen kann, auch andere gut führt. Somit versteht sich Zen und insbesondere Zen Leadership als ein Weg zur Selbstführung für Verantwortungsträger in der Gesellschaft. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der täglichen Zen-Meditation (Zazen), die Kraft, Stille, Konzentration, innere Stärke und Klarheit vermittelt und stärkt. Zusätzlich helfen speziell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer ausgerichtete Zen-Leadership-Seminare unter fachkundiger Leitung eines Zen-Meisters, einen individuellen Zugang zu den eigenen Potenzialen zu finden. So trainieren Menschen durch die Zen-Meditation Gelassenheit und Entscheidungsstärke.

Historische Entwicklung[Bearbeiten]

Zen Leadership ist zwar ein moderner Begriff, aber ein jahrtausendealter Weg: Die Idee, Harmonie in das Chaos zu bringen, nicht nur zwischen Körper und Seele, sondern auch in menschlichen Beziehungen, geht auf Konfuzius zurück, und ist somit über 2500 Jahre alt. Eine von Moral getragene Führung sollte dabei durch Tugend leiten, nicht durch Erlasse und Verbote. Essentielle Säulen dieser Führung waren Güte und Menschlichkeit in Verbindung mit Empathie und Fürsorge[3] – was sich bis heute im Daishin-Zen („Großer-Herzgeist-Zen“) manifestiert. Später, im Japan des 12. Jahrhunderts, nutzten die Samurai Zen als einen Weg zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten im Kampf.[4]

Später, in den 1980er-Jahren, gelangte Zen nach Europa, vor allem durch die Impulse des Diplomaten, Psychologen und Zen-Lehrers Karlfried Graf Dürckheim. Dieser hatte lange Jahre als Mitarbeiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amts in Japan gelebt und war daher schon sehr früh mit Zen in Kontakt gekommen. Er erkannte Zen als einen Weg auch für den europäischen Kulturkreis, seelische Verspannungen und Hindernisse für das körperliche Befinden und die Leistungsfähigkeit zu mildern bzw. zu eliminieren. Seine Veröffentlichungen, v. a. Hara: Die Erdmitte des Menschen, hatten und haben großen Einfluss auf die heutige Meditationspraxis im Zen Leadership, da Dürckheim als erster umfassend und für den westlichen Übenden geeignete Methoden aufzeigt, die innere Kraftmitte, im Zen „Hara“ genannt, zu stärken. Diese Erkenntnisse führten 1986 zur Gründung des Daishin-Zen als neue Linie des traditionellen Rinzai-Zen durch die Zen-Meister Reiko Mukai und Hinnerk Syobu Polenski. Im Mai 1991 gab es das erste Zen-Seminar für Führungskräfte, 1998 wurde der bisherige Name „Shin Zen“ von Reiko Mukai in „Daishin-Zen“ („Großer-Herzgeist-Zen“) verändert.[5]

Literatur[Bearbeiten]

  • Karlfried Graf Dürckheim: Hara: Die Erdmitte des Menschen. Barth, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-502-61156-4.
  • Paul J. Kohtes, Nadja Rosman: Mit Achtsamkeit in Führung: Was Meditation für Unternehmen bringt. Grundlagen, wissenschaftliche Erkenntnisse, Best Practices. Klett-Cotta, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-608-94865-3.
  • Hinnerk Polenski: Die Linie im Chaos - Zen, Ethik, Leadership: Ein Leitfaden für Verantwortungsträger. Theseus-Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89901-353-5.
  • Hinnerk Polenski: In der Mitte liegt die Kraft: Mit Zen gelassen bleiben in der Arbeitswelt. Theseus-Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-89901-765-6.
  • Chade-Meng Tan, Andrea Panster (Übers.): Search inside yourself: Optimiere dein Leben durch Achtsamkeit. Goldmann, München 2015, ISBN 978-3-442-22113-4.
  • Ginny Whitelaw: The Zen Leader: 10 Ways to Go from Barely Managing to Leading Fearlessly. Career Press, Pompton Plains, New Jersey 2012, ISBN 978-1-60163-211-1.

Filme[Bearbeiten]

  • Konfuzius. Reg. Yan Dong. Arte, 2016. Dokumentarfilm.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Daishin Zen - Buddhismus DeutschlandBuddhismus Deutschland. Abgerufen am 21. März 2017 (de-DE).
  2. Administrator: Benediktushof - Zentrum für Meditation und Achtsamkeit. Abgerufen am 21. März 2017 (de-de).
  3. Konfuzius, Arte 2016.
  4. Lisa Becker: Meditation: Mit der Klarheit und Stärke eines Samurai. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Dezember 2004, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 21. März 2017]).
  5. Dai Shin Zen - modernes Zen mit traditionellen Wurzeln. Abgerufen am 21. März 2017.
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