ZEPP

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Die Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz, kurz ZEPP genannt, begründet sich auf zwei Verwaltungsvereinbarungen, die zwischen den Bundesländern und dem Bund geschlossen wurden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte[Bearbeiten]

Das Fundament zur Gründung der ZEPP war ein erfolgreiches Modellvorhaben, das vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert und in den Jahren 1993–1997 durchgeführt wurde. Daran anschließend wurde die erste Verwaltungsvereinbarung 1997 geschlossen (Prognose-ZEPP). Diese beinhaltet die gemeinsame Finanzierung, Entwicklung und Pflege von Prognosemodellen im Ackerbau und Obstbau. 2007 wurde eine zweite Verwaltungsvereinbarung (PGZ-ZEPP) zwischen der ZEPP, allen Bundesländern und dem Bund geschlossen zur Finanzierung der Entwicklung und des Betriebs einer gemeinsamen Internetplattform für den Bereich der Pflanzengesundheit (PGZ-Online). Diese ist seit 1. Januar 2009 in Betrieb.

Mit der Umsetzung dieser Vereinbarungen und der Durchführung aller Maßnahmen ist das Land Rheinland-Pfalz beauftragt. Die Realisierung erfolgt am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (DLR RNH) in Bad Kreuznach.

Aufbau[Bearbeiten]

 
Aufbau und Organisation der ZEPP

Die ZEPP ist das zentrale Bindeglied zwischen den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer auf der einen Seite und verschiedensten öffentlichen Institutionen und privaten Dienstleistern auf der anderen Seite. Die Neu- und Weiterentwicklung der Prognosemodelle erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), den Universitäten und anderen Forschungsinstitutionen in Deutschland. Aber auch mit Institutionen im europäischen Ausland bestehen vielfältige Kooperationen. Die ZEPP beschäftigt zurzeit 18 Mitarbeiter (Stand 11/2012), die durch Einnahmen aus den Verwaltungsvereinbarungen und aus projektbezogenen Drittmitteln finanziert werden.

Prognose-ZEPP[Bearbeiten]

Aufgabe der ZEPP ist es, wetterbasierte Prognose- und Simulationsmodelle für wichtige landwirtschaftliche und gartenbauliche Schaderreger zu sammeln, zu prüfen und für den Einsatz in der Praxis weiterzuentwickeln. Des Weiteren wird die Entwicklung von Prognosemodellen für bisher nicht bearbeitete Schaderreger initiiert. Ein universell einsetzbares Verfahren ermöglicht es, in verkürzter Zeit wissenschaftliche Modellansätze aufzugreifen, regional anzupassen und zur Praxisreife weiterzuentwickeln.

In den letzten Jahren sind über 40 wetterbasierte Prognosemodelle für Schädlinge und Krankheiten erfolgreich entwickelt und mit Hilfe der Offizialberatung in die Praxis eingeführt worden. Bei hoher Treffsicherheit können das Auftreten der Schaderreger sowie Perioden mit hohem Befallsdruck berechnet werden. Daraus kann mit Hilfe von Schwellenwerten die Bekämpfungsnotwendigkeit abgeleitet werden. Aus den Berechnungsergebnissen der Modelle können auch die optimalen Termine für Befallskontrollen im Feld ermittelt werden. Dies erlaubt den optimierten Einsatz von knappen Personalressourcen. Ebenso wird das Auftreten von besonders empfindlichen Entwicklungsstadien der Schaderreger erfasst, damit bestmögliche Bekämpfungszeiträume ausgewiesen werden können. Dies ermöglicht bei hoher Bekämpfungssicherheit der Schaderreger die Reduktion der Pflanzenschutzmittelanwendungen. Auch die Auswahl des für die aktuelle Situation am besten geeigneten Bekämpfungsverfahrens wird erleichtert. Somit werden wesentliche Beiträge zur umweltschonenden Landbewirtschaftung geleistet.

Die Prognosen werden sowohl im integrierten als auch im ökologischen Landbau eingesetzt. Insbesondere bei der Pilzbekämpfung in Kartoffeln, Getreide und Raps sowie bei der Blattlausbekämpfung in Getreide wurden durch Prognosemodelle Pflanzenschutzmittel eingespart. Auch im Gartenbau werden mehrere Prognosemodelle erfolgreich angewendet. Weitere Modelle befinden sich in der Praxiseinführung.

Die Prognoseinformationen werden den Landwirten und Gartenbauern von den Pflanzenschutzdiensten der Länder zur Verfügung gestellt. Der Einsatz modernster Informationstechnologien und Medien ermöglicht die bundesweite Berechnung von Befallsvorhersagen für Schädlinge und Pilzkrankheiten auf der Basis von über 600 Wetterstationen. In Deutschland stehen der Praxis die Prognoseergebnisse tagesaktuell und flächendeckend per Internet, Fax oder schriftlichem Warndienst zur Verfügung. Speziell im Internet wurde zusammen mit dem ebenfalls am DLR RNH ansässigen Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) e.V. Informationsplattform für die moderne Landwirtschaft eingerichtet und betrieben.

PGZ-ZEPP[Bearbeiten]

Hintergrund[Bearbeiten]

Die Vorschriften zur Pflanzengesundheit sehen eine Vielzahl an Maßnahmen zur Verhinderung der Ein- und Verschleppung sowie zur Eindämmung von unerwünschten Schadorganismen vor. Zuständig für die Durchführung der pflanzengesundheitlichen Maßnahmen und Kontrollen, insbesondere bei der Ein- und Ausfuhr von Pflanzen, sind die Pflanzengesundheitsdienste der Länder (PGD). Dabei nimmt der Bund, vertreten durch das Julius Kühn-Institut für diesen Aufgabenbereich wesentliche Koordinierungsaufgaben auch bei der Kommunikation mit der EU-Kommission wahr.

Für den Export von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen in Drittländer ist die Ausstellung eines Pflanzengesundheitszeugnisses (PGZ) durch die Mitarbeiter der PGD nach erfolgter phytosanitärer Untersuchung erforderlich. Beim Import von Pflanzenmaterial soll die Einschleppung und Verbreitung von Schadorganismen nach Deutschland vermieden werden. Deshalb werden diese Waren einer Kontrolle unterzogen und das Ergebnis dieser Kontrolle an die Importeure und nachfolgende Stellen weitergegeben.

Umsetzung[Bearbeiten]

Um diese Vorgänge bundeseinheitlich abwickeln zu können, wurde die Internet-Anwendung PGZ-Online von der ZEPP in Zusammenarbeit mit den Pflanzengesundheitsdiensten der Länder konzeptioniert und entwickelt. Über dieses Internetportal können sowohl die Antragsteller ihre Anträge für den Ex- bzw. Import von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen online stellen, als auch die zuständigen Inspektoren der PGD die Anträge weiter bearbeiten, vervollständigen und zum Abschluss bringen.

Die vom Julius Kühn-Institut benötigten Statistikdaten werden direkt bei der Eingabe der Antragsdaten mit erfasst. Diese Daten können über eine Schnittstelle vom Julius Kühn-Institut jederzeit abgerufen werden.

Weblinks[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

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