Wilhelm Eckstein

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Wilhelm Eckstein (* 12. August 1872 in München; † 11. November 1944 in en:Inwood, Manhattan) war ein deutscher Rechtsanwalt und Spielwarenkaufmann.


Er war mit Martha, geb. Bernet (* 1880 Nürnberg, † 1972 New York) verheiratet ihr Sohn war Günter, später George Eckstein (* 1. Dezember 1909 in München; † 1995 in en:Great Neck, New York) ein Kaufmann und Journalist.

Er studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten in München und Erlangen sowie Wirtschaftswissenchaft an der Universität Berlin. 1898 wurde er mit der Arbeit Die Übertragbarkeit der Forderungen nach künftigem deutschem Reichsrecht. zum de:Doktor der Rechte an der de:Universität Erlangen promoviert. Das Thema handelt, von dem zum 1. Januar 1900 im Deutschen Reich in Kraft getretenen Bürgerlichen Gesetzbuch.

Ab 1900 übte er den Beruf des Rechtsanwaltes Anfangs in der Sozietät de:Max Bernstein -Theodor Loewenfeld (1849–1919) in München, bevor er seine eigene Praxis gründete. Er war Mitwirkender an der satirischen Publikation Simplicissimus und um 1900 mit Kreisen avantgardistischer Künstler und Schriftsteller Münchens verbunden.

Am 21. August 1914 wurde er als Gefreiter zum ersten Münchner Landsturmbataillon einberufen, wurde zum überzeugten Pazifist und erbitterter Gegner des deutschen Militarismus.

„Am 12. Oktober 1916 überschritt ich abends in dichtem Nebel eine ruhige Stelle der Front bei Apremont, wo unser Bataillon damals stand. Ich kam mit einem flatternden weissen Tuch zur französischen Feldwache, um "als Parlamentär der zu gründenden deutschen Republik" der französischen Regierung zu sagen: "Warum kämpft ihr wie die Indianer mit Pfeilen und Tomahaks gegen unsere Kriegsmaschine? Ein moderner Maschinist stellt einfach mit einem Handgriff die Kraftquelle ab, welche die Maschine antreibt. Kein deutscher Soldat kämpft für den Kaiser und seine Generäle. Alle kämpfen nur für ihr Vaterland, um ihre Heimat zu schützen und schnellstens den Frieden herbeizuführen. Gewiss, der Kaiser hat den Krieg angefangen. Aber auch wenn der Eigentümer sein Haus anzündet, müssen die Feuerwehrleute den Brand löschen. Ich machte auch folgende Vorschläge:

  1. ) Ich gründe ein deutsches Revolutionskomitee zur Vorbereitung der deutschen Republik und des Friedensschlusses.
  2. ) Ihr setzt mich gleichzeitig mit Euren Alliierten in Verbindung, vor allem mit der britischen Regierung. Denn die Sache kann nur mit einem Schlag bei gemeinsamer Arbeit gelingen.
  3. ) Das Revolutionskomitee schließt mit der Entente einen provisorischen Friedensvertrag. Er tritt erst in Kraft, wenn das deutsche Volk die Hohenzollern stürzt und (sich) die deutsche Republik unter Abschaffung aller Königreiche und Fürstentümer durchsetzt und die Waffen niederlegt. Das deutsche Gebiet bleibt unversehrt; nur die Bewohner Elsass-Lothringens haben innerhalb 6 Monaten nach Friedensschluss darüber abzustimmen, ob sie, ganz oder teilweise, zu Deutschland oder zu Frankreich gehören wollen. [6]
  4. ) Bis zur Abstimmung bleiben die französischen Armeen hinter der bisherigen deutschen Grenze, also hinter den Vogesen. Die deutschen Heere ziehen sich hinter den Rhein zurück; die Engländer besetzen Elsass-Lothringen und überwachen die Abstimmung.
  5. ) Die europäischen Kolonien in Afrika werden zu einem grossen Kolonialreich vereinigt, mit gleicher Niederlassungs- und Handelsfreiheit für alle Weissen. Die einzelnen Provinzen verwalten sich selbst unter Gouverneuren, welche die in der Provinz ansässigen Weissen in freier Abstimmung wählen.
  6. ) Die Alliierten stellen sofort an der Westfront mindestens 100 Flugzeuge in den Dienst dieser Sache zur Verbreitung unserer Flugblätter und Aufklärungsschriften, vor allem aber zur Erteilung unserer Befehle an die deutschen Truppen und das Hinterland. Denn ein Erfolg ist nur zu erzielen, wenn die Befehle, z.B. Generalstreik, Übergang ganzer Regimenter und Divisionen, mit einem Schlag hinausgehen und befolgt werden können.
  7. ) An allen geeigneten Stellen der Front sind Einrichtungen zu treffen, wo deutsche Soldaten möglichst gefahrlos übergehen und sich dem deutschen Revolutionskomitee zur Verfügung stellen können. Aus diesen Soldaten und den in den Kriegsgefangenenlagern sich anmeldenden deutschen Gefangenen wird eine deutsche Legion zusammengestellt, die als Sturmtruppe der deutschen Revolution die deutsche Front mit sich reisst. Die Kriegsgefangenen, die sich nicht hierzu melden, bleiben zur Verfügung der Alliierten zum Wiederaufbau der in Belgien und Nordfrankreich zerstörten Gebiete..
  8. ) Sobald diese Vorschläge akzeptiert werden und ihre Ausführung durch Bereitstellung der Flugzeuge und einer Druckerei für die Herstellung der Flugschriften sichergestellt ist, verpflichte ich mich, innerhalb 3 Monaten die Hohenzollern zu stürzen und die deutschen Heere über den Rhein zurückzuführen.“[1]

Ab 1916 war er in de:Sucy-en-Brie interniert und verfaßte mehrere Flugschriften, die unter dem Pseudonym Siegfried Balder (Siegfrieden balder als Komparativ von bald) über den Truppen des Deutschen Reichs abgeworfen wurden. 1920 bei seiner Rückkehr nach München wurde er wegen Pazifismus aus der Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen. Er konnte sich in Sonneberg /Thüringen eine neue Existenz in der Spielwarenindustrie aufbauen. Sein (online aufbereiteter) Nachlass befindet sich wie der seines Sohnes im Leo Baeck Institute in New York (http://findingaids.cjh.org/?pID=475838). Unter anderem befindet sich dort neben zahlreichen persönlichen Papieren, Gedichten und Manuskripten ein lesenswerter Lebenslauf Eckstein.htm| Lebenslaufs von Wilhelm Eckstein.https://archives.cjh.org/repositories/5/resources/10471

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • Die Wahrheit über Bismarck: Ein offenes Wort an die deutsche Nation. Leipzig 1892
  • Muster zum Schneiden und Sägen für die Lazarettbeschäftigung. Düsseldorf 1915 (= Kulturarbeit im Lazarett, Bd. 3a)
  • Wilhelm II., annoch deutscher Kaiser, wir klagen dich an! Eine Anklageschrift, Mit dem Pseudonym Siegfried Balder, 1917.
  • Kaiser u. Krieg, oder Republik und Frieden? o. O. o. J. (1917)
  • Deutschlands Gegenwart und Zukunft. Olten 1918
  • Wie der Krieg ausschaut : im Hauptquartier ... (im Schützengraben). Mit dem Pseudonym Siegfried Balder, 1918, Flugschrift, französ. Fliegerabwurf)
  • Zwei Fragen: Wer ist Schuld an diesem Krieg? Wofür kämpfen wir? Mit dem Pseudonym Siegfried Balder, Zürich, 1918, Flugschrift, französ. Fliegerabwurf.
  • Sturmläuten: Kriegs- u. Freiheitsgedichte, Mit dem Pseudonym Siegfried Balder, nach 1918)

[2]

Wilhelm Eckstein emigrierte 1933 mit seiner Ehefrau und seinem Sohn Günther zunächst in die Schweiz, 1934 nach Frankreich und 1939 in die USA .

Einzelnachweise[Bearbeiten]