Wesentliches Zwiegespräch

Das Zwiegespräch ist laut Duden ein zumeist vertrauliches Gespräch oder ein Gedankenaustausch zwischen zwei Personen. Der Begriff Zwiegespräch bekam durch den Psychotherapeuten und Sachbuchautoren Michael Lukas Moeller eine neue Bedeutung. Moeller entwickelte eine Selbsthilfemethode für Paare, die er „wesentliches Zwiegespräch“ nannte.

Methode

Kern des wesentlichen Zwiegesprächs ist laut Moeller , dass beide beteiligten Partner immer bei sich bleiben. Kritik am anderen oder der Versuch, den anderen zu interpretieren, sollte vermieden werden. Das wesentliche Zwiegespräch ist keine Diskussion, sondern für die Beteiligten die Möglichkeit, aus ihrer Lebenswirklichkeit zu erzählen.

Für die Durchführung eines wesentlichen Zwiegesprächs gibt es eine Anleitung:

• Ein Zwiegespräch sollte eineinhalb Stunden dauern, dieser Termin wird vereinbart. Keiner der beiden Partner sollte durch diesen Termin auf etwas verzichten müssen.
• Bei einem wesentlichen Zwiegespräch sollten die Partner in einer angenehmen, ungestörten Atmosphäre gegenüber sitzen.
• Jeder der beiden Beteiligten spricht eine Viertelstunde, dann wird gewechselt, jeder hat also drei Mal eine Viertelstunde für sich.
• Jeder erzählt während seiner Sprechzeit, was ihn/sie am meisten bewegt, egal ob innerhalb oder außerhalb der Beziehung.
• Jeder bleibt während seiner Sprechzeit immer bei sich, die Welt des anderen ist im Zwiegespräch tabu.
• Schweigezeit wird toleriert.
• Das wesentliche Zwiegespräch wird pünktlich begonnen und beendet und nicht verkürzt oder verlängert.

Wirkung

Das wesentliche Zwiegespräch, dessen Grundlage im Prinzip der Selbsthilfegruppe verankert ist, soll den Beteiligten eine Entwicklungschance bieten.

Im wesentlichen Zwiegespräch sollte die Selbstwahrnehmung gesteigert werden, beide Beteiligten sollten lernen, wesentlich von sich zu sprechen (abseits der Alltagsgespräche), dem anderen zuzuhören, sich Anerkennung zu geben, sich einander zuzuwenden sowie dialogfähig und konfliktfähig zu werden. Außerdem sollte gelernt werden, die Bedürfnisse des anderen als gleichrangig mit den eigenen anzuerkennen.

Durch diese Steigerung der wechselseitigen Einfühlung soll die schleichende Beziehungslosigkeit erkannt und überwunden werden. Die Fähigkeit, zu reden und zuzuhören, dem Partner bzw. der Partnerin Raum zu geben und bewusst hinter die Oberflächlichkeiten zu blicken, entwickelt sich laut Moeller von selbst weiter und funktioniert nach der Grundlage "learning by doing".

In seinen Büchern zu den wesentlichen Zwiegesprächen bringt Moeller Beispielszenen, die die Vorgangsweise und Wirkung der Zwiegespräche darstellen sollen.

Besonderheiten

Bei einem wesentlichen Zwiegespräch geht es vor allem darum, aus der eigenen Lebenswirklichkeit zu berichten, ohne sich Kommentare oder Fragen zum Gesagten zu erwarten. Vor allem für Menschen, die lösungsorientiert geprägt sind und als Zuhörer im Rahmen eines wesentlichen Zwiegesprächs dazu verpflichtet sind, keine Lösungen anzubieten, keine Kommentare zu geben, kann dies eine enorme Erleichterung bedeuten. Für den Zuhörer erwachsem aus dem wesentlichen Zwiegespräch keinerlei Aufgaben oder Verpflichtungen, es gilt lediglich, aufmerksam zuzuhören.

Da sich die Beteiligten bewusst zu einem wesentlichen Zwiegespräch verabreden, geben sie eine Absichtserklärung ab, dem anderen tatsächlich zuzuhören – ohne Kommentare und Anmerkungen.

Weblinks

• Célia Maria Fatia: Glücksbedingungen in der Partnerschaft. (Eine Anleitung zum Zwiegespräch.) In: Staatsinstitut für Frühpädagogik, München 2010
• dyalog Zwiegespräche – eine begleitete Selbsthilfemethode
• Zum Nachhören: podcast "Zwiegespräch"

Einzelnachweise

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