Web-individualschule

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web-individualschule
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Gründung 2002
Ort Bochum
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 28′ 34″ N, 7° 13′ 8″ O51.4760387.218769Koordinaten: 51° 28′ 34″ N, 7° 13′ 8″ O (Karte)
Lehrkräfte 10
Leitung Sarah Lichtenberger
Website http://www.web-individualschule.de

1. Die Schule[Bearbeiten]

Die web-individualschule Bochum ist eine Fern- bzw. Internetschule, die ihren Hauptsitz in Bochum hat. Sie wurde 2002 gegründet und ist ein Unternehmen in privater Trägerschaft. Die Schule erhielt die Zertifizierung zur Fernschule von der staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht, der zuständigen Behörde im Sinne des Gesetzes zum Schutz der Teilnehmer am Fernunterricht. Ohne diese Zulassung dürfen Fernlehrgänge in Deutschland nicht angeboten oder beworben werden.

Ausgehend von der Differenzierung des deutschen Bildungssystems ordnet sich die Schule als privater Fernlehrträger ein, der keinen Ersatz für eine öffentliche Regelschule darstellt. Daher muss für den Besuch der Schule eine Schulpflichtbefreiung erwirkt werden, die beglaubigt, dass die Beeinträchtigungen des Schülers einen Besuch der Regelschule nicht ermöglichen. Die web-individualschule kooperiert mit verschiedenen externen Bildungseinrichtungen, an denen die Schüler eine staatliche Abschlussprüfung absolvieren können. Die web-individualschule kann die Beschulung unabhängig von staatlichen Lehrplänen und Zeitstrukturen individuell gestalten, ist jedoch nicht berechtigt, Prüfungen abzunehmen oder offizielle Zeugnisse auszustellen, so dass zur Erfüllung von Abschlüssen die Kooperation mit externen Bildungsträgern unablässig ist.


2. Die Schüler[Bearbeiten]

Die Schule nimmt sich Kindern und Jugendlichen an, die aus den verschiedensten Gründen im herkömmlichen Schulsystem nicht mehr erreicht werden können. Es handelt sich dabei vor allem um Schüler, die eine diskontinuierliche Schullaufbahn und zusätzlich ein erhöhtes Maß an Heimkarrieren, Verhaltensauffälligkeiten, beeinträchtigenden psychischen oder physischen Krankheitsbildern, Psychiatrieaufenthalten, Suchtproblematiken oder Delinquenz und auch Haftstrafen aufweisen. Oftmals sind sie Opfer von physischer und psychischer Gewalt im Elternhaus geworden. Diese Schüler sind oft in intensiver sozialpädagogischer Betreuung, die eine Unterstützung zur späteren sozialen Integration bietet und zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung verhelfen soll. Da diese Jugendlichen zum Teil schon in jungen Jahren einer solchen Maßnahme zugewiesen werden können, muss die Bildungspflicht erfüllt werden. Oftmals befinden sich die Unterbringungsstandorte der Teilnehmenden jedoch im sprachfremden Ausland oder eine (verfrühte) Reintegration in einen Klassenverband muss aufgrund der risikoreichen Verhaltensauffälligkeiten und der mangelnden Vorkenntnisse ausgeschlossen werden. Eine Fernbeschulung über die web-individualschule hat sich in beiden Fällen als gute Alternative erwiesen. Die Zielgruppe der web-individualschule war zu Beginn beschränkt auf die Jugendlichen in außerschulischen und indivdidualpädagogischen Maßnahmen. Mittlerweile melden jedoch auch immer mehr Privatpersonen ihre Kinder an der Schule an.  


Dabei handelt es sich vor allem um Schüler, die aufgrund starker psychischer Einflüsse, Behinderungen oder sozialer (Entwicklungs-)Störungen mit der Regelschule überfordert waren und den Schulbesuch verweigerten. Die Kinder und Jugendlichen mit entwicklungsgestörten Krankheitsbildern leiden vor allem unter ADHS, ADS, LRS, Dyskalkulie oder Legasthenie, so dass sie mit Materialien, die einen besonders hohen spielerischen Aufforderungscharakter aufweisen, beschult werden müssen, die die web-individualschule passgenau anbietet. Schülerinnen und Schüler mit psychischen Störungen weisen unterschiedliche Krankheitsbilder oder Beeinträchtigungen auf, die von einer Schulphobie oder Auto-Aggressivität über generalisierte Angststörungen reichen, beispielsweise verursacht durch Mobbing oder ein Amoklauferlebnis. Diese Jugendlichen sind trotz ihrer normalen geistigen Fähigkeiten nicht mehr in der Lage, die Regelschule zu besuchen. Die web-individualschule ermöglicht ihnen eine Beschulung von zu Hause aus, die die tagesformabhängigen psychischen Belastungen berücksichtigt, dabei jedoch einen konsequenten persönlichen Kontakt zu einer Bezugsperson anbietet. Weiterhin hat die Schule sich auf Kinder mit dem Asperger-Syndrom spezialisiert. Dieses Krankheitsbild ist im Vergleich zum Autismus weniger bekannt und vor allem weniger auffällig, so dass in vielen Fällen eine entsprechende Diagnose ausblieb oder nur vermutet wurde. Daher werden die Kinder oft in einer Regel- oder Förderschule untergebracht, in denen jedoch nicht immer eine angemessene Förderung stattfinden kann. Im Gegensatz zu Autisten sind Kinder mit dem Asperger-Syndrom in der Lage, sich mit ihrem Umfeld auseinander zu setzen. Dabei ist jedoch ein erhöhtes Maß an Empathielosigkeit und Interaktionsschwierigkeit in sozialen Kontakten gegeben, so dass das unwissende Umfeld das Verhalten als abweisend missinterpretiert und in Konsequenz eine Ausgrenzung stattfinden kann. Zusätzlich können auch beim Asperger-Syndrom auffällige Spezialinteressen und Inselbegabungen gegeben sein, die entsprechend gefördert werden sollten. Die passgenaue Förderung und das gleichzeitige Ausbleiben überfordernder sozialer Interaktionen empfiehlt die Beschulung der web-individualschule als bedarfsgerechte Alternative zu herkömmlichen Schulen. Durch eine schulinterne Fortbildung einzelner Lehrkräfte können seit jüngster Zeit auch gehörlose Schüler unterrichtet werden, die in ihrer bisherigen Schulkarriere wenig oder falsch gefördert wurden, so dass die Entwicklungsverzögerungen mittlerweile so gravierend sind, dass altersbedingt auch Förderschulen keine adäquate Beschulung in der Klasse gewährleisten können. Auch der Beschulung von jungen Leistungssportlern, Künstlern oder Schauspielern nimmt sich die web-individualschule an. Diese Schüler suchen in der Regel lediglich während ihres Lebens „on Tour“ als Ergänzung zu ihrer eigentlichen Regelschule eine Beschulung, die sich flexibel an den Tagesablauf anpassen kann.


Begonnen hat die Schule 2002 mit acht Schülern; aktuell werden zwischen 50 und 60 Jugendliche beschult. Der Altersdurchschnitt liegt zum jetzigen Zeitpunkt bei fünfzehn Jahren, in einem Bereich von zehn bis zwanzig Jahren. Von den Teilnehmenden sind circa zwei Drittel Schüler und ein Drittel Schülerinnen. Ungefähr die Hälfte der Jugendlichen wird durch die Jugendhilfe und das Jugendamt im Rahmen von pädagogischen Hilfemaßnahmen finanziert, während die andere Hälfte die Beschulung privat bezahlt.

3. Die Lehrer[Bearbeiten]

Zur Zeit sind fünf Lehrer an der web-individualschule beschäftigt. Eine Lehrkraft unterrichtet maximal 15 Schüler. Alle Lehrer haben Zusatzqualifikationen im IT- Bereich und sind mit dem erforderlichen technischen und medialen Zubehör ausgestattet. Zur Gewährleistung der Ausstattung und fachlichen Unterstützung kooperiert die Schule mit einem technischen Dienst. Eine zentrale Rolle des Lehrpersonals besteht darin, gemeinsam mit den Schülern deren Potentiale zu entdecken und Hilfestellungen zu geben, diese auszuprobieren und eine eigene Lernorganisation zu entwickeln. Ein Lehrer unterrichtet den Schüler in allen aktuell relevanten Fächern und bezüglich der individuellen Schülerinteressen. Die Fächer erstrecken sich von Mathematik, Deutsch und Englisch über Biologie, Geschichte und Erdkunde bis hin zu Arbeitslehre, Gesellschaftslehre, Physik und weiteren Fremdsprachen. Die schülereigenen Interessen gehen in unterschiedlicher Art und Intensität über diese Fächer hinaus. Folglich wird von den Lehrern eine hohe fachliche Kompetenz verlangt, obwohl sie dabei eher die Funktion eines Lernmoderators als die eines Fachkundelehrers haben. In vielen, besonders in interessensgeleiteten Bereichen kommt es sogar dazu, dass der Schüler dem Lehrer inhaltlich voraus ist oder der Lehrer selbst recherchieren muss, um eine Frage zu beantworten oder einen Sachverhalt erklären zu können. Diese Tatsache ist allerdings erfahrungsgemäß ein motivationsfördernder Faktor. Das schultypische Wissensungleichgewicht wird aufgehoben, so dass auch Schüler, die mit mangelnder Selbstwirksamkeit zu kämpfen haben, ihre eigenen guten schulischen Leistungen realisieren können. Neben der inhaltlichen Beschulung ist es weiterhin die Aufgabe des Lehrers, die persönliche Beziehung zwischen ihm und dem Schüler zu stärken, ohne dabei eine klare Distanz zu vernachlässigen. Dieser „Rollenspagat“ ist ebenfalls der Lernmotivation förderlich, da Fremdbestimmungsaversionen oder -ängste durch positive Erfahrungen gelöst werden. Dafür ist es besonders wichtig, eine Vertrauensbasis zwischen Lehrer und Schüler herzustellen, die einem schulaversiven Jugendlichen ausreichend Anreiz bietet, sich mit den schulischen Inhalten zu beschäftigen.  


Durch die Bindung werden kooperative Kompetenzen gestärkt, die gegenseitige Akzeptanz gefördert, Empathie entwickelt und Konfliktfähigkeit nähergebracht. Bei der Beschulung handelt der Lehrer also im Sinne der positiven Verhaltensmodifikation, indem er einen erlebbaren Erfolg organisiert. Er arrangiert die sachlichen, interaktiven und sozialen Lernzusammenhänge des schulischen Umfeldes und fördert das erwünschte Verhalten – nämlich das schulische Lernen – durch systematische positive Verstärkung.

4. Die Grundsätze[Bearbeiten]

Die Beschulung der web-individualschule orientiert sich an folgenden Grundsätzen: Individueller Such- und Erkundungsprozess: Der Prozess des Selbstentdeckens schulischer Inhalte durch den Schüler wird als Chance auf selbstgesteuertes Lernen betrachtet. Dazu werden die vorgegebenen Fachcurricula ausgeblendet, so dass die Themenwahl vor allem zu Beginn durch den Schüler weitgehend selbst bestimmt wird. Gleichzeitig darf die schulische Förderung nicht von sozial verantwortlicher Lebensführung getrennt werden, die ebenfalls zum Thema der Beschulung gemacht wird.

Differenziertes Lehrangebot:[Bearbeiten]

Ein individuell mit dem Schüler erstellter Lehrplan beschränkt anfänglich den Lernstoff auf den Leistungsstand und das Leistungsvermögen des Schülers, so dass vor allem die vorhandenen Fähigkeiten gestärkt werden und anschließend darauf aufgebaut werden kann.

Arbeitsmaterialien:[Bearbeiten]

Ein Großteil der Lernmaterialien weist einen ansprechenden und motivierenden Aufforderungscharakter auf. Die zur jeweiligen Beschulung angewandten Materialien orientieren sich weiterhin an den Interessen, Lebenswelten und Ressourcen der Jugendlichen.

Web-Didaktik:[Bearbeiten]

Über das zeitgemäße Medium Internet und der damit verbundenen Nutzung eines Computers, sowie eines eigens für diese Zwecke entwickelten Lernprogramms wird ein zusätzlicher Anreiz hergestellt, der das selbstgesteuerte, eigenständige Lernen fördert und gleichzeitig ortsungebunden ist.


Kooperative Beschulung:[Bearbeiten]

Die Einzelbeschulung per Internet und der damit verbundene persönliche Kontakt zwischen Lehrer und Schüler schaffen – trotz der Distanz – eine vertrauensvolle und kooperative Lernatmosphäre. Hierzu ist vor allem ein schnelles Feedback-System notwenig, das mittels der internetgestützten Beschulung via Email, Chat, Videokonferenz und Telefon gewährleistet wird.

Einzelbeschulung:[Bearbeiten]

Der Verzicht auf Lerngruppen oder Klassenverbände erleichtert gruppenunfähigen Schülern die Konzentration auf den Lernstoff. Besonders lernschwachen Schülern wird durch die Einzelbeschulung der Konkurrenzdruck durch weitere Mitschüler genommen.

Zielorientierte Verabredung:[Bearbeiten]

Durch fähigkeitsorientierte Verabredungen, die für den Schüler realistische und nahe Ziele darstellen, werden schrittweise Erfolgserlebnisse aufgezeigt. Das Kennenlernen und Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit machen eine Disziplinierung seitens des Lehrers überflüssig, da aus den erreichten Zielen die erwünschte schulische Motivation resultiert.

Anschlussfähigkeit:[Bearbeiten]

Den Schülern wird eine qualifizierte Beschulung mit dem Ziel angeboten, die Reintegration in die Regelschule oder einen externen Schulabschluss zu erreichen. Die Anschlussfähigkeit des erworbenen Abschlusses oder des erlernten Wissens wird gewährleistet und durch die beratende Funktion des Lehrers unterstützt.

5. Die Testung[Bearbeiten]

Zu Beginn der Beschulung führt die web-individualschule eine Testung des Leistungsstandes des Schülers durch. Dafür hat die Schule ein ebenfalls spielerisch gestalteter Einstufungstest mit zwei Schwierigkeitsgraden entwickelt. Gleichzeitig werden die persönlichen Interessensmerkmale mithilfe eines Kennenlernbogens erfasst. Eine Testung bereits zu Beginn der Beschulung soll eine Unter- bzw. Überforderung während der Beschulung vermeiden und eine negative Beeinflussung der einleitenden Motivationsphase umgehen. Außerdem sollen die so gewonnene Kenntnisse über die Interessen, Hobbies, Wünsche und Ziele des Schülers dem Lehrer ermöglichen, ideal passendes Lernmaterial zusammenzustellen. Der Test wird ausführlich dokumentiert und bewertet. Die vollständige Testauswertung erhalten das Jugendamt als Kostenträger, der zuständige Koordinator des Maßnahmeträgers oder auch die Eltern, falls es sich um eine Privatfinanzierung der Beschulung handelt.

6. Die Beschulung[Bearbeiten]

6.1. Web-basiertes Lernprogramm[Bearbeiten]

Die Schule verfügt über ein internetgestütztes Lernprogramm, welches eigens für die Zwecke der Individualförderung entwickelt und programmiert wurde. Das spielerisch gestaltete Programm verschafft jedem Schüler einen eigenen virtuellen Raum, in dem er mit seinemLehrer unmittelbar oder zeitversetzt kommunizieren kann. Dies ist sowohl per Chat als auch per Videokonferenz möglich. Weiterhin werden dort die auf ihn zugeschnittenen Arbeitsmaterialien hinterlegt, die zur Bearbeitung herunter- und anschließend zur Korrektur wieder hochgeladen werden können. Je nach Art und Anforderung können die Aufgaben am Computer bearbeitet werden, oder sie müssen zur handschriftlichen Bearbeitung ausgedruckt werden. Alle versandten Materialien werden chronologisch abgespeichert, so dass sowohl Lehrer als auch Schüler die Möglichkeit haben, ständig auf alte Unterlagen zurückzugreifen. Während der Bearbeitung der Arbeitsaufgaben hat der Schüler die Möglichkeit, den Lehrer um Rat oder Hilfestellungen zu bitten, da dieser zu den regelmäßigen Arbeitszeiten innerhalb des Lernprogrammes oder per Telefon ansprechbar ist. In der Anfangsphase der Beschulung wird die internetbasierte Lernförderung besonders umfänglich begleitet, bis ein sicherer Umgang mit den elektronischen Medien festgestellt werden kann. Anschließend verringern sich die Anleitungen des Lehrers kontinuierlich, damit der Schüler nach und nach an das selbstgesteuerte Lernen herangeführt wird. Dieses Format soll die (räumliche) Distanz zwischen dem Lehrer und Schüler überwinden, die Motivation durch den Anreizcharakter des elektronischen Lernens steigern sowie die Eigeninitiative und Selbstständigkeit des Schülers fördern. Zusätzlich werden auch grundlegende Medienkompetenzen vermittelt, die im zukünftigen Lebensweg durch die sich wandelnde Wissensgesellschaft – sei es in der Schule oder im Beruf – immer wichtiger werden. Die Handlungsfähigkeit, die bewusste Zielverfolgung und die Lernkompetenzen werden gesteigert, da die Lernsituation die eigenständige Lösung von Problemstellungen vermittelt.

6.2. Gemeinsame Verantwortung[Bearbeiten]

Bei der aktiven Beschulung liegt der Schwerpunkt bei der Kommunikation und einem guten Lernklima. Dies beinhaltet den gegenseitigen Respekt ohne Etikettierungen und eine geteilte Verantwortung. Dafür werden im Vorfeld gemeinsame Regeln aufgestellt und schrittweise Ziele vereinbart, die den Jugendlichen nicht drängen, sondern auffordern und die sich an seinem persönlichen Tempo orientieren. Der Schüler wird auf Basis seiner Testergebnisse leistungsgemäß eingeschätzt, indem vor allem eine Orientierung an den Stärken und der gesamten Persönlichkeit stattfindet. Dabei werden u.a. mögliche negative Schulerfahrungen berücksichtigt. Bei gravierenden Defiziten der Basiskompetenzen wird der Lernstoff interessensgerecht auf einen Minimallehrplan beschränkt. Der Unterrichtsverlauf ist dabei flexibel und variantenreich, da eine veränderte Lebenssituation (z.B. eine Auslandsmaßnahme) auch einen angepassten Unterricht benötigt. Es wird bewusst auf standardisierte Curricula verzichtet, um die Freiwilligkeit und Teilnahme zu fördern und die Selbststeuerung der Schüler zu reaktivieren beziehungsweise die vorhandenen Lernbarrieren abzubauen.

6.3. Interaktive Regelmäßigkeit[Bearbeiten]

Zusätzlich wird besonderer Wert auf interaktive Regelmäßigkeit gelegt, die durch ein gegenseitiges Rückmeldesystem gewährleistet wird. Ein schulabsenter Jugendlicher muss also durch ein klares Regelwerk, das er selbst mitgestalten kann, wieder an den Schulalltag herangeführt werden. Das methodische Beschulungs- und Lernverfahren kann jedoch nie eindeutig vordefiniert werden und wird daher bei Signalwirkungen des Verhaltens, zum Beispiel Rückzugsverhalten oder Reizbarkeit, verändert. Bei besonders schwer zugänglichen Schülern wird ein weiterer Nachhilfelehrer vor Ort beschäftigt, der zusätzlich einen persönlichen Kontakt gewährleistet. Außerdem sind auch in der Schule selbst verabredete Präsenzphasen in einem speziell eingerichteten Raum möglich, allerdings in erster Linie für die Jugendlichen, die nicht unweit von der Schule entfernt leben.

6.4. Passgenaue Materialien[Bearbeiten]

Die Materialien der web-individualschule sind sowohl für sehr leistungsschwache, für schulaversive, als auch entsprechend der individuellen Wünsche und Interessen der Schüler erstellt worden und weisen daher einen hohen und spielerischen Aufforderungscharakter auf. Im Repertoire befinden sich nahezu 5.000 Arbeitsblätter, die den Lehrern digital zugänglich sind. Weiterhin arbeitet die Schule mit öffentlichen und vertraglich zugesicherten Lehrwerken und Lektüren (Kapitel 4.1.1.). Auch lebensweltliche Materialien, wie Jugendzeitschriften, Filme, Sportmagazine oder Musik können zum rein motivierenden Einstieg in das schulische Arbeiten herangezogen und gemeinsam mit dem Schüler ausgesucht werden. Sollten zu speziellen Sachgebieten keine Arbeitsblätter vorhanden sein, erstellen Lehrer und Schüler gemeinsam kleine Aufsätze oder Facharbeiten, die Kreativität und Kooperationsfähigkeit wecken oder anspornen können.  Vor allem zu Beginn einer Beschulung werden ausschließlich Bereiche bearbeitet, die sich der Schüler selbst ausgesucht hat und die ihn nicht überfordern, um überhaupt einen Tätigkeitsanreiz zu gewährleisten. Schüler, die das Ziel entwickeln, einen Schulabschluss zu schaffen oder wieder zurück in die Regelschule wollen, arbeiten im ersten Fall analog zu den Lehrbüchern und den geltenden Lehrplänen des zweiten Bildungsweges der Bezirksregierung Arnsberg oder im zweiten Fall mit den entsprechenden Materialien der anschließenden Schule. Der geringe Spielraum bei diesen Materialien wird durch den individuellen Vermittlungscharakter vergrößert und durch interessensbezogene Sachgebiete ergänzt.

6.5. Individuelles Leistungsvermögen[Bearbeiten]

Die Schüler werden konsequent dazu angehalten, die Unterlagen entsprechend ihres Niveaus zu bewerten. Dazu kann in der Fußzeile eines jeden Arbeitsblattes angekreuzt werden, ob die Materialien angemessen, zu leicht oder zu schwer waren bzw. ob der Inhalt interessant oder langweilig war. Durch die Einschätzung kann der Lehrer passgenaue Hilfestellungen bei Lernschwierigkeiten oder Verständnisproblemen und bei methodischen oder medialen Einzelfragen geben. Nach der Korrektur der bearbeiteten Materialien finden ein unmittelbares, Stärken gewichtendes Feedback und eine klare Einschätzung des aktuellen Leistungsvermögens statt. Die Positivkorrektur zielt darauf ab, den Schüler durch Aufzeigen seiner Erfolge und Fortschritte zu bestärken und ihn an die aktive Teilnahme an der Beschulung zu binden.

7. Die Lernstandsberichte[Bearbeiten]

Im halbjährigen Turnus fertigen die Lehrer Lernstandsberichte an, die den Verlauf der Beschulung und den bisherigen Fortschritt nachweisen. Sie dokumentieren die aktuellen und neu gewonnenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen des Jugendlichen und beschreiben die Motivation, die Konzentrationsfähigkeit, die Selbstständigkeit und die Lernbereitschaft. Indikatoren für eine verlässliche Einschätzung sind dabei die materielle und inhaltliche Vollständigkeit der zurückgesandten Materialien, die Qualität der Lernleistung im Verhältnis zur Bearbeitungszeit, die Zuverlässigkeit bei Absprachen zwischen Lehrer und Schüler, die Sorgfalt und das Erscheinungsbild der bearbeiteten Materialien und auch die freiwillige Inanspruchnahme der beratenden Funktion des Lehrers oder Betreuers. Die Beurteilung erfolgt nicht auf der Basis von Noten, sondern in Form von schriftlichen Gutachten, da es der Schule gesetzlich nicht gestattet ist, den staatlichen Zeugnissen ähnelnde Dokumente auszustellen. Ferner ermöglicht es diese Form der Beurteilung, sehr differenziert über den schulischen Lern- und Leistungsstand zu berichten und einen Zusammenhang zwischen individuellen und sozialen Faktoren herzustellen. Diese können im weiteren Verlauf eine bessere Anregung zur Lern- und Leistungssteigerung geben als numerische Noten.

8. Die Prüfungen[Bearbeiten]

Durch die entstehende realistische Aussicht auf einen Schulabschluss strebt ein Großteil der Jugendlichen nach einiger Zeit einen staatlich anerkannten Schulabschluss der Sekundarstufe I an. Diese werden ein- bis zweimal jährlich jeweils an externen Bildungseinrichtungen angeboten. Es können der Hauptschulabschluss nach Klasse 9 oder 10 oder auch ein Realschulabschluss absolviert werden. Die Lehrer begleiten Ihre Schüler bei den Prüfungen, um sie auch vor Ort unterstützen zu können. Außerdem wird bei großen Prüfungsängsten im Vorfeld eine persönliche Schulbegehung vereinbart, damit die Räumlichkeiten bei der Prüfung bereits bekannt sind. Für besonders angstbehaftete Schüler können darüber hinaus Einzelräume in der Prüfung organisiert werden, damit die der Prüfungserfolg nicht durch eine gruppenbedingte Stresssituation beeinträchtigt wird. Sofern es die örtliche Situation zulässt, werden insbesondere in den Wochen vor den Prüfungen Präsenzphasen mit den Schülern vereinbart. Diese können schülerabhängig sowohl mit mehreren Jugendlichen stattfinden als auch im Einzelunterricht. Das Lernen in den Räumlichkeiten der web-individualschule ermöglicht es, die relevanten Inhalte nochmals intensiv und anforderungsorientiert zu widerholen.

Weblinks[Bearbeiten]

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