Walter Kruschewski
Walter Kruschewski[1] (* Januar 1908) war ein deutscher Jurist. Während der deutschen Besatzungszeit in Polen war er Richter am Sondergericht Bromberg (SG Bromberg). Nach dem Krieg übte er eine Tätigkeit als Richter am Oberlandesgericht Hamm aus.
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[Verbergen]Juristischer Werdegang[Bearbeiten]
Als Sohn eines Volksschullehrers studierte er Rechtswissenschaften. Mit der Arbeit Bedingtes Eigentum[2] erlangte er den Dr. jur. an der Universität Rostock. Als Assessor betätigte er sich am Kammergericht Berlin. Ab dem 1. September 1938 übte er als Landgerichtsrat am Landesgericht Schneidemühl das Richteramt aus.[3] Vom 11. September 1939 bis Februar 1942 wurde er an das SG Bromberg versetzt.
Todesurteile am SG Bromberg[Bearbeiten]
Am SG Bromberg war Kruschewski an zahlreichen Todesurteilen beteiligt[4]:
- den Polen Stanislaw Rolnicki am 2. Dezember 1940
- den Polen Bronislaw Brdak am 17. Dezember 1940
- den Polen Michael Bagrowski am 6. Mai 1941
- die Deutschen Kurt Vanhauer und Ina Vanhauer am 14. Januar 1942
- u.a. den Polen Staniuslaus Walasiak am 3. Febraur 1942
Der 16-jährige Arbeiter Michael Bagrowski beging eine Tat vor der deutschen Besetzung von Bromberg im September 1939. Wegen Schweren Landfriedensbruchs nach dem Recht für Erwachsene wurde er von Kruschewski und dem Richter Richard Michalowski zum Tode verurteilt. Er hatte einen Einbruchsdiebstahl bei einem Volksdeutschen mit einem Komplizen begangen.[5]
Nachkriegszeit[Bearbeiten]
Da er nicht Mitglied der NSDAP während der NS-Zeit gewesen war, wurde er nicht durch die Entnazifizierung belastet. Schon im März 1946 wurde er wieder in den Justizdienst in Nordrhein-Westfalen übernommen und im Dezember 1947 zum Oberlandesgerichtsrat befördert.[6]
Im Zuge der Überprüfung von Richtern, die im NS-Regime an "exzessiven" Todesurteilen beteiligt waren, wurde auch Kruschewski in seiner Tätigkeit von 1961 am Oberlandesgericht Hamm in einer Liste aufgeführt.[7] Kruschewski, im Jahre 1961 gerade 53 Jahre alt, wollte nicht in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Der zuständinge Landesjustizminister versetzte ihn trotzdem auf seinen Antrag im November 1962 gemäß § 116 des Deutschen Richtergesetzes in den Ruhestand.[6]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- Hochspringen ↑ In polnischen Quellen wird Kruschewski mit "Josef Kruschewski" aufgeführt. Offensichtlich hatte Kruschewski mehrere Vornamen
- Hochspringen ↑ Walter Kruschewski: Bedingtes Eigentum. Werneburg, Lübbecke 1936, DNB 570506220, OCLC 459920567.
- Hochspringen ↑ Kalender für Reichsjutizbeamte für das Jahr 1939, 2. Teil, Berlin S. 307
- Hochspringen ↑ Ausschuß für Deutsche Einheit (Hrsg.): Gestern Hitlers Blutrichter - heute Bonner Justiz-Elite. Berlin 1957, OCLC 312552491, S. 17.
- Hochspringen ↑ Tödlicher Pelz. In: Der Spiegel. Nr. 29, 1961, S. 24–26 (online – 12. Juli 1961).
- ↑ Hochspringen nach: 6,0 6,1 Peter Lindemann: Pommersche Gerichtsbarkeit - Oberlandesgerichtsbezirk Stettin. Ludwig, Kiel 2007, ISBN 978-3-937719-46-7, S. 164.
- Hochspringen ↑ Sonja Boss: Unverdienter Ruhestand: Die personalpolitische Bereinigung belasteter NS-Juristen in der westdeutschen Justiz. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1462-6, S. 277.
Personendaten | |
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NAME | Kruschewski, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Kruschewski, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist |
GEBURTSDATUM | Januar 1908 |