Würzburger Kreis

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Der Würzburger Kreis (WK) war ein von 1970 bis 1971 innerhalb des Coburger Convents (CC) gebildeter Zusammenschluss von Mitgliedsbünden, der sich unter der Führung der Landsmannschaft Teutonia Würzburg für die uneingeschränkte Beibehaltung des Mensurfechtens als Voraussetzung einer Mitgliedschaft im CC einsetzte. Er konnte sich 1971 mit großer Mehrheit gegen Bestrebungen, das Mensurfechten abzuschaffen und gegebenenfalls durch Sport zu ersetzen, durchsetzen. Durch sein Wirken blieb der CC neben dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) und dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) bis heute einer der drei großen pflichtschlagenden Korporationsverbände.

Krise der Studentenverbindungen in den 1960er-Jahren[Bearbeiten]

In der Westdeutschen Studentenbewegung der 1960er-Jahre gerieten u. a. auch die mensurfechtenden („schlagenden“) Verbindungen trotz enorm gestiegener Studentenzahlen in eine Nachwuchs- und Identitätskrise. Im KSCV war es bereits 1958 durch das Corps Palatia Bonn zu einer ersten Kontroverse über die Bestimmungsmensur gekommen. 1971 traten vier weitere Corps aus dem Verband aus, weil sie das Fechten vollkommen abschaffen wollten. Im WSC war 1965 das Corps Bavaria Karlsruhe, das auf nur zwei Pflichtpartien bestanden hatte, ausgetreten. Die Deutsche Burschenschaft gab das Fechtprinzip auf und führte 1966 das fakultative Fechten als Verbandsprinzip ein.

Bei den im CC zusammengeschlossenen Landsmannschaften und Turnerschaften gab es ebenfalls Mitgliedsbünde, die das Fechtprinzip ganz oder teilweise aufgeben und durch sportliche Aktivitäten ersetzen wollten. Im Oktober 1970 gründete die Marburger Turnerschaft Philippina einen „Arbeitskreis zur Aktivierung des Sports“. Dieser „Marburger Kreis“ versuchte auf den Coburger Pfingstkongressen 1968 und 1969 das fakultative Fechten als Verbandsprinzip durchzusetzen, was beide Male scheiterte.[1] Auf dem Pfingstkongress 1970 (16. bis 19. Mai) sah sich der CC schließlich einer Zerreißprobe ausgesetzt. Philippina hatte dem CC mitgeteilt, dass sie ab dem 1. Juni 1971 das fakultative Fechten einführen und die Verbandspflicht, für ihre Mitglieder mindestens zwei Pflichtmensuren vorzuschreiben, nicht mehr anerkennen werde. Die Landsmannschaft Plavia-Cheruscia zu München (seit 2010 aufgegangen in der Landsmannschaft Plavia-Arminia Leipzig) beantragte daraufhin, die Antragstellerin aus dem CC auszuschließen. Dies scheiterte aus formalen Gründen.[1]

Beibehaltung des Fechtprinzips im Coburger Convent[Bearbeiten]

Kurz zuvor hatte Teutonia Würzburg am 12. Mai 1970 einen „Arbeitskreis Fechten“ gegründet und interessierte CC-Mitgliedsbünde zum Beitritt aufgefordert. Sie ließ sich dabei von der Überzeugung leiten, dass nicht das Mensurfechten, sondern der vorherrschende Zeitgeist der wahre Grund für den Nachwuchsmangel sei.[1] Die konstituierende Sitzung des Arbeitskreises fand am 27./28. Juni 1970 in Würzburg statt. Erschienen waren außer der Einladenden die Turnerschaft Asciburgia Würzburg, die Turnerschaft Ghibellinia zu Heidelberg, die Landsmannschaft Hasso-Borussia Marburg, die Landsmannschaft Hercynia Mainz, die Landsmannschaft Neoborussia Halle zu Freiburg, die Landsmannschaft Niedersachsen (Hannover), die damalige Landsmannschaft Plavia-Cheruscia zu München, die Landsmannschaft Rhenania Münster, die Landsmannschaft Teutonia Heidelberg-Rostock sowie die Landsmannschaft Verdensia (Göttingen). Es wurde folgender Beschluss gefasst: „Der Würzburger Kreis (WK) (Arbeitsgemeinschaft zur Aktivierung des Mensurgedankens) ist ein Zusammenschluß von Bünden des CC mit dem vornehmlichen Ziel, den Mensurgedanken zu pflegen. Er stützt sich bei seinen Vorstellungen auf die vorliegende Satzung des CC.“ Zur Geschäftsführenden wurde Teutonia Würzburg gewählt.[1]

Der WK fand im Coburger Convent große Beachtung. Der Präsidialausschuss sowie der Vorstand des Verbands Alter Herren des Coburger Convents (AHCC) schlossen sich in einem Präsidialbrief vom Dezember 1970 dem Appell des WK „zur Sammlung aller mensurbeflissenen Korporationen“ an.[2] Nach fünf Sitzungen (in Freiburg bei Neoborussia Halle, in Heidelberg bei der Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania, in Bonn bei der Landsmannschaft Salia Bonn sowie in Würzburg beschloss der WK die entscheidende Forderung: Unterwerfung des Marburger Kreises oder dessen Ausschluss. Er ließ keinen Zweifel aufkommen, dass die ihm angehörenden Korporationen entschlossen seien, im Fall ihres Unterliegens den CC zu verlassen. Vorsorglich gründeten die WK-Bünde bereits einen Ersatzverband mit dem Namen „Coburger Senioren-Convent — CSC –“.

Bevor eine zwischenzeitlich durch das CC-Präsidium eingesetzte „Verbändekommission für Verfassungsfragen“ Ergebnisse vorlegen konnte, berief die damalige Präsidierende des CC, Neoborussia Halle zu Freiburg, zum 1. Mai 1971 einen außerordentlichen Generalconvent nach Gießen mit dem einzigen Tagesordnungspunkt „Die Mensur als Verbandsprinzip“ ein. Eine endgültige Entscheidung sollte dieser Convent aber nicht treffen. Eine Probeabstimmung ergab, dass sich 76,9 % der Abstimmungsberechtigten zur Pflichtmensur bekannten. 67,7 % verlangten Sanktionen gegen Bünde, die die Satzung des CC in dieser Frage nicht befolgen würden.

Auf dem Pfingstkongress 1971 stimmten danach 82,1 % der stimmberechtigten Bünde für den mit dem WK abgestimmten Antrag des Verfassungsamtes des CC, wonach die Mitgliedschaft eines Bundes des CC auch dadurch enden könne, „daß der Bund aus eigenem Entschluß oder auf Anfrage des Amtes für Ehrenangelegenheiten (AfE) ausdrücklich und schriftlich gegenüber der Präsidierenden oder dem AfE erklärt, er werde eine ihm nach Stück 6 der Satzung obliegende Pflicht nicht mehr erfüllen.“ Unmittelbar nach seinem Abstimmungserfolg löste sich der WK noch auf dem Pfingstkongress wieder auf.[3]

Nach ihrer Abstimmungsniederlage traten 19 Verbindungen aus dem CC aus. 13 dieser Verbindungen gründeten am 6. November 1971 den fakultativschlagenden Marburger Konvent.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Hochspringen nach: 1,0 1,1 1,2 1,3 Kurt Haase: 125 Jahre Landsmannschaft im CC Teutonia zu Würzburg. Würzburg 1990, ISBN 3-88754-020-4, S. 171.
  2. Hochspringen Kurt Haase: 125 Jahre Landsmannschaft im CC Teutonia zu Würzburg. Würzburg 1990, ISBN 3-88754-020-4, S. 172.
  3. Hochspringen Kurt Haase: 125 Jahre Landsmannschaft im CC Teutonia zu Würzburg. Würzburg 1990, ISBN 3-88754-020-4, S. 173.
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