Vitriolwerk

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Ein Vitriolwerk war im Hüttenwesen eine Herstellungsanlage für Eisenvitriol.

Vitriolgewinnung, alte Buchillustration

Rohstoffgewinnung[Bearbeiten]

Der Vitriol kann aus natürlicher Vitriollauge bereitet werden, welches besonders in Kupferbergwerken gefunden wird, indem sie aus Klüften tröpfelt oder an den schwitzenden Wänden herabläuft; diese wird in Rinnen gesammelt, welche entweder in das Gestein gehauen oder aus Holz gemacht sind. Sieht diese Lauge sehr blau aus, so ist es ein Zeichen, daß sie Kupfer enthält, und es wird daher durch eingelegtes Eisen das Zementkupfer niedergeschlagen und geschmolzen. Die schön grüne Lauge enthält nur noch in Schwefelsäure aufgelöstes Eisen und wird daher auf Eisenvitriol verarbeitet. Diese natürliche Vitriollauge deckt aber bei weitem das Bedürfnis nicht, und man muß sie daher künstlich aus Schwefel- oder Eisenkiesen bereiten. Sind diese Kiese sehr schwefelhaltig, so können sie erst in dem Schwefeltreibeofen auf Schwefel bearbeitet werden, und die Rückstände, Schwefelbrände, werden dann zur Vitriolbereitung benutzt.

Damaliges Verfahren[Bearbeiten]

In dieser Absicht werden die Kiese in große 3–4 Fuß hohe Haufen auf einem etwas hochliegenden Platze zusammengeschüttet, wo sie 6 Monate und noch länger liegen bleiben, auch von Zeit zu Zeit umgestochen werden, damit der Schwefel den Sauerstoff aus der Luft anziehe, sich in Schwefelsäure verwandele und das Eisen- oder Kupferoxyd mit sich verbinde, wobei die Kiese sich auflösen, mit einem weißen oder gräulichen Beschlag belegt werden, und auch zerfallen. Sowohl der Regen, als auch das absichtlich auf den Haufen gegossene Wasser, löst den Vitriol auf, sammelt sich in Rinnen, welche unter dem Haufen gemauert sind, und fließt in große hölzerne Kästen, Auslaugekästen, oder in große Butten, Treckbutten. Diese erste oder Rohlauge wird in die Rohlaugsümpfe zum Abklären geleitet, und von hier in eine große bleierne Pfanne, Rohpfanne, Schwefelpfanne, gebracht, wo sie etwas einkocht. Von hier wird die Lauge wie der in einen Kasten, Setzkasten, geleitet, wo sich ein gelbes Eisenoxyd (Schmand) übersetzt, und fließt dann in einen unter dem Setzkasten befindlichen Sumpf. Die auf diese Art gereinigte Lauge kommt nun auf die Gutpfanne, eine bleierne oder eiserne Pfanne, wo sie allmählich, aber stark einkocht. Ist dies gehörig geschehen, so ist die Lauge gar, trägt ein Ei, und ein Tropfen davon, welchen man auf ein kaltes Blech fallen läßt, kristallisiert sogleich. Die gare Lauge leitet man nun wieder in Setzkästen, und wenn sich daselbst das Trübe abgesetzt hat, so läßt man sie in die Wachsfässer fließen, wo der reine Eisenvitriol kristallisiert Um dies zu befördern, werden hölzerne Rechen in den Fässern angebracht. Die auf dem Vitriol stehende Lauge wird wieder in die Gutpfanne gebracht und eingekocht, wonach sie wieder Vitriol gibt. Die Lauge, welche keine Kristalle mehr gibt heißt Mutterlauge, kann bisweilen mit Pottasche auf Alaun bearbeitet werden oder wird auf die Kieshaufen geschüttet. Bei einem andern Verfahren werden die in einen Haufen gebrachten Schwefelkiese geröstet, indem man sie anzündet und dann so heiß als möglich in die Ablaugekästen bringt, wo sie mit Wasser überschüttet und aufgelaugt werden.

Lagerung[Bearbeiten]

Der aus den Wachsfässern genommene Vitriol wird getrocknet und so aufbewahrt, daß er so viel als möglich gegen den Zutritt der Luft gesichert ist. Seine Güte und Farbe hängt von seiner Reinheit ab. Das Trübe, was sich in den Treckbutten sammelt, wird zum Abklären auf andere Butten (die Schlemmbutten) gebracht. Die klare Lauge wird dann abgegossen, der Rückstand ausgewaschen und durch Körbe geworfen; sowohl das, was durchfällt, Vitriolklein, als auch das, was in den Körben bleibt, Kernklein, wird entweder beim Rösten der Kiese wieder dazu genommen oder beim Schmelzen der Erze als Zuschlag benutzt. Der Eisenocher, welcher sich in den Setzkästen sammelt, wird entweder zu roter Erde calciniert oder beim Eisenschmelzen mit verbraucht.

Die Arbeiten bei einem Vitriolwerke leitete damals ein Vitriolmeister, welcher die sogenannten Vitriolknechte unter sich hatte.

Der Kupfervitriol kann auf ganz gleiche Weise bereitet, die dazu verbrauchten Schwefelkiese müssen kupferhaltig sein, und werden in der Regel geröstet und in den Auslaugekästen ausgelaugt. Doch gewöhnlich wird die aus solchen Kiesen gewonnene Lauge auf Zementkupfer und der Rückstand auf Eisenvitriol bearbeitet.

Quellen[Bearbeiten]

Krünitz Oekonomische Encyklopädie 1773-1858.png Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus dem Werk Oeconomische Encyclopädie von 1858 (Einstiegsseite). Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, daß er, mit Quellen belegt, den aktuellen Wissensstand widerspiegelt, heutigen sprachlichen Ausdruck genügt und dem Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts entspricht.
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