Thüringische Sommerakademie
Die Thüringische Sommerakademie ist ein seit 1992 jährlich in Böhlen in Thüringen stattfindendes Bildungsangebot und zugleich Veranstaltungsort für Musik, Bildende Kunst, Literatur und Theater.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten]
Im September 1991 wurde in Böhlen, einem im Thüringer Wald gelegenen Dorf, von dem Maler Reinhard Stangl und dem Musiker Christoph Goelitz die Thüringische Sommerakademie e.V. gegründet, um die Idee einer jährlich stattfindenden Sommerakademie für Bildende Kunst zu realisieren. Als erste ihrer Art in den „neuen Bundesländern“ startete sie im Sommer 1992 mit maßgeblicher Unterstützung des Landes Thüringen, im weiteren Verlauf kamen weitere Förderer wie zum Beispiel die Stiftung Kulturfonds und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie zahlreiche private Spender hinzu. Verbunden mit der Idee war das Konzept der Wiederbelebung einer Industriebrache, eine seit der Wiedervereinigung leerstehende Fabrik als Veranstaltungsort des Akademieprogramms zu nutzen und auszubauen. Das Projekt wurde 1993 um einen Internationalen Kammermusikkurs erweitert, der sich dank weltweit renommierter Solisten und Ensembles als Dozenten im Rahmen der Internationalen Kammermusikwochen der Akademie erfolgreich in der Musikszene etabliert hat. 1997 wurde die Thüringische Sommerakademie für ihr außergewöhnliches Programm und ihr herausragendes Engagement im ländlichen Raum mit dem Thüringer Kulturpreis ausgezeichnet. Seit 1994 hat der Mitbegründer Christoph Goelitz die künstlerische Gesamtleitung der Akademie inne.
Kurse und Veranstaltungen[Bearbeiten]
Ein Schwerpunkt des Kursprogramms in den Sommermonaten ist die Bildende Kunst mit Malerei und Zeichnung, Bildhauerei, Objektkunst, Druckgrafik, Fotografie und anderem mehr. Bei den Musikkursen reicht das Spektrum von Alter Musik, Klassik und Zeitgenössischer Musik bis hin zu Jazz und Improvisation. Workshops in den Bereichen Literatur, Darstellender Kunst und Körperarbeit erweitern das Programm. Ergänzend dazu bietet die Akademie während der Sommermonate jungen Künstler/innen einen freien Atelier- bzw. Arbeitsaufenthalt ohne Dozenten, doch mit der Gelegenheit des intensiven Austausches sowohl untereinander als auch mit erfahrenen Künstlern aus verschiedenen Gattungen.
Das öffentliche Programm der Thüringischen Sommerakademie in Böhlen bietet jedes Jahr im Sommer ein vielfältiges Ausstellungs-, Kleinkunst-, Literatur-, Film- und Musikprogramm. Hierbei kommt es auch zu Begegnungen zwischen den verschiedenen Künsten und zwischen aktiv und passiv Beteiligten, so etwa bei öffentlichen Proben, Ausstellungen, Performances und offenen Ateliers oder Kunst-Aktionen. Besondere Projekte mit einer langen Tradition wie der Kammermusikwoche erreichen ein überregionales und internationales Publikum.
Künstler/innen[Bearbeiten]
Für das Rahmenprogramm der öffentlichen Veranstaltungen wie auch als Dozenten für die Kurse werden durchweg erfahrene und professionelle Künstler verpflichtet. Seit 1992 waren dies neben zahlreichen anderen: Petra Albrecht, Gert Anklam, Joe Allen, Kinan Azmeh, Dorit Bearach, Dieter Beckert, Tanja Becker-Bender, Birgit Bellmann, Andreas Bindl, Kolja Blacher, Thomas Blomenkamp, Theo Brandmüller, Eduard Brunner, Claudia Buder, Martin Colden, Diogenes Quartett, Michael Dohle, Lydia Dubrovskaya, Dietz Eilbacher, Ensemble für Intuitive Musik, Mikael Eriksson, Liza Ferschtman, Manuel Fischer-Dieskau, Peter Fulda, Malcolm Goldstein, Nora Gomringer, Matthias Göritz, Hans-Hendrik Grimmling, Ilan Gronich, Andreas Grunert, Krzystof Grzybowski, Sabine Grzimek, Frank Gutschmidt, Frans Helmerson, Henschel-Quartett, Jörg Herold, Peter Herrmann, Sabine Herrmann, Reiner Hess, Ute Heuer, Katja Hoffmann Wildner, Márton Illés, Christine Jackob-Marks, Xenia Jankovic, Klangwerkstatt Weimar, Julian Klein, Uwe Kolbe, Andreas Kramer, Stephan Krawczyk, Nadja Küchenmeister, Judith Kuckart, Hande Küden, Thomas Kunst, Steve Lacy, Katja Lange-Müller, Leipziger Streichquartett, Carin Levine, Helmut Lipsky, Vassily Lobanov, Gerd Mackensen, Krystof Maratka, Alan Marks, Mihaela Martin, Lukas Maschke, Christina Meißner, Egon Mihajlovic, Minguet Quartett, Reinhard Minkewitz, Tatevik Mokatsian, Tobias Morgenstern und l’art de passage, Heime Müller, Nuré, Boglárka Pecze, Stephan Picard, Dietmut Poppen, Natalia Prishepenko, Tobias Rank, Peter Repp, Gerhard Rießbeck, Hartmut Rohde, Thomas Rosenlöcher, Bärbel Rothhaar, Michael Sanderling, Ulrike Almut Sandig, Hans Scheib, Olga Scheps, Silke Scheuermann, Annette Schröter, Jeremias Schwarzer, Marianna Shirinyan, Martina Siebert, Günter Baby Sommer, Reinhard Stangl, Henry Stöcker, Henrieke Strecker, Katia Tchemberdji, Markus Tepe, Nora Thiele, Jobst Tilmann, Otto Sander Tischbein, Harald Toppel, Jochen Twelker, Urna, Jochen Vetter, Vogler Quartett, Bernd Wagner, Antje Weithaas, Marion Wenzel, Karla Woisnitza, Iris Wolff, Sati Zech, Falk Zenker, Pomona Zipser, Denes Zsigmondy.
Publikationen[Bearbeiten]
- Thüringische Sommerakademie 1991–2001. Thüringische Sommerakademie, 2001 (Publikation zum 10jährigen Jubiläum).
- Abschlusskonzerte des Internationalen Kammermusikkurses 2000. Thüringische Sommerakademie, 2001 (Doppel-CD zum Jubiläum, Live-Mitschnitt).
- Himmlisches Fressen – Kochen, Backen und Essen in Böhlen. Thüringische Sommerakademie, 2012, ISBN 978-3-00-047246-6 (Publikation zum 20jährigen Jubiläum 2012).
- Abschlusskonzerte der Internationalen Kammermusikwochen 2010/2011. Thüringische Sommerakademie, 2012 (Doppel-CD zum Jubiläum, Live-Mitschnitt).
- nasses gras – das böhlen buch. Texte aus der Schreibwerkstatt mit Matthias Göritz, Illustrationen von Jana Gunstheimer. Thüringische Sommerakademie, 2012, ISBN 978-3-00-040557-0.
Literatur und Presse (Auswahl)[Bearbeiten]
- Thomas Klämt: „Kampf auf allen Ebenen gegen Niedergang des ländlichen Raums“, in: Freies Wort, 20. Mai 2017
- Thomas Klämt: „Gesünderes Landleben: Böhlens Sommerakademie als ein Baustein“, in: Freies Wort, 15. April 2017
- Susann Winkel: „Gelassenheit und Linsensuppe“, in: Freies Wort (Feuilleton), 27. August 2016
- Karl-Heinz Veit: „Zwischen Grass, Grimm und Klanggewitter“, in: Freies Wort, 2. August 2016
- Andrea Diener: „Im Fluss Gold und Forellen, ansonsten eher arm“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. November 2014.
- Karl-Heinz Veit: „Die 'Blaumeier' aus Bremen malen in Böhlen den Traum vom Fliegen“, in: Thüringer Allgemeine, 15. Juli 2014
- „Soziokulturell und Weltklasse“ (Thomas Putz und Alexander Platz im Gespräch mit Gründer und künstlerischem Leiter Christoph Goelitz), in: hEFt für Literatur, Stadt und Alltag, Bd. 37, Juli 2014
- Karl-Heinz Veit: „'Böhlen ist der beste Platz der Welt'“, in: Thüringer Allgemeine, 29. August 2012