Stress Press International
Stress Press International (abgekürzt: SPI, ausgesprochen: Schpi) ist eine Vierteljahres-Zeitschrift zum Thema Motorradfahren.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Selbstverständnis[Bearbeiten]
Mit einer verkauften Auflage von 500 Exemplaren (im 3. Quartal 2022 nach Auskunft des ehrenamtlichen Adressverwalters) und dem fünfundvierzigjährigen Jubiläum im Jahr 2021 ist SPI die älteste und derzeit einzige Untergrund-Motorradzeitschrift Deutschlands.
Von Anfang an bestand Unabhängigkeit von Verlagen, Planung, Gewinnorientierung und zunächst auch Vierfarbdruck. Stattdessen zeichnet sich die DIN-A-5-Zeitschrift durch Kompetenz im Inhalt und Dilettantismus in der Form aus. SPI gibt es nur im Abonnement; Werbung findet fast ausschließlich durch Mundpropaganda statt. Inzwischen erscheint die Zeitschrift im Vierfarbdruck und modernisierter Form.
Verschiedene bekannte Persönlichkeiten der Motorradszene und -presse kommen aus Stress-Press-Kreisen oder sind bzw. waren dort aktiv, z.B. Ernst Leverkus ("Klacks"). Es wird vermutet, dass alle Chefredakteure der großen Motorradzeitschriften SPI heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke lesen. SPI-Leser ("Stresser") betrachten sich daher augenzwinkernd als Elite der Motorradfahrer und sind selbst erstaunt, dass ihre Zeitschrift und die Idee ("Auf allen Straßen der Welt") ohne formale Organisation bis heute überlebt hat.
Das Alleinstellungsmerkmal von Stress Press International ist, dass die Publikation ausschließlich aus Leserzuschriften besteht. Die Leser sind die Schreiber - die Schreiber sind die Leser (und viermal pro Jahr auch die Redakteure). In SPI werden alle Zuschriften veröffentlicht, sofern sie mit dem Motorradfahren zu tun haben. Es wird nichts zensiert, lediglich Rechtschreib- und Grammatikfehler werden korrigiert. Allerdings hat sich der Autor unter Umständen mit der heftigen Kritik der Mit-Leser/-Schreiber auseinanderzusetzen.
Geschichte[Bearbeiten]
Es begann im Jahr 1975 im schwedischen Anderstorp. Eine Gruppe deutscher Motorradfahrer wollte ins Fahrerlager des Grand-Prix-Laufs. Doch das ging nur mit Presseausweis. Etwas frustriert trafen sie abends beim Bier in einer Kneipe den englischen Motorradjournalisten Chris Carter. Nachdem er sich ihre Geschichte angehört hatte, zog er ein paar Blanko-Presseausweise aus der Tasche und schenkte sie den Motorradfreunden aus Deutschland.
Allerdings musste auf der "Press Card" noch vor dem "Press" ein Name eingetragen werden. Stress hatten die Fans den ganzen Tag beim Versuch, in das Fahrerlager zu kommen. So war klar: "Stress Press" wird der Name. Das "International" dahinter verlieh zusätzliche Wichtigkeit.
Wieder zurück in Deutschland, bastelten die Jungs mit Freunden die erste Zeitschrift mit dem Namen "Stress Press International" zusammen. Niemand hätte damals gedacht, dass dem Insider-Blättchen eine Zukunft beschert wäre. Doch Ausgabe auf Ausgabe folgte und fand Freunde und Leser in allen deutschsprachigen und anderen Ländern.
Motorradtreffen[Bearbeiten]
Die Stress-Press-International-Leserschaft veranstaltet zwei Motorradtreffen pro Jahr: das SPIWT (Stress-Press-International-Wintertreffen) Mitte März und das SPILT (Stress-Press-International-Lesertreffen) über den 3. Oktober. Sie finden, wenn möglich, immer an unterschiedlichen Orten statt, um den Besuchern das Kennenlernen verschiedener Gegenden von Deutschland zu ermöglichen. Treffenplätze im Ausland wurden öfters angedacht, sind bis zum Sommer 2022 aber immer an mangelnder Organisation gescheitert. In 2022 fand ein erstes Auslandstreffen auf einem Campngplatz in Schweden statt, organisiert von dort ansässigem Leser. Eine Wiederholung in 2023 ist geplant.
Die Stress-Press-Treffen sind begrenzt öffentlich, die Termine werden rechtzeitig auf der Homepage bekanntgegeben. Je nach Örtlichkeit kann die Ausstattung zwischen Selbstversorgertreffen auf einer Wiese mit Plumpsklo oder Gourmetverpflegung mit angeschlossenem Hotel variieren. So hatte etwa 2006 in Hoopte bei Hamburg ein Fischräucherer seinen Ofen für die gesamte Dauer des SPILT auf dem Treffenplatz postiert.
Hinzu kommt das jährliche Treffen am ersten vollständigen Septemberwochenende unterhalb des Col du Galibier (Stresser-Jargon: "Galli") in Hochsavoyen (45.104756.424333 N 45° 6.285' E 6° 25.460'). Hier wird in ca. 2000 m Höhe am Zusammenfluss zweier Gebirgsbäche gezeltet, es gilt Selbstversorgung. Wer kommt, sollte Brennholz mitbringen. Inzwischen wurde das Treffen aus Gründen des Umweltschutzes auf einen dortigen Campingplatz verlegt.
Stress-Press-Stammtische[Bearbeiten]
Stress-Press-Leser und solche, die es werden wollen, treffen sich in ganz Deutschland regelmäßig zu Stress-Press-Stammtischen, z. B. in Berlin, Hannover, Osnabrück, Pohlheim oder auch ganz im Süden in Jestetten an der Schweizer Grenze.
Unterorganisationen[Bearbeiten]
- Der SPAD ("Stress-Press-Abschirmdienst") ist die Untergrundorganisation der Untergrund-Zeitschrift. Er verbreitet Gerüchte, kommentiert heimlich aufgenommene Fotos, deckt augenzwinkernd geheime Machenschaften im In- und Ausland auf und vieles mehr.
- Das SPITT ("Stress-Press-Touring-Team") ist die Gemeinschaft aller Leser/Schreiber/Redakteure und -innen.
- ARGE BKP: die "Arbeitsgemeinschaft zur Verbreitung des Brechreizes, des Knoblauchs und der Propeller in Europa und den Anrainerstaaten" ist die Kochgruppe der Stress-Press-Leser. Sie wurde initiiert von Alt-Stresser "Propeller Bernhard" und zeichnet sich durch exzessive Verwendung von Knoblauch in der Campingküche aus. Sehr beliebt ist auch "Flambi-Pfirsich". Seitdem ein Biobauer zur Leserschaft gehört, ist es üblich, auf den Treffen mit allen zur Verfügung stehenden Campingkochern gemeinsam aus dem mitgebrachten Biogemüse Eintopf zu kochen.
- IG Gewaltschrauber: In dieser Rubrik wird dargelegt, wie man mit einfachen und zwangsläufig oft unkonventionellen Mitteln unterwegs oder in der heimischen Garage technische Probleme am Motorrad beheben kann.
- IG Wasserbüffel: Die Seite für den Suzuki GT750-Fahrer war bis in die späten Achtziger Jahre fester Bestandteil jedes SPI-Heftes.
Merchandising[Bearbeiten]
Da die Leser von Stress Press International der Verbundenheit mit ihrer Zeitschrift Ausdruck verleihen wollen, gibt es seit vielen Jahren Kleidung, Mützen, Aufkleber, Anstecker und vieles mehr zum Selbstkostenpreis auf den Treffen zu erwerben. Die seit 2013 verkaufte Textilserie umfasst schwarze Fleecewesten mit aufgesticktem SPI-Logo.
Literatur[Bearbeiten]
- Rad ab! Geschichten auf zwei und drei Rädern, hrsg. von Hans Hohmann. Roigheim: Götz Verlag, 1989. Eine Sammlung von Motorradgeschichten aus der Zeitschrift Stress Press International. Keine ISBN.
- Rache für 1866: Motorrad-Märchen, die xammelten Gschichtn von Robert Mederer aus der Zeitschrift Stress Press International. Roigheim: Götz Verlag, 2006. - ISBN-13: 978-3980224246