Stop-Fishing

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Stop-Fishing oder deutsch, Stopp-Fischen, ist ein Begriff aus der Börsensprache, insbesondere dem Derivatehandel. Es handelt sich dabei um eine Trading-Taktik - je nach Blickwinkel manipulativer Art -, die darin besteht, die Sicherungs-Stopps kleinerer Händler zur Auslöse zu bringen, mit dem Ziel, den eigenen Handelsgewinn zu maximieren.

Trader setzen normalerweise für ihre Positionen sogenannte Stop-Loss-Orders oder Sicherungs-Stopps, d.h., wenn die Kurse in die für sie ungünstige Richtung laufen und der Buchverlust zu groß wird, dann wird ihre Position automatisch verkauft, um größeren Schaden zu vermeiden. Diese Stopp-Orders, die im Handelsbuch des "Market Makers" zu sehen sind, werden normalerweise in unmittelbarer Nähe von charttechnisch relevanten Marken platziert (also zum Beispiel in der Nähe von Trendlinien oder an Stellen, wo eine charttechnische Formation zur Vollendung kommt); erfahrene Händler haben aber auch ohne Blick ins Orderbuch eine ziemlich genaue Vorstellung, wo diese Stopps liegen. Ein größerer Marktteilnehmer, der finanziell mit der nötigen "Feuerkraft" ausgestattet ist, kann dies zu seinem Vorteil ausnutzen.

Beispiel[Bearbeiten]

In einem Aufwärtstrend wird die Mehrzahl der Marktteilnehmer "long" sein (auf steigende Kurse wetten). Die Größe kurzer Rückschläge im Rahmen der normalen Kursschwankungsbreite ist i.a. einigermaßen abschätzbar (z.B. mit Fibonacci-Retracements). Wenn ein großer Marktteilnehmer nun durch Verkäufe die Kurse ganz kurzfristig unter die entsprechenden Stopp-Marken bringt, werden die Klein-Händler über ihre Stopp-Orders ausgestoppt, was zur Folge hat, dass die Kurse noch ein Stück weiter sinken. Der "Große" greift nun bei den gesunkenen Kursen selbst zu und kauft auf, was die Kurse wieder zum Steigen bringt. Die "Kleinen" merken nun, dass es sich beim Reißen der Stopp-Marken um einen sogenannten "Fehlausbruch" nach unten handelte, und viele werden wieder "long" einsteigen. Dies bringt die Position des "Großen" stark in den Gewinn. Stop-Fishing ist eigentlich unethisch und gilt offiziell an der Börse als verpönt. Trotzdem weiß jeder erfahrene Händler, dass dies gar nicht so selten vorkommt. Man kann sich teilweise - wenn auch nicht gänzlich- dagegen schützen, indem man seine Stopps nicht automatisch an einem bestimmten Punkt setzt, sondern abwartet, ob der "Ausbruch" nachhaltig (z.B. länger als einige Sekunden oder Minuten) anhält und prüft, welche Volumina involviert sind.

Quellen[Bearbeiten]

  • Stop Hunting im FOREX Glossar
  • Die Tricks der Broker, handelsblatt.com, 6. September 2012
  • www.kiss-trading.de. "Schützen Sie Ihre Forex-Gewinne", tag "stop fishing".
  • Stefan Ochsenkühn: Entwicklung deterministischer Handelssysteme. Diplomarbeit Fachhochschule Ingolstadt 2001, Seite 50.
  • Christina Geißler: Strukturen betrugsnaher Tatbestände. Dissertation Uni. Jena 2010, S. 231.
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