Société Commerciale Antoine Vloeberghs

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Die Société Commerciale Antoine Vloeberghs war eine kleine belgische Reederei. Sie war ein Tochterunternehmen des Brennstoffgroßhändlers „Vloeberghs“ und bestand lediglich von 1947 bis 1957.

Vorspiel[Bearbeiten]

Vloeberghs, die im Hafen von Antwerpen am Leopold Dock und Hansa Dock ein Gelände zum Lagern, Waschen und Mahlen von Kohle hatten, kauften am 8. Mai 1940 das 1939 gebaute niederländische Küstenmotorschiff Johan (434 BRT). Dieser erste Schritt ins Reedereigewerbe war allerdings von sehr kurzer Dauer. Als Belgien am 10. Mai 1940 von der Wehrmacht überfallen wurde, gelang es der Johan zwar, nach England zu entkommen, aber sie wurde auf Druck der britischen Regierung am 17. Februar 1941 mit dem Recht auf Rückkauf an einen Reeder aus Gibraltar verkauft, der sie unter dem Namen Trinidad in Panama registrierte. Am 5. September 1941 wurde die Trinidad mit einer Ladung Portwein und Kork auf der Fahrt von Lissabon nach Dublin von dem deutschen U-Boot U 95 durch Geschützfeuer versenkt.[1]

Die Reederei[Bearbeiten]

Erst 1947 erfolgte ein neuer Versuch Vloeberghs, in der Schifffahrt unternehmerisch tätig zu werden. Dazu wurde am 24. März 1947 die „Armement Antoine Vloeberghs S/A“ gegründet, die vier Jahre später zur „Société Commerciale Antoine Vloeberghs“ umfirmiert wurde. Zweck des Unternehmens war ursprünglich der Seetransport von Kohle auf konzerneigenen Schiffen, um ohne Abhängigkeit von Dritten und den im Schiffschartermarkt der Nachkriegsjahre herrschenden hohen Frachtraten operieren und kalkulieren zu können.

Die Reederei besaß im Lauf ihrer Geschichte insgesamt lediglich sechs Schiffe, von denen einige sogar nur sehr kurzzeitig in ihrem Besitz waren. Die Namen von fünf der Schiffe, die alle gebraucht gekauft wurden, endeten auf Marie: Irene-Marie, Jacques-Marie und dreimal Jean-Marie. Einzige Ausnahme war die im Mai 1948 von der Argo Reederei gekaufte Reiher, weil sie bereits kurz nach dem Kauf schon wieder weiterveräußert wurde.

Die erste Jean-Marie war ein 1922 bei Schichau in Elbing für die Flensburger Dampfschiffahrt Gesellschaft von 1869 gebautes Küstenfrachtschiff von 964 BRT namens Tertia. Sie fuhr in der Folge unter wechselnden Namen für die Dampfschiffs-Rhederei Horn, den Norddeutschen Lloyd und die Argo Reederei und wurde bei Kriegsende 1945 alliierte Kriegsbeute. Sie wurde im Mai 1947 an Belgien und zur Bereederung an Vloeberghs übergeben. Vloeberghs kaufte das Schiff im Dezember 1950, aber es sank bereits ein Jahr später, am 12. Dezember 1951, südlich von Stockholm auf einer Fahrt mit Holz von Kotka (Finnland) nach Ostende, als seine Ladung verrutschte. Die 20-köpfige Besatzung wurde gerettet.[2]

Die Irene-Marie war ein 1936 auf der Neptunwerft in Rostock als Najade vom Stapel gelaufenes Kombischiff von 1246 BRT, das im Zweiten Weltkrieg von der Kriegsmarine als Netzleger benutzt worden war. Es diente nach Kriegsende bis Ende 1947 beim Deutschen Minenräumdiensts in dänischen Gewässern[3] und wurde dann als Reparationszahlung Belgien zugesprochen. Es wurde am 11. Mai 1948 in Kiel an Belgien ausgeliefert und dann der Société Commerciale Antoine Vloeberghs zur Bereederung zugewiesen. Diese stellte das Schiff nach dem Rückbau zum Frachtschiff am 30. Oktober 1948 unter dem neuen Namen Irene-Marie in Dienst, kaufte es 1952 und verkaufte es im Juni 1956 nach Deutschland, wo es als Erzfrachter Rimberg zum Einsatz kam. Es folgte ein Weiterkauf nach Griechenland im September 1960 und schließlich der Untergang als Sofia T am 19. Dezember 1961 nach Grundberührung mit einem Unterwasserfelsen bei der Insel Marmara im Marmarameer.

Die zweite Jean-Marie war der 1954 gekaufte Tanker Milford, ex Athelduchess, der 1943 auf den „Smalls“-Klippen im St. George’s Channel zwischen Wales und Irland in zwei Teile gebrochen war und dabei sein Vorschiff verloren hatte und erst im Dezember 1947 wieder ein neues Vorschiff erhalten hatte. Das Schiff wurde in Jean-Marie umbenannt und als stationäres Öltanklager in Antwerpen benutzt. Bereits 1956 wurde das Schiff dann nach Liberia weiterverkauft.[4]

Das letzte Schiff der Gesellschaft war die dritte Jean-Marie. Der 1939 von William Hamilton & Co. in Port Glasgow gebaute Frachter Saint Bernard (5183 BRT) wurde im Sommer 1956 von der Saint Line Ltd. in London,[5] einer Tochter der Mitchell Cotts & Co. aus London, für £ 450,000 erworben und prompt in Jean-Marie umbenannt; die bisherige Jean-Marie, ein Tankschiff, war kurz zuvor verkauft worden. Da die Irene-Marie und die Jacques-Marie ebenfalls noch 1956 verkauft wurden, war die dritte Jean-Marie dann das einzige, und wie es sich herausstellte, letzte Schiff der S.C. Antoine Vloeberghs. Das Schiff wurde im niederländischen Rotterdam übernommen und lief am 27. Juni 1956 von dort zu seiner ersten Fahrt unter belgischer Flagge aus. Ziel waren die Hampton Roads in Virginia. Bis Mai 1957 waren die Hampton Roads und insbesondere Newport News regelmäßiges Ziel der Jean-Marie, um Kohle von dort nach Zelzate am Zeekanal Gent–Terneuzen in Belgien zu bringen. Antwerpen, der Heimathafen, wurde in dieser Zeit nur selten angelaufen. Ab Mitte 1957 änderten sich dann die Ladungen und Reiseziele der Jean-Marie, die nun auch andere Massengüter wie Zement oder marokkanischen Phosphat beförderte. Ihre letzte Reise endete am 11. Oktober 1957 in Antwerpen mit einer Ladung Phosphat aus Casablanca. Sie wurde aufgelegt und bald darauf zum Kohlenhulk in Antwerpen umfunktioniert. Damit endete das Engagement von Vloeberghs in der Seeschifffahrt.

Die Jean-Marie wurde 1962 nach Griechenland verkauft – wie schon die Irene-Marie 1960 – und in Aristos umbenannt; sie sank in der Nacht vom 27. zum 28. August 1967 nach einer Kollision im Nebel mit dem norwegischen Bulkcarrier Linde (1965; 13,883 BRT) im Ärmelkanal etwa 15 Seemeilen südwestlich von Beachy Head.[6]

Fußnoten[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

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